Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2495
Tann (Rhön, Landkreis Fulda)
Denkmal auf dem Tanner Marktplatz
Das im Jahr 1900 aufgestellte Denkmal auf dem Marktplatz zeigt Ludwig Arthur Samson Freiherr von der Tann-Rathsamhausen (18.6.1815-26.4.1881). Er war der Sohn von Heinrich Friedrich Freiherr von der Tann (10.5.1784-8.11.1848), Polizeipräfekt von Frankfurt, Kgl. Bayer. Kämmerer und Oberstlieutenant, Abgeordneter der 2. Kammer des Bayerischen Landtags für die adligen Gutsbesitzer des Untermainkreises, und Sophie Freiin von Rathsamhausen (24.5.1791-2.12.1833). Er kam 1827 als Page an den königlich-bayerischen Hof in München, um nach 5 Jahren ins Militär einzutreten. Er war General-Adjutant des bayerischen Königs, wurde 1851 Oberst, 1855 Generalmajor, 1861 Generalleutnant und stieg 1869 zum General der Infanterie à la suite des 1. Feldartillerie-Regiments und Generalstabschef auf. Dazu war er königlich-bayerischer Kämmerer. Seine Leistungen wurden geehrt mit diversen Ordensmitgliedschaften: Er war Ritter des Ordens pour le mérite und Großkreuzträger und Großkanzler des Militär-Max-Joseph-Ordens, hatte das Großkreuz des Ordens der Württembergischen Krone und den Weißen Adler-Orden u.v.a.m, außerdem war er Ehrenritter des Johanniter-Ordens. In der Stadt München wurde er Ehrenbürger. Nach ihm wurde der 1908 auf Kiel gelegte und 1919 in Scapa Flow selbstversenkte Schlachtkreuzer SMS von der Tann der Kaiserlichen deutschen Marine benannt. Ludwig von der Tann vermählte sich am 4.5.1852 in Groß-Giewitz mit Anna Beata Luise Augusta Gräfin von Voß (17.7.1829-22.12.1905) aus einer mecklenburgischen Adelsfamilie, Tochter von Felix Graf von Voß, Landrat, und Luise Wilhelmine Gräfin von Hahn. Seine Frau Anna war königlich-bayerische Palastdame und Ehrendame des Theresien-Ordens. Ludwig von der Tann kaufte 1874 die Anteile der Schweinfurter Linie am Kondominat Tann auf.
Sein Wappen zeigt im Gegensatz zum vermehrten reichsfreiherrlichen Wappen am Gelben Schloß und am Wappenstein im Durchgang zum Innenhof des Tanner Schloßkomplexes eine weitere Vermehrung. Neu ist die Namens- und Wappen-Vereinigung mit den von Rathsamhausen. Diese elsässische, dann auch in Baden verbreitete Familie führte in Rot ein silbernes Schildchen, mit einem grünen Balken belegt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Brackenrumpf mit rotem Halsband. Das Wappen wird beschrieben im Alten Siebmacher I, 192, Nr. 4 sowie im Neuen Siebmacher Band: Bad Seite: 68 Tafel: 41, Band: Els Seite: 17 Tafel: 21, ferner im Berliner Wappenbuch ("ratzenhusen"). Im Rietstap ist das Wappen wie folgt verzeichnet: "D'argent à la fasce de sinople à la bordure de gueules. Cimier une tête et col de chien braque d'argent". Es gibt Varianten im Detail bei der Helmzier: Im Codex Reiber fol. 32 trägt der Hund ein rotes Halsband mit goldenem Ring, im Codex Büheler fol. 14 ein schwarzes Halsband und im Wappenbuch Grünenberg fol. 149 ein rotes Halsband, dazu grün-silberne Decken. Aber es kommen auch Varianten mit Straußenfederstößen oder Flügen anstelle des Brackenrumpfes vor und viele andere Varianten; eine eindrucksvolle Auflistung der Vielfalt gibt Kindler von Knobloch im Oberbadischen Geschlechterbuch.
Die nach der Familie benannte Burg Rathsamhausen, eine ursprünglich romanische Burganlage mit eindrucksvollem, aber einsturzgefährdetem und daher gesperrtem Turmpalas, liegt bei Ottrott und gehört mit der benachbarten Lützelburg zu den sogenannten Ottrotter Schlössern. Die Familie von Rathsamhausen kam in der Mitte des 16. Jh. in den Besitz der Burg, die vorher seit 1424 den von Hohenstein und seit 1477 den von Müllenheim gehört hatte. Conrad-Dietrich von Rathsamhausen hatte die Burg 1553/57 gekauft. Vor der Übernahme durch die von Rathsamhausen hieß die ursprünglich von den von Lützelburg errichtete Burg einfach nur Hinterburg. Im Verlauf des 30jährigen Krieges wurde die 1633 zerstörte Burg aufgegeben und verfiel. Sie blieb aber dennoch bis zur französischen Revolution im Eigentum der Familie.
Im 14. Jh. schon teilte sich die Familie in die zwei Hauptlinien zum Stein und zu Ehnweyer. 1578 war die Familie in der Reichsritterschaft des Nieder-Elsasses und des Kantons Ortenau immatrikuliert. Am 6.8.1773 erhielt die Familie eine Anerkennung des Freiherrenstandes durch König Ludwig XV. Das letzte männliche Mitglied der Familie war Johann Baptist Leopold Freiherr von Rathsamhausen (19.12.1754-15.11.1828), ein Großcousin der beiden Schwestern, die in die Familie von der Tann einheirateten. Die Herrschaft Nonnenweyer gelangte durch Erbtöchter an die Familien von der Tann (dazu siehe unten) und Böcklin von Böcklinsau (Christine Luise Friederike von Rathsamhausen hatte Friedrich Wilhelm Karl Leopold Freiherr Böcklin von Böcklinsau geheiratet, und nach ihrem Tode 1799 hatte ihre Schwester, Christine Wilhelmine Caroline von Rathsamhausen, ihren Schwager geheiratet).
Eine Schlüsselfigur ist hier der Großvater des hier Dargestellten, nämlich Ludwig Samson Freiherr von Rathsamhausen (26.12.1740-25.9.1819), der in Straßburg geborene Sohn von Leopold Samson von Rathsamhausen (1699-1779) und Eleonore Sidonie Joham von Mundelsheim (1712-1788). Der Sproß der elsässischen Familie war Mitherr auf Grussenheim und Ehnweyer im Elsaß. Er trat in großherzoglich-hessische Dienste und wurde Wirklicher Geheimer Rat, Regierungsdirektor in Buchsweiler und schließlich Regierungspräsident in Darmstadt. Mit seiner 1790 geehelichten Frau, Franziska Sophia von Rathsamhausen zu Ehnweyer (1767-9.11.1833), hatte er zwei Töchter, die beide einen von der Tann heirateten, Brüder: Sophia Freiin von Rathsamhausen (24.5.1791-2.12.1833) heiratete am 10.5.1812 in Darmstadt General Heinrich Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen (1784-1848), und Auguste Marie Luise Friederike Freiin von Rathsamhausen (1802-1890) heiratet 1820 Friedrich Freiherr von und zu der Tann (1793-1849). Der Vater der beiden Schwestern starb in München, die Mutter in Tann. Mit dem Erlöschen der elsässischen Familie gingen Namen und Wappen am 21.5.1868 zu Berg mit königlich-bayerischer Erlaubnis auf die von der Tann über. Da waren die beiden Brüder, die je eine von Rathsamhausen geheiratet hatten, schon längst verstorben. Diese Namens- und Wappenvereinigung galt für Freiherr Ludwig Samson Heinrich Arthur von und zu der Tann und seine Brüder Hugo und Rudolph sowie für seine Cousins, die Brüder Otto und Arthur.
Im einzelnen ist das vermehrte Wappen der von der Tann-Rathsamhausen nun wie folgt aufgebaut: Geteilt und zweimal gespalten sowie mit Herzschild, Feld 1 und 4: in Silber ein grüner Tannenbaum auf grünem Boden (Rasen), Feld 2 und 6: in Gold ein blauer, gekrönter doppelschwänziger Löwe, Feld 3 und 4: in Rot ein silbernes Schildchen, mit einem grünen Balken belegt (Rathsamhausen; Schraffur des Balkens hier falsch, denn die müßte diagonal verlaufen), Herzschild: in Rot eine silberne, mit dem Rücken nach oben gekrümmte Forelle (Stammwappen von der Tann). Dabei stehen der Herzschild und die Felder 3 und 4 für echte Inhalte, während die Felder 1 und 4 sowie 2 und 6 bei der Freiherrenstandserhebung 1704 willkürlich und ohne geschichtlichen oder familiären (Hinter-) Grund verliehen wurden und für nichts stehen außer für den Wunsch nach einem angemessen vermehrten Wappen, wie man es zu der Zeit eben gerne hatte, wenn man einen entsprechenden Adelsrang besaß. Die Rathsamhausen-Vermehrung ist jedoch eine echte, durch Heirat und Aussterben des anderen Geschlechts begründete Wappenvermehrung.
Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine golden gekrönte rote Säule, belegt mit der silbernen, nach oben gekrümmten Forelle, die Säule oben besteckt mit mehreren Straußenfedern, abwechselnd silbern-rot (Stammkleinod von der Tann), zwischen denen ein silberner Brackenrumpf hervorwächst (Rathsamhausen), der oben wiederum mit rot-silbernen Federn besteckt ist, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken eine wachsende rot gekleidete Jungfrau, auf dem Kopf einen blauen Reichsapfel mit goldenem oder silbernem Kreuz tragend und eine silberne, golden gestielte Sichel haltend, die auf der äußeren Biegung mit fünf Straußenfedern besteckt ist, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit blau-goldenen Decken wachsend ein Geharnischter, auf dem Helm mit offenem Visier drei Straußenfedern, je nach Quelle eine rote zwischen zwei silbernen oder eine blaue zwischen zwei goldenen, in der Rechten ein silbernes Schwert emporhaltend, die Linke eingestemmt. Dabei steht nur das mittlere Kleinod als Kombinationshelmzier für echte, in den Familien weitergegebene Inhalte, während die beiden anderen, äußeren Kleinode bei der Freiherrenstandserhebung 1704 als leere Vermehrung beigegeben wurden. Als Schildhalter dienen ein wilder Mann und eine wilde Frau, beide mit einer langen, auf den Boden aufgestützten Keule, um den Kopf und um die Hüften laubbekränzt.
Ausschnitt aus der Genealogie der Herren und Freiherren von der Tann, Genealogie zum Denkmal, fett sind für dieses Kapitel relevante Personen, fett und burgunderrot sind Personen mit Wappen, rot sind Wappen-Fundstellen, fett und blau sind die einzelnen Linien:
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@50.6415878,10.022698,19.5z - https://www.google.de/maps/@50.6415661,10.0228066,115m/data=!3m1!1e3
Franz Menges: von und zu Tann, in: Neue Deutsche Biographie 25
(2013), S. 781-782 https://www.deutsche-biographie.de/pnd119530031.html#ndbcontent http://daten.digitale-sammlungen.de/0008/bsb00085894/images/index.html?fip=193.174.98.30 ff.
Ludwig von der Tann-Rathsamhausen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_der_Tann-Rathsamhausen
SMS von der Tann: https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Von_der_Tann
Ludwig Samson Freiherr von Rathsamhausen, in: Hessische
Biographie https://www.lagis-hessen.de/pnd/1080958398
Ludwig Arthur Samson Freiherr von und zu der Tann-Rathsamhausen,
in: Hessische Biographie https://www.lagis-hessen.de/pnd/119411954
Heinrich Friedrich Konrad Freiherr von und zu der Tann, in:
Hessische Biographie https://www.lagis-hessen.de/pnd/117200441
Genealogische Datenbank des Christoph Graf von Polier, z. B. https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&n=von+der+tann+rathsamhausen&oc=0&p=ludwig - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=eberhardt&n=von+der+tann - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=fritz&n=von+der+tann - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=conrad&n=von+der+tann&oc=1 - https://gw.geneanet.org/cvpolier?lang=en&iz=0&p=christoph&n=von+der+tann und jeweils abhängige Seiten
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen
Häuser, 1855, Fünfter Jahrgang, Freiherrliche Häuser: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/8416837 - http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/8398771 ff.
Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren
Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra http://books.google.de/books?id=j9JDAAAAcAAJ, 1749, Tf. 182-185 (CLXXXII-CLXXXV) - völlig
erratisch und irreführend, da darf man bei dieser Familie nichts
für bare Münze nehmen, das ist schlicht NICHTS verläßlich.
Thomas Biller: Burg Rathsamhausen: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/1167/1/Biller_Die_Ottrotter_Schloesser_Teil_2_1975.pdf
von Rathsamhausen im Oberbadischen Geschlechterbuch: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0352/image etc.
Schloß der Herren von der Tann, Blaues Schloß - Rotes Schloß - Gelbes Schloß - Schloßstraße 1 (Neuer Bau) und Schloßstraße 2 - Knottenmühle, Hospital, Samtbau etc.
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