Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1213
Oppenheim am Rhein
Oppenheim,
Katharinenkirche (12)
Weitere Epitaphien und Grabplatten
Elisabeth
Schefer / Johannes Glan
Erstverwendung des Steines
für Elisabeth, Ehefrau des Fritscho
gen. Schefer, gest. 1347, Zweitverwendung für Johannes
Glan, Bürgermeister in Oppenheim, gest. 1500
AD. Der zentrale Schild ist nicht erhaben, sondern eingetieft,
wodurch die erhabene inverssymmetrische Hausmarke aus einem
schrägrechten Schaft mit Kopfkreuz- und Fußkreuzsprosse, einem
damit gekreuzten schräglinken Schaft mit hinterer
Oberkopfabstrebe und vorderer Fußstrebe sowie einer
Mittelkreuzsprosse auf dem Kreuzungspunkt beider Schäfte auf
Höhe der den Schild umgebenden Fläche liegt. Nicht im
Siebmacher verzeichnet, Held S. 72 unter "Frigscho".
Katherina
von Cronberg geb. von Bach-Bintzburg
Die Inschrift lautet:
"ANNO MDXXV VF SON(N)TAG NACH LVCIE STARB DIE E(H)RBAR VND
EDEL FRAW KATHERINA GEBOR(E)N(E) VO(N) BACH DES ERNFESTE(N)
PHILIPHS VO(N) CRO(N)BE(R)G SELIGE(N) E(HE)LICH NACHGELASSE(NE)
WITWE DE(R) GOT(T) GNAD A(MEN)". Katharina von Kronberg,
geb. v. Bach-Bintzburg war die Witwe des kurpfälzischen, später
kurmainzischen Marschalls Philipp VI. von Cronberg (gest. 1510)
aus dem Flügelstamm. Er war Amtmann zu Oppenheim. Er brachte die
Altenbaumburg und die Sauerburg an die Familie, dazu das Erbe der
Ehefrau im Badischen. Sie selbst überlebte ihn um 15 Jahre und
starb selbst im Jahre 1525 am 19. Oktober. Die beschädigte Figur
steht in einem hohen Rundbogenrahmen, in der Sockelzone befinden
sich Inschrift und zwei Vollwappen. Ihre Eltern waren Bernhard
von Bach-Bintzburg (Binzburg in der Ortenau bei
Offenburg) und Elisabeth von Auerbach. Die Edlen von Bach waren die Nachfolger der
Freiherren von Bintzburg. Die Herrschaft Bintzburg bestand bis
1806, dazu gehörten Hofweier, Niederschopfheim und Teile von
Schutterwald. Die Besitzgeschichte ist kompliziert, zu den Erben
gehören die von Cronberg und später die von Dalberg und zuletzt
1805 - wieder ganz vereinigt - die von Franckenstein.
Abb.: Aufnahme der beiden unteren Einzelwappen mit Seitenblitz. Optisch links ein Schrägbalken mit Obereck, gewendet, als Helmzier ein Jagdhorn, optisch rechts ein Fingerring mit Stein, Helmzier nicht mehr erhalten. Held ordnet das Wappen mit dem Ring den von Niefern zu (S. 146).
Peter
Ort
Dieser Stein ist für den aus
Kaiserslautern stammenden Peter Ort, gest. 1459.
Das Wappen zeigt die linke Hälfte eines achtspeichigen
Wagenrades. Der Schild ist mit einem Riemen aufgehängt. Nicht im
Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S. 152, ohne Tinkturangaben.
Philipp
Sartoris
Dieser Stein ist für den
Dekan Philippus Sartoris (Schneider), gest. 1548. Das Wappen
zeigt vor einem Herzen einen ausgerissenen Baum, um den sich eine
Schlange windet, begleitet von den Initial-Buchstaben P und S.
Nicht im Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S. 167.
Johannes
Droneck
Dieser stark verwitterte Stein
ist für Johannes Droneck, gest. 1524, Stiftskanoniker an St.
Katharinen. An seinem oberen Rand besitzt der Stein zwei
Wappenschilde, beide mit einem schräglinken, mit drei Ringen
belegten Balken. Nicht im Siebmacher verzeichnet. Siehe Held S.
53. Tinkturen unbekannt.
Nikolaus
Druchlaub
Dieser gut erhaltene Stein ist
für den Ratsherrn und Stadtschreiber in Oppenheim, Nikolaus
Druchlaub, und dessen Kinder Nikolaus Bechtold Druchlaub und
Margarete Agatha Druchlaub, gest. 1559, im Jahre 1560 gestiftet
von der Witwe Anna Druchlaub und weiteren Kindern. Das heraldisch
rechte Wappen Druchlaub zeigt drei (2:1)
aufrechte Lindenblätter (nicht im Siebmacher, siehe Held S. 54,
Tinkturen unbekannt), das Wappen der Ehefrau einen balkenweise
gelegten Ast, aus welchem nach oben ein sich gabelnder und sich
überkreuzender und auf jeder Seite nach außen gebogener,
beblätterter Zweig wächst, auf jeder Seite in einer Blüte mit
zurückgeschlagenen Blütenblättern und spitz zulaufendem
Zentrum endend, auf der Überkreuzungsstelle eine sitzende Eule.
Es handelt sich bei diesem Motiv um das Wappen Köbel
(Siebmacher Band Bg5, Seite: 41, Tafel: 49, Held S. 114). Anna
Druclaub geb. Köbel war die Tochter des berühmten
Druckermeisters Jakob Köbel, Ratsschreiber in Oppenheim,
Buchdrucker und Verleger 1532.
Familie
Bibesheim
Epitaph der Familie Bibesheim
(Biebesheim, Biebesheimer) , Sterbedaten 1572-1587. Die Inschrift
läuft im oberen Teil einspaltig über die Platte, im unteren
Teil zweispaltig, und sie lautet wie folgt: "ANNO 1578 DEN 8
APRILIS STARB DER EHRNHAFT MARX VON BIBESHEIM DER ELTER; ANNO
1572 DEN 30 IVNII STARB DIE TVGENTSAM APPOLLONIA SEIN E(HE)LICHE
HAVSFRAV DEREN SEELEN GOTT GENAD; ANNO 1582 STARBEN SO(H)N VND
TOCHTER DEM EHRNHAFFTEN MARXEN VON BIBESHEIM HEINRICH HANS
APPOLONIA ANNA MERTIN LAVX MARGRET AGNES DEREN ALLER SEELEN GOTT
GENADE AMEN; NACH CHRISTI 1587 DEN 20 IVLIIS IST SELIGLICH
ENTSCHLAFFEN DIE TVGENTSAM FRAW APPELONIA DES HERRN MARX
BIBESHEIM DES......, ANNO 1582 STARB DER ERBAR HANS VON BIBESHEIM
DER ELTER; ANNO 1573 STARBEN HANS SEIN SO(H)N UND MARIA JACOBE
SEIN(E) TOCHTER; ANNO 1575 STARB CATHARINA SEIN TOCHTER; ANNO
1583 STARBEN SEINE KINDER ALLE GAR HANS ANNA MARIA MARGRET VRSVLA
ELISABETHA DEREN ALLER SEELEN GOTT GENADE AMEN.." Rechts und
links eines vorzüglichen Renaissance-Steinmetzzeichens befinden
sich zwei identische Wappenschilde in Tartschenform mit
beidseitigen Einbuchtungen und am oberen Schildrand nach hinten,
an den seitlichen Schildrändern oben nach vorne, unten nach
hinten eingerollten Ecken, unten spitz zulaufend. Beidesmal sehen
wir das Wappen der von Bibesheim, zwei
schräggekreuzte Fische, jeweils durch die Initialen MB für Marx
von Bibesheim und HB für Hans von Bibesheim personalisiert
(nicht im Siebmacher, siehe Held S. 29, ohne Tinkturen).
Anna
von Wolfskehl
Dieser Grabstein, in einer
Seitennische des nördlichen Seitenschiffes, gehört zu Anna von
Wolfskehl (oder Wolfskeel), geb. v. Gemmingen, gest. 1504,
Ehefrau des Hans von Wolfskehl (gest. 1505). Das der Grabplatte
entsprechende zugehörige Epitaphium befindet sich an der
Nordwand des Westchores. Besonders beachtenswert ist die
harmonische und ausgewogene Darstellung des Kopfes mit dem unter
dem Kinn durchgezogenen Tuch, das sich mit abgestuften und in
jeweils gleichem Winkel versetzten Falten nach oben auf die Haube
zieht.
Im Dunkel der Ecke nimmt man kaum wahr, daß Wappen und Reliefdarstellung der Verstorbenen noch ausgezeichnet erhalten sind, erst scharfes Streiflicht bringt die in den Fußboden eingelassene Platte "zum Leben".
Heraldisch oben rechts sehen wir auf der Platte das Wappen der von Wolfskehl mit dem Frauenarm, dessen Ärmel sackartig herunterhängt. Die von Wolfskehl zu Vetzberg (auch Voitzberg) führen den Frauenarm silbern in blauem Feld. Die zugehörige, hier nicht dargestellte Helmzier sind zwei silberne Arme mit sackartig herabhängendem Hängeärmel, die eine Rose emporhalten. Helmdecken blau-silbern. Bei einer Linie der Wolfskehl zu Vetzberg, den von Wolfskehl zur Wolkenburg, hält der Arm eine rote Rose (Blume), wie auch hier zu sehen (siehe Held S. 208-209). Weitere Erläuterungen beim genannten Epitaph im Westchor. Die Freiherren von Gemmingen führen in Blau zwei goldene Balken. Als Helmzier (hier nicht dargestellt) führen sie zwei wie der Schild mit zwei goldenen Balken belegte blaue Büffelhörner. Die Helmdecken wären blau-golden tingiert (siehe Held S. 77).
Katharina
von Sorgenloch und Agnes von Udenheim
Ebenfalls im Halbdunkel einer
Seitennische des nördlichen Seitenschiffes liegt diese Platte
für die beiden Ehefrauen des Johann Adolf von der Jungen,
Katharina von Sorgenloch und Agnes von Udenheim, gest. jeweils
1506 und 1517.
Der optisch linke Wappenschild gehört der Familie zum Jungen, in Rot drei silberne, golden beschlagene Jagdhörner (Hifthörner) mit verschlungenen Bändern pfahlweise übereinander. Die Mündungslöcher zeigen hier nach innen, weil der Wappenschild aus Courtoisie gewendet ist. Die nicht abgebildete Helmzier wäre ein roter, hermelingestulpter Turnierhut, auf dem zwei gegeneinandergekehrte, nach außen gekrümmte, mit den Mündungsöffnungen nach unten gestellte Jagdhörner wie im Schilde befestigt sind. Helmdecken rot-silbern (nach Siebmacher Nassau). Es handelt sich um ein Mainzer Patriziergeschlecht, das auch in Frankfurt ansässig war und Anfang des 18. Jh. erlosch (siehe Held S. 213).
Der optisch rechte Wappenschild gehört zur Familie von Sorgenloch (beschrieben in Siebmacher Band NaA Seite: 38 Tafel: 63, Held S. 186): Im rotem Felde ein seitwärts schreitender, golden gekleideter Pilger mit spitzer Mütze und erhobener Bettelschale in der Rechten und Pilgerstab in der Linken. Die Familie stammt aus dem Dorf Sorgenloch bei Alzey und erscheint später im Mainzer Patriziat. Im 15. Jh. schrieb sich die Familie von Sorgenloch gen. Gensfleisch. Die Familie von Sorgenloch hatte verschiedene Güter im Nassauischen zu Lehen, so z. B. 1494-1512 Assmannshausen. Im Siebmacher ist das Feld als mit goldenen Kreuzchen bestreut beschrieben, die fehlen hier oder sind nicht mehr zu erkennen. Die Helmzier wird im Siebmacher beschrieben als schwarzer Hut mit Hermelinaufschlag und drei Pfauenwedeln, Helmdecken rot-golden. Zobel bildet einen roten, hermelingestulpten Hut mit zwei Pfauenstößen ab. Der berühmteste Gensfleisch und entfernte Verwandte, Johannes Gensfleisch gen. Gutenberg, führte ebenso den goldenen Pilger in rotem Felde, das Wappen aber ohne Kreuzchen und mit dem Pilger wachsend als Helmzier.
Der zentrale Wappenschild in der Mitte zeigt einen eingetieften Schild mit einer erhabenen, fünfmal gesparrten Schrägrechtsleiste. Dieses stellt das fehlende Wappen für Agnes von Udenheim dar, die zweite, später verstorbene Ehefrau. Mit Angabe der Tingierung: In Blau ein 4-6x golden-rot gesparrter Schrägbalken (nicht im Siebmacher, siehe Held S. 195). Hier sind es fünf Teilungen, in der Lit. wird auch von der Belegung mit drei Sparren gesprochen, also sechs Teilungen. Dieser gesparrte Balken der Ritter von Udenheim findet heute noch einen Nachhall im Gemeindewappen der Gemeinde Udenheim im Landkreis Alzey-Worms: Unter goldenem Schildhaupt mit blauem Rebengewinde in Blau ein goldener, von zwei roten Sparren belegter Schrägbalken, beseitet von je einem silbernen Adler.
Anna
von Franckenstein
Die 1443 verstorbene Anna von
Franckenstein war die Ehefrau des Johann von Wolfskehl,
dessen Wappen die linke Detailansicht des stark verwitterten und
abgetretenen Steines zeigt: In Blau ein aus dem rechten linken
Obereck hervorkommender silberner Frauenarm, dessen Ärmel
sackartig herunterhängt, in der Hand ein hier zerstörtes
Objekt, vermutlich eine Rose haltend (siehe Held S. 208-209).
Greta
zum Calc
Dieser Stein erinnert an Greta
zum Calc, gest. 1425, Witwe des aus Frankfurt
stammenden Jacob zum Calc. Der stark verwitterte Stein zeigt
vermutlich eine Art Pokal zwischen zwei Flügeln, siehe Held S.
42, dort auch ohne Tinkturangaben. Das Wappen auf der anderen
Seite ist so stark abgetreten, daß man nur noch eine
kissenförmige Aufwölbung erkennen kann (ohne Abb.).
Hans
Mohr
Ein bestens erhaltenes und
wunderschön plastisch gearbeitetes Wappen finden wir an der
Platte für Hans Mohr, gest. 1587, Kirchenvorsteher zu St.
Katharinen. Es ist ein redendes Wappen, Mohr mit
Namen, Mohrenkopf in Profildarstellung im Wappen, mit krausem
Haar, dicken Lippen, kugeliger Nase und einer Kopfbinde, die
hinten eine Schleife bildet (siehe Held S. 141, dort auch ohne
Tinkturangeben). Die umlaufende Inschrift lautet: "ANNO 1587
DEN 26 DECEM(BRIS) STARB DER EHRBAR HANS MOHR BVRGER VND
KIRCHENIVRAT ALHIE ZV S. CATHERINA DER SEHLEN GOT(T) GENEDIG
SEI": Im Zentralfeld unter dem Wappen die Worte des Herrn:
"ICH BIN DIE AVFERSTEHVNG VND DAS LEBEN WER AN MICH GLAVBET
WIRDT LEBEN OB ER GLEICH STIRBE VND WER DA LEBT VND GLAVBET AN
MICH DER WIRDT NIM(M)ERMEHR STERBEN", Zitat aus "IOANN
AM II CAP" - Joh 11,25 ff.
Johann
Kaltschmidt
Platte für Johann
Kaltschmidt, gest. 1628, Ratsherr in Oppenheim. Die umlaufende
Inschrift liest sich wie folgt: "ANNO 1628 DEN 18 IVNY IST
IN GOT(T) CHRIST SELIG ENTSCHLAFEN DER ERNVEST HER(R) IOHAN(N)
KALTSCHMIT BVRGER VND DES RATS WELCHER SELLEN GOTT GENAD".
Und im Zentralfeld unter dem Doppelwappen lesen wir: KÄMPFE DEN
GVTEN KAMPF DES GLAVBENS ERGREIFE DAS EWIGE LEBEN DAR ZV DV AVCH
BERVFEN BIST" (1. Tim 6,11+12), und - abgesetzt von einer
Beschlagwerkzone - "CHRISTVS IST MEIN LEBEN STERBEN IST MEIN
GEWIN(N)". Das Wappen Kaltschmidt zeigt
eine gestürzte Brezel, verschränkt mit zwei schräggekreuzten
stangenförmigen Werkzeugen und oben wie unten von je einem Stern
begleitet, personalisiert durch die Initialen "HK" für
Hans Kaltschmidt (sieh Held S. 105). Optisch rechts der
Wappenschild der Ehefrau, geteilt, oben drei Sterne (?),
personalisiert durch die Initialen "AS" (ohne
Literaturbeleg, bei Held wird Anna Jürgens unter Bezug auf Düll
Nr. 286 angegeben, was aber nicht zu den Initialen paßt).
Georg
Reutlinger
Platte für Georg Reutlinger,
gest. 1573 im Alter von 7 Jahren, dabei handelt es sich
vermutlich um den Sohn des Landschreibers Johann Georg Reutlinger,
dessen Grabstein sich außen vor der Südwand des Ostchores
befindet. Von der Größe des Steines her handelt es sich um ein
Kindergrab. Dazu paßt auch das Zitat aus Markus 10:
"LAS(S)ENT DIE KINTER ZV MIR KOM(M)E(N) VND WE(H)RET I(HNEN)
NI(CH)T DAS SOLCHE ITS DA(S) REICH GOT(TES)". Die umlaufende
Inschrift lautet: "ANNO 1573 DEN 19 NOVENBRIS IST IN GOT(T)
VERSCHI(E)DENGOERG REVTLINGER SEIN(E)S ALTERS IM 7. JA(H)R
DES(S)EN SE(E)L(E) GOT(T) GNAD AME(N)." Das Wappen
Reutlinger zeigt in schräggeteiltem Schild zwei schrägrechts
gelegte Eichenbrüche mit je zwei Blättern und einer Frucht, der
untere Zweig gestürzt (nicht im Siebmacher, Held S. 160, dort
auch ohne Tinkturangeben). Das Wappen seiner Ehefrau zeigt aus
einem Dreiberg wachsend zwei sich überkreuzende, bogenförmig
gelegte Lindenzweige, oben in der Mitte überhöht von einem
sechszackigen Stern. Die Ehefrau war eine geborene Zorn
(Held S. 212, ohne Tinkturangaben) aus der rheinhessischen, nicht
der elsässischen Familie dieses Namens.
Walter
Happel
Dieser Stein mit insgesamt
vier Vollwappen-Darstellungen erinnert an Walter Happel aus
Marburg, gest. 1619, der kurpfälzischer Zollbeamter in Oppenheim
war. Optisch oben links befindet sich das Wappen Happel, bis zur
Unkenntlichkeit abgeschliffen, optisch oben rechts das Wappen
"Stuichs", desgleichen, unten links das Wappen
Rosenberger, noch am besten erhalten, und unten rechts das Wappen
Lutz. Bei dem Wappen Happel könnte es sich bei
Schildbild und Helmzier um ein Agnus Dei handeln, beidesmal nach
innen gewendet, ein Lamm, welches eine Kirchenfahne hält, in der
Helmzier wachsend. Ein solches Motiv führt eine Alsfelder
Familie des Namens (vgl. Siebmacher Band Bg11, Seite: 60, Tafel:
80. Nicht Held S. 86). Klar zu erkennen ist hingegen das Wappen
der von Rosenberg: Geteilt und 5x in
verwechselten Tinkturen von Rot und Silber gespalten. Helmzier
ein roter und ein silberner Schwanenhals, voneinander abgewendet,
oft dazwischen eine rote Rose mit goldenem Butzen, hier fehlend.
Die Helmdecken wären rot-silbern (siehe Held S. 164). Die von
Rosenberg starben 1632 aus. Das Wappen Lutz
zeigt einen Henkelkrug im Schild, der sich in der Helmzier
zwischen einem Flug wiederholt (siehe Held S. 130, auch dort ohne
Tinkturangaben).
Ida
Kämmerer von Worms gen. Dalberg
Dieser Stein erinnert an Ida,
die Tochter des Johann Kämmerer von Worms gen. Dalberg, gest.
1411. Das Epitaph ihrer Eltern wird gesondert besprochen,
desgleichen das ihrer Schwester Anna Kämmerer v. Worms gen. v.
Dalberg (- 30.10.1410). Weitere Geschwister waren Johann
Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1419 - 2.7.1431) und
Demudis Kämmerer v. Worms gen. v. Dalberg (vor 1416 - nach dem
3.4.1455). Die Darstellung der Verstorbenen unter einem
dreilappigen Bogen ist eher schlicht und talentfrei, irgendwie
archaisch, ganz im Gegensatz zu dem künstlerisch vorzüglichen
Denkmal für die Schwester Anna.
Die beiden Wappenschilde stehen für Annas Eltern, Johann Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (1374 Ritter, Hofmeister in Heidelberg im Dienste der Pfalzgrafen, 1377 Schultheiß, Burgamtmann und Burgmann in Oppenheim, gest. 9.10.1415) und Anna von Bickenbach (gest. 22.5.1415), seiner zweiten Gemahlin.
Das Wappen der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg zeigt unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms). Helmzier: Ein wie der Schild bez. Flug. Helmdecken blau-golden. Hier steht der Schild für Johann (Hennichin) Kämmerer von Worms gt. von Dalberg (gest. 9.10.1415). Später wurde das Wappen mit dem schwarzen Ankerkreuz in Gold geviert (Dalberg). Siehe Held S. 105.
Die von Bickenbach führen einen roten Schild mit zwei aus silbernen Rauten gebildeten Schrägbalken bzw. zwei schrägrechts gestellte Reihen silberner Rauten, wobei sich die Rauten an den Spitzen berühren. Ursprünglich finden wir aber auf ältesten Abbildungen zwei schrägrechte Zickzackbalken (Gottfried von Bickenbach 1211-1244). Helmzier wäre ein wie der Schild bez. Adlerflug, dazwischen ein silbernes sitzendes Pferd oder ein ebensolcher Hund, das Ganze sowohl auf einem Hut als auch ohne vorkommend. Helmdecken wären rot-silbern. Hier steht der Schild für Anna von Bickenbach (gest. 22.5.1415). Siehe Held S. 27.
Beyer
/ Meyrich
Diese Platte erinnert an
mehrere Personen: Joseph Beyer, gest. 1583, Bürger und Ratsherr
in Oppenheim, Friedrich Meyrich, gest. 1624, Schwiegersohn des
erstgenannten Joseph Beyer, Notar und Sekretär der
oberrheinischen Ritterschaft, Ratsherr und Bürgermeister, und
drittens Elias Meyrich d. Ä., gest. 1642. Vier Wappenschilde zu
zwei Paaren sehen wir, davon zweimal das Wappen Beyer,
welches einen Wedel mit drei Straußenfederpaaren übereinander
zeigt (siehe Held S. 19). Der Wappenschild für die Ehefrau ist
halbgespalten und geteilt, oben ein balkenweise über beide
Felder gelegter Stielhaken, unten ein weiteres Werkzeug (Held S.
26). Der zugehörige Familienname läßt sich nicht ermitteln.
Das Wappen Meyrich (Meirich) gehört zu einer ursprünglich schlesischen Familie, die im Siebmacher als Görlitzer Stadtgeschlecht beschrieben wird, und deren Mitglieder es hier nach Rheinhessen verschlagen hat. Das Wappen ist geteilt, oben in Silber ein aus der Teilung wachsender Mohr mit goldener Halskette, auf dem Haupt eine rote, links abfliegende Stirnbinde, in der erhobenen Rechten drei rote Rosen an einem Stengel und die Linke in die Seite gestützt, unten in Rot eine bis zur Teilung reichende silberne Spitze, jeder Platz belegt mit einer Rose verwechselter Farbe (vgl. Siebmacher Band SchlA2, Seite: 80, Tafel: 51, siehe auch Held S. 140, dort eine wachsende Frau mit Kopftuch und nur eine Rose, keine abfliegenden Bänder). Die dazugehörige, hier nicht abgebildete Helmzier wäre nach Siebmacher der beschriebene Mohr wachsend, die Helmdecken wären rot-silbern. Das Wappen ist ebenfalls im Rietstap/Rolland unter "Meyrich" beschrieben. Neben Friedrichs Schild der seiner Frau, einer geborenen Beyer (siehe oben).
Anna
Katharina Kraus und Sohn
In den Seitennischen des
südlichen Querschiffs liegen zwei sehr ähnliche Platten auf dem
Boden, für Mutter und Sohn. Dieser hier ist für Anna Katharina
Kraus, Ehefrau des Heinrich Kraus, letzterer war kurpfälzischer
Stiftsschaffner in Oppenheim. Anna Katharina Kraus war eine
geborene von Berckell und starb 1716. Der nach diesem
beschriebene Stein ist der ihres Sohnes.
Diese zweite Platte ist vermutlich die für Wilhelm Kraus, 18. Jh., Sohn von Anna Katharina (s. o.) und Heinrich Kraus. Die Wappen sind identisch. Das Wappen Kraus (Krause) zeigt drei (2:1) Vögel, wovon die oberen beiden auf einem Ast sitzen (siehe Held S. 117), das Wappen Berckell hat drei (2:1) Sterne, auf dem Helm zwei Büffelhörner (Held S. 24).
Anna
Schuler
Anna Schuler
war die zweite Ehefrau des 1598 gestorbenen Johannes Melchior
Meyel (dessen Platte in einem anderen Kapitel beschrieben wird).
Diese Platte besitzt zwei Wappen. Das optisch linke ist das
Wappen Meyel und zeigt drei (2:1) Vasen, auf dem
Helme wiederholt sich eine mit Schmucknoppen versehene Vase
zwischen einem Paar Büffelhörnern (Held S. 139, ohne
Tinkturangeben). Auf der optisch rechten Seite zeigt der
Wappenschild für Anna Schuler eine liegende,
mit den Spitzen nach oben gekehrte Mondsichel zwischen oben und
unten je einem sechsstrahligen Stern (Held S. 176, ohne
Tinkturangaben).
Elisabeth
Mohr
Elisabeth Mohr, gest. 1557,
war die zweite Ehefrau des Hartmann Mohr und Tochter des
Oppenheimer Stadtschreibers und Buchdruckers Jakob Köbel. Somit
sehen wir optisch links das Wappen Mohr
(Brustbild eines Mohren mit einer Kopfbinde, die hinten eine
Schleife bildet, auf dem Helm der Mohrenrumpf wachsend zwischen
zwei Hirschstangen, alles aus Courtoisie gewendet), vgl. Held S.
141, optisch rechts das Wappen Köbel (ein
balkenweise gelegter Ast, aus welchem nach oben ein sich
gabelnder und sich überkreuzender und auf jeder Seite nach
außen gebogener, beblätterter Zweig wächst, auf jeder Seite in
Blüten mit zurückgeschlagenen Blütenblättern und spitz
zulaufendem Zentrum endend, auf der Überkreuzungsstelle eine
sitzende Eule, vgl. Siebmacher Band Bg5, Seite: 41, Tafel: 49,
Held S. 114).
Philipp
von Wunnenberg
Eines der großen (2,73 m x
1,42 m) Ritterdenkmäler der Kirche ist das von Philipp von
Wunnenberg, gest. 1362. Die Platte befindet sich im nördlichen
Nebenchor. Er war Schultheiß und Ratsherr in Oppenheim sowie
kurmainzischer Vizedom im Rheingau. Das Wappen Wunnenberg
oder Winnenberg zeigt zwei Zwillingsleisten und
dazwischen eine Rose. Die Rose könnte ein Zeichen einer
Wappendifferenzierung sein, denn es gibt für einen Arnold von
Winnenberg ein Wappen, das in Rot nur die beiden silbernen
Zwillingsbalken zeigt. Helmzier ein Paar wie der Schild mit den
beiden Zwillingsleisten belegter Büffelhörner (siehe Held S.
207). Das Wappen taucht ohne Rose als Glasfenster in der
Oppenheimer Rose auf.
Der Ritter erfaßt den schräggeneigten Schild zusätzlich mit seiner rechten Hand am rechten Obereck. Der Topfhelm ist zwischen Schulter und Maßwerkrahmen gequetscht. Die linke Hand kommt unter dem Schild hervor und ergreift den Schwertgriff.
Detail: Zu Füßen des Ritters eine widersehende hingekauerte Tierfigur. Die gepanzerten Knöchel des Ritters tragen Sporen mit sternförmigen Rädern.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
Wolfgang Ronner, Stammtafel der Ritter, Herren und Grafen von
Kronberg, Selbstverlag Wolfgang Ronner 1981, ISBN 3-9800322-1-3
Beschriftung der Epitaphien und Grabsteine vor Ort
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Evangelische Kirchengemeinde, Katharinenkirche Oppenheim http://www.katharinen-kirche.de
Dr. Dagmar Gilcher: Ein Denkmal und seine Pflege: Die
Katharinenkirche in Oppenheim, aus: Die Rheinpfalz vom 08.09.07, http://www.katharinen-kirche.de/pdf/katharinenkirche.pdf
Oppenheim am Rhein, Rheinische Kunststätten Heft 3-4 / 1972,
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Hrsg.).
Martin Held, Die Katharinenkirche in Oppenheim: http://www.katharinen-kirche.de/pdf/diekatharinenkircheinoppenheimmitbildern.pdf
Förderverein Katharinenkirche: http://www.foerderverein-sankt-katharinen.de/
Oppenheimer Geschichtsverein: http://www.oppenheimer-geschichtsverein.de/
Ursula B. Thiel, Figürliche Epitaphien des Adels und der
Geistlichkeit - Wege in die frühe Neuzeit. In: Traditionen,
Zäsuren, Umbrüche, Beiträge zur 11. Internationalen Fachtagung
für Epigraphik 2007 in Greifswald, Hrsg. von Christine Magin,
Ulrich Schindel, Christine Wulf, Reichert Verlag Wiesbaden 2008,
ISBN 978-3-89500-597-8
Martin Held: Oppenheimer Wappenbuch, Eigenverlag, Oppenheim 2011
Katharinenkirche, Epitaph Kämmerer/Bickenbach - Epitaph Anna Kämmerer von Worms - Epitaph Dammo Knebel von Katzenelnbogen - Epitaph Kämmerer/Gemmingen - Epitaph Kämmerer/Greiffenclau - Grabplatte des Conrad von Hanstein - Epitaph Kämmerer/Sickingen - Personendenkmale im Westchor - Glasfenster (1) - Glasfenster (2) - Glasfenster (3) - Weitere Grabdenkmäler in St. Katharinen - Geschlechterbrunnen
Ortsregister - Namensregister
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Verwendung der Aufnahmen aus der Katharinenkirche zu Oppenheim mit freundlicher Erlaubnis von Frau Pfarrerin Manuela Rimbach-Sator vom 19.06.2008 (http://www.katharinen-kirche.de)
©
Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter
2009
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