Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2679
Fulda (Landkreis Fulda, Hessen)
Dom St. Salvator - Altäre und Ausstattung, Teil 2
Nach der Besprechung der wichtigsten Altäre des Domes folgen hier weitere Ausstattungsstücke des Domes, Seitenschiff-Altäre, Orgel, Kanzel, Bogenscheitel etc. Auch dort ist fast überall das Wappen des Bauherrn des barocken Domes, des Fuldaer Fürstabtes (1700-1714) Adalbert von Schleifras (18.2.1650-6.10.1714) angebracht, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: von Schleifras, gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach links, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene. Das Oberwappen hat drei Helme, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten, golden bequasteten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, jedes Fähnchen ist gespalten, vorne in Rot aus grünem Dreiberg wachsend ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekröntem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Flug mit goldenen Saxen, von Schleifras. Hinter dem Schild sind seitlich das gestürzte Schwert und das Abts-Pedum zu sehen; auf Variationen wird bei den einzelnen Ausstattungsstücken eingegangen. Nur ein einziger der großen Altäre hat kein Schleifras-Wappen, das ist der Dreikönigsaltar, mehr dazu siehe unten. Die beiden Altäre seitlich des Presbyteriums, der Kreuzaltar und der Simplicius- und Faustinus-Altar, sind wappenfrei.
Die Kanzel
Die Kanzel ist am
nordöstlichen Vierungspfeiler angebracht; der Zugang erfolgt von
Westen her. Zwei kräftige Putten stemmen scheinbar auf ihren
Köpfen den Korb der Kanzel empor, der ebenso wie die
Treppenwangen üppigste Schnitzereien aufweist. Ein Meisterwerk
barocker Schnitzkunst ist vor allem der Schalldeckel, der auf
seiner Volutenkrone eine Statue des auferstandenen Heilands mit
Siegesfahne in der Hand trägt, nach Osten ins Hauptschiff
blickend, zur Gemeinde: Diese Figur macht bildlich genau das, was
der Prediger in der Kanzel mit Worten vollzieht: Verkündigung
der Auferstehung, der Frohen Botschaft und des Heils. Die
Schreinerarbeit der Kanzel wurde von Georg Blank angefertigt, der
mit den Arbeiten 1712 begann und sich zur Anregung und als
Vorbild die Kanzel der Bamberger Karmeliten ansehen ging.
Die geschnitzten Elemente sind Arbeiten von Andreas Balthasar Weber, der sie bis 1714 ausführte. Letzterer stammte aus der damaligen Grafschaft Schwarzenberg in Unterfranken. 1704 wurde er Fuldaer Bürger. Dieser Bildhauer arbeitete in Holz und in Stein, und von ihm stammen alle Schnitzereien der Kanzel und auch des Orgelprospekts (s. u.). Auch die Figuren an der Ostfassade des Domes und die Statuen in der Bonifatiusgruft sind von ihm. Weitere Weber-Arbeiten abseits vom Dom sind der Dianabrunnen im Schloßhof, die Fortuna auf dem Mittelrisalit des Schlosses, die Pietà der Michaelskirche und wahrscheinlich auch die Figuren am Paulustor. Weber wurde bei den Arbeiten unterstützt von dem Franziskanerbruder Georg Moz. Im Jahre 1715 wurden die Arbeiten an der Kanzel mit der Vergoldung des Zierats abgeschlossen.
Zwischen den beiden mittleren der vier raumgreifenden Volutenbögen ist das Wappen des Bauherrn eingepaßt, vollständig mit komplettem Oberwappen, bis ins letzte Detail der aus der Mitra hervorkommenden Fähnchen korrekt ausgeführt und bemalt.
Die große
Dom-Orgel
Im Fuldaer Dom gibt es vier
Orgeln, eine große Hauptorgel am Ostende des Kirchenschiffs,
eine im Domchor, eine in der Marienkapelle sowie eine im Hochchor
(Mönchschor). Letztere (ohne Abb.) besitzt einen Orgelprospekt
von Johannes Hoffmann und Andreas Balthasar Weber und entstand
1718-1720. Im unteren Teil ist das Schleifras-Wappen mit drei
Helmen als Holzschnitzerei angebracht, begleitet von vier Putten
im unteren Bereich und sechs geflügelten Engelsköpfen im oberen
Bereich. Diese Orgel in einer Nische der Epistelwand besitzt 27
Register; das Werk ist ein Neubau aus dem Jahr 1981, angefertigt
von der Osnabrücker Firma Kreienbrink. Hier folgen Abbildungen
von der großen Domorgel, ebenfalls mit Schleifras-Wappen. Alle
Orgelwerke wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jh. angefertigt.
Nur die große Domorgel und die Hochchororgel besitzen einen
historischen Prospekt mit vielen geschnitzten Verzierungen.
Die große Domorgel, die von Anfang an als Blickfang im Osten und als Gegenpol zum Hochaltar konzipiert war, entstand erstmalig 1708-1713 durch Adam Öhninger. Sie erhielt 41 klingende Register auf drei Manualen und Pedal und war bis 1875 in Benutzung. Der 1711-1712 entstandene Orgelprospekt ist eine Arbeit von Bildschnitzer Andreas Balthasar Weber und Kunstschreiner Georg Blank (ca. 1655-1733). Bis 1714 wurde noch an der Orgel gearbeitet. Die Brüstungsfelder sind in Einlegetechnik hergestellt. Das fürstäbtliche Wappen ist ganz oben in der Mittelachse angebracht.
Das heutige Werk der Hauptorgel wurde 1994 von der Vorarlberger Firma Rieger Orgelbau aus Schwarzach erbaut, dabei wurden die 24 funktionstüchtigen Altbestands-Register übernommen, die 1876-1877 von der Firma des Orgelbauers Wilhelm Sauer aus Frankfurt an der Oder erbaut worden war. Die Sauer-Orgel wurde mehrfach umgebaut und erweitert, dabei auch auf elektrischen Betrieb umgestellt. Ein größerer Umbau fand 1934-1938 durch Alban Späth statt, alles hinter dem historischen Orgelprospekt. 1994-1996 fand dann besagte technische Kompletterneuerung statt. Dabei wurde das historische Gehäuse, wo nötig, ergänzt und rekonstruiert. Heute hat die Orgel vier Manuale und ein Pedal mit 70 bzw. 72 Registern. Insgesamt hat die Orgel unglaubliche 5276 sprechende Pfeifen.
Wappen am
hinteren Vierungsbogen
Für das nächste Wappen
wenden wir unseren Blick zur Vierung und der darüber liegenden
Kuppel, wobei die Dominanz des zentralisierenden Kuppelraums in
Kombination mit der basilikalen Grundstruktur neben dem Hochaltar
der augenfälligste Beleg dafür ist, daß man hier eine kleine
Peterskirche auf deutschem Boden schaffen wollte. Gerade auch die
abgeschrägten Ecken der Querhausarme sind im Vergleich wichtig,
denn dadurch wird aus der Basilika mit Querhaus und Chor ein
Trikonchos, der von der Tambourkuppel bekrönt wird, und dieses
geometrische Grundkonzept verweist nun mehr als deutlich auf St.
Peter in Rom, wo zuerst der Zentralbau von Bramante und
Michelangelo geschaffen wurde und dann das dreischiffige,
basilikale Langhaus von Carlo Maderno angesetzt wurde.
In 55 m Höhe schwebt ganz oben unter der Laterne das Sinnbild des Heiligen Geistes. Die vier Fenster der Rotunde sind diagonal zu den Hauptrichtungen positioniert. Über den vier Vierungsbögen gibt es vier Figurennischen, in denen Statuen der Erzengel Gabriel, Michael und Raphael sowie ein Schutzengel stehen, allesamt Arbeiten von Giovanni Battista Artari. Trotz der großen Höhe lassen sie sich von unten relativ gut wahrnehmen, das liegt daran, daß Artari sie an Ort und Stelle modelliert hat und so den Blickwinkel des Betrachters berücksichtigen konnte. Sie treten weit vor und wenden den vorgerückten Kopf nach unten. Die Stuckierung des Domes unter der Leitung von Dientzenhofer durch Giovanni Battista Artari begann 1707 und war im wesentlichen 1711 abgeschlossen. Das Langhaus-Mittelschiff, die Querarme und das Presbyterium werden ganz von punktuell eingesetztem figürlichem Stuck dominiert, es gibt quasi keinen ornamentalen Stuck. Dadurch dominieren die Linien der Architektur den Raum von Mittelschiff und Trikonchos, der als Gesamtraum wahrgenommen werden soll. Wir finden als Dekorations-Motive Engel, Apostel, Allegorien und Putti. Die Seitenschiffe werden hingegen von kleinteiligem ornamentalem Stuckdekor in einem stuckierten Rahmensystem geprägt, vor allem in der Gewölbezone. Dadurch erhalten die einzelnen Kompartimente eine Identität für sich, was durch die unterschiedlichen Farbkonzepte der Kuppeln und Altäre noch verstärkt wird. Nach der Stuckierung des Kirchenraumes fertigte Artari 1711-1712 noch vier Stuckaltäre an, die kleinen Altäre am westlichen Ende der Chorseitenschiffe und die beiden großen Altäre in den Querhausarmen.
In den Zwickeln, die den Übergang von der quadratischen Vierung zum Kreis der Rotunde bilden, befinden sich Fresken von Luca Antonio Columba (1661-1737), die die vier auf Wolken schwebenden Evangelisten darstellen. Sie entstanden 1711, also nach Abschluß der Stuckarbeiten. Genau wie Artari stammte auch Colomba aus Arogno bei Lugano. Das Wappen des Bauherrn ist genau in der Hauptblickrichtung angebracht, wo der Chorscheitelbogen auf den Kreis des Tambours trifft.
Alle drei Helme des Oberwappens sind vorhanden, aber ohne Helmdecken. Krummstab und Schwert ragen extrem weit nach oben heraus, um den steilen Betrachtungswinkel zu kompensieren. Zu beiden Seiten sehen wir Engel als Schildhalter, in unterschiedlicher Höhe und Lage angebracht und auf verschieden weit entfernte Positionen im Kirchenschiff herabschauend. Beide halten in der freien Hand eine Busine, eine gerade Naturtrompete. Geschickt verbindet diese Komposition die beiden architektonischen Bögen, einer vertikal, der andere horizontal, dadurch, daß Gewand, Beine und rechts ein Flügel die Verbindung nach unten schaffen, links beide Flügel und rechts ein Flügel die Verbindung zur Seite und schon der Kreisform folgen.
Direkt über diesem Wappen sieht man die Statue des Erzengels Michael, mit Helm, einem in der Rechten erhobenen Flammenschwert und einer Kaufmannswaage in der Linken, den Teufel zu seinen Füßen.
Altäre in
den Seitenschiffen:
Die Seitenschiffe sind in der
Abfolge der Raumkompartimente rhythmisch aufgebaut:
Kuppelgekrönte Kapellen wechseln sich mit kleineren,
tonnengewölbten Durchgängen ab. Das ist eine architektonische
Konsequenz aus dem Arkadenwechsel des Mittschiffs. Zwischen den
Fassaden-Seitenkapellen und dem Querhaus gibt es auf jeder Seite
zwei Kapellen und drei Durchgangskompartimente. Auf der linken
Seite, der Südseite, folgen beim Blick in Richtung Hochaltar
aufeinander zuerst der Dreikönigsaltar und dann der
Martinusaltar.
Der Dreikönigsaltar (beide Abb. unten) in der ersten langovalen Kapelle des südlichen Seitenschiffs eröffnet zwar diese Reihe, stellt aber zugleich in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme dar: 1.) Er wurde nicht für den barocken Neubau des Domes angefertigt, sondern stammt aus der alten Stiftskirche, wo er in der Dreikönigskapelle aufgestellt war. 2.) Während sonst die Altäre jeweils an der Nord- und der Südseite, die sich gegenüberstehen, konzeptionell, stilistisch und farblich einander entsprechen, fällt dieses ungleiche Paar aus dem Rahmen. 3.) Das Material ist etwas edler als bei den anderen Altären: Der rote und der schwarze Marmor sind echt, und die beiden Säulen im Altarauszug sind sogar aus einer Art Achat, und die zart gearbeiteten Figuren des hl. Bonifatius links und des hl. Sturmius rechts wurden von Johann Wolfgang Frölicher aus Alabaster angefertigt. Vom Material her und von der künstlerischen Einstufung her ist es der wertvollste Seitenschiff-Altar. 4.) Während alle anderen Altäre ein Schleifras-Wappen tragen, hat dieser Altar ein Wappen des Fuldaer Fürstabtes (1678-1700) Placidus von Droste (1641-22.6.1700). Es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes Kreuz, Hochstift Fulda, Feld 2 und 3: im doppelten Gegenstufenschnitt von Gold und Rot schrägrechts geteilt, Stammwappen der von Droste zu Erwitte. Das ist aufgrund des schwachen Reliefs nur bei wirklich gutem Licht zu erkennen.
Das Oberwappen hat drei Helme, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten, golden bequasteten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Inful, aus der eigentlich noch zwei Fähnchen schräg herausragen, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit rot-goldenen Decken ein Flug - das ist falsch (vielleicht ein Restaurierungsfehler?), denn zu erwarten wären zwei Federn, eine rote und eine goldene (oder umgekehrt), zwischen denen sich ein Schildchen befindet, das wie der Schild im doppelten Gegenstufenschnitt von Gold und Rot schrägrechts geteilt ist, Stammkleinod der von Droste zu Erwitte. Also so, wie es am Epitaph zu sehen ist. Aufgrund der schwer zu erkennenden Felder 2 und 3 und der unzutreffenden Zier auf Helm 3 verwechselt man dieses Wappen ganz schnell mit dem des Adalbert von Schleifras, das die anderen Altäre dominiert.
Der Altar wurde in dreierlei Hinsicht kurz vor Toresschluß angefertigt: 1.) er wurde 1699 angefangen und 1700 vollendet. Placidus von Droste gab ihn in der Werkstatt von Johann Wolfgang Frölicher (1653-1700) in Frankfurt am Main in Auftrag, aber er traf erst nach seinem Tod fertig in Fulda ein. 2.) Als Frölicher starb, war der Altar noch unvollendet; seine Werkstatt vollendete ihn, was man an einigen Schwächen sieht. 3.) Als der Altar eintraf, stellte man ihn zwar noch wie geplant auf. Aber andererseits hatte man sich schon zum Neubau entschlossen, und da man noch nicht wußte, was aus dem Altar werden sollte, versah man in zunächst nicht mit einem Altarbild. Aber weil er im Grunde schon ganz dem neuen, barocken Stilempfinden entsprach, paßte er gut zum neuen Dom und wurde wider erstes Erwarten doch in den Neubau übernommen. Dann malte Johann Ignaz Albin 1712 das Altarbild dazu mit einer Darstellung der Anbetung der Drei Könige, eines der beiden besten Altargemälde des ganzen Domes, sogar das beste, das für diesen Dom angefertigt wurde. Im Altarauszug wird der "Stern der Weisen" dargestellt. Ganz oben weisen geflügelte Puten mit nach oben gerechten Ärmchen auf das Kreuz.
Der Martinusaltar (beide Abb. oben, Wappen Abb. unten) in der zweiten Kapelle des südlichen Seitenschiffs entspricht hingegen exakt in der Gestaltung seinem Gegenüber auf der Nordseite; die beiden wurden als Paar gestaltet. Auch mit der diesem Paar eigenen Farbigkeit - braunes Holz, grüner Stuckmarmor, im oberen Bereich reichhaltig vergoldet - setzen die beiden ähnlichen Altäre einen eigenen Akzent. Der Altar besteht komplett aus bemaltem Holz und wurde von Georg Blank gebaut. Georg Blank ist der wichtigste Künstler für die Altäre. Er wurde um 1655 geboren und verstarb 1733 im badischen Mosbach. Alle Holzaltäre und Kunstschreinerarbeiten im Dom sind von ihm. Abseits vom Fuldaer Dom kann man von seiner Hand in Hammelburg die Altarausstattung des Klosters Altstadt bewundern, ebenfalls mit Schleifras-Wappen. Die Schnitzarbeiten stammen von Andreas Balthasar Weber. Das Altarbild stellt zwei verschiedene hl. Martin gemeinsam dar, einmal den Papst dieses Namens und einmal den Bischof dieses Namens, beides Heilige der katholischen Kirche. Johann Ignaz Albin malte das Altarblatt.
Auf der rechten Seite, der Nordseite, folgen beim Blick in Richtung Hochaltar aufeinander der Thomasaltar und der Altar für die Heiligen-Brüder Krispin und Krispinian, beide aus bemaltem Holz. Der Thomasaltar (beide Abb. unten) in der ersten langovalen Kapelle des nördlichen Seitenschiffs steht gestalterisch für sich alleine, während die nachfolgenden Altäre mit ihrem Pendant auf der gegenüberliegenden Südseite jeweils ein gestalterisches Paar bilden. Daß der Thomasaltar eine Gestaltung für sich ist, liegt an der Übernahme des älteren Dreikönigsaltares in den neuen Dom, und dieser wurde dem Thomasaltar gegenübergestellt. Man hätte diesen gestalterisch kopieren können, entschied sich aber doch für etwas Neues, Eigenständiges. Die Architektur des Altars stammt von Andreas Balthasar Weber. Das Altarbild malte der aus Fulda stammende Christoph Jung. An diesem Altar fällt vor allem der komplex verkröpfte schwarze Giebel auf, in dessen Feld das von Girlanden umgebene Schleifras-Wappen von zwei fliegenden weißen Engeln flankiert wird.
Der Altar in der zweiten Kapelle des nördlichen Seitenschiffs ist für die Heiligen-Brüder Krispin und Krispinian (beide Abb. unten) und entspricht hingegen exakt in der Gestaltung seinem Gegenüber auf der Südseite. Auch bei diesem Altar herrschen braunes Holz, grüner Stuckmarmor und im oberen Bereich reichhaltige Vergoldung vor, so wird eine optische Traverse quer zur Hauptachse aufgespannt. Der Altar wurde ebenfalls von Georg Blank gebaut. Die Schnitzarbeiten stammen auch hier von Andreas Balthasar Weber. Melchior Steidl malte das Altarblatt, auf dem die Enthauptung des hl. Krispin dargestellt wird.
Wie beim Gegenüber findet sich auch hier reichlicher Schmuck mit vergoldeten Schnitzereien wie Kapitellen, Schmuckrahmen und filigranem Rankenwerk auf den beiden seitlichen Stücken des weit auseinander gesprengten Segmentbogengiebels und auf dem oberen Abschluß des Altarauszuges. Auch das Schleifras-Wappen ist bei diesem Paar besonders detailliert herausgearbeitet, wie man an den feinen Details der Bügelhelme, den Verzierungen der Inful, den Troddeln des Kissens auf dem mittleren Helm, dem Schwertgriff, der Rosette in der Krümme des Abtsstabes und an vielen anderen atemberaubend feinen Details sehen kann (Detail-Abb. unten). Alle drei Holz-Altäre in den Seitenschiffen des Langhauses wurden erst 1714 vollendet, und die Altäre des Martinus und des Krispin und Krispinian sind die spätesten.
Zwei weitere Altäre befinden sich an den westlichen Kopfenden der Seitenschiffe, ganz am Ende seitlich neben dem Mönchschor. Der Altar am westlichen Ende des südlichen Seitenschiffs neben der dort angrenzenden Sakristei ist der St. Anna-Altar. Im Vergleich zu den Wappen in der letzten Querachse vor dem Querschiff sind die Wappen beider Altäre grob, unproportioniert und künstlerisch anspruchsarm. Insbesondere das Fehlen der Helmdecken und das gnadenlose Nach-außen-Kippen der beiden äußeren Helme vermitteln den Eindruck einer gewissen Lieblosigkeit in der Gestaltung und Ausführung, nachdem man zuvor Besseres gesehen hat. Zusammen mit Schwert und Krummstab bilden die drei Helme einen radialen Halbkranz, man könnte auch sagen, daß die Gestaltung mangels Decken und Kohärenz auseinanderfällt. Die schlechten Proportionen werden insbesondere am mittleren Helm mit dem Kreuz Fuldas deutlich. An diesen beiden Altären erleben wir den Funktionswandel des Wappens vom Inhalt zur Dekoration, deutlich durch den Wechsel in der Position vom Altar selbst auf die Wandprofile darüber, durch den Wechsel des Materials und den Verlust des künstlerischen Gewichts und der heraldischen Qualität.
Der Altar ist eine Arbeit von Giovanni Battista Artari, eine der spätesten Arbeiten dieses Künstlers in Fulda. Das Altarbild wurde von Christoph Jung gemalt und stellt Anna und Joachim mit ihrer Tochter Maria dar. Über letzterer schweben zwei Putten mit Blütenkranz und Myrtenzweig. Die Myrte ist eine traditionelle Hochzeitspflanze. Wahrscheinlich wurde das Altarbild von einer an diesem Altar bis 1802 bestehenden St. Anna-Bruderschaft gestiftet.
Der Altar am westlichen Ende des nördlichen Seitenschiffs neben der dort angrenzenden Marienkapelle ist der Valentinusaltar. Der Altar ist ebenfalls eine späte Arbeit von Giovanni Battista Artari. Das Altarbild wurde wie das im anderen Seitenschiff ebenfalls von Christoph Jung gemalt und stellt den heiligen Bischof Valentinus bei der Heilung Kranker dar. Diese beiden Altäre gehören zu den letzten Arbeiten Artaris in Fulda; nach Abschluß der Stuckierung des Domes blieb er noch ein paar Monate in Fulda, um 1711-1712 noch die kleinen Altäre am westlichen Ende der Chorseitenschiffe und die beiden großen Altäre in den Querhausarmen anzufertigen.
Altäre in
den Seitenkapellen:
Diese beiden Kapellen sind
seitlich neben die Seitenschiffe gebaut, aber trotzdem in die
Fassade integriert und verbreitern so die Ostfassade als
eigenständige Anbauten neben den Türmen, mit eigenem Kuppeldach
und kleiner Laterne. Die südliche Seitenkapelle (beide Abb.
unten) ist dem Apostel Andreas gewidmet und besitzt an der
südlichen Außenwand den barocken Andreasaltar.
Die Schnitzereien wurden von Andreas Balthasar Weber angefertigt;
das oval gerahmte Altarbild stammt von Johann Ignaz Albin.
Seitlich stehen zwei Engel in ausgreifender Pose. Die vier
Eckschrägen der Kapelle tragen in Nischen die Figuren der
Heiligen Laurentius, Stephanus, Sebastian und Rochus. Alle vier
Figuren wurden von Giovanni Battista Artari angefertigt. Einst
war diese Kapelle überreich mit Stuck ausgestattet, der ging
ebenso wie die Originalkuppel bei einem Weltkriegstreffer
verloren.
Die nördliche Seitenkapelle wird Johanneskapelle genannt (beide Abb. unten). Hier ist die überreiche Stuckausstattung noch vorhanden; so ähnlich hat die südliche Seitenkapelle auch einmal ausgesehen. Die Kapelle dient als Taufkapelle, wie das barocke Taufbecken auf einem Podest vor der linken Wand zeigt. Die Altäre beider Kapellen sind gestalterisch aus einem Guß. Das Altarbild des Johannesaltars stammt von Johann Ignaz Albin. In den Nischen der Ecken stehen die Figuren der Heiligen Maria und Anna, beides Arbeiten von Giovanni Battista Artari, Joseph und Joachim, beides Arbeiten von einem unbekannten Künstler aus Artaris Umfeld. In dieser Seitenkapelle befinden sich mehrere bischöfliche Gräber (Dietz, Bolte, Dyba).
Wappen am
Trenngitter zum Presbyterium
Die Altarschranke zwischen
Vierung und Presbyterium wird seitlich durch eine Balustrade aus
rotem und schwarzem Lahnmarmor gewährleistet, in der Mitte aber
von beweglichen Elementen aus Schmiedeeisen. Dort ist eine
Plakette mit dem Wappen des Fuldaer Fürstabtes (1737-1752) und
späteren ersten Fürstbischofs (1752-1756) Amand von
Buseck (2.2.1685-4.12.1756) angebracht, der diese
Balustrade mit Gitter hat einbauen lassen: Es ist geviert, Feld 1
und 4: in Silber ein schwarzes Kreuz, Hochstift Fulda, Feld 2 und
3: in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Hörner
typischerweise golden, Stammwappen der von Buseck. Über der
Kartusche ist der Fürstenhut zu sehen, schrägrechts der
Krummstab nur noch ansatzweise, weil die Krümme abgebrochen ist,
und schräglinks das gestürzte Schwert.
Wappen
über dem Eingang zur Bonifatiusgruft
Ein zweites Mal ist das Wappen
des Fuldaer Fürstabtes (1737-1752) und späteren ersten
Fürstbischofs (1752-1756) Amand von Buseck
(2.2.1685-4.12.1756) in der bekrönenden Schnitzerei des
Gemäldes über dem südlichen Abgang zur Bonifatiusgruft
angebracht. Es folgt in seinem Aufbau der oben gegebenen
Beschreibung. Es handelt sich bei dem Gemälde um ein ehemaliges
Altarbild aus der Schloßkapelle des Schlosses Fasanerie.
Dargestellt ist der Märtyrertod des hl. Bonifatius. Einer der
Angreifer bohrt ihm einen Dolch in die Stirn, und von allen
Seiten dringen mit Krummschwertern bewaffnete Mörder auf den
Heiligen ein. Oben schweben auf Wolken Putten und halten in der
Mitte einen Lorbeerkranz empor, genau in der Mittelachse über
dem Kopf des Bonifatius. Wie von einem Spotlight angestrahlt
erscheint das untere Zentrum in leuchtenden Farben, während die
Farbigkeit zu den Rändern hin abnimmt, stumpfer und dunkler
wird. Nur ganz oben die Puttengruppe mit dem Kranz bildet wieder
einen hell leuchtenden Gegenpol zur Szene unten, ein wundervolles
barockes Spiel mit der Leuchtkraft von Farben zur Fokussierung
des Geschehens. Angefertigt wurde das Bild von Hofmaler Emanuel
Wohlhaupter. Es ist künstlerisch eines der schönsten
Altarbilder des Domes, auch wenn es nicht zur ursprünglichen
Ausstattung gehört. Im Dom ist es die einzige Arbeit dieses
Künstlers. Hinter dem Bild steht jenseits der Mauer der
Hochalter, unter dem Bild führt die Treppe in die Krypta hinab.
Wappen am
Bischofsthron
Im Presbyterium steht
linkerhand an der Südwand der Sitz des amtierenden Bischofs, ein
rot gepolsterter Stuhl mit vergoldetem Holz in barockem Stil, auf
einem dreistufigen Podest und unter einem rotsamtenen Baldachin.
Auf dem Samt im Rücken des Stuhls ist das bischöfliche
Wappen von Michael Gerber (amtiert 2019 - ad
multos annos) zu sehen, es ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber
ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Bistum Fulda, Feld 2: in Rot zwei goldene Hände, die
schräglinks aufeinander zu gerichtet sind, Feld 3: in Blau eine
schräggestellte goldene Glocke. Hinter dem Schild ein
Vortragekreuz, darüber ein grüner Prälatenhut mit 2x 6 Fiocchi
in drei Reihen, ebenfalls in grün, den Rang eines Bischofs
symbolisierend. Devise: "TECUM IN FOEDERE" - mit Dir im Bunde.
Feld 2 war bereits das Symbol des Hauptfeldes als Weihbischof in
Freiburg, unter einem goldenen Schildhaupt mit durchgehendem
rotem Kreuz. Die Devise führte der Bischof ebenfalls bereits in
Freiburg. Das Vortragekreuz hat hier
eine abweichende und besondere Form, es ist dem "Kreuz der
Einheit" der Schönstattbewegung und dem Pilgerstab
nachgebildet, den der Bischof seit Jahrzehnten mit sich führt,
wenn er mit jungen Menschen auf Pilgerwegen unterwegs ist.
Die beiden Hände in Feld 2 symbolisieren einerseits die aus den Wolken bzw. einem Regenbogen hervorkommende Hand Gottes, andererseits die Hand des Menschen, die sich beide einander entgegenstrecken. Dieses Symbol hat der Bischof aus Freiburg mitgebracht, wo es auf dem Grundstein der Schönstattkapelle von Merzhausen dargestellt wird, ein wichtiger Ort der Andacht für den Bischof in seiner Freiburger Zeit. Die Glocke in Feld 3 ist die Glocke der hl. Lioba. Auch das ist ein Symbol, das Freiburg und Fulda verbindet, denn in Freiburg gibt es die Kongregation der hl. Lioba, und die hl. Lioba, einstige Äbtissin von Tauberbischofsheim im Erzbistum Freiburg, wird auf dem Petersberg bei Fulda in der Lioba-Kirche verehrt. Ein weiteres Mal ist dieses Wappen übrigens am Eingang zum Bischofshaus (Michaelsberg 1) zu sehen.
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google
Maps: https://www.google.de/maps/dir///@50.5539264,9.6713344,17.75z - https://www.google.de/maps/dir///@50.55405,9.6718166,113m/data=!3m1!1e3
Bistum Fulda: https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/
virtueller Rundgang durch den Dom St. Salvator: https://tour.mi360.de/hoher_dom_zu_fulda/
Veröffentlichung der Innenaufnahmen aus dem Dom mit freundlicher
Erlaubnis von Herrn Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein vom
20.7.2020, wofür ihm an dieser Stelle herzlich gedankt sei
Anton Schmitt, Thomas Schmitt: Der Dom zu Fulda, Verlag
Parzeller, Fulda, 26. Auflage 2005, ISBN 379000247X
Werner Kathrein (Hrsg.): Der Dom zu Fulda, Michael Imhof Verlag,
2012, ISBN 978-3-86568-755-5
Adalbert von Schleifras und seine Wappen: https://www.imhof-verlag.de/media/catalog/product/pdfs/d9668266bbbae14e515de57be3f79585_Schleiffras_Blick%2520ins%2520Buch.pdf = Auszug aus: Verklärung des Fürstabts Adalbert
von Schleiffras - Mors Impia Rapuit - Mors Pia Transtulit, hrsg.
vom Vonderau-Museum, Kataloge, Bd. 37, Begleitband zur
Ausstellung, hrsg. von Gregor K. Stasch, Fulda 2014, 128 S.,
Michael Imhof Verlag, ISBN-10: 3731901552, ISBN-13:
978-3731901556
Adalbert von Schleifras bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_von_Schleifras
Adalbert von Schleifras in den Hessischen Biographien: https://www.lagis-hessen.de/pnd/119473909 - https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/10270
Amand von Buseck bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Amand_von_Buseck
Amand von Buseck in den Hessischen Biographien: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/bio/register/person/entry/fulda,+abt+amand+von+buseck
Amand von Buseck auf Catholic Hierarchy: http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bbusec.html
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Festgabe des
Bistums Fulda für Bischof Eduard Schick zum Diamantenen
Priesterjubiläum, Frankfurt am Main 1989
von Buseck: https://de.wikipedia.org/wiki/Buseck_(Adelsgeschlecht)
Bischof Michael Gerber bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Gerber_(Bischof)
Bischof Michael Gerber auf Catholic Hierarchy: https://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bgerberm.html
Bischof Michael Gerber auf den Seiten des Bistums Fulda: https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/bistum/bistumsleitung/Bischof_Gerber/
Erläuterung des Wappens von Bischof Michael Gerber: https://www.bistum-fulda.de/bistum_fulda/presse_medien/liste_pressemeldungen/2019/2019_01/bpd_2019_3/bpd_20190318_01_Wappen_Bischof_Gerber.php
Daniel Hanke: Der Dom zu Fulda, der Bau und seine Ausstattung
(Schriften zur Kunstgeschichte Bd. 18), 450 S., Verlag: Dr.
Kovac, 1. Auflage 2008, ISBN-10: 3830034369, ISBN-13:
978-3830034360
Michael Imhof, Burghard Preusler, Gregor Stasch: Barockkirchen in
Fulda und im Fuldaer Land mit dem Geisaer Amt, Dermbach,
Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem Beitrag von Gerd Weiß,
Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, 496 S., ISBN-10:
3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 147-173
Die Wappen der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)
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