Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 880
Offenbach (Main): Eine Perle der Renaissance

Das Isenburger Schloß in Offenbach

Inmitten einer hochmodernen Stadt, in der man alte Bausubstanz lange sucht, steht eines der bedeutendsten Werke der deutschen Renaissance, das Isenburger Schloß. Im Kern ist die Bausubstanz spätmittelalterlich (15. Jh.), wurde aber nach einer Zerstörung durch Blitzschlag mit einer Renaissance-Fassade wiederaufgebaut, die ihresgleichen sucht.

Ursprünglich war die Burg in Offenbach ein Lehen der Falkensteiner, das die Herren von Wasen innehatten. Mehrfach klagte Frankfurt dagegen, daß die Herren von Wasen hier eine Burg bauten. Als 1418 Werner III von Falkenstein, Erzbischof von Trier, stirbt, erlischt das Geschlecht mit ihm. Erbe des Falkensteiner Besitzes sind die Grafen von Solms und die Eppsteiner. Aus der Linie Solms kam das betreffende Gebiet nach einer weiteren Teilung an zwei Töchter, an Anna, verwitwete von Sayn, und Elisabeth, vermählte Gräfin von Büdingen. Auf dem Erbwege gelangt Offenbach so zum Teil an Graf Dieter I von Isenburg-Büdingen (verheiratet mit Elisabeth von Solms-Braunfels) als Mitbesitzer, der die Landesherrschaft übernimmt, aber die Herren von Wasen als Lehensleute noch in der Burg wohnen läßt. 1486 erwibt Dieters Sohn Graf Ludwig II den Anteil der Grafen von Sayn, so daß ihm die Burg jetzt ganz allein gehört. Anna hatte 1423 zum zweiten mal geheiratet, an den Niederrhein, so daß ihr Interesse an Offanbach gering war. So konnten die Grafen von Büdingen Offenbach erst als Pfandschaft verwalten und schließlich ganz erwerben.

1559 wird Offenbach Isenburger Residenz, nachdem der Isenburger Besitz nach Erbstreitigkeiten geteilt wird und Offenbach an die Birsteiner Linie fällt. Die andere Linie nannte sich nach Ronneburg. Graf Reinhard von Isenburg-Büdingen-Birstein, Sohn von Ludwig II, läßt die Burg ab 1556 neu erbauen. Doch bereits 1564, kurz nach Fertigstellung, schlägt der Blitz in das neue Schloß ein und zerstört es, denn weite Teile waren aus Fachwerk. Nur die Nordfassade ist noch zu retten. Graf Reinhard beginnt mit einem Neubau, stirbt aber 1568. Bis dahin war nur die Nordfassade wiederhergestellt. Das er nur eine Tochter hat, übernimmt sein Bruder, Ludwig III den Besitz in Offenbach. Er hatte erst eine geistliche Karriere begonnen und war Kanoniker in Mainz und in Köln, ehe er wieder in den weltlichen Stand zurückkehrte. Graf Ludwig ist der eigentliche Bauherr des Offenbacher Schlosses, unter ihm entsteht die dreifache Loggia auf der Südseite, 1570 entsteht der Westturm, 1572 der Ostturm. Aufgrund der Datierung am einem Schlußstein im Nordwestturm kann gefolgert werden, daß der gesamte Bau 1578 noch im Gange war. Als Baumeister gilt Ludwig Kempf aus Worms, Hofbaumeister der Grafen von Nassau (Schlösser von Weilburg, Idstein und Usingen). Abgeschlossen waren die Bau- und Ausstattungsarbeiten wohl erst ca. 1581.

Was wir heute sehen, ist nur ein Teil einer Gesamtanlage. Sie war offensichtlich als rechtwinklige Anlage mit mehreren Flügeln geplant. Aber entweder wurde es nie vollendet oder die angrenzenden Flügel wurden zerstört, jedenfalls ist nur der Hauptbau vorhanden, an dem man Ansätze erkennt, wo Seitenflügel angedacht gewesen wären.

1587-88 begann Graf Ludwig, im Hof des Schlosses einen gewaltigen, freistehenden Turm errichten zu lassen, ein reines Prestigeprojekt, das heute spurlos verschwunden ist.

1628 wird ein Wall mit Graben um das Schloß erbaut, aber auf Befehl des Mainzer Erzbischofs wieder zerstört. Bayrische Truppen besetzen das Schloß im 30jährigen Krieg. 1646 wird das Schloß aufgestockt; es entseht das dritte Obergeschoß oberhalb der Loggien. 1685 wird Schloß Offenbach Residenz des Grafen Johann Philipp von Isenburg. 1759 wird das Schloß von Fürst Wolfgang Ernst II verlassen und anderweitig genutzt. 1815 kommt das Isenburger Schloß durch den Wiener Kongreß an den österreichischen Kaiser, bei der Mediatisierung 1816 kommt Offenbach an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, aber das Schloß verbleibt im Privatbesitz des Fürsten. Im Jahre 1900 wird das Schloß einer Zwangsversteigerung unterworfen und kommt so an Hessen-Darmstadt. Das Schloß wird als Stadtbücherei und Stadtarchiv genutzt. Im zweiten Weltkrieg brennen Dachstuhl und oberes Stockwerk aus, 1951-52 erfolgt der Wiederaufbau. Heutiger Nutzer ist die angrenzende Hochschule für Gestaltung, die es 1992 übernommen und 1997-1999 für ihre Zwecke umgebaut hat.

Linkes Treppenturmportal

Die zentrale Loggia wird zu beiden Seiten von einem polygonalen Treppenturm flankiert, über die das Gebäude aber noch ein Stück hinausragt. Die Treppentürme sind sechsgeschossig und werden von einer welschen Haube bekrönt. Die beiden dem Hof zugewandten Portale liegen in den Diagonalen, darüber jeweils vier Fenster mit Gesimsen über dem 2. und dem 4. Fenster. Beide Portale sind in der Gestaltung sehr ähnlich, rundbogig in einem rechteckigen Rahmen aus kannelierten Pilastern auf Sockeln mit Löwenmasken, ionischen Kapitellen, Architrav und Dreiecksgiebel.

Beide Portale sind auf dem wulstigen Fries datiert, das westliche wurde 1572 erbaut, das östliche 1570. Zwischen Rundbogen und Architrav ist bei beiden Portalen ein herrliches Allianzwappen für Ludwig III. Graf v. Isenburg-Büdingen (30.5.1529 - 7.2.1588), vermählt mit Anna Sibylle v. Schwarzburg-Blankenburg, die er 1571 geheiratet hatte. In den Zwickeln zwischen Bogen und Rechteckrahmen befinden sich zwei Putten mit Füllhorn.

Das Isenburg-Wappen zeigt in Silber zwei schwarze Balken. Helmzier ein mit goldenen Lindenblättern bestreuter schwarzer Flug. Helmdecken schwarz-silbern.

Das Schwarzburger Wappen hat das Wappen zur Grundlage, das sich Günter Graf von Schwarzburg am 9.3.1548 von Kaiser Karl V in Augsburg bestätigen ließ, allerdings mit ein paar Veränderungen.

Drei Helme:

Entwicklung des Schwarzburger Wappens

1. Stammwappen
Das Stammwappen der Grafen von Schwarzburg zeigt in Blau einen goldenen, gekrönten, hersehenden Löwen. Die zugehörige Helmzier zeigt auf gekröntem Helm einen wachsenden goldenen Löwen, aus dessen Krone ein Pfauenstoß wächst. Helmdecken blau-golden. Ganz typisch für den Schwarzburger Löwen ist das dem Betrachter zugewandte Antlitz, sowohl im Schild als auch in der Helmzier. Diesen Löwen führen die Grafen von Schwarzburg und die Grafen von Kevernburg/Käfernburg (1385 erloschen), die beiden Hauptlinien des Geschlechtes. Die Helmzier hat im Laufe ihrer Geschichte viele Varianten durchlaufen, ehe sie sich in der heute bekannten Form durchsetzte, erstmals Mitte des 14. Jh.

2. Vermehrtes Wappen, Wappenbrief von 1548
Günter Graf von Schwarzburg ließ sich am 9.3.1548 von Kaiser Karl V in Augsburg sein Wappen bestätigen. Das Wappen ist geviert mit Herzschild.

Drei Helme:

Hierbei ist anzumerken, daß die Grafen von Schwarzburg schon viel länger die Titel eines Herrn von Arnstadt und eines Herrn von Sondershausen geführt hatten, es aber nie für nötig befunden hatten, dies heraldisch auszudrücken. Erst als es üblich wurde, gevierte Schilde zu führen und zusätzliche Herrschaften im vermehrten Wappen zu zeigen, nahm man die Elemente auf. Aber - jene Herrschaften hatten keine eigenen Wappen. Deshalb nahm man stattdessen die der namengebenden Städte, die dann als Herrschaftswappen anerkannt wurden. Genau wie beschrieben ist das Wappen im Wappenbuch des Georg Brentel 1584 abgebildet.

3. Veränderungen 1565-1597
Ca. 1565 wird dem Herzschild erstmals auf einer Münze ein durchgehendes, schmales, schräggestücktes Kreuz unterlegt, dessen Bedeutung unklar ist.
1569 wird ein Schildfuß abgetrennt und mit einer liegenden Schlackengabel belegt. Diese Forkel ist Symbol des für das Schwarzburger Land so wichtigen Silberhüttenbetriebs. Der Löwe der Helmzier trägt nun vor seinem Pfauenstoß den sog. goldenen Rechen an einer Stange. Ursprünglich war das aber kein Rechen, sondern ein scheibenartiger alter Helmschmuck, unten mit Zapfen besetzt, der jetzt wiederentdeckt, aber anders dargestellt wurde.
Am 18.4.1597 gibt es einen neuen kaiserlichen Wappenbrief in Prag: Dabei wird der Rechen entgültig zur Harke und mit in den Schildfuß verlegt. Das Wappen der Grafen von Hohnstein, Herren von Lohra und Klettenberg wird komplett aufgenommen.

Drei Helme:

Es sei angemerkt, daß die Grafen von Schwarzburg im Gegensatz zu Arnstadt (1332), Sondershausen (1356) und Leutenberg (1564), die alle tatsächliche Besitzungen waren, Hohnstein nie besessen hatten. Sie erhielten 1597 vom Kaiser nur die Erlaubnis, Titel und Wappen dieser Grafschaft zu führen. 1433 hatten Schwarzburg, Stolberg und Hohnstein einen Erbverbrüderungsvertrag geschlossen. 1593 starben die Grafen von Hohnstein aus, und es entstand ein langer Streit deswegen. Hohnstein fiel 1593 an Stolberg. Klettenberg - einst ein Halberstädter Lehen, jetzt eigentlich braunschweigisch - fiel 1632 an Stolberg und Schwarzburg gemeinsam als braunschweigisches Afterlehen. Lauterberg fiel direkt an Braunschweig zurück, denn 1402 hatten es die Hohnsteiner als Pfand und 1456 als Lehen von Braunschweig empfangen. 1634 starb Braunschweig-Wolfenbüttel aus, und Halberstadt zog Klettenberg als heimgefallenes Lehen ein. De facto hatte Schwarzburg also nur den Titel und das Wappen, Teil einer Besänftigungsstrategie des Kaisers, um den Erbkonflikt zu lösen.

4. Veränderungen 1607
Aus dem wachsenden Löwen im Schwarzburg-Helm wird ein ganzer Löwe. Der Rechen vor dem Pfauenstoß verschwindet. Mit diesen Änderungen wurde das Wappen bis 1697 geführt.

5. Fürstliches Wappen 1697 und 1710
1584 teilte sich das Haus Schwarzburg in die Linien Schwarzburg-Arnstadt und Schwarzburg-Rudolstadt. Schwarzburg-Arnstadt verzweigte sich in mehrere Linien, davon blieb aber nur 1716 Schwarzburg-Sondershausen übrig. Schwarzburg-Rudolstadt nahm erst 1710 den Titel eines Fürsten an. Zwei Diplome vom 3.9.1697 für Schwarzburg-Sondershausen und vom 2.6.1710 beschreiben das fürstliche Wappen: Der Hauptschild bekommt einen zusätzlichen Herzschild zwischen den beiden Herzschilden auf der vorderen und hinteren Hälfte. Das Kreuz wird jetzt in drei Tinkturen gestückt. Die Anzahl der Helme wird auf 6 erhöht, und das Wappen bekommt Schildhalter. Die Hohnsteinschen Hirschstangen in der Helmzier werden nun fälschlicherweise beide rot tingiert. Im alten Wappen waren sie richtig, nun gleicht man sie denen von Sondershausen an. Kaiserliche Gnadenzeichen treten neu hinzu.

Sechs Helme:

Schildhalter rechts ein wilder Mann mit langem, zottigen Haar und Bart, unbekleidet bis auf einen grünen Leibkranz um die Hüfte, in der freien Hand eine goldene Lanze mit silberner Spitze haltend, an der ein rot-silbern geteiltes Banner weht. Links eine wilde Waldfrau mit abfliegenden Haaren, unbekleidet bis auf einen grünen Leibkranz um die Hüfte, in der freien eine Fahne wie beschrieben haltend. Alternativ kann der Wappenschild ohne die 6 Helme mit einem Fürstenhut geführt werden.

Im Wappenbrief werden die Farben der Helmdecken etwas simplifiziert angegeben. Vermutlich war man sich bei der Ausstellung des Diplomes nicht so recht bewußt, was zu wem gehört. Oben sind die korrekten Farben rekonstruiert.

Das Wappen von Schwarzburg-Rudolstadt nach dem Diplom von 2.6.1710 enthält marginale Unterschiede:

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Landesfürsten
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/111_Offenbach_Schloss.xml Cave - die getroffenen Zuordnungen der Wappen sind nicht alle korrekt.
Perle der Renaissance - das Isenburger Schloß in Offenbach am Main, herausgegeben von Praeludium Förderkreis Musik im Zentrum Offenbachs e.V., 1. Auflage 2006, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg, ISBN 3-7954-1808-9. Achtung - die getroffenen Zuordnungen der Wappen sind nicht alle korrekt.
Hugo Gerard Ströhl, Deutsche Wappenrolle, Reprint von 1897, Komet Verlag Köln, ISBN 3-89836-545-X
Christa Hirschler und Ulrich Hahnemann: Das Fürstliche Haus Schwarzburg-Sondershausen, Deutsche Fürstenhäuser Heft 10, Börde-Verlag Werl 2004, ISBN 3-980 9107-0-9
Hessische Kulturdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=78315&session=913&event=Query.Details

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