Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 330
Altshausen,
Landkreis Ravensburg (2)
Das Deutschordensschloß in Altshausen
Großzügiger
Neubau
1655 nahm man den Neubau des
Schlosses in Angriff, da die alten Bauwerke den
Repräsentationspflichten des Landkomturs nicht mehr genügten.
Das alte Schloß wurde vergrößert, indem man seinen
Hauptflügel verlängerte (1691-1710). Doch die neue
Schloßanlage sollte noch prächtiger, noch großzügiger werden.
Eine als Ganzes geplante Anlage sollte es werden. Die Pläne
wurden von Johann Caspar Bagnato entworfen. Dieser hatte im
Bereich der Ballei Franken bei Franz Keller gelernt und war seit
1727 in Altshausen tätig; die Kollegen in Franken dürften ihn
empfohlen haben. Eine großartige Anlage sollte es werden, von
der aber nur Teile realisiert wurden. Lästerhafte Zungen würden
sagen, daß vor dem Tor mehr gebaut wurde als drinnen. Der
Marstall (Reitstall) gegenüber dem Schloß wurde 1729-1731
erbaut, das neue Eingangsgebäude (1731-1732 erbaut) wurde ein
pompöser Bau, Seminargebäude genannt, alle drei Einheiten
wurden durch niedrige Wirtschaftsgebäude miteinander verbunden,
so daß eine ausgedehnte breite Schaufront entstand, durch die
man heute in eine parkartig gestaltete Anlage kommt. Vor der
Front liegen in beispiellos regelmäßiger Anordnung fünf fast
gleich gestaltete Kavaliershäuser (1741-1805 erbaut).
Am Neuen Schloß befindet sich das Wappen des amtierenden Hochmeisters Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz (Hochmeister 16941732), datiert auf 1710, dem Jahr der Fertigstellung.
Lebenslauf von Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Fürstbischof von Trier und Mainz (Hochmeister 16941732)
Das Herzogtum
Pfalz-Neuburg
Das Herzogtum Pfalz-Neuburg
ist ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation, das nur wenig über 300 Jahre bestand und im Vergleich zu
anderen Territorien nur eine kurze Geschichte hatte. Zudem war
das zugehörige Territorium stark zersplittert. Allein das
Stammland teilte sich in Oberland, Pfalz-Sulzbach, Nordgau und
einen Teil in Franken. Verwaltungszentrum und Residenzstadt war
Neuburg an der Donau. Dieses Herzogtum ist als Produkt des
Landshuter Erbfolgekrieges 1505 für die beiden minderjährigen
Söhne des Wittelsbacher Pfalzgrafen Ruprecht von der Pfalz,
Ottheinrich und Philipp aus der Taufe gehoben worden. Später
kamen weitere zersplitterte Gebiete hinzu, 1609/14 die
niederrheinischen Länder Jülich und Berg, 1685 auch die
Kurpfalz. Pfalz-Neuburg war damit ein geographisch zersplittertes
Konstrukt, das 1777 zu einer gewissen Größe kam, als unter der
Linie Pfalz-Sulzbach auch noch die Wittelsbacher Länder
dazukamen, das aber schon 1808 aufgehoben wurde. Wenn etwas die
Geschichte dieses etwas artifiziellen Herzogtums Pfalz-Neuburg
prägt, so sind das territoriale Zerrissenheit und
Erbauseinandersetzungen.
Das Wappen im
Detail, Zuordnung
Das Wappen ist aufgeteilt in
Hauptschild, Mittelschild und Herzschild. Der Hauptschild enthät
das Familienwappen, also amtsunabhängige Komponenten, die auch
in seiner Lebenszeit nicht verändert wurden. Der Mittelschild
enthält Amtswappen, die im Laufe seiner Karriere Änderungen
erfuhren. Zwischen Mittelschild und Herzschild liegt das
Großmeisterkreuz, der Herzschild gehört zu ihm. Das eigentliche
Stammwappen ist das der Wittelsbacher, von denen die Herzöge von
Pfalz-Neuburg abstammen.
Hauptschild: Familienwappen der Herzöge von Pfalz-Neuburg
Zur Territorialgeschichte der einzelnen Komponenten des Wappens existiert ein eigener Schwerpunkt-Artikel (ehem. Pfarrhaus Ellwangen).
Der Mittelschild enthält ausschließlich geistliche Ämter. Dieser Mittelschild hat sich im Laufe des Lebens entsprechend verändert, er wurde immer den jeweiligen Ämtern angepaßt. Frühe Hochmeisterwappen zeigen im Mittelschild Worms, Ellwangen und Breslau, welches beide unteren Felder einnimmt - wie hier. Als Fürstbischof von Trier rückt Breslau in ein einziges Feld, das Prümer Lamm belegt Feld 4. Ein kleiner Herzschild (Ebene 5) noch auf dem Hochmeister-Herzschild zeigt das Trierer rote Kreuz in Silber. 1729 wurde dieses gegen das Mainzer silberne Rad in Rot ausgetauscht, dem Ämterwechsel entsprechend. Hier finden wir ein frühes Wappen:
Zu diesem Zeitpunkt war er also weder Bischof von Trier noch Bischof von Mainz, auch der Bezug auf Prüm wie in späteren Wappen fehlt gänzlich. Das heißt, daß dieses Wappen nur in die Zeit von 1694-1716 passen kann, und in der Tat paßt das haargenau zum Bau dieses Schloßflügels im Jahre 1710 und dem datum auf dem Wappenstein.
Darüber liegt das Hochmeisterkreuz, ein schwarzes durchgehendes Kreuz, belegt mit einem goldenen Lilienkreuz. Herzschild in Gold, belegt mit einem schwarzen Adler
Die
Schloß-Anlage: Ein großartiges Fragment
Eine gewaltige Schaufront, die
letztendlich in die große Weiträumigkeit und
Zusammenhangslosigkeit führt. Denn innen entdeckt man neben dem
Schloß zur Linken und dem Marstall zur Rechten nur noch die
sehenswerte Kirche und die Reithalle (1733 erbaut). Zur
Vollendung des ehrgeizigen Projektes kam es nie, ab 1750 widmete
man sich der Gestaltung der Wohn- und Repräsentationsräume im
neuen Schloß, weiterhin wurde die Schloßkirche 1748-1753
barockisiert. Mit dem Tod des geistigen Vaters des Projektes,
Johann Caspar Bagnato, im Jahre 1757 war eine Vollendung in noch
weitere Ferne gerückt, obwohl erst noch sein Sohn Franz Anton
Bagnato (1732-1810) das Neue Schloß und die Kirche vollendete
(Innenausstattung, Umbau des Chores um 1763). Seine einzigen
Neubau waren der Gartenpavillon, errichtet 1774, die Orangerie
von 1770 und die Neue Ordensschule (1805). Was von außen wie
eine gewaltige Residenz wirkt, offenbart hinter dem Torgebäude
doch ein Scheitern - zu groß war die Planung, um vollständig
realisiert zu werden. Dennoch ist das, was wir sehen, einfach
großartig, pompös, gewaltig. Und dem Nichtfertigwerden
verdanken wir letztendlich auch die Erhaltung der Schloßkirche
und des Alten Schlosses.
Reithalle von 1733
Altshausen
geht an das Haus Württemberg
Napoleon löste 1805 den
Deutschen Orden auf. Dessen Besitz wurde verstaatlicht -
Altshausen kam also 1806 an Bayern. Das löste heftigsten
Widerspruch seitens Württembergs aus. Die Rheinbundakte sprach
denn auch Altshausen Württemberg zu. Friedrich von Württemberg,
damaliger König des ebenfalls 1806 aus der Taufe gehobenen
Königreiches Württemberg, bekam das Schloß mit umfangreichen
Ländereien im Austausch gegen die Herrschaft Weitlingen.
Altshausen wurde zu einem Württemberger Hausgut. Es wurde aber
nur sporadisch bewohnt, dazu war es zu abgelegen. Von hier aus
wurden aber die oberschwäbischen Güter der Württemberger
verwaltet. Nach der Auflösung des Königreichs Württemberg 1918
(Abdankung des letzten Württemberger Königs) siedelte die
Familie 1919 unter Herzog Albrecht von Württemberg von Stuttgart
nach Altshausen um. Auch heute noch wird das Schloß von der
Familie der Herzöge von Württemberg bewohnt, derzeitiges
Oberhaupt ist Herzog Carl von Württemberg.
Das Torgebäude, auch Seminargebäude genannt, wurde 1732 vollendet. Im Jahre 1735 wurde hier ein Priesterseminar eingerichtet. Der Entwurf stammt von Johann Caspar Bagnato. Heute ist es das Wahrzeichen von Altshausen, am Ende einer schnurgerade den Berg hinaufführenden Straße gelegen. Eine herrschaftliche Allee setzt diese Achse schnurgerade bis zur Grenze der kleinen Herrschaft fort.
Der Komplex und die Schloßkirche sind frei zugänglich, das Neue Schloß selbst ist bewohnt und kann nicht besichtigt werden. Schloß und Garten sind in hervorragend gepflegtem Zustand, mit großem Aufwand sichert man hier die Erhaltung der einzigartigen Gebäude. Im Schloßgarten kann man moderne Skulpturen bewundern, Kunst aus der Hand der Herzogin Diane von Württemberg.
Literatur
Pfarr- und Schloßkirche St.
Michael Altshausen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 1.
Auflage 2001, ISBN 3-933784-99-9
Siebmachers Wappenbuch.
Jörg Seiler, Landkommende Altshausen - Geschichte,
http://www.la-bw.de/kloester-bw/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=&ungeteilt=&art=&orden=&orte=&buchstabe=&nr=669&thema=GeschichteAn
Alois Seiler, Der Deutsche Orden und Südwestdeutschland,
Beiträge zur Landeskunde (Beilage zum Staatsanzeiger für
Baden-Württemberg) Nr. 4, August 1979
J. L. Wohleb, das Lebenswerk der Deutschordensbaumeister Johann
Caspar Bagnato und Franz Anton Bagnato, in: Zeitschrift für
Württembergische Landesgeschichte 11, 1952, S. 207-224.
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