Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1131
Meißen (Sachsen)

Meißen, Bennohaus

Baugeschichte
Das Bennohaus (Markt Nr. 9) stammt im wesentlichen aus der Renaissance, inkorporiert aber ältere Bauteile aus romanischer und gotischer Zeit. Beim Betreten sieht man ein spätgotisches Zellengewölbe und gotische Wandmalereien (15. Jh.), und im Durchgang sind ältere Teile aus romanischer Zeit vermauert. Ein Bau von ca. 1470/80, der selber ältere Teile verbaute, wurde 1570, 1583 und 1588 umgebaut. Im 30jährigen Krieg wurde das Bennohaus, Wohnhaus der Meißener Bürgermeister, 1637 von den Schweden niedergebrannt und danach wieder 1640 aufgebaut, wobei auf den großen Renaissancegiebel verzichtet wurde. Seinen Namen trägt das Haus vom legendären Meißner Bischof Benno aus dem 11. Jh., wobei ein Besitz zwar theoretisch möglich, aber nicht belegt ist. Das Renaissance-Portal ist heute eine Kopie des Originals.

Das Portal folgt dem regional typischen Schema eines Sitznischenportales. Die Seiten sind konkav gekehlt, unten sind kreisrunde Sitzpodeste angebracht, die sich nach unten verjüngen und in einer Art Knopf enden. Die Kehlungen werden oben mit einer Muschelnische abgeschlossen. darüber erhebt sich der reichgeschmückte Bogen. Während in der frühen Renaissance als oberer Abschluß der Nische Medaillons in Form schräggestellter Scheiben üblich waren, wurde der Muschelabschluß in der Hochrenaissance Standard. In der Spätrenaissance, wie an diesem Beispiel zu sehen, wurden die Dekorationen noch üppiger, und über der Muschelnische sehen wir noch ein Kämpfergesims, auf dem der Bogen aufsitzt. Der Rundbogen ist extrem reich verziert, mit einer Konsolreihung außen, einem Eierstab in der Mitte, gefolgt von einem schmalen Zahnschnitt, und ganz innen sehen wir eine Reihe facettierter Quader. Dieses Portal ist auf das Ende des 16. Jh zu datieren.

Hier endet das Werk der Renaissance; der äußere rechteckige Rahmen entstammt dem 17. Jh.: Über schlichten Pilastern sehen wir einen Triglyphenfries mit Engelsköpfen, Rosetten und Fratzen aus Stuck zwischen den Konsolen. Diese Zutat wurde wohl anläßlich der Wiederherstellung 1640 angebracht.

Zur Heraldik: Das von einem Engelchen gehaltene Wappen im Scheitelpunkt des Bogens stammt ebenfalls stilistisch nicht aus der Renaissance, sondern wurde im Rokoko 1772 überarbeitet. Der Familienname ist Kober (Initialen G.B.K.), und abgebildet ist eine geflochtene Basttasche, ein Rücken-Tragekorb mit Bändern, auch Kober genannt. Farben sind mir nicht bekannt. Hier begegnet uns also ein redendes Wappen.

Literatur
Siebmachers Wappenbücher
Claus-Dirk Langer: Architekturführer Meißen: Die Bauten von A bis Z, Meißen 2006, ISBN 978-3-00-018806-0
Günter Naumann: Stadtführer Meißen, Sehenswürdiges, Wissenswertes und Unterhaltsames, 6. Auflage 2005, Edition Lerchl, Meißen, ISBN 3-9803364-2-5
Informationstafel am Gebäude.

Postdistanzsäule - Theater/Gewandhaus - Heinrichsplatz 7 - Freiheit 2 - Freiheit 1 - Rathaus - Bennohaus - Portal St. Afra - Domplatz 6 - Dompropstei - Bischofsschloß

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