Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 327
Altshausen, Landkreis Ravensburg (3)

Wappen des Deutschen Ordens an den Kavaliershäusern vor dem ehemaligen Deutschordensschloß Altshausen

Vor der Front des Deutschordensschlosses liegen in beispiellos regelmäßiger Anordnung fünf fast gleich gestaltete Kavaliershäuser (ab 1740 erbaut). Die Lage auf dem Hügel ist geschickt in das architektonische Gesamtkonzept einbezogen worden. Eine lange schnurgerade Allee durchzieht als Straße den Ort und steigt dabei den Hügel hinan, genau zwischen den Kavaliershäusern hindurch, diese in eine Gruppe von zwei zur Linken und drei zur Rechten teilend, um wie auf einen Höhepunkt auf das gewaltige Torgebäude zuzulaufen. Diese gewaltige Achse wird von der durch Schloß auf der einen Seite und Kavaliershäusern auf der Hangseite flankierten Querachse geschnitten. Es waren einst vier Häuser für die Beamten der Herrschaft (Balleiratshaus, Rentmeisterhaus, Oberamtmannshaus, Haus des Arztes (Physikatshaus)) und eines für die neue Ordensschule. Die vier Beamtenhäuser sind von Johann Caspar Bagnato erbaut worden, die neue Ordensschule erst 1805 von seinem Sohn Franz Anton Bagnato. Dennoch sind sie stilistisch einheitlich. Heute dienen die gleichgestalteten Bauten z. T. als Schule, z. T. sind sie in privater Hand. Vier der 5 Kavaliershäuser tragen auf der dem Schloß zugewandten Seite ein Wappen über dem Eingang. Ein einziges ist ohne Wappen.

Kavaliershaus Nr. 1
Das Haus ist datiert auf 1741. Heute ist in dem Haus in der Ebersbacher Straße 4 der Gemeindeverwaltungsverband Altshausen untergebracht. Vier Häuser entstammen einer Bauserie und tragen das gleiche Wappen.

Das Wappen ist das des Philipp Joseph Anton Graf von Froberg (geb. 1685, reg. 1735 - 1757, gest. 11.05.1757), viertletzter Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund. Das Wappen ist geviert aus dem Deutschordenskreuz in den Feldern 1 und 4 sowie dem Familienwappen in den Feldern 2 und 3. Es ist das einzige Wappen aller hier amtierenden Landkomture, das bei der Vierung aus Platzgründen "verschoben" ist. Alle anderen halten die bei der Vierung entstehenden Feldergrenzen ein, nur das Wappen dieses Landkomturs nicht. Der mit dem Deutschordenskreuz belegte Flug gehört zum Deutschordenswappen, die Helmzier auf Platz 2 mit dem Drachen auf dem gekrönten Helm gehört zum Familienwappen. Der Schild des Landkomturs ist von einem zweiten Schild mit Deutschordenskreuz unterlegt. Sein Wappen ist auch im Innern der Schloßkirche am Bogenscheitel neben dem Wappen des amtierenden Hochmeisters Clemens August von Bayern zu sehen, dazu in der Seitenkapelle und in der großen Wappensammlung im Chor.

Wappen der Grafen von Froberg /Frohberg/Froberg-Montjoye: Das Stammwappen ist in Rot ein aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, den Bart nach links (!) gewendet Die Helmzier war ein silberner Doppelschlüssel.

1743 tritt das Geschlecht mit einem gevierten Wappen auf: Felder 1 und 4: In Rot ein aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, den Bart nach rechts (!) gekehrt. Felder 2 und 3: Ein aufwärts gerichteter goldener Schlüssel, den Bart nach links gekehrt, begleitet rechts von einem hier beiderseits (nach Siebmacher unten) abgeledigten goldenen Pfahl mit eigentlich 5 roten Andreaskreuzen übereinander, hier vereinfachend dreimal durchbrochen, begleitet links von 5 (2:1:2) silbernen Kugeln.

Hier ist eine eigenartige Lösung für das Problem gefunden worden, ein geviertes Wappen nochmal zu vieren. Die Felder 1 und 4 werden gespalten, in die jeweils äußere (Feld 1: rechte, Feld 4: linke) Spalthälfte wird das Deutschordenskreuz eingebracht, während das Motiv des ursprünglich ganzen Viertels auf die andere Spalthälfte zusammengedrängt wird.

Das Wappen der Grafen von Froberg hat zwei gekrönte Helme: Helm 1: wachsende gekrönte Meerjungfrau mit geringeltem blauem Schwanz, in jeder Hand einen aufwärts gerichteten Schlüssel, rechts den silbernen, links den goldenen, Bärte nach links. Helmdecken rot-silbern. Helm 2: Ein grüner (hier weiß angestrichen) Drache. Helmdecken rot-golden.

Hier ist nur der Helm 2 repräsentiert, Helm 1 ist hier die Helmzier des Deutschen Ordens, der mit dem schwarzen Ordenskreuz belegte silberne Flug.

Schildhalter der Grafen von Froberg wären 2 Faune mit Keulen auf goldenem Postament, der inwendige Fuß ist jeweils ein Bocksfuß.

Die Grafen von Froberg sind Elsässer Uradel, sie waren reichsritterschaftlich begütert. Einst Freiherren, wurden sie 1743 mit Philipp Anton Eusebius von Froberg, Landkomtur der Deutschordensballei Elsaß und Burgund, kaiserlicher Gesandter in der Schweiz, in den Reichsgrafenstand erhoben, welcher von Frankreich bestätigt wurde. Aus Anlaß dieser Erhebung in den Reichsgrafenstand wurde das Stammwappen wie oben beschrieben geviert.

Kavaliershaus Nr. 2
Dieses Gebäude entstammt der gleichen Baureihe.

Das Wappen ist das des Philipp Joseph Anton Graf von Froberg (reg. 1735-11.05.1757), Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund. Das Wappen ist geviert aus dem Deutschordenskreuz in den Feldern 1 und 4 sowie dem Familienwappen in den Feldern 2 und 3. Der mit dem Deutschordenskreuz belegte Flug gehört zum Deutschordenswappen, die Helmzier auf Platz 2 gehört zum Familienwappen. Der Schild des Landkomturs ist von einem zweiten Schild mit Deutschordenskreuz unterlegt.

Kavaliershaus Nr. 3
Hier ist heute die Förderschule Altshausen untergebracht (Ebersbacher Straße 10). Es trägt das gleiche Wappen wie die beiden benachbarten Kavaliershäuser.

Das Wappen ist das des Philipp Joseph Anton Graf von Froberg (reg. 1735-11.05.1757), Landkomtur der Ballei Elsaß-Burgund. Das Wappen ist geviert aus dem Deutschordenskreuz in den Feldern 1 und 4 sowie dem Familienwappen in den Feldern 2 und 3. Der mit dem Deutschordenskreuz belegte Flug gehört zum Deutschordenswappen, die Helmzier auf Platz 2 gehört zum Familienwappen. Der Schild des Landkomturs ist von einem zweiten Schild mit Deutschordenskreuz unterlegt.

Kavaliershaus Nr. 4 (Neue Ordensschule von 1805)
Das letzte Haus in der Reihe tanzt aus der Reihe, beileibe nicht architektonisch, da gleichen sich die Häuser wie ein Ei dem anderen, sondern hinsichtlich Funktion, Baumeister, Baudatum und Wappen. Es ist kein Beamtenhaus, sondern eine Schule. Das Haus wurde vom Sohn des großen Planers und Erbauers der anderen vier Häuser erbaut. Und mit dem Baudatum 1805 ist es das späteste der fünf Kavaliershäuser, erbaut ganz kurz vor der Vertreibung des Deutschen Ordens unter Napoleon.

Das Wappen ist das des letzten Landkomturs der Ballei Elsaß-Burgund, Carl Friedrich Freiherr von Forstmeister zu Gelnhausen (gest. 1814). Die Forstmeister von Gelnhausen waren ein altes, ehemals zur unmittelbaren mittelrheinischen Reichsritterschaft zählendes Geschlecht, das seinen Besitz im Rheinland erwarb. Das Wappen ist geviert aus dem Deutschordenskreuz in den Feldern 1 und 4 sowie dem Familienwappen in den Feldern 2 und 3. Wappen Forstmeister bzw. Forstmeister von Gelnhausen: In blauem, mit goldenen Schindeln bestreuten Feld ein pfahlweise gestellter goldener Widerhaken, oben mit einem Vogelkopf versehen, oben rechts begleitet von einem roten Kreuzlein (kann auch fehlen). Der mit dem Deutschordenskreuz belegte Flug (eigentlich sollte er silbern/weiß sein, nicht schwarz, denn schwarz ist das Deutschordenskreuz) gehört zum Deutschordenswappen, die Helmzier auf Platz 2 gehört zum Familienwappen. Ein goldener Widerhaken, oben mit einem Vogelkopf versehen, zwischen zwei mit goldenen Schindeln und einem roten Kreuzlein bedeckten Adlerflügeln. Helmdecken blau-golden. Der Schild des Landkomturs ist von einem zweiten Schild mit Deutschordenskreuz unterlegt.

Photos der Kavaliershäuser:

Physikatshaus mit Froberg-Wappen in der Fassadenmitte

Oberamtmannshaus rechts im Bild, Froberg-Wappen über der Tür.

Neue Ordensschule, letztes Haus in der Reihe.

Literatur:
Pfarr- und Schloßkirche St. Michael Altshausen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 1. Auflage 2001, ISBN 3-933784-99-9
Siebmachers Wappenbuch.
J. L. Wohleb, das Lebenswerk der Deutschordensbaumeister Johann Caspar Bagnato und Franz Anton Bagnato, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 11, 1952, S. 207-224.
Jörg Seiler, Landkommende Altshausen - Geschichte, http://www.la-bw.de/kloester-bw/klostertexte.php?kreis=&bistum=&alle=&ungeteilt=&art=&orden=&orte=&buchstabe=&nr=669&thema=GeschichteAn
Alois Seiler, Der Deutsche Orden und Südwestdeutschland, Beiträge zur Landeskunde (Beilage zum Staatsanzeiger für Baden-Württemberg) Nr. 4, August 1979
Siebmachers Wappenbuch, Elsaß 2.10

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