Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 482
Hammelburg
(Franken)
Das Kellereischloß in Hammelburg - Teil (4): Wappen 8-9
Weinbau
in Fulda
Weinanbau hat in
Hammelburg eine lange Tradition. Als im Jahre 777 das Königsgut
in Hammelburg der Abtei Fulda geschenkt wurde, waren die damit
verbundenen Weinberge sogar die einzigen des Klosters. Sie finden
extra in der Schenkungsurkunde Erwähnung. Natürlich benötigten
die Mönche Wein als Meßwein, aber das ist sicher die geringste
Menge, hält aber trotzdem gerne als Hauptargument her. Viel
wichtiger war bei der damaligen Wasserqualität und den
unzureichenden Möglichkeiten zur Entkeimung von Wasser Wein als
Getränk für die, die es sich leisten konnten. Und natürlich
galt Wein mangels wirksamer Medikamente auch als Stärkungs- und
Heilmittel. Der wichtigste Faktor, der für die Abtei Fulda am
interessantesten gewesen sein dürfte war allerdings, daß man
auch hervorragend mit Weinhandel Gewinne machen konnte, und dazu
lag Hammelburg optimal an einigen der Altstraßen. Und mit
Sachwerten wie Wein konnte man auch zahlen. Entsprechend wichtig
war die Stadt, in der Wein hergestellt und verkauft wurde, nicht
zuletzt deswegen war Hammelburg begehrtes Objekt zwischen den
Mächtigen: Fulda, Würzburg, Grafen von Henneberg etc. Und nicht
zuletzt deswegen wurde Hammelburg so früh so stark befestigt.
Zuerst wurden die Weinberge des Klosters von der auf der anderen Saaleseite gelegenen Burg Saaleck aus bewirtschaftet. Und die fertigen Weine wurden auch in den Gewölben der Burg gelagert. Aber zum einen war es sehr unbequem, die Mengen schweren Gutes immer auf den Berg hinaufzuschaffen, zum anderen reichten in der Mitte des 17. Jh. die baulichen Kapazitäten einfach nicht mehr aus. Ab da wurden die Weine im fürstäbtlichen Amtssitz in der Stadt selbst eingelagert, das Kellereischloß war geboren. Unter dem heutigen Kellereischloß sind Kellergewölbe mit einer Lagerkapazität für 712 500 Liter Wein!
Die Weinbautradition im Kellereischloß ist ungebrochen - es ist heute die Verkaufsstelle der Genossenschaft. Und Sitz der Polizeiwache.
Wappenstein
8:
Im Garten des
Kellereischlosses befindet sich linkerhand ein freistehender
Wappenstein, der vor die Erbauungszeit des jetztigen Schlosses zu
datieren ist. Unter einem Giebel mit drei Kugeln wird der Schild
von zwei Löwen gehalten. Insgesamt ist der Erhaltungszustand
leider schlecht, was der Klarheit des Schildbildes auf extrem
vorgewölbtem Ovalschild aber keinen Abbruch tut. Es handelt sich
um das Wappen von Fürstabt Joachim Graf von Gravenegg (von
Grafeneck, 1644-1671). Er wird auch in der unter dem Wappen
befindlichen verwitterten Inschriftenfeld genannt.
Das Wappen ist geviert und mit drei Helmen ausgestattet, Krummstab und Schwert sind hinter dem Wappen gekreuzt, hier ausnahmsweise das Schwert auf der optisch rechten Seite und der Krummstab auf der optisch linken Seite. Es ist wie folgt geviert:
Über dem Wappen stehen drei Helme:
Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "REVERENDISSIMVS ET ILLVSTRISSIMVS / PRINCEPS AC D(OMINVS) D(OMINVS) IOACHIMVS ABBAS / FVLDENSIS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS DIVAE AVGVSTAE / ARCHICANCELLARIVS PER GERMANIAM ET GALLIAM / PRIMAS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) COMES DE GRAVENEGG..."
Wappenstein
9:
Die Schauseite des Schlosses
ist der Westflügel, und hier ist ein Arkadenaltan über die
gesamte Breite des Mittelteiles vorgebaut, nur die beiden
Eckrisalite sind frei. Fünf Öffnungen nach Westen und je eine
nach Norden und Süden hat die Arkade, jeweils abwechselnd als
Fensteröffnung mit Balustrade bzw. als Durchgang mit Treppe
ausgeführt. Oben am Hauptgesims über der mittleren
Fensteröffnung und unterhalb der Altan-Balustrade befindet sich
ein nach weiteres, vorne geneigtes Dalberg-Wappen. Es ist nicht
farblich gefaßt. Das Wappen ist geviert mit Herzschild und wird
von einer dynamisch-raumgreifenden Kartusche gerahmt. Hinter dem
Wappen gekreuzt Krummstab (unvollständig) und Schwert, in der
Mitte der Fürstenhut.
Das Wappen am Altan über der mittleren Arkade
Aufbau: Hauptschild geviert, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Stammwappen der Kämmerer von Worms), Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Stammwappen der von Dalberg), Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstabtei Fulda).
Abb. unten: Und noch ein Blick auf die Westseite und den davor liegenden Gartenbereich: Im Giebel und am Altan ein Dalberg-Wappen, ein weiteres befindet sich links (nicht im Bild) an der die Gartenterrasse stützenden Mauer.
Aus der zweiten und der vierten Arkade führen Stufen in den Garten hinab.
Die vier anderen Schlußsteine der Arkaden tragen die Jahreszahl 1731
Literatur und Links:
Alexander von Reitzenstein,
Herbert Brunner, Reclams Kunstführer Deutschland I, 2, Bayern
Nord, Franken, Oberpfalz, 9. Auflage, Philipp Reclam Verlag
Stuttgart, 1956, ISBN 3-15-010318-5, S. 207 ff.
Siebmachers Wappenbuch, Band Bistümer.
Schlösser und Burgen in Unterfranken,
von Anton Rahrbach, Jörg Schöffl, Otto Schramm. Hofmann Verlag
Nürnberg 2002, ISBN 3-87191-309-X
Hammelburg: Rotes Schloß (1) - Rotes Schloß (2) - Rotes Schloß (3) - Rotes Schloß (4) - Rotes Schloß (5) - Rathaus - Kloster Altstadt - Schloß Saaleck
Die Wappen der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)
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