Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2649
Batten (zu Hilders, Landkreis Fulda, Hessen)
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Batten
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer im seit 1971 zu Hilders gehörenden Ortsteil Batten liegt an einem nach Osten ansteigenden Hang und ist mit dem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor nach Südsüdosten ausgerichtet, während die hoch aufragende Eingangsfassade mit einem Blendgiebel vor dem niedrigen, aber kräftigen Dachturm nach Nordnordwesten zur Brunnenstraße hin weist. Eine Treppe führt zu dem Rechteckportal hoch, über dem sich als einziges Fenster ein flachovales Ochsenauge befindet. Seitlich sind zwei Figurennischen eingearbeitet mit Figuren des hl. Bonifatius mit Stab zur Linken und des hl. Johannes Nepomuk mit Kreuz und Buch zur Rechten. Zwei kräftige Eckpilaster leiten hoch zum Hauptgesims und begleiten die kleine Attika; oben werden sie mit Podesten mit Kugeln abgeschlossen. Der Giebel mit eingebogenen Seitenteilen endet oben mit einem Dreiecksgiebel, der dem Turm vorgeblendet ist. Im Gegensatz zu den sonstigen Kirchen des Hofbaumeisters Andrea(s) Gallasini aus der Zeit um 1730 werden hier vom Entwerfer neue gestalterische Wege bei der Fassade beschritten, die wie eine Verschmelzung von Turmfassade, Hausgiebelfassade und Schweifgiebelfassade wirkt.
Der Ort gehört seit 1058 aufgrund einer Schenkung von Graf Albrat dem Kloster Fulda. Zu Beginn des 17. Jh. wird eine kleine hölzerne Kapelle als Vorgängerbau im Ort erwähnt. Zur eigenständigen Pfarrei wurde Batten aber erst in der ersten Hälfte des 18. Jh. 1722 wurde Batten zusammen mit Thaiden und Seiferts von Hilders abgetrennt, fortan unterstand es direkt Fulda. 1727 wurde Batten im Zuge des forcierten Ausbaus der Landpfarreien eine eigenständige Pfarrei mit Filialen in Thaiden und Seiferts. Dafür mußte eine neue Pfarrkirche her, und dafür beauftragte der Fuldaer Fürstabt Adolph von Dalberg seinen Hofbaumeister Andrea(s) Gallasini. Sicherlich spielte dabei auch das Bedürfnis eine Rolle, Landeshoheit und Macht durch Prunk und Größe auszudrücken, denn Batten lag hart an der Grenze zum Hochstift Würzburg; Hilders war würzburgisch, und bereits im weiter nördlich gelegenen Lahrbach können wir ein Wappen des Würzburger Fürstbischofs sehen, ebenso im weiter südlich gelegenen Wüstensachsen. Und Batten verdankt seine Selbständigkeit als Pfarrei dem Karlstadter Vertrag vom 18.5.1722, einem Etappensieg von Fulda auf dem langen Weg, die Einflußnahme Würzburgs einzudämmen. Der wichtigste Inhalt dieses Vertrages war die Bestätigung des Status quo gemäß Hammelburger Vertrag von 1662 und damit die Anerkennung des quasi-episkopalen Status der Abtei Fulda. So gesehen war der Kirchenbau in dem bevölkerungsmäßig kleinen, aber politisch und territorial wichtigen Ort ein Akt stolzen Selbstbewußtseins in einem Prozeß der Emanzipation gegenüber Würzburg, der im 18. Jh. neuen Schwung erhalten hatte.
Die Grundsteinlegung für die neue Kirche erfolgte am 6.6.1737 durch den Stadtpfarrer von Fulda, den Geistlichen Rat Dr. Johann Hohmann. Die ausführenden Maurermeister waren Johann und Peter Walck. Fürstabt Adolph von Dalberg starb aber schon am 3.10.1737 und erlebte die Fertigstellung der Kirche nicht mehr. Deshalb ist auch kein Wappen von ihm am Bau zu finden. Vielmehr wurde die Kirche von seinem Nachfolger 1739 vollendet, Amand von Buseck (Fuldaer Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof 1752-1756). Die Weihe der neuen Kirche erfolgte am 26.6.1740 zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria, dennoch wird die Kirche allgemein als "St. Johannes der Täufer" geführt.
Das Wappen des Fuldaer Fürstabts Amand von Buseck, das außen an der Fassade hoch über dem Eingang, schon jenseits des Hauptgesimses in der Attikazone des Giebels, angebracht ist, ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Hörner schwarz oder rot (Stammwappen der von Buseck). Dazu werden drei Helme geführt: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt (Hochstift Fulda), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm (hier ebenfalls mit Kissen unter der Krone) mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der eigentlich noch zwei Fähnchen schräg herausragen, die aber hier fehlen, Hochstift Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm (hier ebenfalls mit Kissen unter der Krone) mit schwarz-goldenen Decken ein roter Flug, der beiderseits mit einem in drei Reihen schwarz-silbern geschachten Balken und darüber von einem dreilätzigen goldenen Turnierkragen belegt ist, dazwischen Kopf und Hals eines schwarzen Widders, Stammkleinod der von Buseck. Die Helmdecken sind hier so minimalistisch, daß die Grenze zum Fehlen tangiert wird. Hinter dem Schild stehen schräglinks das gestürzte Schwert und schrägrechts der Krummstab. Beide sind hier extrem lang, weil das Wappen von einem aus einem Fürstenhut herabfallenden und beiderseits hochgerafften Wappenmantel umgeben ist und Schwertgriff und Stabkrümme auf den gerafften oberen Teilen zu liegen kommen. Über dem Wappen befindet sich eine Figurennische mit einer sandsteinernen Darstellung Mariens auf einem Drachen.
Das Wappen des gleichen Fürstabts, nur farbig gefaßt und ohne Helme, statt dessen mit Fürstenhut, ist im Innern am Chorbogenscheitel angebracht. Bei der gegenwärtigen Farbfassung wird dieses Wappen unnötigerweise durch ein rot-silbern geviertes Kreuz geteilt, das ist irreführend und ohne heraldische Signifikanz; besser hätte der Maler die einfachen Trennstriche schlicht schwarz angestrichen. Und das Wappen dieses Bauherrn taucht noch ein drittes Mal in der Kirche auf, allerdings nicht so augenfällig wie die beiden anderen: Das Altarblatt des Hochaltars in der Mitte zeigt eine Annuntiatio Domini mit der in einem Buch lesenden Maria und dem Erzengel Gabriel, der ihr eine weiße Gartenlilie überreicht. Auf diesem Gemälde ist rechts unten, weit unterhalb der Erzengelsfüße, in der Nähe der Signatur und der Datierung auf das Jahr 1756 das dritte Wappen des Fürstabts zu sehen. Dieses Gemälde ist eine Arbeit des Fuldaer Hofmalers Johann Andreas Herrlein (1723-1796), der Schüler und Schwiegersohn von Emanuel Wohlhaupter.
Der Hochaltar ist ebenfalls der Unbefleckten Empfängnis geweiht, zusätzlich auch dem hl. Johannes dem Täufer und dem hl. Johannes Nepomuk (beiderseits als Statue aufgestellt). Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Bonifatius (Gründer des Klosters Fulda), dem hl. Amandus (Namenspatron des 2. Bauherrn) und dem hl. Adolphus (Namenspatron des 1. Bauherrn) geweiht. Der linke Seitenaltar ist dem hl. Benedikt (Gründer des Benediktinerordens), dem hl. Sturmius (Bonifatius-Schüler und erster Abt von Fulda) und dem hl. Sola (ein Missionar aus Angelsachsen, den Bonifatius während der dritten Missionswelle nach Germanien als Unterstützung geholt hatte und der 744 kurz nach Fulda kam) geweiht.
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/dir///@50.5552749,10.0108505,18z - https://www.google.de/maps/dir///@50.5553951,10.0110299,59m/data=!3m1!1e3
Batten auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Batten_(Hilders)
Batten im Historischen Ortslexikon: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5337
Geschichte der Kirche auf den Seiten der Kirchengemeinde: https://www.katholische-kirche-batten.de/batten/geschichte/batten/kirche.php
Geschichte der Pfarrei auf den Seiten der Kirchengemeinde: https://www.katholische-kirche-batten.de/batten/geschichte/batten/pfarreigeschichte.php
Orstgeschichte der Pfarrei auf den Seiten der Kirchengemeinde: https://www.katholische-kirche-batten.de/batten/geschichte/batten/ortsgeschichte.php
Amand von Buseck bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Amand_von_Buseck
Amand von Buseck in den Hessischen Biographien: https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/rsrec/sn/bio/register/person/entry/fulda,+abt+amand+von+buseck
Amand von Buseck auf Catholic Hierarchy: http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bbusec.html
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s)
Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister
in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10:
3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 156-157
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Festgabe des
Bistums Fulda für Bischof Eduard Schick zum Diamantenen
Priesterjubiläum, Frankfurt am Main 1989
Michael Imhof, Burghard Preusler,
Gregor Stasch: Barockkirchen in Fulda und im Fuldaer Land mit dem
Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem
Beitrag von Gerd Weiß, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020,
496 S., ISBN-10: 3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 350-355
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