Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank

Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2925
Krautheim (zu Volkach, Landkreis Kitzingen)

Evangelische Kirche Krautheim, Epitaph für Veit Christoph Zollner von der Hallburg

Die dritte hier vorgestellte Grabplatte erinnert an ein früh verstorbenes Kind, entsprechend sind die Dimensionen der Platte klein, und auch die Darstellung des Verstorbenen mit kindlichen Proportionen, Lockenköpfchen, langem Hemdchen und einer Blume in den zusammengelegten Händen signalisiert, daß hier ein Kind begraben wurde. Es handelt sich um Veit Christoph Zollner von der Hallburg. Die Inschrift ist nur oben und unten angebracht und dort jeweils zweizeilig: "HIC SEPVLT(VS) FILIOL(VS) VIT(VS) CHRISTOPH(VS) VIRI / NOBIL(IS) ET STREN(VI) IOHAN(N)IS FRIDERICI ZOL(L)NERI // HAL(L)BVRG IN RIMPACH NATVS / 1617 11 IAN(VARII) DEFUNCT(VS) A(NN)O 1618 28 MART(II)". Veit Christoph Zollner von der Hallburg wurde also gerade einmal ein Jahr und zwei Monate alt. Er war das Söhnchen von Johann Friedrich Zollner von der Hallburg.

Auf ein eigenes großes Wappen wurde aufgrund der geringen Dimensionen der Reliefplatte verzichtet, aber an den Seiten befinden sich insgesamt acht Ahnenwappen, alle als Vollwappen ausgeführt. Deshalb hier ein Blick auf die Genealogie: Seine Eltern waren (mangels besserer Unterlagen alles nach Biedermann) Johann Friedrich Zollner von der Hallburg zur Hallburg und zu Rimbach (-1640) und Maria Afra von Eyb. Dieses Paar hatte außer Veit Christoph noch einen zweiten Sohn, Otto Wilhelm Zollner von der Hallburg, der 1629 ebenfalls jung verstorben ist. Außerdem gab es noch zwei Töchter, Eva Catharina Zollner von der Hallburg, die Friedrich Eitel von Buttlar zu Grumbach und Krautheim heiratete, und Maria Magdalena Zollner von der Hallburg, die in erster Ehe Ernst von Jaxtheim und in zweiter Ehe Hans Christoph von Thannhausen heiratete. Deshalb ist Johann Friedrich Zollner von der Hallburg der Letzte im Mannesstamm der Familie, und Maria Magdalena die letzte Familienangehörige insgesamt, so daß die Zollner von der Hallburg 1640 im Mannesstamm und 1690 insgesamt erloschen sind. Hierzu passen die beiden obersten Wappen, heraldisch rechts Zollner von der Hallburg (in Rot ein silberner Rüdenkopf mit goldenem Halsband mit Ring, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken wachsend ein rotgekleideter, bärtiger Mannesrumpf, auf dem Kopf ein silberner, rotkrempiger Hut mit rotem Bommel oben, Abb. unten links), links von Eyb (in Silber drei (2:1) rote Pilgermuscheln (Jakobsmuscheln), auf dem gekrönten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender Pfau mit goldenem Ring um den blauen Hals und mit silbernen Flügeln, Abb. unten rechts).

Die Großeltern des Probanden waren väterlicherseits Georg Siegemund Zollner von der Hallburg zur Hallburg, zu Geubach und Rimbach und Ursula von Brandenstein, mütterlicherseits Philipp Jacob von Eyb zu Ramersdorf und Wallburgis von Schaumberg. Entsprechend sind die beiden neuen Wappen in der zweiten Reihe die der von Brandenstein (in Gold ein aufspringender schwarzer (naturfarbener) Wolf oder Fuchs mit einer silbernen, rotbewehrten Gans im Rachen, auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer (naturfarbener) Wolfs- oder Fuchsrumpf mit einer silbernen, rotbewehrten Gans im Rachen, Abb. unten links) und der von Schaumberg (geviert, Feld 1 und 4: gespalten, rechts in Gold eine schwarze Schafschere, links in Rot ein silberner Sparren, Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt, oder eine alternative Farbverteilung, sehr variabel, zwei Helme, Helm 1 (rechts): zu schwarz-goldenen Decken ein Drehgatter (auch Bratrost oder Egge genannt) auf einem verlängerten mittleren Drehpfahl, oben besteckt mit drei goldenen Kugeln (Äpfeln), die wiederum mit drei schwarzen Hahnenfedern besteckt sind, Kleinod von Sonneberg, Helm 2 (links): ein Mannesrumpf (Heidenrumpf), der Kopf mit einer nach vorn gebogenen gestulpten Spitzmütze bedeckt, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckt, Stammkleinod der von Schaumberg, Abb. unten rechts).

Nun zu den Urgroßeltern: Väterlicherseits sind das Fritz Zollner von der Hallburg zur Hallburg und zu Geubach und dessen Frau Margaretha von Heßberg und Albrecht von Brandenstein zu Oppurg und dessen Frau Catharina von Stein aus einer thüringischen Familie. Entsprechend sehen wir in der dritten Zeile neu das Wappen der von Heßberg (gespalten, rechts in Silber drei rote Rosen pfahlweise, links fünfmal silbern-rot geteilt, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender rotgekleideter Mannesrumpf mit Eselsohren, Abb. unten links). Heraldisch rechts und darunter sieht man im Schild einen Löwen, die Helmzier ist zwar zerstört, wegen des Schwanzes darf man einen wachsenden Löwen annehmen. Biedermann verweist bei dieser Familie auf die thüringische Herkunft, wahrscheinlich handelt es sich um die Stein von Lausnitz, die ebenfalls in Oppurg vorkamen, was eine Heirat mit einem von Brandenstein wahrscheinlich macht, und die laut der Abb. im Rolland in Gold einen blauen Löwen führten, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der blaue Löwe wachsend (Abb. unten rechts).

Die beiden letzten Wappenschilde auf der Spindelseite zeigen das Wappen der von Wirsberg (silbern-rot im Zinnenschnitt geteilt, unten gemauert, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein spitzer roter Hut mit silbernem oder hermelinfarbenem Aufschlag, oben mit einem schwarzen Hahnenfederbusch besteckt, Abb. unten links), sowie dasjenige der von der Cappel/Kappel (mit einer silbernen Spitze von Rot und Blau gespalten, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender, schwarz gekleideter Mannesrumpf, auf dem Kopf ein schwarzer Hut, in dessen silbernem Stulp drei Straußenfedern in den Farben Rot, Silber und Blau stecken, Abb. unten rechts). Die vier Urgroßeltern mütterlicherseits waren nach Biedermann Veit Asmus von Eyb zu Vestenberg, Bruckberg, Wiedersbach, Dörzbach und Ramersdorf und seine erste Frau, Anna von Wirsberg, sowie Albrecht von Schaumberg und dessen Frau, Walburga von der Cappel (Kappel).

Die für die Zollner namengebende Hallburg ist eine Burg am Hang über dem Südausgang des Volkacher Talkessels. Sie gehörte bis 1230 den Grafen zu Castell, die sie als Zollburg nutzten. Graf Rupert zu Castell mußte in jenem Jahr die Burg dem Würzburger Fürstbischof zu Lehen auftragen. Später kamen immer mehr Anteile durch Verkauf an das Hochstift Würzburg, das die Hallburg ihrerseits noch vor 1356 an die Zollner verpfändete, die als Amtmänner für das fürstbischöfliche Volkach eingesetzt wurden. Fritz Zollner, der bei der brüderlichen Teilung zunächst die halbe Hallburg und das Schloß Geubach bekam, erwarb dann 1555 die Hallburg käuflich. Er kaufte auch einen Viertel des Zehnten zu Krautheim. Sein Sohn Wilhelm Balthasar Zollner von der Hallburg stiftete die Nebenlinie zu Krautheim, die mit dessen Enkel Hektor Wolf Zollner von der Hallburg 1626 wieder erlosch. Die Hallburg blieb aber ein würzburgisches Lehen, so daß sie nach dem Aussterben der Zollner an Würzburg heimfiel. Fürstbischof Franz von Hatzfeld vergab die Burg 1639 an Werner Schenk von Stauffenberg, würzburgischer Amtmann zu Kitzingen. 1665 kam die Hallburg an die Grafen von Stadion. Graf Friedrich von Stadion verkaufte nach der Säkularisation 1806 seine Hallburg für 125000 fl. an Graf Franz Erwein von Schönborn. Sie ist auch heute noch in Besitz der Familie und wird als Weingut geführt.

ev. Kirche, Veit Ulrich Truchseß von Henneberg - ev. Kirche, Carl Sigemund von Heinach - ev. Kirche, Alexander von Giech

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home