Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 927
Großheubach am Main (Unterfranken)

Großheubach am Main: Pfarrkirche

Die katholische Pfarrkirche von Großheubach wurde in ihrer heutigen Form erst 1896-1899 errichtet. Der Vorgängerbau war eine Wehrkirche von 1609. Beim Ausbau im 19. Jh. wurden ältere Steine verwendet, deutlich sieht man, das der trapezförmige Schlußstein mit der Jahreszahl 1609 und dem schönen Renaissance-Steinmetzzeichen später mit den bogenförmigen Profilsteinen ergänzt wurde. Auch darf man nicht davon ausgehen, daß die Datierung zum Wappen selbst paßt, das einen Stein für sich bildet..

Johannes Schweikhard von Cronberg, 1604-1626 Erzbischof von Mainz und Kurfürst, hat einen aus dem Mainzer Rad und dem Cronberger Kronenstamm-Stammwappen gevierten Schild. Dabei benutzt er meist ein Mainzer Rad mit 8 Speichen, obwohl das Mainzer Rad eigentlich - und in neuerer Zeit wieder - sechs Speichen hat. Geviert, Feld 1 und 4: in Rot ein silbernes, achtspeichiges Rad (Erzstift Mainz), Feld 2 und 3: erneut geviert, Feld a: in Rot eine goldene Krone, Feld b und c: in Silber vier (2:2) blaue Eisenhütlein, Feld d: ledig und rot.

3 Helme bilden das Oberwappen: Helm 1 (Mitte): auf einem roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful, Bischofswürde, Helm 2 (heraldisch rechts): auf einem roten, hermelingestulpten Hut (Kurhut) ein aufrecht stehendes, silbernes, achtspeichiges Rad, Bistum Mainz, Helmdecken rot-silbern, Helm 3 (heraldisch links): auf gekröntem Helm ein schwarzer Federbusch, auch als eine schwarze Zirbelnuß interpretiert, Helmdecken rot-silbern, Stammkleinod der von Cronberg, Kronen-Stamm. Hinter dem Schild schräggekreuzt Schwert und Bischofsstab, senkrecht hinter der Inful ein Kreuz.

Johann Schweikhard von Cronberg - Werdegang eines Kurfürsten
Geb. 15. Juli 1553 Sohn von Hartmut von Cronberg, Kurmainzer Marschall, Großhofmeister und Oberamtmann zu Höchst und Hofheim
1564 Domvikar
1566 Stiftsherr von St. Alban in Mainz
Ausbildung am Collegium Germanicum zu Rom
1576 – 1589 Probst des Stiftes St. Peter
1582 Domkapitular und Dechant
1588 war er Probst von St. Alban in Mainz
1599 Probst des Marienstiftes, Kämmerer des weltlichen Gerichtes des Erzstiftes Mainz
17. Februar 1604 Wahl zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz, damit Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
1605 Belehnung mit dem Erzstift Mainz
zwar gemäßigter und um Ausgleich bemühter, aber konsequenter Anhänger der Gegenreformation, Rekatholisierung, Förderung der Jesuiten und der Kapuziner. Erbarmungsloser Hexen-Verfolger.
Gest. 17. September 1626, letzte Grabplatte im Westchor des Mainzer Domes.

An der Nordwestecke der Kirche ist ein Eckstein mit einem schräggestürzten Wappenschild in sekundärer Verwendung eingemauert, Zuordnung steht noch aus. Es handelt sich bei dem im Zuge der Kirchenerweiterung 1896-1899 falschherum eingemauerten Stein um den Schild der Faulhaber von Wächtersbach, welche in Person des Dietrich Faulhaber am 27.11.1390 von Kurfürst Rupprecht II. von der Pfalz mit dem Kirchenpatronat über die Pfarrei Großheubach belehnt wurden. Sie folgten in dieser Funktion den von Steckelnberg nach. Die Faulhaber von Wächtersbach starben im 17. Jh. aus, danach ging das Kirchenpatronat 1623 an Johann Rüd von Collenberg und Volmar von Aulenbach über. Das im Aschaffenburger Wappenbuch beschriebene Wappen der Faulhaber von Wächtersbach zeigt gemäß der dortigen Beschreibung in Silber einen roten Balken (eine rote Leiste), aus dem nach unten fünf rote Lindenblätter (hier nicht aufgelöst) wachsen, oben fünf rote Spitzen. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender rotgekleideter Mannesrumpf mit roter, silbern aufgeschlagener Mütze zwischen zwei silbernen Büffelhörnern. Ein ähnlicher Wappenschild findet sich am Pfarrhof.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
M. Müller-Hillebrand: Cronberg, Geschichte eines Rittergeschlechtes und seiner Burg, Verlag Waldemar Kramer Frankfurt 1950, 3. Auflage 1984, ISBN 3-7829-0084-7
Jutta und Wolfgang Ronner: Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1980, ISBN 3-9800322-0-5
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3

Wolfgang Ronner, Kronberger Geschichtsblätter, hrsg. v. Verein für Geschichte und Heimatkunde Kronberg e.V., Heft 11: Über die Familie von Kronberg in Krieg und Frieden, 2002
Ein herzliches Dankeschön an Frau
Ehrentraud Bohnengel für wertvolle Hinweise
Norbert Schmitt: Die Seelsorger der Pfarrei Großheubach, in: 90 Jahre Kirchenerweiterung "St. Peter in cathedra" Großheubach, hrsg. von der katholischen Kirchengemeinde Großheubach, 1989, S. 19-37
Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983
ein herzliches Dankeschön an Herrn Matthias Klotz für wertvolle Hinweise

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