Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 873
Ellwangen -
Fürstpröpste und Württemberg
Ellwangen: Palais Adelmann
Palais
Adelmann
Dieses Gebäude in
der Oberen Straße Nr. 6 wurde für Wilhelm Adelmann von
Adelmannsfelden errichtet. Mit dem Jahr 1688 als
Fertigstellungsdatum ist es der erste Barockbau der Stadt
Ellwangen. Wilhelm Adelmann von Adelmannsfelden (23.11.1651 -
1722) wurde 1675 Erbmarschall von Ellwangen und am 4.2.1680 vom
Kaiser in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Er war der Bruder
eines Ellwanger Fürstpropstes und ließ sich übrigens 1707 nach
dem Tod seiner zweiten Frau zum Priester weihen.
Die
Familie Adelmann von Adelmannsfelden
Die Familie Adelmann hat ihre
Wurzeln im Patriziat von Schwäbisch Gmünd und Schwäbisch Hall,
dem sie schon um 1365 angehörten. Von da an breiteten sie sich
in Richtung Ellwangen aus und waren auf das engste in
Lehensverhältnisse mit der Fürstpropstei Ellwangen verflochten.
In der Tat war der Fürstpropst von Ellwangen Lehensherr für die
meisten ihrer Güter. An Reichslehen besaßen die Adelmann den
Blutbann ihrer Sitze Hohenstadt und Schechingen, dazu
Marktprivilegien. Weitere Lehensherren waren Hohenlohe (Hof in
Bronnen), Oettingen (die Hälfte des Schlosses Hohenstadt) und
Württemberg (Wein- und Kornzehnt von Hebsack). Zu ihren
Besitzungen gehörten:
Das
erste Allianzwappen am Palais Adelmann
Das Haus trägt zwei
Allianzwappen, eines ist auf 1688 datiert und fällt in die
Erbauungszeit, das andere trägt die Jahreszahl 1782 und wurde
aus Anlaß einer Renovierung angebracht. Das jüngere
Allianzwappen ist direkt über der Tür angebracht.
Das Wappen der Adelmann von Adelmannsfelden zeigt in Silber einen rot gekrönten und ebenso bewehrten blauen Löwen. Das zugehörige Kleinod wäre ein halbes goldenes Sieb, an den beiden Enden (Schnittkanten) mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Die Helmdecken wären blau-silbern.
Im späteren gräflichen Wappen (1790) wurde der Schild aus Löwe und Sieb (diesmal ganz) geviert. Es fand dabei sozusagen ein wechselseitiger Austausch zwischen Schild und Oberwappen statt: Das Sieb kam zusätzlich in den Schild, der Löwe wurde als zweite Helmzier zitiert.
Der in Frage kommende Bauherr der Renovierung ist Joseph Anselm Marie Patriz Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden (3.6.1728 - 25.2.1805), der 1790 in den Reichgrafenstand erhoben wurde und dazu in den bayrischen Grafenstand. Er war der Sohn von Philipp Anton Rudolph Graf Adelmann v. Adelmannsfelden (1689 -1762) und der Enkel des Erbauers Wilhelm Graf Adelmann v. Adelmannsfelden (23.11.1651 - 1722) und seiner Frau Katharina von Ulm. Er selbst heiratete am 20.12.1753 Maria Johanna Freiin von Reischach (9.10.1731 - 15.8.1787), die Tochter von Judas Thaddäus Adam Johann Joseph Freiherr von Reischach (16981782).
Zu ihr gehört das Wappen der von Reischach, in Silber ein schwarzer Eberkopf mit Hals, mit silbernen (hier goldenen) Hauern, rot gezungt. Hier wird der Eber mit goldenen Rückenborsten dargestellt. Die hier nicht abgebildete, zugehörige Helmzier wäre auf gekröntem Helm der Eberkopf mit Hals, auch mit einem Kamm silberner Rückenborsten dargestellt. Die Helmdecken wären schwarz-silbern. Die von Reischach sind ein schwäbisches uradeliges Geschlecht. Ein gleichlautendes Ehewappen befindet sich an einem Seitenaltar in der Schloßkirche Hohenstadt (zu Abtsgmünd).
Joseph Anselm Marie Patriz Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden war k. u. k. Kämmerer, kurtrierischer Geheimrat, herzoglich württembergischer Geheimer Rat, Schirmvogt des Reichsstifts Ellwangen und Ritterhauptmann des Kantons Kocher und einer der aktivsten Vertreter der schwäbischen Reichsritterschaft.
Ordensketten
Die Ordenskette um den
Adelmann-Wappenschild ist die des bayerischen Ordens des Hl.
Michael. Er wurde von Herzog Joseph Clemens von Bayern,
Fürsterzbischof von Köln, im Jahre 1693 gestiftet.
Üblicherweise ist ein Prinz einer Nebenlinie Ordens-Großmeister
des Ordens. Die Mitgliedschaft im Orden war ausschließlich
Adeligen vorbehalten. Die Zahl der Mitglieder ist auf 18
Kommandeure oder Großkreuze sowie 36 Ritter festgelegt.
Eigentlich lautet der vollständige Titel des Ordens
"Ritterorden der Beschützer der göttlichen Ehre unter dem
Schutze des heiligen Erzengels Michaels". Das Ordenszeichen
ist ein goldenes, blau emailliertes Kreuz, auf dessen vier
gleichlangen Enden in goldener Schrift die Buchstaben: P. F. P.
F. stehen, für die Tugenden Pietas, Fidelitas, Fortitudo und
Perseverantia. Zwischen den Kreuzarmen sind strahlenartig goldene
Donnerkeile und/oder Flammen angebracht, hier ist es ein um das
Medaillon umlaufender Flammenkranz. Auf der goldenen
Medaillonfläche des Avers befindet sich eine bildnerische
Darstellung des Hl. Michaels, den Drachen mit Füßen tretend,
und in der linken Hand einen Schild mit der Inschrift: Quis ut
Deus (zu fein für diese Darstellung), haltend. Auf dem Revers
des Originals steht mit goldenen Lettern: Dominus potens in
proelio. Die Kettenglieder sind einerseits Waffentrophäen (ein
Ensemble aus Helm, Harnisch und Fahnen) und andererseits ovale
Medaillons mit den bayrischen Rauten (hier aber einheitlich
vergoldet, nicht blau-silbern schräg gerautet, wie es korrekt
wäre), von denen zu beiden Seiten je drei Donnerkeile (Blitze)
strahlen. Ordenssitz war in Bonn das 1751-57 eigens von Kurfürst
Clemens August hierfür errichtete Koblenzer Tor. Mit der
Säkularisation des Kölner Fürsterzbistums ging der Orden im
Rheinland unter. In Bayern wurde er 1837 von König Ludwig I. in
einen Verdienstorden umgewandelt, der bis zum Untergang der
Monarchie 1918 verliehen wurde.
Über dem besprochenen Allianzwappen befindet sich eine barocke Madonna mit Kind. Es ist nicht die einzige schmückende Plastik des streng gegliederten Baus, denn im Giebel ist noch ein Standbild des Hl. Michael zu sehen.
Berühmte
Familienmitglieder
Typisch für
Mitglieder der Familie sind ferner Verwaltungs-, Kriegs- und
Hofdienste gegenüber Württemberg. Ab dem 15. Jh. nannte sich
die Familie nun "Adelmann von Adelmannsfelden".
Berühmte Familienmitglieder sind
Der zweite
Wappenstein
Nun aber zum Wappen
des Erbauer-Ehepaares: Wilhelm VIII. Adelmann von Adelmannsfelden
und Katharina von Ulm. Sie waren im vierten Grade verwandt und
wurden am 15.10.1684 gemäß einer Urkunde im Staatsarchiv
Ludwigsburg von Papst Innozenz XI. an den Offizial des Bischofs
von Eichstätt vom Ehehindernis der Verwandtschaft vierten Grades
dispensiert und mit der Absolution von allen eventuell
verschuldeten Kirchenstrafen ausgestattet, dieser Dispens wurde
am 12.12.1684 durch den Eichstätter Generalvikar ausgeführt.
Wilhelm Graf Adelmann v. Adelmannsfelden (23.11.1651 - 1722) ist
der Vater von Philipp Anton Rudolph Graf Adelmann v.
Adelmannsfelden (1689 - 1762) und der Großvater von des
letzteres Sohn, Joseph Anselm Marie Patriz Graf Adelmann v.
Adelmannsfelden (3.6.1728 - 25.2.1805). Damit haben wir am selben
Palais die Wappen von Großvater und Enkel übereinander
angebracht.
Das Wappen der Adelmann von Adelmannsfelden ist oben beschrieben. Das Wappen der Freiherren von Ulm hat einen geteilten Schild:
Die zugehörigen - aber hier nicht abgebildeten - Helmzieren wären: von Ulm, von Marbach und von Ellerbach.
Zu jeder Seite des Vollwappens befände sich außerdem noch eine Fahne, die eine zeigt das Wappen von Marbach mit dem roten Löwen in Gold und hat einen geschachten Schwenkel, die andere ist von Gold und Grün geteilt und verweist auf Ellerbach.
Bestes Photolicht für beide Wappen ist übrigens im Sommer abends, denn die Fassade zeigt ziemlich genau nach Norden.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Geschichte der Adelmann von Adelmannsfelden: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=19484
Staatsarchiv Ludwigsburg PL 12 I U 238, PL 12 I U 239
Kneschkes Adelslexikon
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