Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 208
Freie Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber (Franken)

Wappen in Rothenburg ob der Tauber - Gasthaus zum Schwarzen Adler (Klingengasse 12)

Der auf dem doppelköpfigen Reichsadler des Hauses Habsburg-Lothringen liegende Wappenschild ist gespalten, vorne Lothringen (In Gold ein roter Schrägrechtsbalken, belegt mit drei silbernen Alerions), hinten Medici (Toscana, In Gold 5 (2:2:1) rote Besanten, überhöht von einem größeren blauen Besanten, dieser mit 3 (2:1) goldenen Lilien belegt). Der unterste Besant müßte hier ebenfalls rot tingiert sein. Inschrift: "Dieses Gasthaus zum Schwarzen Adler hat erbauen lassen Georg Albrecht Wolff 1784, fec. Bühler." Der hier vorliegende Adler hat Nimbus, hat als Reichsinsignien Zepter, Schwert und Reichsapfel in den Klauen, die Krone zwischen den Köpfen, ferner ist die Bewehrung golden, nur die Zungen sind rot. Damit folgt der Adler einem sehr späten Farbschema dieses uralten Herrschersymbols. Im angegebenen Jahr war Joseph II von Habsburg-Lothringen Kaiser.

An dieser Stelle mal ein Exkurs über Adler: Wann ist er doppelköpfig, wann hat er nur einen Kopf?

Seit Karl dem Großen war der einköpfige schwarze rotbewehrte Adler in Gold Zeichen kaiserlicher Gewalt, das wurde auch im Heiligen Römischen Reich beibehalten. Vom 12. bis ins 14. Jahrhundert war er das Symbol der Herrscher im Heiligen Römischen Reich.
Eine der frühesten Doppeladler-Darstellungen findet sich schon in der Mitte des 13. Jh. bei Friedrich II. von Hohenstaufen.
Seit 1402 übernimmt der Doppeladler die Funktion des Reichswappens (ist also das Symbol für das Territorium des Reiches). Seit 1434 (Kaiser Sigismund I) wird der doppelköpfige Adler offiziell vom Kaiser verwendet. Im 15. Jh. ff. werden die Adlerköpfe auch mit einem Nimbus verziert. Als deutscher König führt der Herrscher einen einköpfigen, als Kaiser einen doppelköpfigen Adler. Interessant ist hier das Nassauerhaus in Nürnberg - hier stehen einköpfiger Königsadler und doppelköpfiger Kaiseradler nebeneinander.
Nach Auflösung des Heiligen Römischen Reichs 1806 war's damit erst einmal vorbei. Der Deutsche Bund führt definitionsgetreu kein Reichswappen.
Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches kam der Doppeladler 1804 in das österreichische Wappen, wo er bis zur Auflösung der Monarchie 1918 verwendet wurde.
Nach der Revolution von 1848 wird ein doppelköpfiger Adler geführt, die Bewehrung ist gold, die Zunge bleibt rot. Monarchische Zusatzsymbole fehlen.
Das 1871 gegründete deutsche Kaiserreich verwendete wieder den einköpfigen Kaiseradler. Die Bewehrung wird wieder rot.
Ab der Weimarer Republik 1919 verliert der Adler die monarchischen Embleme (Zepter, Schwert, Reichsapfel, Krone) und wird nüchtern, ein Adler pur eben. Die Bewehrung bleibt rot. Der früher verwendete Herzschild verschwindet ebenfalls.

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Willi Sauer, Wolfgang Kootz, Rothenburg ob der Tauber, Stadtführer, Edm. von König-Verlag Heidelberg 1981

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