Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1214
Oppenheim am Rhein
Oppenheim, Geschlechterbrunnen
Der sogenannte Geschlechterbrunnen, auch Ritterbrunnen genannt, ist datiert auf 1546. Es ist ein dreiseitiger Renaissancebrunnen, der auf einem freien Platz inmitten der Gruppe von Freihöfen nordöstlich der Katharinenkirche steht. Dieser Typ des Brunnens mit runder Brüstung auf einem Stufensockel und mit dreiseitigem Aufsatz begegnet uns in anderen Städten entlang des Rheines wieder, z. B. in dem Mainzer Brunnen des Albrecht von Brandenburg, 20 Jahre früher gebaut und ungleich reicher verziert.
Jede der drei Seiten ist über dem Architrav mit einer halbkreisförmigen, muschelartigen Rosette innerhalb eines halbkreisförmigen Aufsatzes geschmückt, und darin ist jeweils ein Wappen der wichtigsten umliegenden Geschlechter innerhalb einer kreisförmigen Kartusche eingehauen. Die Halbkreise werden oben mit einem kugelförmigen Aufsatz verziert, dessen untere Hälfte gerippt ist, und an den drei Ecken stehen kleine Zier-Obelisken. Unter jedem Wappen befindet sich eine kleines Rollwerk-Detail. Bis in Pfeilerhöhe stammt das Bauwerk tatsächlich noch von 1546, die Architravzone wurde jedoch 1907 durch eine Kopie ersetzt, und die Eckobelisken und die steinernen Eicheln sind Zutaten im Zeitgeschmack von 1907.
Im Stadtbild finden sich die Namen der Geschlechter wieder, in diesem Viertel finden sich der ehemalige Wolfskehl-Gemmingensche Hof, früher Ort des Landratsamtes, der Hof der Herren von Franckenstein, jetzt Weingut Wallot, ferner die bescheidenen Reste des einstigen Dalberger Hofes, nun zum Bentheim-Steinfurtschen Weingut gehörig. Übrigens - der ehemalige Franckensteiner Hof und jetzige Hof Wallot war das Elternhaus des berühmten Architekten Wallot, der den Reichstag zu Berlin entworfen hat sowie das Dresdener Ständehaus.
Das Wappen der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg zeigt unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms). Helmzier: Ein wie der Schild bez. Flug. Helmdecken blau-golden. Später wurde das Wappen mit dem schwarzen Ankerkreuz in Gold geviert (Dalberg). Man beachte die Darstellung des Fluges in seiner ursprünglichen Form: Ein Brett, in dessen obere Kante Federn gesteckt wurden. Das Brett selbst ist Träger des Motivs (Hilfskleinod). Nachweise: Siebmacher Band: Bad Seite: 47 Tafel: 28, Band: Bay Seite: 30 Tafel: 27, Band: Bö Seite: 56 Tafel: 40, Band: FstC Seite: 78 Tafel: 118-119, Band: He Seite: 7 Tafel: 6, Band: Mä Seite: 22 Tafel: 15, Band: NÖ1 Seite: 62 Tafel: 32, Band: Pr Seite: 39 Tafel: 47, Band: Na Seite: 5 Tafel: 6, Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 354, Zobel Tafel 70, Held S. 105. |
Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier führen sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Helmdecken blau-golden. Anmerkung: In der Züricher Wappenrolle ist ein abweichendes Wappen abgebildet: In Gold drei blaue Balken, Kleinod ein armloser Mannesrumpf mit aufgesetzter spitzer Kapuze, die goldene Kleidung belegt mit den drei blauen Balken. Dieses Wappen wird nicht mehr geführt, sondern ausschließlich das oben beschriebene. Nachweise: Siebmacher Band: Bad Seite: 8 Tafel: 6, Band: Bay Seite: 36 Tafel: 33, Band: Els Seite: 9 Tafel: 11, Band: Erg Seite: 47 Tafel: 28, Band: He Seite: 10 Tafel: 9, Band: NÖ1 Seite: 119 Tafel: 59, Band: Pr Seite: 44 Tafel: 54, Band: PrE Seite: 80 Tafel: 67, Band: Sa Seite: 10 Tafel: 9, Band: Un Seite: 194 Tafel: 155, Band: Wü Seite: 7 Tafel: 8, Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 65, Zobel Tafel 112, Held S. 77. |
Das Stammwappen der Herren von Franckenstein zeigt in Gold ein schräggestelltes rotes Axteisen (Beileisen) mit quergestellter rechteckiger Stielöffnung, aber ohne Stiel (auch als Schabeisen bezeichnet oder nur als Axt). Helmzier ist ein Flug, beiderseits mit dem Schildbild belegt, die Axteisen schräggestellt und mit den Klingen einander zugeneigt. Die Helmdecken sind rot-golden. Später wurde das Wappen mehrfach vermehrt, erst geviert mit dem Wappensymbol des erloschenen Geschlechtes von Klee (von Clee, von Cleen), 1706 noch ergänzt um eine verändernde Übernahme des Wappens derer von Sachsenhausen. Nachweise: Siebmacher Band: OÖ Seite: 48 Tafel: 22, Band: Bad Seite: 7 Tafel: 6, Band: Erg Seite: 13 Tafel: 5, Band: Na Seite: 6 Tafel: 6, Band: PrGfN Seite: 7 Tafel: 4, Band: Bay Seite: 34 Tafel: 31, Band: He Seite: 9 Tafel: 8, Scheiblersches Wappenbuch (Bayerische Staatsbibliothek Cod.icon. 312 c), Folio 210, Zobel Tafel 105, Held S. 71. |
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4 / 1972,
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Hrsg.).
Oppenheimer Geschichtsverein: http://www.oppenheimer-geschichtsverein.de/
Oppenheimer Hefte, Nr. 35/36, 2008, S. 16
Martin Held: Oppenheimer Wappenbuch, Eigenverlag, Oppenheim 2011
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