Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 289
Stadtprozelten (Mainfranken)

Wappen gegenüber der Pfarrkirche, in Hauswand eingemauert:

Wappen des Mainzer Kurfürsten Johann Schweikhard von Cronberg (1604-1626)

Blasonierung: Geviert:

3 Helme:

Die Familie von Cronberg (Cronenberg, Kronberg, Kronenberg) ist ein altes Rittergeschlecht aus dem Taunus, das ursprünglich Eschborn hieß, nach dem gleichnamigen Ort am Südhang des Taunus unweit von Königstein. Zugleich waren die von Eschborn (Askeburne, Aschenburnen, Hescheburnen) Edelbürger von Frankfurt am Main, damals Reichsstadt. Es werden 1219 und 1238 Wigand von Eschborn, 1219 Hartmund von Eschborn, 1228 Frank, 1239 Otto erwähnt. Als Ritter werden sie ebenfalls urkundlich erwähnt, z. B. Hartmund (Hartmut) von Eschborn 1250. Die ersten, die sich nach ihrer neu erbauten Burg Cronberg (heute Kronberg im Taunus) nannten, waren die Brüder Hartmund und Otto fratres de Cronenberg. Die Burg besteht heute noch, mit einem älteren staufischen Teil (Oberburg) und einer wohnlicheren Anlage (Mittelburg), mit Blick auf die Frankfurter Skyline an den Hängen des Taunus gelegen. Der alte Wohnsitz in Eschborn blieb bis zur Zerstörung 1622 Nebensitz.

Schon zur Bauzeit der Burg Kronberg teilte sich die Familie Eschborn im frühen 13. Jh. in zwei Stämme, den Kronenstamm und den Flügelstamm. Eigentlich war die Teilung bereits 1219 vollzogen. Damit war die Burg Kronberg im Prinzip eine Ganerbschaft, eine Ganerbenburg, auf der ein 1339 und 1344 schriftlich geschlossener Burgfriede galt. Der Kronenstamm geht auf Otto I von Eschborn (1230, 1255) zurück, zog auf die Burg Kronberg und nannte sich ab da "von Cronberg". Aus diesem Kronen-Stamm kommt der Mainzer Kurfürst Johann Schweikhard von Cronberg. Dieser Stamm starb zuletzt (1704) aus, Kronberg kam zu Mainz, dann zu Nassau, dann an Preußen und zuletzt an Hessen. Der Familienzweig des Flügelstamms, der auf Hartmut II von Eschborn (1235 von Eschborn, 1250 von Cronberg, gest. vor 1253) zurückgeht, zog später ebenfalls auf die neue Burg. Aus diesem Stamm kommt der Deutschordenshochmeister Walther von Cronberg, die zweite Berühmtheit der Familie. Dieser Stamm starb mit Johann Eberhard von Cronberg 1617 aus, Burggraf von Friedberg. Der Eselsohrenstamm (Ohrenstamm, Johannesstamm) entstand durch weitere Spaltung der Familie als Seitenlinie. Erloschen im 15. Jh. Der Kronenstamm hatte ab dem 16. Jh. zwei Unterlinien, die von Walter X und die von Hartmut XIII, wobei letztere die gräfliche Linie wurde.

Johann Schweikhard von Cronberg - Lebensdaten des Kurfürsten

Geb. 15. Juli 1553 Sohn von Hartmut von Cronberg, Kurmainzer Marschall, Großhofmeister und Oberamtmann zu Höchst und Hofheim
1564 Domvikar
1566 Stiftsherr von St. Alban in Mainz
Ausbildung am Collegium Germanicum zu Rom
1576 – 1589 Propst des Stiftes St. Peter zu Aschaffenburg
1582 Domkapitular und Dechant
1588 war er Propst von St. Alban in Mainz
1599 Propst des Marienstiftes, Kämmerer des weltlichen Gerichtes des Erzstiftes Mainz
17. Februar 1604 Wahl zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz, damit Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
1605 Belehnung mit dem Erzstift Mainz
zwar gemäßigter und um Ausgleich bemühter, aber konsequenter Anhänger der Gegenreformation, Rekatholisierung, Förderung der Jesuiten und der Kapuziner. Erbarmungsloser Hexen-Verfolger.
Gest. 17.09.1626, letzte Grabplatte im Westchor des Mainzer Domes.

Wappen des Mainzer Kurfürsten Wolfgang von Dalberg (1582-1601)

Sein auf 1597 datiertes Wappen ist geviert:

Wolfgang von Dalberg - Lebensdaten des Kurfürsten

geb. 1538, Sohn von Friedrich, Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg, und Anna von Fleckenstein
1582 Wahl zum Erzbischof und Kurfürst von Mainz mit nur einer Stimme Mehrheit im Vergleich zu seinem Gegenkandidaten, dem Erzbischof von Würzburg Julius Echter von Mespelbrunn, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Leistungen: Finanzielle Konsolidierung des wirtschaftlich angeschlagenen Kurstaates, Errichtung von Renaissance-Schlössern in Höchst am Main und in Steinheim bei Hanau.
gest. 05.04.1601 in Aschaffenburg, spätmanieristisches Grabdenkmal von 1606 im Mainzer Dom mit 16 Wappen

Wappen des Mainzer Kurfürsten Johann Adam von Bicken (1601-1604)

Sein Wappen ist geviert:

Die von Bicken haben zwei Stämme, einen "roten Stamm" und einen "schwarzen Stamm". Der rote Stamm führt in Gold drei schrägrechts aneinandergereihte rote Rauten. Der schwarze Stamm führt in Schwarz zwei silberne Balken. Der Kurfürst Johann Adam von Bicken gehört zum schwarzen Stamm. Die Helmzier sind zwei wie der Schild bez. Büffelhörner. Helmdecken schwarz-silbern.

Johann Adam von Bicken - Lebensdaten des Kurfürsten

geb.27.05.1564 auf Burg Hainchen (Siegerland), Vater: Philipp von Bicken, kurmainzischer Marschall, Mutter Anna geb. Brendel von Homburg.
1601 Erzbischof und Kurfürst von Mainz, Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
1601-1604 Rekatholisierung, radikale Abkehr von der toleranteren Politik seiner Vorgänger. Unterdrückung des reformierten Glaubens, Einführung der Gegenreformation in Mainz gemäß seiner Grabinschrift. Unter seiner Herrschaft fanden im Mainzer Raum extreme Hexenverfolgungen statt. Sein Hauptwirken scheint sein vollkommen übersteigerter Einsatz gegen Häresie, Hexerei und Zauberei gewesen zu sein. Es fällt sehr schwer, seiner Regierung auch positive Züge abzugewinnen. Prägendster Zug seiner Regierungszeit ist der Hexenwahn, gegen diese dunkle Erinnerung ist sein sonstiges Tun und Wirken verblaßt.
gest. 11.01.1604 in Aschaffenburg, einfacher Grabstein im Mainzer Dom, erst im Ostchor, 1762 an die nördliche Mittelschiffsarkade versetzt..

Wappen des Mainzer Kurfürsten Johann Schweikhard von Cronberg (1604-1626)

Sein auf 1612 datiertes Wappen am Portalbogen an der Hausnummer 85 ist geviert:

Zur Übersicht ein Ausschnitt aus der Liste der Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten:

Berthold von Henneberg (1484-1504)
Jakob von Liebenstein (1504-1508)
Uriel von Gemmingen (1508-1514)
Kardinal Albrecht von Brandenburg (1514-1545)
Sebastian von Heusenstamm (1545-1555)
Daniel Brendel von Homburg (1555-1582)
Wolfgang von Dalberg (1582-1601)
Johann Adam von Bicken (1601-1604)
Johann Schweikhard von Cronberg (1604-1626)
Georg Friedrich von Greiffenclau (1626-1629)
Anselm Casimir Wambolt von Umstadt (1629-1647)
Johann Philipp von Schönborn (1647-1673)
Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid (1673-1675)
Damian Hartard von der Leyen (1675-1678)
Karl Heinrich von Metternich-Winneburg (1679-1679)
Anselm Franz von Ingelheim (1679-1695)
Lothar Franz von Schönborn (1695-1729)
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1729-1732)
Philipp Karl von Eltz (1732-1743)
Johann Friedrich Karl von Ostein (1743-1763)
Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1763-1774)
Friedrich Karl Joseph von Erthal (1774-1802)

Literatur:
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Aschaffenburger Wappenbuch.

Siebmachers Wappenbuch
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Stefan Heinz, Barbara Rothbrust, Wolfgang Schmid: Die Grabdenkmäler der Erzbischöfe von Trier, Köln und Mainz, Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-070-3

Stadtprozelten (Mainfranken): Wappenstein an der Pfarrkirche - Wappensteine an Häusern

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