Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 590
Friedberg
(Wetterau)
Friedberg: Schloß (1): Nebengebäude 1 (Marstall)
Rechterhand vom eigentlichen Hauptbau des Schlosses innerhalb der Burg Friedberg sind zwei Nebengebäude. Über dem großen Torbogen dieses Stall- oder Remisengebäudes befindet sich ein Dreier-Wappen, das von einer großen gemeinsamen Rocaille-Kartusche eingerahmt wird. Längst ist das ehemalige Burgmannenhaus der Familie von Kronberg Sitz der Burggrafen geworden (1698 erwarb die Burgverwaltung das Burgmannenhaus, denn der Flügelstamm starb 1617 mit Johann Eberhard von Kronberg aus), und die Nebengebäude (Marstall) dienen der Unterbringung von Pferden, Wagen, Angestellten. Der Wappenstein ist auf 1767 datiert. Der amtierende Burggraf ist ein Freiherr von Dalberg, sein Wappen ist in der Mitte. Ihm zur Seite stehen die beiden Burgbaumeister, wie im richtigen Leben, so auch in der Heraldik.
Optisch ganz links: Wappen der Freiherren Riedesel von Eisenbach (Burgbaumeister). Das Wappen ist geviert mit Herzschild. Feld 1 und 4: In Gold ein schwarzer (natürlicher) Eselskopf mit einem dreiblättrigen Riedgras im Maule (Stammwappen), Feld 2 und 3: In Rot zwei gekreuzte goldene Lanzen (lt. Korrektur im Siebmacher). Herzschild: In Schwarz drei (2:1) silberne Türme (Alt-Eisenbach, vgl. Korrektur im Siebmacher). Das Oberwappen fehlt, es wären zwei Helme wie folgt: Helm 1: Ein offener schwarzer Flug, beiderseits mit einem goldenen Schildchen mit dem schwarzen Eselskopf belegt (Stammhelm), Decken schwarz-golden. Helm 2: Die Lanzen wie im Schild. Decken rot-golden (lt. Korrektur im Siebmacher).
Das Wappen in der Mitte ist das des amtierenden Burggrafen aus der Familie der Freiherren von Dalberg, genauer das der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg (Dahlberg). Geviert. Feld 1 und 4: Unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Schildhaupt in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien (Kämmerer von Worms). Feld 2 und 3: In Gold ein schwarzes Ankerkreuz (Dalberg). Die dazugehörigen, hier aber nicht abgebildeten Helmzieren sind: 1/4: Ein wie der Schild bez. Flug. 2/3: Ein goldener Flug, belegt mit jeweils einem schwarzen Ankerkreuz. Die dazugehörigen Helmdecken sind schwarz- gold und blau-gold.
Ganz rechts (optisch) befindet sich das Wappen des zweiten Burgbaumeisters aus dem Hause der Reichsgrafen von Stadion: Im Herzschild das alte Stammwappen der Grafen von Stadion, in Schwarz drei goldene Wolfsangeln (Wolfsanker) gestürzt (mit dem Ring nach unten) und pfahlweise. Dieser Herzschild liegt einem gevierten Schild auf, der in den Feldern 1 und 4 in Schwarz 3 (2:1) goldene Tannenzapfen (Thannhausen, 1708) und in den Feldern 2 und 3 in Silber ein rotes Kreuz hat. Zu diesem Wappen gehören drei hier nicht abgebildete Helme mit folgenden Helmzieren: goldener Tannenzapfen (von Thannhausen), ein schwarzes, golden gestreiftes Kissen, darauf eine goldene Wolfsangel (ein goldener Wolfsanker), mit dem Ring aufwärts, in dem ein Pfauenstoß steckt (von Stadion), ein schwarzer Flug. Decken schwarz-gold, schwarz-gold, rot-silber.
Burg Friedberg, Schloß der Burggrafen, von Nordwesten. Einst Burgmannenhaus der Burgmannenfamilie von Cronberg, erbaut, als Johann Eberhard von Cronberg selbst Burggraf war. Er war der letzte seines Stammes (Flügelstamm), denn sein einziger Großneffe starb (1614) vor seinem eigenen Ableben (1617). 1698 kaufte die Burgverwaltung den Kronberger Hof. Seitdem diente es wechselnden Burggrafen als Regierungssitz und hieß "Burggraviat". Kurz vor dem Tod des letzten Burggrafen wurde es 1817 Schloß der Großherzöge. 1921-1955 war hier das Kreisamt bzw. Landratsamt untergebracht, heute beherbergt der wunderschöne Renaissance-Bau das staatliche Vermessungsamt.
Geschichte
der Burg Friedberg (4): Neuordnung der politischen Struktur
Ende des 15. Jh. kam es zu
einer innenpolitischen Umstrukturierung in der Burgmannschaft.
Aus den rund 100 Burgmannen bildete sich das sog.
Regiment heraus, die Regimentsburgmannen.
Unter der Führung des Burggrafen und der zwei Burgbaumeister
nahmen 10 Adelige herausgehobene Stellungen als
Regimentsburgmannen ein. Der Burggraf wurde im 16. Jh. in
Personalunion auch Ritterhauptmann des Kantons Mittelrhein.
Geschichte
der Burg Friedberg (5): Bedeutungswandel nach dem 30jährigen
Krieg
Nach dem Dreißigjährigen
Krieg hat die Burg aufgrund der gewandelten Verhältnisse ihre
alte Bedeutung eingebüßt. Die Pflicht zur Burghut, aus der Welt
des Mittelalters stammend, war hinfällig geworden. Ihre neue
Bedeutung und Attraktivität für den Adel erhält die Burg nun
durch ihre politische Sonderstellung im Reich und die strengen
Aufnahmekriterien.
Geschichte
der Burg Friedberg (6): Verfall und Verlust der Sonderstellung
Das 18. Jh. ist eine Zeit der
inneren Zerrissenheit durch die Streitigkeiten zwischen
Katholiken und Protestanten um die Vorherrschaft in der
Burgmannschaft und des Verfalls. Die Gründung des St.
Joseph-Ordens eigens für die Burgmannen förderte zwar
kurzfristig das soziale Ansehen, konnte aber nicht über die
zunehmende Bedeutungslosigkeit hinwegtäuschen. 1792-96 wurde
Burg Friedberg zeitweilig durch französische Revolutionstruppen
und kaiserliche Verbände besetzt. 1802/03 wurde die Stadt
Friedberg in die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt eingegliedert,
ein Einflußverlust für die Burgmannschaft, die das hinnehmen
mußte. 1806 war es auch mit der staatlichen Eigenständigkeit
der Burg Friedberg zu Ende, denn Franz II legte die Kaiserkrone
nieder, wodurch Burg Friedberg auch sämtliche Schutzgarantieren
durch den Kaiser verlor. Nach über 6 Jahrhunderten staatlicher
Eigenständigkeit wird die Burgmannschaft aufgelöst und Burg
Friedberg mit ihrem Territorium in der Wetterau dem
Großherzogtum Hessen eingegliedert. 1817 verzichtet der letzte
Burggraf auf seine Rechte. Das Großherzogtum Hessen besitzt nun
die volle Souveränität über die Burg. Burg und Stadt Friedberg
werden 1834 zu einer Gemeinde vereinigt, das Nebeneinander von
Reichsburg und Reichsstadt ist beendet.
Position der besprochenen Wappen im schematischen Burggrundriß.
Literatur,
Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Burg Friedberg: http://www.wissenportal-friedberg.info/index.html - Geschichte: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal18.html - Georgsbrunnen: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal07.html - Rundgang: http://www.wissenportal-friedberg.info/Rundgang_Burg.html - Südseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal03.html - Nordseite: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal04.html - Burgkirche: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal08.html - Wache und Kanzlei: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal09.html - Schloß: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wissenportal06.html - Wetterauer Rittergesellschaft: http://www.wissenportal-friedberg.info/Wetterauer_Rittergesellschaft.html
Burgfreunde Friedberg: http://www.burgfreunde-friedberg.de/index2.html
Hermann Roth, Burg und Stadt Friedberg - Ein Wegweiser durch ihre
Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichte, Druck und Verlag Carl
Bindernagel, Friedberg 1959
An den Gebäuden und auf dem Burggelände angebrachte
Informationstafeln
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und
Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag -
Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher
Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Michael Keller, Stadtführer Friedberg, hrsg. vom Friedberger
Geschichtsverein e.V., ISBN 3-87076-072-9
Michael Keller, Klaus-Dieter Rack, Hans Wolf, Burg Friedberg -
Adolfsturm - Römisches Bad, hrsg. vom Friedberger
Geschichtsverein e.V.
Friedberger Geschichtsverein: http://www.friedberger-geschichtsverein.de
Burggymnasium http://www.burggymnasium-friedberg.de/index.html - http://www.burg100.de/ - Burggeschichte: http://www.burg100.de/burggeschichte/burggeschichte.htm
Hans Wolf, Michael Keller, Dr. Klaus-Dieter Rack, Dr. Vera Rupp:
Burg Friedberg: http://www.fh-friedberg.de/fbhistorisch/Burg_Friedberg.pdf
Kulturdenkmäler in Hessen: http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5496&session=913&event=Query.Details (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)
Friedberg (Wetterau): Deutschordenshaus - Burgkirche - St. Georgs-Brunnen (1) - St. Georgs-Brunnen (2) - Burgtor - Marstall (1) - Marstall (2) - Kronberger Hof (1) - Kronberger Hof (2) - Kronberger Hof (3) - Schloßportal - Burgmannenhaus Löw, Burgkanzlei und Wache
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