Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 703
Paderborn (Westfalen)

Paderborn: Westfalenhof

Das Herrenhaus an der Ecke Giersstr./Heierstr. stammt aus dem Jahre 1702. Schon 1629 bzw. 1641 wurden die beiden Grundstücke dazu vom Landdrosten Wilhelm von Westphalen zu Dringenberg angekauft. Eigentlich wollte er schon damals die bestehenden Gebäude abreißen und einen Neubau planen, was durch seinen vorzeitigen Tod 1656 verhindert wurde. Erbe wurde sein Neffe, der Rat Wilhelm von Westphalen, zugleich sein Schwiegersohn. Die Herren von Westphalen waren schon länger in Paderborn ansässig und eine der bedeutenderen Adelsfamilien des Hochstiftes Paderborn; 1508 erwarb Heinrich Westphal ein Haus am Kamp 20, welches im 30jährigen Krieg zerstört wurde, von der Familie aber noch bis 1706 besessen wurde. Als adeliges Anwesen genoß es Steuerfreiheit. Nach längerem Rechtsstreit konnte der Bauherr der neuen Stadtresidenz, Wilhelm Ferdinand Joseph Graf von Westphalen, dieses Privileg auf den neuen Bau übertragen.

Das Bauherren-Ehepaar ist Wilhelm Ferdinand Joseph Graf von Westphalen zu Fürstenberg (1697-1739) und seine Frau Anna Helene von der Asseburg-Hinnenburg (1701-1761). Ihre Kinder waren Clemens August Wilhelm Graf von Westphalen zu Fürstenberg (1726-12.10.1778) und Friedrich Wilhelm von Westphalen-Fürstenberg, der spätere Bischof von Hildesheim und Paderborn (1727-1789).

1746 wurde der Westphalenhof vom Barockbaumeister Franz Christoph Nagel umgebaut und erweitert. Dabei wurde auch das Portal an der Giersstraße mit dem Allianzwappen Westphalen-Asseburg ergänzt.

Einst gehörte der Westphalenhof zu den größten und prunkvollsten Adelshöfen der Stadt Paderborn. Doch davon ist eigentlich nichts mehr bis auf ein barockes Portal übriggeblieben. 1831 wurde der Westphalenhof verkauft, zuerst an den Gastwirt Moritz Daltrop. Die Jesuiten nutzen in der Zeit 1852-1872 das Gebäude, danach die Kongregation der Schwestern der Christlichen Liebe, ab 1908 die private Pelizaeus-Schule, schließlich wurde der Westphalenhof 1929 an die Stadt Paderborn verkauft. Seit 1931 wird der Hof als Seniorenheim genutzt. 1945 wurde der Westphalenhof zerstört. Er brannte bis auf die Umfassungsmauern aus. Beim stark verändernden Wiederaufbau 1948-1953 wurde das alte Portal in die neue Fassade eingelassen.

Wappen von Westfalen, von Westphalen:
In Silber ein roter Balken, darüber schwebend ein schwarzer fünflätziger Turnierkragen. Das Kleinod wären auf gekröntem Helm zwei silberne mit dem Turnierkragen insgesamt belegte Straußenfedern, die Helmdecken wären rot-silbern. Es gibt auch eine Variante der Helmzier mit einem niederen Hut, aus dessen Stulp die Federn kommen; der Turnierkragen der Zier kann auch zwischen die Federn positioniert sein. Es handelt sich um ein uraltes rheinländisches und westfälisches Geschlecht, das erstmals 1249 urkundlich bezeugt ist. Erst hieß es nur "Westphal", seit dem 17. Jh. nannten sie sich "von Westphalen". Stammsitz ist seit 1445 die Burg Fürstenberg bei Bad Wünnenberg. Sie hatten verschiedene Erbämter inne, so das Erbschenkenamt im Fürstentum Hildesheim, das Erboberjägermeisteramt im Fürstentum Osnabrück und das Erbküchenmeisteramt im Hochstift Paderborn. 1792 Erhebung in den Reichsgrafenstand. Des weiteren existiert ein böhmischer Zweig dieser Familie. In Paderborn stellte die Familie mit Friedrich Wilhelm Freiherr von Westphalen einen Fürstbischof, der hier 1727 geboren wurde.

Wappen von Asseburg:
Das Stammwappen zeigt in Gold einen liegenden schwarzen Wolf, rot gezungt. Hier hebt der Wolf sein Hinterteil, als wolle er sich gerade hinlegen, eine ungewöhnliche Pose. Helmzier eine goldene, mit einer silbernen, ovalen Scheibe belegte und oben mit Pfauenfedern besteckte Säule, Helmdecken schwarz-golden. Das vollständige Wappen findet sich zum Vergleich an diversen Epitaphien im Paderborner Dom.

Die Herren von Asseburg sind eine uralte niedersächsische Familie und werden erstmals 1089 als Ministerialen des Markgrafen Ekbert von Braunschweig erwähnt; sie kommen von der gleichnamigen Burg in der Asse bei Wolfenbüttel, die sie nach ihrem Aufstieg in die Reichsministerialität als Ganerbenburg nach 1218 errichteten. 1258 mußte die Stammburg an den Herzog von Braunschweig übergeben werden. Ende des 15. Jh. wurde die riesige Anlage zerstört. Am Ende des 13. Jh. teilte sich die Familie: Der westfälische Zweig erheiratete die Güter der Edelherren von Brakel und die Hinnenburg bei Paderborn. Der ostfälische Zweig hatte ab 1437 die Herrschaft Falkenstein im Unterharz als Lehen.

Aus der Familie entstammt ein Fürstbischof des Bistums Paderborn, Wilhelm Anton Ignaz Freiherr von Asseburg zu Hinnenburg. Er führte als Wappen einen aus dem Paderborner Kreuz und dem Pyrmonter Ankerkreuz gevierten Hauptschild und als Herzschild in Gold den schwarzen Wolf des Stammwappens.

Das Wappen ist im Siebmacher Böhmen beschrieben. Als Schildbild wird in Gold ein schwarzer, rechts aufspringender Wolf beschrieben - im Gegensatz zur Paderborner Evidenz. Dazu gehören nach Diplom von 1854 zwei Helme, beide gekrönt und mit schwarz-goldenen Decken, Helm 1 eine rote (sic, entgegen zur Paderborner Evidenz), mit einer silbernen, ovalen Scheibe belegte und oben mit drei Pfauenfedern besteckte Säule (Stammhelm), Helm 2 ein schwarzer Adler, golden gekrönt und bewehrt und mit einem goldenen Kleestengel belegt. Es gab auch ein vermehrtes gräfliches Wappen: Geviert mit Herzschild. Herzschild silbern mit einem gekrönten schwarzen Adler. Hauptschild, Feld 1 und 4: In Rot ein schwebender, gegen die Teilung gekehrter geharnischter Arm, in der Hand schräg eine silberne Fahne, mit dem schwarzen Monogramm FR (Friedericus Rex) belegt. Feld 2: In Gold ein "lauernder" schwarzer Wolf (wie auch immer man "lauernd" heraldisch darstellen soll, Absichten lassen sich nicht darstellen. Gemeint ist wohl ein liegender Wolf). Feld 3: In blau eine silberne Raute. Drei gekrönte Helme: Helm 1 der Arm mit Fahne, Decken schwarz-golden, Helm 2 der Adler, Decken schwarz-silbern, Helm 3 eine goldene, mit einer silbernen, runden Scheibe belegte und oben mit drei Pfauenfedern besteckte Säule (Stammhelm), Decken schwarz-golden. Hier entspricht die Tingierung der Helmzier wenigstens der Paderborner Evidenz.

Die Samtgemeinde Asse führt übrigens heute eine Abwandlung, über grünem Dreiberg in Gold einen schwarzen, rotgezungten Wolfskopf.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1
Dina van Faassen, Manfred Köllner, Roland Linde: Paderborn von A bis Z, Bonifatius GmbH Druck Paderborn 2006, ISBN 978-3-89710-332-0
http://www.stiftung-westphalenhof.de/historisches.htm
http://www.paderborn.de/microsite/adam_eva/download/Flyer_Bombenangriff.pdf

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