Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 704
Paderborn (Westfalen)

Paderborn: Busdorf-Kirche

Geschichte
Die Busdorf-Kirche gehört zum Busdorfstift, das eigentlich den Heiligen Petrus und Andreas geweiht ist, aber seinen volkstümlichen Namen von einer vorstädtischen Siedlung hat. Die Wurzeln des Stifts sind frühromanisch, es entstand gegen Ende der Regierung von Bischof Meinwerk (ca. 976-5.6.1036). Kurz vor seinem Tod weihte er die noch unfertige Busdorfkirche in Anwesenheit von Kaiser Konrad II, damaliger Abt war Wino von Helmarshausen. Die Kirche hatte einen achteckigen Grundriß und war ein Zentralbau mit vier kreuzförmig angebauten Flügelbauten. Damals lag sie noch außerhalb der Stadt, wurde aber im 11./12. Jh. im Zuge der Stadterweiterung in diese einbezogen. Zwischen 1060 und 1071 wurde die erste Anlage erweitert. Von diesen frühen Bauten sind nur Spuren vorhanden. Das heute bestehende dreischiffige Langhaus stammt aus der Gotik vom Ende des 13. Jh. Der starke und hohe Turm im Westen hat in seinen beiden unteren Stockwerken Bausubstanz aus dem 12. Jh., das 3. Geschoß entstammt der Gotik, ebenso die Giebel, und der Dachabschluß stammt aus dem ersten Drittel des 17. Jh. Interessant ist, daß die Umgebung des Busdorfstiftes Immunitätsbereich war, genauso wie die Domfreiheit, die dem Domkapitel unterstand. In beiden Bereichen galt die städtische Gerichtsbarkeit nicht. Der Propst, der dem Stiftskollegium verstand, war Mitglied des Domkapitels. Zum Domkapitel gab es einen Unterschied: In das Domkapitel konnte nur der stiftsfähige Adel gelangen, für das Stiftskollegium des Busdorfstiftes galt diese Einschränkung nicht, dort konnten also auch Bürgerliche Zugang erlangen. Während der Reformation blieb das Busdorfstift katholisch, trotz der Hinwendung einiger Busdorfpfarrer zur lutheranischen Lehre. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Busdorfstift aufgelöst, die Kirche wurde Pfarrkirche, seit 1998 der Innenstadtpfarrei St. Liborius zugehörig.

Man mag gar nicht glauben, wie alt diese Kirche ist, welche Baugeschichte sich hinter der heute prägenden Fassade des 17. Jh. ist. Selbige wurde als neue Westvorhalle im Jahre 1667 von Bischof Ferdinand von Fürstenberg gestiftet.

Inschrift
Die Inschrift in der von einem Engelskopf überhöhten Kartusche lautet: "D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) FERDINANDVS DEI ET APOSTOLICAE SEDIS GRATIA EPISCOPVS PADERBORNENSIS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS ET COMES PYRMONTAN AEDEM SS PETRI ET ANDREAE APOSTOLORVM AD FORMAM HIEROSOLYMITANAE ECCLESIAE OLIM CONSTRVCTAM EXORNAVIT AN(NO) MDCLXVII". Dabei ist "DOMS" eine beliebte Abkürzung auf Inschriften und steht für Deo Optimo Maximo Sacrum = dem gnädigsten und erhabensten Gott geweiht. Sie findet sich auch in verkürzter Form "DOM". "SRI Princeps" ist ebenfalls eine gängige Abkürzung für einen Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, Sacri Romani Imperii Princeps. Als dieses Wappen 1667 entstand, war Ferdinand von Fürstenberg Bischof von Paderborn und Graf von Pyrmont, führte aber nur Paderborn im Wappen.

Das Portal und seine Heraldik
Das Portal wurde von Ambrosius von Oelde entworfen. Es wurde zum neuen Hauptzugang zur Kirche und löst in dieser Funktion das alte Hauptportal am nördlichen Seitenschiff ab.

Ferdinand von Fürstenberg, seit 1660 Reichsfreiherr, führt hier ein Wappen als Fürstbischof von Paderborn. Das auf 1667 datierte Wappen ist geviert:

Zu diesem Wappen gehören drei Helme:

Hinter dem Schild sind schräggekreuzt Schwert (heraldisch links) und Krummstab (heraldisch rechts) als Zeichen weltlicher und geistlicher Herrschaft.

Familienwappen von Fürstenberg
Die von Fürstenberg sind westfälischer Uradel. Der gleichnamige Stammsitz liegt bei Soest. Die Burg Fürstenberg liegt an der Ruhr bei Neheim. Dort werden sie 1311 als Burgmannen der Grafen von Oldenburg erwähnt. Mit den Oldenburger Grafen haben sie genealogisch nichts zu tun, sie nehmen aber deren Wappen an. Am 26.4.1660 erhielten Dietrich, Caspar, Friedrich Wilhelm und Johann Adolph von Fürstenberg den Reichsfreiherrenstand. Am 15.10.1840 erhielt Franz Egon Freiherr von Fürstenberg den preußischen Grafenstand. Insgesamt stellte die Familie drei Fürstbischöfe von Paderborn, Dietrich IV., reg. 1585–1618, Ferdinand II., reg. 1661–1683, und Franz Egon von Fürstenberg, Fürstbischof 1789–1802, Bischof 1802-1825.

Stammwappen: In Gold zwei rote Balken, Helmzier auf gekröntem Helm zwei goldene Fasanenfedern, jeweils mit zwei roten Balken belegt. Helmdecken rot-golden.

Daneben gibt es auch ein geviertes freiherrliches und gräfliches Familienwappen der von Fürstenberg:

Zwei Helme hat das vermehrte Familienwappen:

Entwicklung des Wappens des Fürstbischofs von Fürstenberg
Sein erstes Wappen als Fürstbischof ist aus Paderborn und dem Familienwappen geviert:

Zu diesem Wappen gehören drei Helme:

Hinter dem Schild sind schräggekreuzt Schwert (heraldisch links) und Krummstab (heraldisch rechts) als Zeichen weltlicher und geistlicher Herrschaft.

Nach dem Aussterben der Grafen von Gleichen 1631 ist die Grafschaft Pyrmont als Lehen heimgefallen. Sie ging durch einen vorher 1625 geschlossenen Erbvertrag an die Grafen Christian und Wolrad von Waldeck. Dies führte zu einem langanhaltenden Streit mit dem Bistum Paderborn, aber 1668 entschied das Reichskammergericht endgültig zugunsten der Grafen. Ihren Anspruch bekräftigten die Paderborner mit der Aufnahme des Ankerkreuzes in ihr Wappen. Dabei gibt es neben der bekannten silbern-roten auch eine rot-goldene Variante des Pyrmonter Ankerkreuzes, die im gevierten Schild das Aufeinandertreffen von vier silbernen Feldern vermeidet. Aufbau des zweiten Wappens:

Zu diesem Wappen gehören vier Helme:

Ferdinand von Fürstenberg war aber nicht nur Fürstbischof von Paderborn (1661-1683), sondern später zusätzlich Fürstbischof von Münster (1678-1683). Als solcher führte er ein komplexeres drittes Wappen:

Dabei gehören Borckelo und das Burggrafentum Stromberg zum Hochstift Münster, während Pyrmont als Anspruch dem Hochstift Paderborn zuzuordnen ist. Statt der vielen möglichen Helme wird ein Fürstenhut geführt, Schwert und Krummstab hinter dem Schild schräggekreuzt.

Lebensdaten des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg
geboren am 26.10.1626 auf Schloß Bilstein im Sauerland als Sohn von Friedrich von Fürstenberg, kurkölnischer Landdroste, und Anna Maria von Kerpen
1644-1646 Studien an der Jesuitenhochschule in Paderborn (Philosophie)
ab 1646 Münster
ab 1648 Studien in Köln (Jura)
1649 Domherr in Paderborn
Weitere Kanonikate: Dom zu Münster, das Priorat in Madonna di Campiglio bei Trient, Propstei zum Hl. Kreuz in Hildesheim.
1650 Weihe zum Subdiakon
1652-1661 Aufenthalt in Rom, Ernennung zum Vorsteher der Akademie "Umoristi", Ernennung zu einem Geheimen Kammerherren des Papstes Alexander VII., Provisor der deutschen Nationalkirche St. Maria dell'Anima, Kämmerer der Erzbruderschaft am Campo Santo Teutonico.
1659 Priesterweihe
1660 päpstlicher Legat
20.4.1661 Wahl zum Fürstbischof von Paderborn
19.7.1667 Wahl zum Koadjutor des Münsteraner Bischofs Christoph Bernhard von Galen
1669 Erscheinen seines Werkes Monumenta Paderbornensia
1678 Wahl zum Fürstbischof von Münster
1678 Restitution der im Norden Deutschlands durch Galen besetzten Gebiete und Rückgabe an Schweden, namentlich der Herzogtümer Bremen und Verden
gestorben 26.6.1683 in Paderborn, begraben in der Paderborner Franziskanerkirche
Ferdinand von Fürstenberg gilt als einer der herausragendsten Persönlichkeiten der Paderborner Geschichte, als Bischof, als Reformpolitiker, als Historiker, als Literat und Dichter, und vor allem als Mäzen, der durch seine Aufträge stilbildend wirkte (sog. Fürstenberger Barock). Viele der repräsentativen Gebäude der Stadt tragen sein Wappen. Seine Regierungszeit war eine Zeit des Aufschwungs, der politischen Stabilität und wirtschaftlichen Blüte.

Zur Übersicht: Die Bischöfe und Fürstbischöfe von Paderborn
Wilbrand von Oldenburg, Bischof 1225–1228
Bernhard IV. zur Lippe, Bischof 1228–1247
Simon I. zur Lippe, Bischof 1247–1277
Otto von Rietberg, Bischof 1277–1307
Günther I. von Schwalenberg, Bischof 1307–1310
Dietrich II. von Itter, Bischof 1310–1321
Bernhard V. zur Lippe, Fürstbischof 1321–1341
Balduin von Steinfurt, Fürstbischof 1341–1361
Heinrich III. von Spiegel zum Desenberg, Fürstbischof 1361–1380
Simon II. von Sternberg, Fürstbischof 1380–1389
Ruprecht von Berg, Fürstbischof 1389–1394
Johann I. von Hoya, Fürstbischof 1394–1399
Bertrando d’Arvazzano, Fürstbischof 1399–1401
Wilhelm I. von Berg, Fürstbischof 1400–1414
Dietrich III. von Moers, Fürstbischof 1414–1463
Simon III. zur Lippe, Fürstbischof 1463–1498
Hermann I. von Hessen, Fürstbischof 1498–1508
Erich von Braunschweig-Grubenhagen, Fürstbischof 1508–1532
Hermann II. von Wied, Fürstbischof 1532–1547
Rembert von Kerssenbrock, Fürstbischof 1547–1568
Johann II. von Hoya, Fürstbischof 1568–1574
Salentin von Isenburg, Fürstbischof 1574–1577
Heinrich IV. von Sachsen-Lauenburg, Fürstbischof 1577–1585
Dietrich IV. von Fürstenberg, Fürstbischof 1585–1618
Ferdinand I. von Bayern, Fürstbischof 1618–1650
Dietrich Adolf von der Reck, Fürstbischof 1650–1661
Ferdinand II. von Fürstenberg, Fürstbischof 1661–1683
Hermann Werner von Wolff-Metternich zur Gracht, Fürstbischof 1683–1704
Franz Arnold von Wolff-Metternich zur Gracht, Fürstbischof 1704–1718
Clemens August I. von Bayern, Fürstbischof 1719–1761
Wilhelm Anton von der Asseburg, Fürstbischof 1763–1782
Friedrich Wilhelm von Westphalen, Fürstbischof 1782–1789
Franz Egon von Fürstenberg, Fürstbischof 1789–1802, Bischof 1802-1825
Friedrich Klemens von Ledebur-Wicheln, Bischof 1825–1841
Richard Dammers, Bischof 1841–1844
Franz Drepper, Bischof 1845–1855
Konrad Martin, Bischof 1856–1879, 1875 abgesetzt

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9

Dina van Faassen, Manfred Köllner, Roland Linde: Paderborn von A bis Z, Bonifatius GmbH Druck Paderborn 2006, ISBN 978-3-89710-332-0
http://www.eab-paderborn.de/aus_ferdi.htm
http://www.bautz.de/bbkl/f/fuerstenberg_f1.shtml

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