Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 869
Ellwangen - Fürstpröpste und Württemberg

Ellwangen: Landgericht (Stiftsrathaus)

Das Stiftsrathaus
Gegenüber der Basilika St. Vitus befindet sich in Ellwangen ein stattlicher barocker Bau, in dem heute das Landgericht untergebracht ist (Marktplatz 7). Als solches wurde es nicht gebaut, sondern als Stiftsrathaus, vom damaligen Stadt- und Landbaumeister Arnold Friedrich Prahl erbaut unter Mitwirkung des fränkischen Barockbaumeisters Balthasar Neumann. Am 20.8.1748 war Grundsteinlegung unter der Regierung von Fürstpropst Franz Georg von Schönborn, Kurfürst und Erzbischof von Trier und Fürstbischof von Worms. Der Vorgängerbau an dieser Stelle war das 1521 erbaute Rathaus, das 1746 abgerissen worden war. Der Rohbau stand bereits im Oktober des Jahres 1748. In den folgenden beiden Jahren wurden die Arbeiten im Inneren und die Details ausgeführt, u. a. von Giuseppe Albuzzio (Stuckarbeiten) und Joseph Buchberger (schmiedeeiserne Balkongitter).

Württemberger Zeit
Doch nach Fertigstellung währte es nur ein halbes Jahrhundert, bis das Stift 1802 säkularisiert und das Territorium Württenberg zugeschlagen wurde. 1803 wurde hier ein Oberamt eingerichtet, denn am 1.1.1803 war Ellwangen Haupstadt des Staates Neuwürttemberg geworden, und die Oberlandesbehörde war oberste Justizbehörde. Das über dem Eingang angebrachte Wappen ist das des Kurfürstentums Württemberg aus der Zeit von 1803-1806. 1806 wurde Ellwangen Teil des Königreiches Württemberg, und das Wappen wurde wieder geändert. Seit dem Jahr 1854 ist in diesem Gebäude der 1819 anläßlich der Neuordnung des Justizwesens durch König Wilhelm I eingeführte Kreisgerichtshof des Jagstkreises untergebracht. Später, als das Landgericht nach Ellwangen kam, wurden auch die gegenüberliegenden Gebäude des Jesuitenkollegs als Gerichtsgebäude genutzt (ab 1966). Im Stiftsrathaus sind heute Verwaltung und Zivilkammern des Landgerichts untergebracht.

Wappen des Kurfürstentums Württemberg:
Nach der Erhebung Württembergs zum Kurfürstentum wurde 1803 das Wappen weiter vermehrt.

In der Form bleibt das Wappen nur bis 1806 in Benutzung - soviel Aufwand für nur drei Jahre Freude daran!

Detail des Wappens des Kurfürstentums Württemberg. Die Entwicklung des Württemberger Wappens ist als Monographie hier: Die Entwicklung des Württemberger Wappens.

Abb.: Detail, die beiden Orden

Orden
Um den Wappenschild sind zwei Ordensbänder geschlungen, das des Militär-Verdienstordens und das des Jagdordens, noch in ihrer alten Form:

Der Militär-Verdienstordens wurde 1759 von Herzog Carl Eugen von Württemberg 1759 gestiftet und 1799 von Friedrich von Württemberg erneuert. Ursprünglich war er eine Auszeichnung für herausragende Leistungen im Siebenjährigen Krieg. Später wurde er für militärische Tapferkeit und für 25jährige Dienstzeit verliehen. Er bestand aus einem achtspitzigen Kreuz, weiß und golden bordiert, mit Kugelenden und vier Bündeln goldener Strahlen in den Kreuzwinkeln. In der Mitte ist ein blaues Medaillon mit einem gekrönten Initialenzug FR. Das Odensband ist ein Stoffband, gold und beiderseits schwarz bordiert. Später wurde der Orden an blauem Bande getragen.

Der auffälligere Orden ist der untere, der Jagdorden bzw. St.-Hubertus-Jagdorden (nicht zu verwechseln mit anderen Hubertus-Orden, etwa dem der Herzöge von Jülich-Berg): Er wurde 1702 von Herzog Eberhard-Ludwig von Württemberg als Jagdorden gestiftet und zeigt ein achtspitziges rotes Kreuz, golden bordiert. In den großen Winkeln des Kreuzes befinden sich goldene Adler, in den kleinen Winkeln vier goldene Jagdhörner. Das grüne Medaillon ist golden bordiert und trägt die Initiale W. Die Ordenskette wird gebildet von sich abwechselnden Medaillons und Adlern. Die Medaillons tragen einen Kurfürstenhut und abwechselnd ein Jagdhorn und die Initiale W. 1807 wurde er zum Ritterorden vom Goldenen Adler. Marginale Änderungen in der Darstellung waren damit verbunden, z. B wurde aus der Initiale W ein Monogramm FR. Später wurde daraus der Württembergische Kronenorden bzw. Orden der Württembergischen Krone. Am 23.09.1818 vereinigte König Wilhelm I. den Ordens des goldenen Adlers mit dem am 6.11.1806 vom König Friedrich I. gestifteten Civilverdienstordens. Er bestand bis zur Auflösung des Königreichs Württemberg 1918.

Abb.: Detail, die Krone über dem Wappenmantel

Literatur, Links und Quellen
Landgericht Ellwangen: http://www.lgellwangen.de/servlet/PB/menu/1168849/index.html
http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/W%C3%BCrttembergischer+Kronenorden
http://www.int-st-hubertus-orden.de/html/hubertusorden_2.html
Siebmachers Wappenbücher
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X

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