Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1134
Meißen (Sachsen)

Meißen, Domplatz 6

Das Domherrenhaus
Am Domplatz befinden sich auf der Südseite des Meißener Burgberges mehrere Domherrenhäuser. Einige Wappen sind zu sehen. Das große Tor im Erdgeschoß mit Segmentbogen führt in einen kleinen Innenhof. Die Mittelachse wird architektonisch besonders hervorgehoben, nicht nur durch das große Tor, sondern auch durch das reicher verzierte Doppelfenster im ersten Obergeschoß, während die 2x 3 Achsen zur Seite gleich gestaltet sind, und durch die Zwillingsdachgaube im Mansarddach.

Dieses 1726-1728 auf älterer Vorbebauung als Wohnhaus des Syndicus errichtete Haus mit der Adresse Domplatz 6, ist heraldisch besonders interessant, weil das langgestreckte, zweigeschossige Gebäude auf der Schauseite zum Platz zwischen Gesims und den Fenstern des ersten Obergeschosses insgesamt acht Wappendarstellungen trägt. Bei den Trägern dieser acht Wappen handelt es sich um damalige Domherren.

Die Mittelachse wird ferner betont durch das zentrale Emblem zwischen den 2x 4 Wappen. Es handelt sich um das Siegelbild des Hochstiftes Meißen (evangelisch-lutherisch). In der Mitte ist der eine Domheilige Donatus zu sehen, darüber der Adler als Symbol für den zweiten Domheiligen, Johannes (der Evangelist). Die Inschrift liest sich S.(IGILLVM) CAPITULI MISNENSIS. Es ist interessant, ein Siegelbild hier auf der Fassade zu sehen.

Wappen Nostitz
Die Herren von Nostitz sind ein uradeliges Geschlecht der Regionen Schlesien, Lausitz, Sachsen und Böhmen. Die namengebende Stammburg liegt im Landkreis Bautzen und ist heute auf dem Stadtgebiet von Weißenberg. Die Herren von Nostitz sind dort ab 1280 nachweisbar, mußten die Burg jedoch 1439 verkaufen. Es gab drei Stämme, Unwürde (zwei Linien, Unwürde und Cunewalde), Ullersdorf (zwei Linien, Ullersdorf und Schönbrunn, letztere mit den schlesischen Nebenlinien zu Damitsch, Ransau, Lampertsdorf und Zedlitz) und Rothenburg (drei Linien, Rothenburg, Guttau und Tschocha, jeweils mit Unterlinien). In mehreren Linien belegen Diplome den Freiherren- bzw. Grafenstand. 1673 wurde eine Linie mit einem Teil der alten Grafschaft Rieneck im Spessart belehnt.

Wappen Callenberg
Die von Callenberg (auch: Calenberg) sind ein altes, ursprünglich westfälischen Adelsgeschlecht aus dem gleichnamigen Stammhaus bei Warburg. Ursprünglich hießen sie Bercule, auch Bercule v. Holzhausen. Der Name Calenberg kommt von der Burg Calenberg bei Warburg. Die Reichsgrafen von Callenberg waren Herren der Standesherrschaft Muskau, bevor diese im Erbgang an die Grafen Pückler kam, die sich dann v. Pückler-Muskau nannten. Diplome:

Das Geschlecht erlosch am 17.10.1854 im Mannesstamm mit Johann Graf von Callenberg, k.k. Oberlieutenant.

Verschiedene Wappenvarianten werden beschrieben:

Die Wappen haben, wie man sieht, eine erhebliche Variationsbreite, mal wird der Greif schreitend auf, mal im Schrägbalken angegeben, der Siebmacher gibt den Schrägbalken golden an, das Westfälische Wappenbuch silbern unter Erwähnung, daß er auch golden sein könne. Statt der Morgensterne kommen auch Lanzen vor. Das Westfälische Wappenbuch bildet auf dem dritten Helm einen Drachen statt eines Greifen ab, wohl eine Fehlinterpretation, und zeigt Lanzen statt der Streitkolben im gevierten Wappen.

Wappen Mergenthal
Die Mergenthal (auch Mergendahl geschrieben) sind eine uradelige Meißnische Familie, aus der ein Zweig 1699 das Gut Semmer auf Oesel besaß.

Wappen Pöllnitz
Weitere Schreibweisen: Poellnitz, seit 1885 festgelegt Pölnitz. Die zum Uradel von Sachsen gehörende und weit verbreitete Familie mit Stammsitz in Pöllnitz bei Triptis (im thüringischen Saale-Orla-Kreis) hatte die fränkischen Linien Pöllnitz auf Asbach/Aschbach bei Schlüsselfeld (mit Freiherrenbrief von 1670 für Hironymus Christoph von Pölnitz, bambergischer Geheimrat und Obermarschall) und Pöllnitz auf Frankenberg (Steigerwald). Eine andere Linie war Pöllnitz auf Heinersgrün (bei Burgstein, Sachsen). Zu den Stammbesitzungen gehören die heutigen Ortschaften Ober-, Mittel-, Nieder-, Buch-, Stein- und Mühlenpöllnitz, später kamen Braunsdorf, Dreitzsch, Goseck, Geroda, Grobitz, Herschdorf, Lindenkreuz, Meilitz, Münchenbernsdorf, Mosen, Molbitz, Oberlöda, Rathewitz, Reinsdorf, Renthendorf, Schwarzbach, Sora, Staitz und Wetzdorf hinzu. Schloß Hundshaupten bei Egloffstein in der fränkischen Schweiz gehörte ebenfalls 1661 - 1991 der Familie. Besitzungen in Bullenheim, Frankenberg und Geckenheim ließen die Familie zum Ritterkanton Odenwald gehören, Besitzungen in Aschbach, Hundshaupten, Hohn (Hahnbuch) und Wüstenbuch zum Ritterkanton Steigerwald. In Brandenburg besaßen sie die Güter Carow, Buch und Birkholz im Kreis Nieder-Barnim, in Preußen Reichau und Wildenau. Mit den von Metzsch sind die von Pöllnitz eines Stammes und eines Wappens. Die Familie besteht in verschiedenen Linien fort.

Die beiden Linien führten als vermehrtes Wappen jedoch unterschiedliche Hauptschilde (nach Siebmacher):

Eine Erinnerung an diese Familie trägt das Wappen der Gemeinde Mittelpöllnitz in Thüringen: Halbgespalten und geteilt, oben rechts in Blau ein silberner Mühlstein, oben links in Rot ein silbernes Posthorn, unten in Silber ein blauer Sparren.

Wappen Watzdorf
Diese thüringische Familie stammt ursprünglich aus dem Vogtländischen und Mansfeldischen. Der namengebende Ort liegt bei Rudolstadt. Erstmals erscheint der Name in Urkunden 1137 aus Anlaß der durch Graf Sizzo von Schwarzburg vorgenommenen Belehnung von Conradus de Wazdorf auf dem Greifenstein mit dem Dorf Watzdorf. Die ältesten Besitzungen der Familie befanden sich beiderseits der Saale, gleichfalls die Stammsitze der zwei Hauptlinien Altengesees und Neidenberg. Rudolf von Watzdorf aus dem Vogtland war Gräflich-Mansfeldischer Marschall und wurde zum Ahnherr der sich ausbreitenden Familie. Im 15. Jh. kaufte er ein Gut in Vockstedt, dann Erdeborn. Zum weiteren Familienbesitz gehörten Stedten, Fernsdorf, Braunschwende, Güter in Schraplau, Farrenstedt, Syrau und Leimbach. Schlösser in zeitweisem Familienbesitz waren Schloß Lichtenwalde, Schloß Wiesenburg, das südlichste Schloß Dornburg und Schloß Nudersdorf. Mehrere Familienmitglieder waren im sächsischen Staatsdienst in wichtigen Positionen. Christopf Heinrich von Watzdorf erlangte am 25.4.1719 als königlich polnischer und sächsischer Kabinettsminister, wirklicher Geheimrat, Obersteuer- und General-Accise-Direktor den Reichsgrafenstand. Die kursächsische Anerkennung desselben datiert vom 8.8.1719, die königlich preußische Anerkennung vom 25.4.1720. Die gräfliche Linie währte nicht lange und starb schon mit Graf Christoph Heinrich am 28.8.1764 aus, dem Sohn des Erhobenen. Obwohl zum Uradel gerechnet, bekam die Familie am 10.3.1837 eine Anerkennung des Freiherrenstandes vom Großherzog von Sachsen-Weimar. Die Tätigkeit in sächsischen Diensten barg nicht nur Ruhm und Reichtum, sondern auch das Gegenteil: Christian Heinrich von Watzdorf (1698 - 1747) war sächsischer Kammerherr, Hof- und Justizrat, außerordentlicher Gesandter, aber er setzte sich gegen die Herrschaft des Grafen Brühl politisch zur Wehr, setzte sich ferner für unangemessen erscheinende Privilegien der Domherren ein und büßte dies mit dem Einzug seiner Güter und Festungshaft auf der Festung Königstein, der seine Gesundheit nach drei Jahren erlag.

Wappen Bose
Die Familie gehört zum Uradel des Stifts Merseburg und des Osterlandes. 1283 und 1286 finden wir erste urkundliche Erwähnungen von Familienmitgliedern: Dietmar Bose, Nikolaus Bose, Arnold Bose. Die Stammreihe beginnt 1307. Alte Familiengüter liegen in Kötzschau, Kötzschen, Ammendorf, Frankleben, Beuna und Witzschersdorf. Die Bose waren seit dem 16. Jh. Anhaltische Vasallen. Mitglieder der verzweigten Familie finden wir in Sachsen, in Preußen, im Elsaß, den Niederlanden, in Livland usw. Die Familie spaltete sich im 16. Jh. in mehrere Linien, eine vogtländische und eine fränkische. Unterlinien waren Benkendorf und Delitz am Berge sowie Ermlitz, Schweinsburg und Netzschkau, Ellingshausen und Helba sowie Ober- und Unterfrankleben. Eine Linie wurde in Person des Karl Gottfried Bose, sächsischer Gesandter, am 23.5.1715 in den Grafenstand erhoben. Übrigens war die Familie so altbekannt, daß sie bis in das 19. Jh. auf die Führung des Adelsprädikats "von" verzichtete.

Wappen Boerner
Das Wappen für den Domherren C. F. Boerner zeigt in Schwarz einen goldenen Löwen. Die Helmzier ist genau wie der Bügelhelm stark verwittert, es ist aber noch zu erahnen, daß es sich einmal um drei rote, grüngestielte Rosen gehandelt haben könnte. Weitere Nachweise gesucht.

Wappen Klausing
Das Wappen für den Domherren D. H. Klausing zeigt in Blau auf einem Berg stehend eine silberne Taube mit grünem, dreiblättrigen Zweig im Schnabel. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken stehend die Taube aus dem Schild. Weitere Nachweise gesucht.

Literatur
Siebmachers Wappenbücher
Max von Spießen (Hrsg.): Wappenbuch des Westfälischen Adels, mit Zeichnungen von Professor Ad. M. Hildebrandt, 1. Band, Görlitz 1901 - 1903.
Claus-Dirk Langer: Architekturführer Meißen: Die Bauten von A bis Z, Meißen 2006, ISBN 978-3-00-018806-0
Günter Naumann: Stadtführer Meißen, Sehenswürdiges, Wissenswertes und Unterhaltsames, 6. Auflage 2005, Edition Lerchl, Meißen, ISBN 3-9803364-2-5

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