Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1143
Dresden
(Sachsen)
Der Zwinger (Teil 4)
Kronentor
Das Kronentor ist der
südwestliche Zugang zum Zwinger. Hier wird am deutlichsten,
warum das Bauwerk den Namen "Zwinger" trägt: Entlang
der Außenseite erstreckt sich der Zwingergraben, und die
zierliche Galerie sitzt einer massiven Festungsmauer auf, die
hier in leichtem Winkel verläuft. Ein Zwinger ist wehrtechnisch
der Innenbereich zwischen zwei Wehrmauern, zwischen einer
äußeren und einer inneren Befestigung. Hier lag einst die
westliche Bastion Luna der Festung Dresden, und der Bereich
durfte aus militärischen Gründen nicht bebaut werden. Der Platz
war also ideal geeignet, um dort Spiele und Feste abzuhalten.
Normalerweise waren solche Bauten aus Holz und schnell wieder
abbaubar, nur in diesem Falle wurde die Festarchitektur zu Stein.
Eine Brücke führt über den ca. um 1820 zugeschütteten und
später wieder freigelegten Zwingergraben.
Abb.: Das Kronentor inmitten der Langgalerien mit der Brücke über den Wallgraben. Die Langgalerien sind etwas schräg auf die schlichte Festungsmauer der Bastion Luna aufgesetzt, um die Rechtwinkligkeit der Anlage zu wahren. Im Ursprungskonzept waren sie noch nicht vorgesehen, deswegen hatte man bei der Errichtung der nordwestlichen Teile des Zwingers noch nicht auf die Ausrichtung geachtet. Die Schwächung der Verteidigungsfähigkeit der Bastion Luna durch die zierlichen Galerien stieß übrigens bei den Generälen Flemming und Wackerbarth auf Mißbilligung.
Abb.: Das Kronentor inmitten der südwestlichen Langgalerien, von innerhalb des Zwingers im Morgenlicht gesehen. Die oben mit zahlreichen Schmuckvasen und Putten besetzten Langgalerien sind der längste und niedrigste Bauteil des Zwingers, deshalb ist der Kontrast mit der Vertikalität des Kronentores besonders wirkungsvoll. Das Kronentor ist eine Mischung aus einem Torturm und einem Triumphbogen. Es hatte sowohl eine zugangskontrollierende als auch eine verherrlichende Funktion, war Träger einer üppigen Ikonographie und weithin leuchtendes Symbol der Herrschaft des Kurfürsten und polnischen Königs. Die Architektur ist äußerst bewegt, fast zerrissen durch einen überaus lebhaften Wechsel konvexer und konkaver Formen und gegenläufiger Linien, durch die Verwendung gekröpfter Gesimse, Pilaster, Säulen etc., dazu überladen mit Figuren, z. B. Flora, Bacchus, Ceres und Vulkanus als Symbole der vier Jahreszeiten.
Abb.: Auf der Außenseite (Südwestseite) befindet sich unter dem Ansatz der Kupferbekrönung am Scheitelpunkt des offenen Bogens das kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Wappen. Auf der Innenseite ist als Pendant kein zweites Wappen, sondern ein Monogramm.
Das Wappen
am Kronentor
Das Wappen ist wie folgt
aufgebaut:
Auf Kronen wird hier verzichtet, denn die Krone befindet sich hoch oben auf der Turmspitze.
Abb.: Position des besprochenen Wappens auf der Südwestseite des Kronentors.
Das
Monogramm am Kronentor
Dem kurfürstlichen Wappen auf
der Außenseite entspricht das Monogramm auf der Innenseite,
genauso in eine barocke, vielfach geschweifte Kartusche
eingebracht, zusätzlich von einer königlichen Krone überhöht.
Es ist interessant, daß das Monogramm gekrönt ist, das Wappen
auf der gegenüberliegenden Seite aber nur von einem Kopf
überhöht wird.
Verschlungene Initialen des Bauherrn: Zentral in der Mitte oben ein A, unten nach links schräggeneigt ein F, nach rechts R/P, dazu können mehrere Bestandteile als S gelesen werden: F A S R P - Friedrich August von Sachsen, Rex Poloniae. Von allen verschlungenen Monogrammen im Zwinger ist dieses das symmetrischste und harmonischste.
Linke Abb.: Monogramm, Detailaufnahme. Rechte Abb.: Das Kronentor morgens im frühen Licht des Sonnenaufgangs mit der vergoldeten polnischen Königskrone als Spitze, darunter vier vergoldete Adler. Der Adler hat eine ambivalente Symbolik: Zum einen kann er als polnischer Adler interpretiert werden, zum andern aber auch als kaiserlicher Adler des Reiches, denn August der Starke war seit 1711 Reichsvikar und hatte selbst einige Zeit Hoffnungen auf die Krone des Heiligen Römischen Reiches, weil Kaiser Karl VI noch keinen männlichen Erben hatte. Diese Hoffnungen sollten sich aber nicht erfüllen. Das zwiebelförmige, teilvergoldete Kupferdach wurde 1989/90 rekonstruiert.
Abb.: Position des besprochenen Monogramms auf der Nordostseite des Kronentors.
Genealogie der albertinischen Linie, Kurfürstentum Sachsen
Literatur,
Links und Quellen
Siebmachers Wappenbücher
Matthias Donath, Jörg Blobelt: Altes und Neues Dresden, 100
Bauwerke erzählen Geschichten einer Stadt, edition Sächsische
Zeitung, SAXO'Phon GmbH, Dresden 2007, ISBN 978-3-938325-41-4
Heinz Quinger: Dresden und Umgebung, Geschichte, Kunst und Kultur
der sächsischen Hauptstadt, DuMont Kunstreiseführer, 5. Auflage
2007, ISBN 978-3-7701-4028-2
Geschichte des Zwingers: http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/zwinger_geschichte.htm
Zwinger: http://www.besuchen-sie-dresden.de/de/sehenswuerdigkeiten/zwinger.php - http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/zwinger.htm
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan,
Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag
ISBN 978-3-7686-2515-9
Dresden (Sachsen): Postdistanzsäule - Cosel-Palais - Hofkirche - Johanneum - Kunstakademie - Zwinger, Wallpavillon - Zwinger, Frz. Pavillon - Zwinger, Math.-Phys. Pavillon - Zwinger, Kronentor - Residenzschloß
Sächsische Wappen (1), Ernestinische Linie - Sächsische Wappen (2), Albertinische Linie
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