Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2924
Krautheim (zu Volkach, Landkreis Kitzingen)

Evangelische Kirche Krautheim, Epitaph für Carl Sigemund von Heinach

Die zweite Grabplatte, die nach ihrer Auffindung in der offenen Aussegnungshalle ihnen neuen Aufstellungsort erhalten hat, ist die für Carl Sigemund von Heinach / Hainach (16.3.1652-28.7.1678). Übereinander sind ein großes Inschriftenfeld, ein Allianzwappen und ein kleines Inschriftenfeld angeordnet. Dazu kommen insgesamt acht Wappenschilde, von denen die obersten zwei in die wolkenartige Umrahmung des oberen Inschriftenfeldes und die vier unteren in die des unteren Feldes integriert sind und nur das zweite Paar von oben isoliert steht. Dadurch ergeben sich ungleiche Abstände der vier Paare, wobei die beiden mittleren Paare dicht zusammenstehen und die Abstände von diesen zu den Paaren oben und unten größer sind als untereinander. Diese Platte ist aus drei Gründen hochinteressant, der erste ist die Familie an sich, der zweite sind die Todesumstände, und der dritte ist die innere Logik der acht Schilde.

Die erste Inschrift oben lautet: "DER WOHL GEBOHR(E)NE / HERR HERR CAROLUS SIGIMUN/DUS VON HEIJNACH WURDE GE/POHREN DEN 16 MARTIJ A(NN)O 1652 / STARP BLÖTZLICH DEN 28 / IULIJ A(NN)O 1678". Die zweite Inschrift unten hat den Wortlaut: "HIER LIEGT EIN HELD VON ADEL / DER SEINE EDLE ZEIT / GEFÜHRET OHNE TADEL / UND WAR SEHR FEIND DEM NEID / DOCH WURD(E) ER MÖRDERISCH UND OH/NE ALL VERHOFFEN / DURCH EIN(EN) BISTOLEN SCHUS(S) AUS NEID UND / FEINDSCHAFFT (GE)TROFFEN. / DA WURD(E) GLEICH WIE EIN SCHUS(S) UND SCHNEL/LER DON(N)ER BLITZ / AUS SEINEM SCHLOS(S) VERRÜCKT ZUM HIM/MELS SCHLOS(S) SEIN SITZ. / GOTT DEM DIE RACH(E) GEBÜHRT, / WIRD RÄCHEN DIESEN FEIND, /  DER SOLCHEN MORD VOLLFÜHRT / UND TRÖSTE AL(L)E FREUNT".

Er wurde also im Alter von nur 26 Jahren in der Nähe von Bischwind (Landkreis Schweinfurt) ermordet, lt. Biedermann von einem Herrn von Künsberg. Er hinterließ nicht nur eine Frau, die er erst 5 Jahre zuvor geheiratet hatte, sondern auch zwei Kinder; ein drittes, Johann Carl von Heinach, starb noch in seinem Geburtsjahr 1674. Anna Sophia von Heinach wurde 1676 geboren, und das jüngste der drei Kinder war Ludewig Carl von Heinach zu Hunoldshausen (Hundelshausen), und dieser wurde nicht nur postum 1678 geboren, sondern starb schon am 10.3.1680 als der Letzte seines Geschlechts. Da der größte Teil des Besitzes Würzburger Lehen waren, fielen sie danach heim und wurden neu vergeben.

 

Zwischen den beiden Inschriften ist das Ehewappen dargestellt. Carl Sigemund von Heinach zu Hunoldshausen (Hundelshausen) war seit 1673 verheiratet mit Rosina Barbara Voit von Salzburg (alle genealogischen Angaben mangels Besserem nach Biedermann. Friedrich Schilling von Canstatt gibt abweichend Valentina von Salzburg als Ehefrau an). Heraldisch rechts sehen wir das Vollwappen der von Heinach (Hainach), in Silber zwei grüne, unten miteinander verbundene und achtförmig miteinander verschlungene Lindenzweige mit acht nach außen gerichteten Blättern, auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken eine wachsende, rotgekleidete Jungfrau mit offenem Haar zwischen zwei golden-rot übereck geteilten Büffelhörnern. Die Jungfrau trägt in der Rechten drei gestielte grüne Lindenblätter und umfaßt mit der Linken das linke Büffelhorn. Das Wappen, das bis auf die völlig andere Helmzier demjenigen der von Seckendorff zum Verwechseln ähnlich sieht, wenn man keine Farbfassung hat, wird beschrieben im Alten Siebmacher von 1605 und im Siebmacher Band: BayA2 Seite: 62 Tafel: 40. Die Familie hatte ihre Stammgüter im Steigerwald, wo die Herren als Erbforstmeister eingesetzt waren. Ihnen gehörten Hunoldshausen und Michelau im Steigerwald. Das Wappen der Voit von Salzburg zeigt in Silber einen schwarzen Zickzackbalken, auf dem gekrönten Helm mit ebensolchen Decken ein silberner, oben mit schwarzen Hahnenfedern besteckter und mit dem schwarzen Zickzackbalken belegter Schaft.

Kompliziert wird es bei den acht kleinen Wappen, die man als Ahnenprobe wahrnimmt. Etwas stutzig macht das dreimalige Vorkommen des Heinach-Wappens und das zweimalige Vorkommen des Voit von Salzburg-Wappens. Doch da die beiden obersten Wappen Heinach und Vogt von Salzburg darstellen, könnte das noch in eine 2x 4-Ahnenprobe münden, für jeden Ehepartner vier Großeltern. Doch mit dieser Annahme ist es vorbei, wenn wir die Eltern und Großeltern listen. Carl Sigemund von Heinach hatte (alle Angaben mangels verläßlicherer Quellen nach Biedermann) als Eltern Philipp Eitel von Heinach und dessen zweite Frau, Anna Ursula Rosina Voit von Salzburg. Seine vier Großeltern waren Valentin von Heinach, Sibylla von Thüna, Hans Sigmund Voit von Salzburg und Rosina von Schaumberg. Die Eltern der Ehefrau waren Philipp Adam Voit von Salzburg und Maria Amalia von Thüngen. Wenn es also eine Ahnenprobe von beiden Ehepartnern wäre, hätten wir in der ersten Reihe von Heinach und Voit von Salzburg, in der zweiten Reihe Voit von Salzburg und von Thüngen, in der dritten Reihe rechts Thüna und in der vierten Reihe rechts Schaumberg. Von 8 Positionen wären 6 anders, also wird diese Interpretation verworfen. Wenn es allein seine Ahnenprobe wäre, hätten wir in der ersten Reihe von Heinach und Voit von Salzburg, in der zweiten Reihe rechts Thüna und links Schaumberg, und da beides nicht zutrifft, ist auch dieser Ansatz der Interpretation gescheitert.

Erklärbar wird das System der Anordnung, wenn wir die Urgroßeltern des Probanden in die Überlegungen einbeziehen, das waren Claus Sigemund von Heinach und Barbara Truchseß von Wetzhausen, und die dreifache Wiederholung des Heinach-Schildes als Listung von drei Generationen untereinander wahrnehmen. Diese Ahnenprobe besitzt damit eine ganz ungewöhnliche Anordnung und ist entgegen aller Gepflogenheiten zeilenweise wie folgt zu lesen: 1. Zeile: Eltern des Probanden, 2. Zeile: Großeltern väterlicherseits des Probanden, 3. Zeile: Urgroßeltern väterlicherseits im Namensstamm des Probanden, 4. Zeile: Großeltern mütterlicherseits. Über die Gründe dieser Anordnung kann nur spekuliert werden.

 

In der ersten Reihe stehen die beiden Schilde demnach für Philipp Eitel von Heinach zu Hunoldshausen (Hundelshausen), Schild wie oben beschrieben, und dessen zweite Frau, Anna Ursula Rosina Voit von Salzburg, Schild wie oben beschrieben. Somit taucht diese Familie zweimal auf, einmal als Ehefrau und einmal als Mutter, und wegen des besonderen Aufbaus noch ein drittes Mal für den Großvater mütterlicherseits.

 

In der zweiten Reihe stehen die beiden Schilde für Valentin von Heinach zu Hunoldshausen (Hundelshausen) und Sibylla von Thüna (in Silber eine rote gestürzte und eingebogene Spitze). Letztere war die Tochter von Günther von Thüna.

 

In der dritten Reihe stehen die beiden Schilde für Claus Sigemund von Heinach zu Hunoldshausen (Hundelshausen) und Barbara Truchseß von Wetzhausen (in Gold zwei rot-silbern in zwei Reihen geschachte Balken). Letztere war die Tochter von Hans Truchseß von Wetzhausen zu Wetzhausen und Friesenhausen und Ursula von Aschhausen.

 

In der vierten Reihe stehen die beiden Schilde für Hans Sigmund Voit von Salzburg zu Salzburg und Rödelmaier und Rosina von Schaumberg (geviert, Feld 1 und 4: gespalten, rechts in Gold eine schwarze Schafschere, links in Rot ein silberner Sparren, Feld 2 und 3: von Silber, Rot und Blau halbgespalten und geteilt, oder eine alternative Farbverteilung, sehr variabel).

Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.8853197,10.2875448,20z - https://www.google.de/maps/@49.8853197,10.2875448,81m/data=!3m1!1e3
Adelsgeschlecht von Heinach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinach_(Adelsgeschlecht)
Adelsgeschlecht von Thüna: https://de.wikipedia.org/wiki/Thüna
Adelsgeschlecht Voit von Salzburg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Voit_von_Salzburg
Adelsgeschlecht von Schaumberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schaumberg_(Adelsgeschlecht)
Adelsgeschlecht Truchseß von Wetzhausen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Truchseß_von_Wetzhausen
Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach, 1747
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ, Tafel 222-224
Evangelische Kirche Krautheim:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Evangelische_Kirche_(Krautheim)
Evangelische Kirchengemeinde Krautheim und Zeilitzheim:
https://zeilitzheim.de/

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