Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2407
Lauterbach (Vogelsbergkreis)
ev. Stadtkirche Lauterbach: Epitaph des Georg Wolf von Rotenhan
Bei diesem hellgrauen Sandsteinepitaph handelt es sich um das Kindergrabdenkmal des am 7.9.1587 geborenen und am 10.11.1590 verstorbenen Georg Wolf von Rotenhan. Im Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche, der Lauterbacher Marienkirche, war das Epitaph im Chor aufgestellt. 1906 wurde es an seinem jetzigen Standort aufgestellt. Wie die Inschrift mitteilt, starb Georg Wolf im Alter von 3 Jahren, 9 Wochen und 1 Tag. Über seine Mutter findet das Kind den Anschluß an die Ortsherren von Lauterbach, denn seine Eltern waren Sebastian von Rotenhan (15.4.1558-26.4.1588) zu Rentweinsdorf und der Anna Rufina geb. Riedesel zu Eisenbach (26.12.1566-29.2.1600). Die Großeltern väterlicherseits waren Hans von Rotenhan (-26.11.1559) zu Rentweinsdorf und Ebelsbach, Sohn von Mathes von Rotenhan (-1506) und Walburg Förtsch von Thurnau, und dessen dritter Ehefrau Katharina von Wenkheim. Mütterlicherseits waren die Großeltern Adolf Hermann Riedesel von Eisenbach zu Hermannsburg (1528-18.7.1582) und Ursula Förtsch von Thurnau. Die Urgroßeltern mütterlicherseits waren Hermann V. Riedesel von Eisenbach (ca. 1495 -22.6.1532), dessen Epitaph sich ebenfalls in Lauterbach befindet, und Anna Rau von Holzhausen, die auch noch in einer anderen Ahnenprobe der Lauterbacher Epitaphien auftaucht, sowie Heinrich Förtsch von Thurnau und Maria von Schaumberg.
Für Georg Wolfs Mutter, Anna Rufina geb. Riedesel zu Eisenbach, war es die erste Ehe. Sie war erst 15 Jahre alt bei der Hochzeit, ihr Mann 23 Jahre alt. Ihr Ehemann Sebastian verstarb überraschend jung im Alter von nur 30 Jahren. Während der sieben Jahre wurden dem Paar fünf Kinder geschenkt, wovon aber nur drei überlebten. Das waren Hans Sebastian von Rotenhan (2.9.1583-22.12.1631), der Magdalena Stiebar von Buttenheim heiratete, Adam Hermann von Rotenhan (25.4.1585-19.3.1637), der Amalia Katharina Stiebar von Buttenheim (-1638) heiratete, und Anna Ursula von Rotenhan (1588-), die Wolff Endres Stiebar von Buttenheim heiratete (Anm.: bei Biedermann abweichende Lebensdaten). Alle drei überlebenden Kinder heirateten also in die gleiche Familie.
Nach dem Tod Sebastians heiratete Anna Rufina geb. Riedesel zu Eisenbach erneut, diesmal am 14.6.1594 Hans Veit I. von Würtzburg (1565-4.1.1610). Deshalb lassen sich auch mehrere Anknüpfungspunkte finden: Einerseits sind Anna Rufina und Sebastian auf einem Epitaph in der Pfarrkirche von Rentweinsdorf in Unterfranken dargestellt, andererseits taucht Anna Rufina aufgrund ihres zweiten Ehemannes auf Wappensteinen am Schloß Mitwitz in Oberfranken auf.
Vier nach innen geneigte Wappenschilde stehen für die vier Urgroßeltern des Kindes: Heraldisch rechts oben ist das gewendete Wappen der Rotenhan zu sehen, in Silber ein schrägrechter roter Wellenbalken, oben links begleitet von einem roten fünfzackigen Stern. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein stehender roter Hahn. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 20 Tafel: 14, Band: Bay Seite: 54 Tafel: 56, Band: ThüA Seite: 81 Tafel: 64, Band: Bö Seite: 163 Tafel: 73 und im Münchener Kalender 1908. Im Scheiblerschen Wappenbuch ist es auf Folio 187 zu finden. Diese fränkische Familie war ein Geschlecht der fränkischen Reichsritterschaft des Kantons Baunach, das seit 1313 das Erbkämmereramt des Hochstifts Bamberg innehatte. Zu Anfang des 14. Jh. bildeten sich die Hauptlinien zu Rentweinsdorf und zu Merzbach heraus. Die Familie stellte u. a. einen Fürstbischof von Bamberg. Ein Mitglied der Linie Merzbach, Karl Johann Alexander Frhr. von Rotenhan, fürstlich bambergischer Obersthofmeister und Besitzer der Herrschaft Rotenhausen in Böhmen, wurde von Kaiser Joseph II. 1774 in den Reichsgrafenstand erhoben. Sein Enkel Karl Julius Heinrich wurde 1813 in Bayern bei der Grafenklasse immatrikuliert.
Heraldisch rechts oben ist das mütterliche Wappen der Riedesel von Eisenbach zu sehen; es zeigt in Gold einen schwarzen, hersehenden Eselskopf mit einem dreiblättrigen grünen Riedgras im Maule. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre zu schwarz-goldenen Decken ein schwarzer Flug, beiderseits mit einem Schildchen mit dem Schildbild belegt (vgl. Siebmacher Band: He Seite: 22 Tafel: 24-25, Band: NaA Seite: 34 Tafel: 56, Band: Sa Seite: 15 Tafel: 14, Band: Erg Seite: 48 Tafel: 29, Band: Pr Seite: 60 Tafel: 77, Schöler S. 87, Tafel 104).
Heraldisch rechts unten begegnet uns das Wappen der Großmutter väterlicherseits, das der fränkischen von Wenkheim, die zum fränkischen Uradel gehörten und ihren Stammsitz in Großwenkheim bei Münnerstadt hatten. Der Schild zeigt in Gold oder Silber einen schwarzen und einen roten Adlerflügel. Hier divergieren die Quellen: Im Alten Siebmacher und im Neuen Siebmacher Band: BayA3 Seite: 135 Tafel: 92 ist nach dem Ingeramschen Wappenbuch die Feldfarbe golden, im Scheiblerschen Wappenbuch ist auf Folio 289 die Feldfarbe silbern, ebenso bei Schöler Tafel 72. Im Berliner Wappenbuch sind beide Varianten vorhanden. Offensichtlich gab es verschiedene Linien, eine nordfränkische und zwei südfränkische, mit entsprechenden Varianten. Das Wappen wurde übrigens später geklaut und als Herzschild verwendet von den genealogisch nicht verwandten Wenckheim in Ungarn, die im 18. Jh. durch Briefadel in den Grafenstand erhoben wurden. Das hier nicht dargestellte Kleinod wäre zu rechts schwarz-silbernen und links rot-silbernen Decken ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, darauf ein rechts schwarzer, links roter Adlerflug (nach dem Scheiblerschen Wappenbuch) bzw. Decken schwarz-rot, Hut golden mit Hermelinstulp (nach dem Ingeramschen Wappenbuch). Bei Conrad Grünenberg ist die Schildfarbe golden; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein rechts schwarzer, links roter Adlerflug (kein Turnierhut).
Links unten schließlich befindet sich das Wappen der Förtsch von Thurnau, ein im Zackenschnitt von Rot und Silber schrägrechts geteilter Schild. Die hier nicht dargestellte Helmzier wären zwei schwarze aufgereckte Bärentatzen mit zwei goldenen Querbalken zu rot-silbernen Helmdecken. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 173 Tafel: 120, Band: BayA1 Seite: 70 Tafel: 70, Band: BayA2 Seite: 39, Band: ThüA Seite: 96. Außerdem wird es im Scheiblerschen Wappenbuch auf Seite 407 und bei Schöler auf Tafel 25 abgebildet.
Literatur,
Links und Quellen:
Stadtkirche Lauterbach: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/66164
Stadtkirche Lauterbach: http://www.ev-kirche-lauterbach.de/stadtkirche.html
Stadtkirche Lauterbach: http://www.lauterbach-hessen.de/tourismus/stadtfuehrungen/ev-stadtkirche.html
Stadtkirche Lauterbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkirche_Lauterbach
von Riedesel: https://de.wikipedia.org/wiki/Riedesel - http://www.riedesel.org/
von Wenkheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Wenkheim_(Adelsgeschlecht)
von Rotenhan: https://de.wikipedia.org/wiki/Rotenhan_(Adelsgeschlecht)
von Förtsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Förtsch_von_Thurnau
von Förtsch: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch,
Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg
e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 10 Seite 208
Rotenhan: Otto Hupp, Münchener Kalender 1908
Rotenhan: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek
Cod.icon. 312 c), Folio 187
Wenkheim: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek
Cod.icon. 312 c), Folio 135
Förtsch: Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek
Cod.icon. 312 c), Folio 407
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999,
Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Denkmaltopographie Stadt Lauterbach, S. 252.
Georg Wolf von Rotenhan 1590, Lauterbach, in: Grabdenkmäler http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1752
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung
von Frau Pfarrerin Göbel und Herrn Dr. Berthold Riedesel
Freiherr zu Eisenbach vom 19./23.1.2017, wofür ihnen an dieser
Stelle herzlich gedankt sei.
Rudolf Buttlar-Elberberg: Stammbuch der Althessischen
Ritterschaft, Kassel 1888: http://gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/img/?PID=PPN513401067 - http://gdz.sub.uni-goettingen.de/download/PPN513401067/PPN513401067___LOG_0001.pdf
ev. Stadtkirche, Hermann XII. Riedesel - ev. Stadtkirche, Hermann VII. Riedesel - ev. Stadtkirche, Hermann VIII. Riedesel - ev. Stadtkirche, Hermann V. Riedesel - ev. Stadtkirche, Volprecht I. Riedesel und Appolonia Waldbott von Bassenheim - ev. Stadtkirche, Hans Volpert Riedesel und Anna von Trümbach - ev. Stadtkirche, Hermann VI. Riedesel und Margarethe von der Malsburg - ev. Stadtkirche, Konrad II. Riedesel und Anna von Boineburg
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