Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1213
Oppenheim am Rhein

Oppenheim, Katharinenkirche (12)
Weitere Epitaphien und Grabplatten

Elisabeth Schefer / Johannes Glan
Erstverwendung des Steines für Elisabeth, Ehefrau des Fritscho gen. Schefer, gest. 1347, Zweitverwendung für Johannes Glan, Bürgermeister in Oppenheim, gest. 1500 AD. Der zentrale Schild ist nicht erhaben, sondern eingetieft, wodurch die erhabene inverssymmetrische Hausmarke aus einem schrägrechten Schaft mit Kopfkreuz- und Fußkreuzsprosse, einem damit gekreuzten schräglinken Schaft mit hinterer Oberkopfabstrebe und vorderer Fußstrebe sowie einer Mittelkreuzsprosse auf dem Kreuzungspunkt beider Schäfte auf Höhe der den Schild umgebenden Fläche liegt. Nicht im Siebmacher verzeichnet, Held S. 72 unter "Frigscho".

Katherina von Cronberg geb. von Bach-Bintzburg
Die Inschrift lautet: "ANNO MDXXV VF SON(N)TAG NACH LVCIE STARB DIE E(H)RBAR VND EDEL FRAW KATHERINA GEBOR(E)N(E) VO(N) BACH DES ERNFESTE(N) PHILIPHS VO(N) CRO(N)BE(R)G SELIGE(N) E(HE)LICH NACHGELASSE(NE) WITWE DE(R) GOT(T) GNAD A(MEN)". Katharina von Kronberg, geb. v. Bach-Bintzburg war die Witwe des kurpfälzischen, später kurmainzischen Marschalls Philipp VI. von Cronberg (gest. 1510) aus dem Flügelstamm. Er war Amtmann zu Oppenheim. Er brachte die Altenbaumburg und die Sauerburg an die Familie, dazu das Erbe der Ehefrau im Badischen. Sie selbst überlebte ihn um 15 Jahre und starb selbst im Jahre 1525 am 19. Oktober. Die beschädigte Figur steht in einem hohen Rundbogenrahmen, in der Sockelzone befinden sich Inschrift und zwei Vollwappen. Ihre Eltern waren Bernhard von Bach-Bintzburg (Binzburg in der Ortenau bei Offenburg) und Elisabeth von Auerbach. Die Edlen von Bach waren die Nachfolger der Freiherren von Bintzburg. Die Herrschaft Bintzburg bestand bis 1806, dazu gehörten Hofweier, Niederschopfheim und Teile von Schutterwald. Die Besitzgeschichte ist kompliziert, zu den Erben gehören die von Cronberg und später die von Dalberg und zuletzt 1805 - wieder ganz vereinigt - die von Franckenstein.

Abb.: Aufnahme der beiden unteren Einzelwappen mit Seitenblitz. Optisch links ein Schrägbalken mit Obereck, gewendet, als Helmzier ein Jagdhorn, optisch rechts ein Fingerring mit Stein, Helmzier nicht mehr erhalten. Held ordnet das Wappen mit dem Ring den von Niefern zu (S. 146).

Peter Ort
Dieser Stein ist für den aus Kaiserslautern stammenden Peter Ort, gest. 1459. Das Wappen zeigt die linke Hälfte eines achtspeichigen Wagenrades. Der Schild ist mit einem Riemen aufgehängt. Nicht im Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S. 152, ohne Tinkturangaben.

Philipp Sartoris
Dieser Stein ist für den Dekan Philippus Sartoris (Schneider), gest. 1548. Das Wappen zeigt vor einem Herzen einen ausgerissenen Baum, um den sich eine Schlange windet, begleitet von den Initial-Buchstaben P und S. Nicht im Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S. 167.

Johannes Droneck
Dieser stark verwitterte Stein ist für Johannes Droneck, gest. 1524, Stiftskanoniker an St. Katharinen. An seinem oberen Rand besitzt der Stein zwei Wappenschilde, beide mit einem schräglinken, mit drei Ringen belegten Balken. Nicht im Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S. 53. Tinkturen unbekannt.

Nikolaus Druchlaub
Dieser gut erhaltene Stein ist für den Ratsherrn und Stadtschreiber in Oppenheim, Nikolaus Druchlaub, und dessen Kinder Nikolaus Bechtold Druchlaub und Margarete Agatha Druchlaub, gest. 1559, im Jahre 1560 gestiftet von der Witwe Anna Druchlaub und weiteren Kindern. Das heraldisch rechte Wappen Druchlaub zeigt drei (2:1) aufrechte Lindenblätter (nicht im Siebmacher, siehe Held S. 54, Tinkturen unbekannt), das Wappen der Ehefrau einen balkenweise gelegten Ast, aus welchem nach oben ein sich gabelnder und sich überkreuzender und auf jeder Seite nach außen gebogener, beblätterter Zweig wächst, auf jeder Seite in einer Blüte mit zurückgeschlagenen Blütenblättern und spitz zulaufendem Zentrum endend, auf der Überkreuzungsstelle eine sitzende Eule. Es handelt sich bei diesem Motiv um das Wappen Köbel (Siebmacher Band Bg5, Seite: 41, Tafel: 49, Held S. 114). Anna Druclaub geb. Köbel war die Tochter des berühmten Druckermeisters Jakob Köbel, Ratsschreiber in Oppenheim, Buchdrucker und Verleger 1532.

Familie Bibesheim
Epitaph der Familie Bibesheim (Biebesheim, Biebesheimer) , Sterbedaten 1572-1587. Die Inschrift läuft im oberen Teil einspaltig über die Platte, im unteren Teil zweispaltig, und sie lautet wie folgt: "ANNO 1578 DEN 8 APRILIS STARB DER EHRNHAFT MARX VON BIBESHEIM DER ELTER; ANNO 1572 DEN 30 IVNII STARB DIE TVGENTSAM APPOLLONIA SEIN E(HE)LICHE HAVSFRAV DEREN SEELEN GOTT GENAD; ANNO 1582 STARBEN SO(H)N VND TOCHTER DEM EHRNHAFFTEN MARXEN VON BIBESHEIM HEINRICH HANS APPOLONIA ANNA MERTIN LAVX MARGRET AGNES DEREN ALLER SEELEN GOTT GENADE AMEN; NACH CHRISTI 1587 DEN 20 IVLIIS IST SELIGLICH ENTSCHLAFFEN DIE TVGENTSAM FRAW APPELONIA DES HERRN MARX BIBESHEIM DES......, ANNO 1582 STARB DER ERBAR HANS VON BIBESHEIM DER ELTER; ANNO 1573 STARBEN HANS SEIN SO(H)N UND MARIA JACOBE SEIN(E) TOCHTER; ANNO 1575 STARB CATHARINA SEIN TOCHTER; ANNO 1583 STARBEN SEINE KINDER ALLE GAR HANS ANNA MARIA MARGRET VRSVLA ELISABETHA DEREN ALLER SEELEN GOTT GENADE AMEN.." Rechts und links eines vorzüglichen Renaissance-Steinmetzzeichens befinden sich zwei identische Wappenschilde in Tartschenform mit beidseitigen Einbuchtungen und am oberen Schildrand nach hinten, an den seitlichen Schildrändern oben nach vorne, unten nach hinten eingerollten Ecken, unten spitz zulaufend. Beidesmal sehen wir das Wappen der von Bibesheim, zwei schräggekreuzte Fische, jeweils durch die Initialen MB für Marx von Bibesheim und HB für Hans von Bibesheim personalisiert (nicht im Siebmacher, siehe Held S. 29, ohne Tinkturen).

Anna von Wolfskehl
Dieser Grabstein, in einer Seitennische des nördlichen Seitenschiffes, gehört zu Anna von Wolfskehl (oder Wolfskeel), geb. v. Gemmingen, gest. 1504, Ehefrau des Hans von Wolfskehl (gest. 1505). Das der Grabplatte entsprechende zugehörige Epitaphium befindet sich an der Nordwand des Westchores. Besonders beachtenswert ist die harmonische und ausgewogene Darstellung des Kopfes mit dem unter dem Kinn durchgezogenen Tuch, das sich mit abgestuften und in jeweils gleichem Winkel versetzten Falten nach oben auf die Haube zieht.

Im Dunkel der Ecke nimmt man kaum wahr, daß Wappen und Reliefdarstellung der Verstorbenen noch ausgezeichnet erhalten sind, erst scharfes Streiflicht bringt die in den Fußboden eingelassene Platte "zum Leben".

Heraldisch oben rechts sehen wir auf der Platte das Wappen der von Wolfskehl mit dem Frauenarm, dessen Ärmel sackartig herunterhängt. Die von Wolfskehl zu Vetzberg (auch Voitzberg) führen den Frauenarm silbern in blauem Feld. Die zugehörige, hier nicht dargestellte Helmzier sind zwei silberne Arme mit sackartig herabhängendem Hängeärmel, die eine Rose emporhalten. Helmdecken blau-silbern. Bei einer Linie der Wolfskehl zu Vetzberg, den von Wolfskehl zur Wolkenburg, hält der Arm eine rote Rose (Blume), wie auch hier zu sehen (siehe Held S. 208-209). Weitere Erläuterungen beim genannten Epitaph im Westchor. Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier (hier nicht dargestellt) führen sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Die Helmdecken wären blau-golden tingiert (siehe Held S. 77).

Katharina von Sorgenloch und Agnes von Udenheim
Ebenfalls im Halbdunkel einer Seitennische des nördlichen Seitenschiffes liegt diese Platte für die beiden Ehefrauen des Johann Adolf von der Jungen, Katharina von Sorgenloch und Agnes von Udenheim, gest. jeweils 1506 und 1517.

Der optisch linke Wappenschild gehört der Familie zum Jungen, in Rot drei silberne, golden beschlagene Jagdhörner (Hifthörner) mit verschlungenen Bändern pfahlweise übereinander. Die Mündungslöcher zeigen hier nach innen, weil der Wappenschild aus Courtoisie gewendet ist. Die nicht abgebildete Helmzier wäre ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, auf dem zwei gegeneinandergekehrte, nach außen gekrümmte, mit den Mündungsöffnungen nach unten gestellte Jagdhörner wie im Schilde befestigt sind. Helmdecken rot-silbern (nach Siebmacher Nassau). Es handelt sich um ein Mainzer Patriziergeschlecht, das auch in Frankfurt ansässig war und Anfang des 18. Jh. erlosch (siehe Held S. 213).

Der optisch rechte Wappenschild gehört zur Familie von Sorgenloch (beschrieben in Siebmacher Band NaA Seite: 38 Tafel: 63, Held S. 186): Im rotem Felde ein seitwärts schreitender, golden gekleideter Pilger mit spitzer Mütze und erhobener Bettelschale in der Rechten und Pilgerstab in der Linken. Die Familie stammt aus dem Dorf Sorgenloch bei Alzey und erscheint später im Mainzer Patriziat. Im 15. Jh. schrieb sich die Familie von Sorgenloch gen. Gensfleisch. Die Familie von Sorgenloch hatte verschiedene Güter im Nassauischen zu Lehen, so z. B. 1494-1512 Assmannshausen. Im Siebmacher ist das Feld als mit goldenen Kreuzchen bestreut beschrieben, die fehlen hier oder sind nicht mehr zu erkennen. Die Helmzier wird im Siebmacher beschrieben als schwarzer Hut mit Hermelinaufschlag und drei Pfauenwedeln, Helmdecken rot-golden. Zobel bildet einen roten, hermelingestulpten Hut mit zwei Pfauenstößen ab. Der berühmteste Gensfleisch und entfernte Verwandte, Johannes Gensfleisch gen. Gutenberg, führte ebenso den goldenen Pilger in rotem Felde, das Wappen aber ohne Kreuzchen und mit dem Pilger wachsend als Helmzier.

Der zentrale Wappenschild in der Mitte zeigt einen eingetieften Schild mit einer erhabenen, fünfmal gesparrten Schrägrechtsleiste. Dieses stellt das fehlende Wappen für Agnes von Udenheim dar, die zweite, später verstorbene Ehefrau. Mit Angabe der Tingierung: In Blau ein 4-6x golden-rot gesparrter Schrägbalken (nicht im Siebmacher, siehe Held S. 195). Hier sind es fünf Teilungen, in der Lit. wird auch von der Belegung mit drei Sparren gesprochen, also sechs Teilungen. Dieser gesparrte Balken der Ritter von Udenheim findet heute noch einen Nachhall im Gemeindewappen der Gemeinde Udenheim im Landkreis Alzey-Worms: Unter goldenem Schildhaupt mit blauem Rebengewinde in Blau ein goldener, von zwei roten Sparren belegter Schrägbalken, beseitet von je einem silbernen Adler.

Anna von Franckenstein
Die 1443 verstorbene Anna von Franckenstein war die Ehefrau des Johann von Wolfskehl, dessen Wappen die linke Detailansicht des stark verwitterten und abgetretenen Steines zeigt: In Blau ein aus dem rechten linken Obereck hervorkommender silberner Frauenarm, dessen Ärmel sackartig herunterhängt, in der Hand ein hier zerstörtes Objekt, vermutlich eine Rose haltend (siehe Held S. 208-209).

Greta zum Calc
Dieser Stein erinnert an Greta zum Calc, gest. 1425, Witwe des aus Frankfurt stammenden Jacob zum Calc. Der stark verwitterte Stein zeigt vermutlich eine Art Pokal zwischen zwei Flügeln, siehe Held S. 42, dort auch ohne Tinkturangaben. Das Wappen auf der anderen Seite ist so stark abgetreten, daß man nur noch eine kissenförmige Aufwölbung erkennen kann (ohne Abb.).

Hans Mohr
Ein bestens erhaltenes und wunderschön plastisch gearbeitetes Wappen finden wir an der Platte für Hans Mohr, gest. 1587, Kirchenvorsteher zu St. Katharinen. Es ist ein redendes Wappen, Mohr mit Namen, Mohrenkopf in Profildarstellung im Wappen, mit krausem Haar, dicken Lippen, kugeliger Nase und einer Kopfbinde, die hinten eine Schleife bildet (siehe Held S. 141, dort auch ohne Tinkturangeben). Die umlaufende Inschrift lautet: "ANNO 1587 DEN 26 DECEM(BRIS) STARB DER EHRBAR HANS MOHR BVRGER VND KIRCHENIVRAT ALHIE ZV S. CATHERINA DER SEHLEN GOT(T) GENEDIG SEI": Im Zentralfeld unter dem Wappen die Worte des Herrn: "ICH BIN DIE AVFERSTEHVNG VND DAS LEBEN WER AN MICH GLAVBET WIRDT LEBEN OB ER GLEICH STIRBE VND WER DA LEBT VND GLAVBET AN MICH DER WIRDT NIM(M)ERMEHR STERBEN", Zitat aus "IOANN AM II CAP" - Joh 11,25 ff.

Johann Kaltschmidt
Platte für Johann Kaltschmidt, gest. 1628, Ratsherr in Oppenheim. Die umlaufende Inschrift liest sich wie folgt: "ANNO 1628 DEN 18 IVNY IST IN GOT(T) CHRIST SELIG ENTSCHLAFEN DER ERNVEST HER(R) IOHAN(N) KALTSCHMIT BVRGER VND DES RATS WELCHER SELLEN GOTT GENAD". Und im Zentralfeld unter dem Doppelwappen lesen wir: KÄMPFE DEN GVTEN KAMPF DES GLAVBENS ERGREIFE DAS EWIGE LEBEN DAR ZV DV AVCH BERVFEN BIST" (1. Tim 6,11+12), und - abgesetzt von einer Beschlagwerkzone - "CHRISTVS IST MEIN LEBEN STERBEN IST MEIN GEWIN(N)". Das Wappen Kaltschmidt zeigt eine gestürzte Brezel, verschränkt mit zwei schräggekreuzten stangenförmigen Werkzeugen und oben wie unten von je einem Stern begleitet, personalisiert durch die Initialen "HK" für Hans Kaltschmidt (sieh Held S. 105). Optisch rechts der Wappenschild der Ehefrau, geteilt, oben drei Sterne (?), personalisiert durch die Initialen "AS" (ohne Literaturbeleg, bei Held wird Anna Jürgens unter Bezug auf Düll Nr. 286 angegeben, was aber nicht zu den Initialen paßt).

Georg Reutlinger
Platte für Georg Reutlinger, gest. 1573 im Alter von 7 Jahren, dabei handelt es sich vermutlich um den Sohn des Landschreibers Johann Georg Reutlinger, dessen Grabstein sich außen vor der Südwand des Ostchores befindet. Von der Größe des Steines her handelt es sich um ein Kindergrab. Dazu paßt auch das Zitat aus Markus 10: "LAS(S)ENT DIE KINTER ZV MIR KOM(M)E(N) VND WE(H)RET I(HNEN) NI(CH)T DAS SOLCHE ITS DA(S) REICH GOT(TES)". Die umlaufende Inschrift lautet: "ANNO 1573 DEN 19 NOVENBRIS IST IN GOT(T) VERSCHI(E)DENGOERG REVTLINGER SEIN(E)S ALTERS IM 7. JA(H)R DES(S)EN SE(E)L(E) GOT(T) GNAD AME(N)." Das Wappen Reutlinger zeigt in schräggeteiltem Schild zwei schrägrechts gelegte Eichenbrüche mit je zwei Blättern und einer Frucht, der untere Zweig gestürzt (nicht im Siebmacher, Held S. 160, dort auch ohne Tinkturangeben). Das Wappen seiner Ehefrau zeigt aus einem Dreiberg wachsend zwei sich überkreuzende, bogenförmig gelegte Lindenzweige, oben in der Mitte überhöht von einem sechszackigen Stern. Die Ehefrau war eine geborene Zorn (Held S. 212, ohne Tinkturangaben) aus der rheinhessischen, nicht der elsässischen Familie dieses Namens.

Walter Happel
Dieser Stein mit insgesamt vier Vollwappen-Darstellungen erinnert an Walter Happel aus Marburg, gest. 1619, der kurpfälzischer Zollbeamter in Oppenheim war. Optisch oben links befindet sich das Wappen Happel, bis zur Unkenntlichkeit abgeschliffen, optisch oben rechts das Wappen "Stuichs", desgleichen, unten links das Wappen Rosenberger, noch am besten erhalten, und unten rechts das Wappen Lutz. Bei dem Wappen Happel könnte es sich bei Schildbild und Helmzier um ein Agnus Dei handeln, beidesmal nach innen gewendet, ein Lamm, welches eine Kirchenfahne hält, in der Helmzier wachsend. Ein solches Motiv führt eine Alsfelder Familie des Namens (vgl. Siebmacher Band Bg11, Seite: 60, Tafel: 80. Nicht Held S. 86). Klar zu erkennen ist hingegen das Wappen der von Rosenberg: Geteilt und 5x in verwechselten Tinkturen von Rot und Silber gespalten. Helmzier ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet, oft dazwischen eine rote Rose mit goldenem Butzen, hier fehlend. Die Helmdecken wären rot-silbern (siehe Held S. 164). Die von Rosenberg starben 1632 aus. Das Wappen Lutz zeigt einen Henkelkrug im Schild, der sich in der Helmzier zwischen einem Flug wiederholt (siehe Held S. 130, auch dort ohne Tinkturangaben).

Ida Kämmerer von Worms gen. Dalberg
Dieser Stein erinnert an Ida, die Tochter des Johann Kämmerer von Worms gen. Dalberg, gest. 1411. Das Epitaph ihrer Eltern wird gesondert besprochen, desgleichen das ihrer Schwester Anna Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (- 30.10.1410). Weitere Geschwister waren Johann Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1419 - 2.7.1431) und Demudis Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1416 - nach dem 3.4.1455). Die Darstellung der Verstorbenen unter einem dreilappigen Bogen ist eher schlicht und talentfrei, irgendwie archaisch, ganz im Gegensatz zu dem künstlerisch vorzüglichen Denkmal für die Schwester Anna.

Die beiden Wappenschilde stehen für Annas Eltern, Johann Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (1374 Ritter, Hofmeister in Heidelberg im Dienste der Pfalzgrafen, 1377 Schultheiß, Burgamtmann und Burgmann in Oppenheim, gest. 9.10.1415) und Anna von Bickenbach (gest. 22.5.1415), seiner zweiten Gemahlin.

Das Wappen der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg zeigt unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms). Helmzier: Ein wie der Schild bez. Flug. Helmdecken blau-golden. Hier steht der Schild für Johann (Hennichin) Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (gest. 9.10.1415). Später wurde das Wappen mit dem schwarzen Ankerkreuz in Gold geviert (Dalberg). Siehe Held S. 105.

Die von Bickenbach führen einen roten Schild mit zwei aus silbernen Rauten gebildeten Schrägbalken bzw. zwei schrägrechts gestellte Reihen silberner Rauten, wobei sich die Rauten an den Spitzen berühren. Ursprünglich finden wir aber auf ältesten Abbildungen zwei schrägrechte Zickzackbalken (Gottfried von Bickenbach 1211-1244). Helmzier wäre ein wie der Schild bez. Adlerflug, dazwischen ein silbernes sitzendes Pferd oder ein ebensolcher Hund, das Ganze sowohl auf einem Hut als auch ohne vorkommend. Helmdecken wären rot-silbern. Hier steht der Schild für Anna von Bickenbach (gest. 22.5.1415). Siehe Held S. 27.

Beyer / Meyrich
Diese Platte erinnert an mehrere Personen: Joseph Beyer, gest. 1583, Bürger und Ratsherr in Oppenheim, Friedrich Meyrich, gest. 1624, Schwiegersohn des erstgenannten Joseph Beyer, Notar und Sekretär der oberrheinischen Ritterschaft, Ratsherr und Bürgermeister, und drittens Elias Meyrich d. Ä., gest. 1642. Vier Wappenschilde zu zwei Paaren sehen wir, davon zweimal das Wappen Beyer, welches einen Wedel mit drei Straußenfederpaaren übereinander zeigt (siehe Held S. 19). Der Wappenschild für die Ehefrau ist halbgespalten und geteilt, oben ein balkenweise über beide Felder gelegter Stielhaken, unten ein weiteres Werkzeug (Held S. 26). Der zugehörige Familienname läßt sich nicht ermitteln.

Das Wappen Meyrich (Meirich) gehört zu einer ursprünglich schlesischen Familie, die im Siebmacher als Görlitzer Stadtgeschlecht beschrieben wird, und deren Mitglieder es hier nach Rheinhessen verschlagen hat. Das Wappen ist geteilt, oben in Silber ein aus der Teilung wachsender Mohr mit goldener Halskette, auf dem Haupt eine rote, links abfliegende Stirnbinde, in der erhobenen Rechten drei rote Rosen an einem Stengel und die Linke in die Seite gestützt, unten in Rot eine bis zur Teilung reichende silberne Spitze, jeder Platz belegt mit einer Rose verwechselter Farbe (vgl. Siebmacher Band SchlA2, Seite: 80, Tafel: 51, siehe auch Held S. 140, dort eine wachsende Frau mit Kopftuch und nur eine Rose, keine abfliegenden Bänder). Die dazugehörige, hier nicht abgebildete Helmzier wäre nach Siebmacher der beschriebene Mohr wachsend, die Helmdecken wären rot-silbern. Das Wappen ist ebenfalls im Rietstap/Rolland unter "Meyrich" beschrieben. Neben Friedrichs Schild der seiner Frau, einer geborenen Beyer (siehe oben).

Anna Katharina Kraus und Sohn
In den Seitennischen des südlichen Querschiffs liegen zwei sehr ähnliche Platten auf dem Boden, für Mutter und Sohn. Dieser hier ist für Anna Katharina Kraus, Ehefrau des Heinrich Kraus, letzterer war kurpfälzischer Stiftsschaffner in Oppenheim. Anna Katharina Kraus war eine geborene von Berckell und starb 1716. Der nach diesem beschriebene Stein ist der ihres Sohnes.

Diese zweite Platte ist vermutlich die für Wilhelm Kraus, 18. Jh., Sohn von Anna Katharina (s. o.) und Heinrich Kraus. Die Wappen sind identisch. Das Wappen Kraus (Krause) zeigt drei (2:1) Vögel, wovon die oberen beiden auf einem Ast sitzen (siehe Held S. 117), das Wappen Berckell hat drei (2:1) Sterne, auf dem Helm zwei Büffelhörner (Held S. 24).

Anna Schuler
Anna Schuler war die zweite Ehefrau des 1598 gestorbenen Johannes Melchior Meyel (dessen Platte in einem anderen Kapitel beschrieben wird). Diese Platte besitzt zwei Wappen. Das optisch linke ist das Wappen Meyel und zeigt drei (2:1) Vasen, auf dem Helme wiederholt sich eine mit Schmucknoppen versehene Vase zwischen einem Paar Büffelhörnern (Held S. 139, ohne Tinkturangeben). Auf der optisch rechten Seite zeigt der Wappenschild für Anna Schuler eine liegende, mit den Spitzen nach oben gekehrte Mondsichel zwischen oben und unten je einem sechsstrahligen Stern (Held S. 176, ohne Tinkturangaben).

Elisabeth Mohr
Elisabeth Mohr, gest. 1557, war die zweite Ehefrau des Hartmann Mohr und Tochter des Oppenheimer Stadtschreibers und Buchdruckers Jakob Köbel. Somit sehen wir optisch links das Wappen Mohr (Brustbild eines Mohren mit einer Kopfbinde, die hinten eine Schleife bildet, auf dem Helm der Mohrenrumpf wachsend zwischen zwei Hirschstangen, alles aus Courtoisie gewendet), vgl. Held S. 141, optisch rechts das Wappen Köbel (ein balkenweise gelegter Ast, aus welchem nach oben ein sich gabelnder und sich überkreuzender und auf jeder Seite nach außen gebogener, beblätterter Zweig wächst, auf jeder Seite in Blüten mit zurückgeschlagenen Blütenblättern und spitz zulaufendem Zentrum endend, auf der Überkreuzungsstelle eine sitzende Eule, vgl. Siebmacher Band Bg5, Seite: 41, Tafel: 49, Held S. 114).

Philipp von Wunnenberg
Eines der großen (2,73 m x 1,42 m) Ritterdenkmäler der Kirche ist das von Philipp von Wunnenberg, gest. 1362. Die Platte befindet sich im nördlichen Nebenchor. Er war Schultheiß und Ratsherr in Oppenheim sowie kurmainzischer Vizedom im Rheingau. Das Wappen Wunnenberg oder Winnenberg zeigt zwei Zwillingsleisten und dazwischen eine Rose. Die Rose könnte ein Zeichen einer Wappendifferenzierung sein, denn es gibt für einen Arnold von Winnenberg ein Wappen, das in Rot nur die beiden silbernen Zwillingsbalken zeigt. Helmzier ein Paar wie der Schild mit den beiden Zwillingsleisten belegter Büffelhörner (siehe Held S. 207). Das Wappen taucht ohne Rose als Glasfenster in der Oppenheimer Rose auf.

Der Ritter erfaßt den schräggeneigten Schild zusätzlich mit seiner rechten Hand am rechten Obereck. Der Topfhelm ist zwischen Schulter und Maßwerkrahmen gequetscht. Die linke Hand kommt unter dem Schild hervor und ergreift den Schwertgriff.

Detail: Zu Füßen des Ritters eine widersehende hingekauerte Tierfigur. Die gepanzerten Knöchel des Ritters tragen Sporen mit sternförmigen Rädern.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3
Beschriftung der Epitaphien und Grabsteine vor Ort
Rolf Zobel: Wappen an Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Evangelische Kirchengemeinde, Katharinenkirche Oppenheim
http://www.katharinen-kirche.de
Dr. Dagmar Gilcher: Ein Denkmal und seine Pflege: Die Katharinenkirche in Oppenheim, aus: Die Rheinpfalz vom 08.09.07,
http://www.katharinen-kirche.de/pdf/katharinenkirche.pdf
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4 / 1972, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.).
Martin Held, Die Katharinenkirche in Oppenheim:
http://www.katharinen-kirche.de/pdf/diekatharinenkircheinoppenheimmitbildern.pdf
Förderverein Katharinenkirche:
http://www.foerderverein-sankt-katharinen.de/
Oppenheimer Geschichtsverein:
http://www.oppenheimer-geschichtsverein.de/
Ursula B. Thiel, Figürliche Epitaphien des Adels und der Geistlichkeit - Wege in die frühe Neuzeit. In: Traditionen, Zäsuren, Umbrüche, Beiträge zur 11. Internationalen Fachtagung für Epigraphik 2007 in Greifswald, Hrsg. von Christine Magin, Ulrich Schindel, Christine Wulf, Reichert Verlag Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89500-597-8
Martin Held: Oppenheimer Wappenbuch, Eigenverlag, Oppenheim 2011

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Verwendung der Aufnahmen aus der Katharinenkirche zu Oppenheim mit freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator vom 19.06.2008 (http://www.katharinen-kirche.de)

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