Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1071
Oppenheim am
Rhein
Oppenheim,
Katharinenkirche (10)
Wappen in Glasfenstern
Wappen von Frowein: In Silber ein balkenweise gelegter roter Traubenzweig mit drei Blättern nach oben und drei Weintrauben nach unten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Löwe mit einer roten Weintraube in der rechten Pranke wachsend zwischen einem offenen silbernen Flug.
Die Familie Frowein ist ein bergisches Geschlecht, bürgerlich, meist dem Handelsstand angehörend, aus Lennep und Elberfeld. Sie führen als Helmzier nur den offenen silbernen Adlerflug, ohne den Löwen. Der Familienname leitet sich von Frowin ab, einem althochdeutschen Vornamen. Der älteste bekannte Vorfahr ist Hermann Frowin, 1470-1540 zu Lennep, Ratsverwandter und Hospitalmeister daselbst. Jaspar (Kaspar) Frowein (1575-1631) war in Elberfeld Kirchmeister, Ratsverwandter und Bürgermeister. Abraham Frowein (1766-1829) wurde 1806 dort Bürgermeister. August Frowein, Beigeordneter der Stadt Elberfeld, wurde in den Adelsstand erhoben (Potsdam 17.6.1910 und Berlin 3.9.1913), anläßlich dieser Erhebung kam der rote Löwe mit der Weintraube in seiner rechten Pranke zusätzlich in die Helmzier. Nachweis: Held S. 73.
Wappen Furmans: In Silber auf grünem Boden ein roter Zinnenturm mit Toröffnung und drei (1:2) Fensteröffnungen. Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken eine natürliche Eule sitzend zwischen einer rechten silbernen und einer linken roten Straußenfeder. Die Familie könnte mit der bergischen Familie Fuhrmann aus Hermannsmühle bei Lennep identisch sein, von der ein ebensolcher Siegelabdruck beschrieben wird, statt der Federn aber Büffelhörner interpretiert werden. Nachweis: Held S. 75.
Diese Kombination paßt zu Julius August von Frowein (14.7.1869-18.10.1931) und dessen Frau Elisabeth Furmans (16.8.1877-24.4.1967), Tochter von Heinrich Wilhelm Furmans (26.3.1835-12.4.1893) und Maria Luise Pferdmenges (5.10.1840-4.4.1907).
Wappen Draudt: In Blau auf schwarzem Dreiberg eine silberne Taube mit silbernem (eigentlich grünem) Ölzweig im Schnabel. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken eine silberne Taube mit einem grünen Ölzweig im Schnabel. Das Wappen wird in Siebmacher, Bürgerliche 10 beschrieben. Es handelt sich um eine hessische Familie, deren ursprünglicher Sitz Berstadt im Kreis Büdingen war. Carl Draudt war 1924-1932 Alzeyer Kreisdirektor. Nachweis: Held S. 52.
Wappen von Bechtold: In von Schwarz und Silber geteiltem Schild ein goldenes Adlerbein, welches eine schwarze Kugel hält. Auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken drei Straußenfedern, eine schwarze zwischen zwei silbernen. Das Wappen bezieht sich auf August Friedrich von Bechtold, der 1913-1923 Alzeyer Kreisrat und danach Kreisdirektor war. Nachweis: Held S. 21.
Wappen von Schmidt: In Blau eine silberne Hausmarke, bestehend aus einem Schaft mit einer vorne schaftweise nach unten abgewinkelter Kreuzkopfsprosse und hinterer Fußstrebe. Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Helmdecken auf rotem Dreiberg drei fächerförmig gestellte silberne Lanzenspitzen. Hier ist - die Regel verletzend, daß man entweder einen Helm mit Helmzier oder eine Rangkrone, nie aber beides zugleich verwendet - über dem Schild eine siebenperlige goldene Freiherrenkrone dargestellt. Ohne Literaturbeleg. Das Fenster trägt die Inschrift: Gestiftet von Friedrich Freiherrn von Schmidt, k. k. Oberbaurath in Wien, und dessen Sohn Heinrich Freiherrn von Schmidt, k. Professor in München, bauleitende Architekten bei der Wiederherstellung (und dem Ausbau) der St. Katharinenkirche 1879-1889. Nachweis: Held S. 170.
Wappen Heyl zu Herrnsheim: In Blau ein schräggelegter goldener Schlüssel, mit dem Bart nach oben und außen, oben links und unten rechts begleitet von zwei silbernen Lilien. Hier ist das Wappen nach innen gewendet. Auf dem gekrönten Helm mit hier rechts blau-silbernen und links blau-goldenen Helmdecken ein wachsender, hier blauer, rotgezungter Drache, der in seinen Vorderpranken einen goldenen Schlüssel mit dem Bart nach oben hält. Es gibt farbliche Abweichungen zu der zweiten Darstellung des Wappens in der Katharinenkirche. Nachweis: Held S. 95.
Das Fenster trägt die Inschrift: In Erinnerung an die am 29. März 1878 beschlossene Betheiligung des Reichs am Wiederaufbau der Perle in der Reihe rheinischer Baudenkmale gewidmet von Cornelius Freiherr Heyl zu Herrnsheim weiland Mitglied des Reichstags für Worms Heppenheim Wimpfen 1888.
Cornelius Wilhelm Heyl wurde am 10.2.1843 geboren. Am 31.3.1886 wurde er als Freiherr von Heyl zu Herrnsheim in den hessischen Freiherrenstand erhoben. Cornelius Wilhelm Heyl hatte 1883 Schloß Herrnsheim in Herrnsheim bei Worms aus von Dalbergschem Besitz gekauft. Er entstammt einer Familie von Lederindustriellen und übernahm die väterliche Fabrik der Wormser Lederwerke. Er war Reichstagsabgeordneter, Mitglied und Präsident der hessischen Abgeordneten-Kammer, großherzoglich hessischer Geheimer Kommerzienrat und Fideikommissar. Er starb 1923.
Das gegenüberstehende Wappen seiner 1867 geehelichten Frau Sophie geb. von Stein (1847-1915), der Tochter eines Kölner Bankiers und Kunstsammlers, zeigt in Silber einen rotgezungten und goldengehörnten aufspringenden schwarzen Steinbock, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken derselbe wachsend. Nachweis: Held S. 190.
Optisch links ist das Wappen Frowein: In Silber ein balkenweise gelegter roter Traubenzweig mit drei Blättern nach oben und drei Weintrauben nach unten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener silberner Flug. Hier ist es die Form des bürgerlichen Wappens Frowein, die Adelserhebung für die Familie war noch nicht erfolgt, und die Helmzier ist noch der Flug alleine. Nachweis: Held S. 73.
Das optisch rechte Wappen zeigt in Silber ein rotes Dreieck mit oben aufsitzendem Klemmhaken, oben mit drei fächerförmig gestellten goldenen Getreideähren besteckt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener silberner Adlerflug. Dieses Wappen ist das der Familie Weber, wobei in der Literatur (Pies, Siebmacher Band: Bg3 Seite: 17 Tafel: 19) jedoch das Schildbild als Helmzier angegeben wird. Nachweis: Held S. 203.
In dieser Kombination paßt das Allianzwappen zu Abraham Frowein (29.1.1766-16.3.1829) und seiner Frau Charlotta Luisa Weber (30.9.1770-27.12.1833), Tocher des Daniel Adolf Weber, Bürgermeister von Elberfeld 1788. Abrahams Enkel August (19.5.1839-10.10.1912) wurde in den Adelsstand als "von Frowein" erhoben.
Optisch links desgleichen das Wappen Frowein: In Silber ein balkenweise gelegter roter Traubenzweig mit drei Blättern nach oben und drei Weintrauben nach unten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener silberner Flug. Nachweis: Held S. 73.
Optisch rechts befindet sich das Wappen von Carnap: Geteilt von Silber und Blau, oben ein goldener Stern, unten eine silberne Schafzange oder Pferdebremse. Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken fünf Straußenfedern, zwei silberne zwischen drei blauen. Das Wappen ist im Siebmacher Band Preußen zu finden. Nachweis: Held S. 43.
Es lassen sich zwei mögliche Verbindungen zwischen beiden Familien verifizieren: Kaspar Frowein (1640-1679) hatte Anna Margareta von Carnap (1650-1667) geheiratet, und Abraham Frowein (1734-1813) hatte Anna Christine von Carnap (1748-1799) geehelicht. Wahrscheinlicher ist die Zuordnung zum ersten Paar, denn wie sich aus der unten aufgeführten Genealogie ergibt, waren dies direkte Vorfahren der Fensterstifter (die Fenster sind ja zeitlich wesentlich später entstanden, und hier sollten die Vorfahren geehrt werden).
Ein weiteres Wappen Frowein: In Silber ein balkenweise gelegter roter Traubenzweig mit drei Blättern nach oben und drei Weintrauben nach unten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein offener silberner Flug.
Das Wappen der Familie Bemberg: Unter einem blauen Schildhaupt mit drei balkenweise gestellten goldenen Sternen in Silber ein blauer (hier silberner, ausgeblichen?) Sechsberg (auch als Fels beschrieben). Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein silberner Pelikan mit offenen Schwingen und goldenem Schnabel, der mit seinem Blut drei silberne Jungtiere in silbernem Nest füttert, über dem Pelikan ein goldener Stern. Die Familie stammt vom Bemberghof in der Bauernschaft Elfringhausen bei Hattingen/Ruhr. Die Stammreihe beginnt mit Conrad aufm Bimberg im 16. Jh. Ab Mitte des 18. Jh. ist die Familie in Elberfeld ansässig. Jul. Peter Bemberg zu Flamersheim im Kreis Rheinbach wurde am 23.9.1884 in den erblichen Adelsstand erhoben. Nachweis: Held S. 23.
Eine zu diesen beiden letzten Wappenfenstern passende Verbindung wäre die zwischen August von Frowein (19.5.1839-10.10.1912), Sohn von August Frowein (1805-1850) und Thekla Boeddinghaus (1819-1897), und Maria Lina Bemberg (24.5.1846-25.2.1909), Tochter von Julius August Bemberg (1804-1847) und Caroline Wülfing (1814-1881).
Hier noch einmal der Überblick über die Genealogie der Familie Frowein mit Hervorhebung der vertretenen Wappenscheiben:
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Otto Gruber: Wappen des
mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl.
Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen
Jahrgängen der "landeskundlichen
Vierteljahresblätter".
Evangelische Kirchengemeinde, Katharinenkirche Oppenheim http://www.katharinen-kirche.de
Dr. Dagmar Gilcher: Ein Denkmal und seine Pflege: Die
Katharinenkirche in Oppenheim, aus: Die Rheinpfalz vom 08.09.07, http://www.katharinen-kirche.de/pdf/katharinenkirche.pdf
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4 / 1972,
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Hrsg.).
Martin Held, Die Katharinenkirche in Oppenheim: http://www.katharinen-kirche.de/pdf/diekatharinenkircheinoppenheimmitbildern.pdf
Eike Pies, Neues Bergisches Wappenbuch bürgerlicher Familien, Bauer & Raspe Verlag - Die
Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 1, 1998, ISBN 3-87947-111-8
http://www.heylshof.de/sammlung03.html
Förderverein Katharinenkirche: http://www.foerderverein-sankt-katharinen.de/
Oppenheimer Geschichtsverein: http://www.oppenheimer-geschichtsverein.de/
Herrn Alex Hoffmann ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise
http://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Frowein
http://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Adolf_Weber
Genealogien: http://www.bemberg.net/ps01/ps01_300.htm, http://www.bemberg.net/ps04/ps04_456.htm, http://www.bemberg.net/pb01/pb01_300.htm und weiterführende Seiten
http://www.albrecht-blank.de/ahnenblan/pafg203.htm
Martin Held: Oppenheimer Wappenbuch, Eigenverlag, Oppenheim 2011
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Verwendung der Aufnahmen aus der Katharinenkirche zu Oppenheim mit freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator vom 19.06.2008 (http://www.katharinen-kirche.de)
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2009
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