Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 26
Wappen an Schloß Weilburg, 3. Teil

Bauliche Veränderungen im Barock unter Graf Johann Ernst

Die obere Orangerie
1703-1705 Obere Orangerie, erbaut nach Plänen von Rothweil, verbindet einerseits das Renaissance-Schloß mit der Kirche (Kirchgang) und bietet andererseits eine Fest- und Gartenarchitektur (sala terrena) - neben der reinen Funktionalität als Aufbewahrungsort frostempfindlicher Gewächse. Die nach niederländischen und französischen Vorbildern erbaute Orangerie, erster Bau der barocken Schloßerweiterung, ist zum Platz hin ein rechteckig abschließender Baukörper, aber zum Garten hin halbrund geöffnet. Der Bau besitzt einen Mittelrisalit mit einem multifunktionalen Saal, 1704 von Carlo M. Pozzi stuckiert und von Job. M. Roos ausgemalt (Verherrlichung des Landesherrn). Die beiden seitlich angesetzten halbrunden Flügeltrakte haben als Besonderheit im Innerenb Kachelimitate von Georg Chr. Seekatz, 1713 angefertigt, sowie illusionistische Tapeten mit Scheinarchitektur.

Weilburg - barockes Doppelwappen an der oberen Orangerie

Über den drei Fensterachsen des Mittelrisalits befindet sich ein Dreiecksgiebel, innerhalb der zeittypischen Trophäen ist das Allianzwappen von Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg und Maria Polyxena von Leiningen-Hartenburg.

Ab 1660 wird das Wappen der Nassauer Hauptlinie weiter um das Element Weilnau vermehrt. Das trägt der Tatsache Rechnung, daß man jetzt Weilnau ganz an sich gebracht hatte, auch den an Nassau-Dillenburg gekommenen Anteil durch Tausch. Seit 1631 war man Besitzer von ganz Weilnau. Weiterhin kommt jetzt wieder Merenberg, das ca. 80 Jahre nicht mehr im Wappen war, erneut hinein, aber diesmal nicht als Kleeblätter, sondern als Kreuzchen. Es ist jetzt wie folgt aufgebaut:

Dieses Wappen wird hier ohne Helme dargestellt. Für das Wappen am Marstall gilt die gleiche Erläuterung.

Wappen am Marstall

1703-1704 neuer Marstall (Nordflügel des Viehhofes), Bauherr ist Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg. Im Bogenfeld des Marstallgebäudes befindet sich das Allianzwappen Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg und Maria Polyxena von Leiningen-Hartenburg. Dieses Wappen fertigte 1703 Andreas Streit aus Frankfurt.

Das Wappen der Grafen von Leiningen-Dagsburg-Hartenburg ist geviert mit Herzschild:

Anmerkung zu den Grafen von Leiningen:
Bei den Grafen von Leiningen müssen wir die älteren Grafen und die neueren unterscheiden. Die Alt-Leininger waren seit dem Ende des 11. Jh. nachweisbare fränkische Grafen, die im Wormsgau und im Nahegau ihre Güter hatten. Sie starben um 1220 mit dem in der Manessischen Liederhandschrift abgebildeten Minnesänger Friedrich (Emich) Graf v. Leiningen aus. Danach übernahmen Abkömmlinge der Grafen von Saarbrücken deren Rolle als jüngere Grafen von Leiningen, weil die Schwester und Erbin des genannten Minnesängers, Liutgarde (Lukardis) v. Leiningen (-1239), Simon II. Graf v. Saarbrücken geheiratet hatte. Ihre Kinder sind Simon III. Graf v. Saarbrücken und Friedrich I. Graf v. Leiningen (-1237), Begründer der neuen Grafenlinie zu Leiningen. Diese Linie nahm Namen und Wappen der Leininger an und bekam aus den Saarbrücker Gütern die Herrschaft Hardenburg, und zu Beginn des 13. Jh. erbte man noch die Reichsgrafschaft Dagsburg, ein Lehen des Bischofs von Straßburg. Das Haus Leiningen teilte sich nun in eine ältere Linie Leiningen-Dagsburg, welche 1467 ausstarb, und eine jüngere Linie Leiningen-Hardenburg. Dagsburg fiel 1467 mit dem geringeren Teil des Erbes an die Linie Leiningen-Hardenburg, die 1466 die lothringische Herrschaft Aspremont erworben hatte, und die sich jetzt Leiningen-Dagsburg-Hardenburg (oder -Hardenberg) nannte. Diese teilte sich 1560 in die 1779 gefürstete Linie Leiningen-Hardenburg-Dagsburg mit heutigem Sitz in Amorbach und die im Grafenstand gebliebene Linie Leiningen-Dagsburg-Falkenburg, deren unterschiedliche Zweige 1706, 1766, 1774, 1910 und schließlich 1925 mit Emich Karl Friedrich Wilhelm August Graf zu Leiningen Herr zu Billigheim (24.4.1839 -31.3.1925) als Letztem der ganzen Linie erloschen.

Literatur und Quellen:
Eckhard Olschewski, Schloß und Schloßgarten Weilburg/Lahn, Edition der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, Bad Homburg vor der Höhe, ISBN 3-7954-1286-2, 1. Auflage 2001
Pierre Even, Die Fürsten zu Nassau-Weilburg. Politische Herrschaft im 18. Jh., Bad Emser Hefte 110, 1993, S. 3-30
Barbara Purbs, Schloß Weilburg und die Schlösser der Renaissance in Nassau-Saarbrücken, Saarheimat 17, 1973, S. 48-54
Wolfgang Einsingbach, Weilburg, Schloß und Garten, Bad Homburg vor der Höhe, 1994

Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels, Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der "landeskundlichen Vierteljahresblätter".

Bauaufnahme und Baugeschichte:
http://forschung.gnm.de/ressourcen/schloesser/XML/153_Weilburg_Schloss.xml
Hessische Kunstdenkmäler:
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=52315&session=913&event=Query.Details und http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=52314&session=913&event=Query.Details
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9;
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 365-369, S. 779
Leiningen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Leiningen-Westerburg,
Leiningen:
http://www.deutsche-biographie.de/xsfz50010.html

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