Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 202
Freie Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber (Franken)

Wappen in Rothenburg ob der Tauber - Klingen-Bastei

Diese Anlage ist eine Kombination aus Bastion und mittelalterlicher Wehrkirche. Der eigentliche Torturm im Süden, ein niedrigerer Torturm im Nordwesten, der Betraum im Norden, Kasematten und eine nach Osten halbrund vorspringende Bastei mit Geschützböden bilden hier eine seltene Einheit der Formen und Funktionen.

An der Außenseite über der kleinen Nebenpforte nach Osten befindet sich ein großer Wappenstein, hier in der Abb. vergoldet vom Licht der aufgehenden Sonne um 8 Uhr morgens an einem strahlenden Spätsommertag, wenn Rothenburg noch den Einheimischen gehört und Japaner wie Amerikaner noch in den Hotels frühstücken, also dann, wenn man das Gefühl hat, das echte, alte, romantische, fränkische Rothenburg zu erleben, nicht die weltberühmte Touristenattraktion. Ringsum die Wappen der sieben Kurfürsten, (optisch) links unten das der Stadt Rothenburg selbst, (optisch) rechts unten das Wappen für die Grafen von Rothenburg-Comburg (Erläuterung beim Kapitel über das Rathaus).

Abb.: Wappenstein im Morgenlicht

Rothenburg war eine Reichsstadt und nur dem Kaiser verpflichtet. Entsprechend werden nur die Wappen anderer Landesherren abgebildet, insofern der Kaiser von ihnen abhängt - nämlich die Wappen der sieben Kurfürsten:

Abb.: Wappenstein in abendlichen Lichtverhältnissen

Die Jahreszahl nennt das Jahr 1536. Das Kaiserwappen in der Mitte ist das des Habsburger-Kaisers Karl V. Typisch sind die beiden Säulen, die die Wappendarstellung flankieren, und die über den jeweiligen Kapitellen angebrachte Devise "PLVS VLTRA". Der Wappenschild ist einem doppelköpfigen schwarzen, goldenbewehrten und rotgezungten Reichsadler aufgelegt, über dessen Federn sich die Collane des Ordens vom Goldenen Vlies zieht, denn Karl V. war 1506-1555 Großmeister dieses Ordens.

Der Wappenschild Kaiser Karls V. ist in einer der vielen Varianten seines Wappens geviert, Feld 1: in Rot ein goldenes Kastell (Königreich Kastilien), Feld 2: gespalten, rechts siebenmal rot-silbern geteilt, hier farblich unzutreffend (Königreich Ungarn, Alt-Ungarn), links in Gold ein schwarzer, rot bewehrter und ebenso gezungter Löwe (Grafschaft Flandern), Feld 3: in Rot ein silberner Balken (Erzherzogtum Österreich), Feld 4: innerhalb eines roten Schildbordes eigentlich fünfmal von Gold und Blau schrägrechtsgeteilt, hier schräglinks und farblich unzutreffend (Herzogtum Burgund, Altburgund).

Gesamtansicht der St.-Wolfgangs-Bastei bzw. Klingenbastei

Die Wehrkirche St. Wolfgang von 1475 ff. bildet den nördlichen Abschluß der Anlage. Sie wurde auf dem alten Betplatz der Schäfer, deren Schutzpatron der Hl. Wolfgang ist, errichtet. Nach innen Maßwerksfenster, nach außen auf der Rückseite Schießscharten. Unter dem Kirchenboden waren Kasematten angelegt, von denen aus der Grabenboden beschossen werden konnte.

Literatur:
Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Willi Sauer, Wolfgang Kootz, Rothenburg ob der Tauber, Stadtführer, Edm. von König-Verlag Heidelberg 1981

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