Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2645
Höchberg (Landkreis Würzburg, Unterfranken)
Die katholische Pfarrkirche Mariä Geburt in Höchberg
Die katholische Pfarrkirche Mariä Geburt in Höchberg befindet sich im alten Ortszentrum zwischen Herrenweg und Schulgasse, zwischen Jägerstraße und Hauptstraße. Das Schiff ist von Südwesten nach Nordosten ausgerichtet, mit einem eingezogenen und fünfseitig abgeschlossenen Chor, zwei Querschiffsgiebeln und -Dächern in der Mitte und dem einzigen Turm asymmetrisch am nördlichen Choransatz. Dafür ist gegenüber im Süden im Winkel zwischen Querhaus und Chor eine Kreuzkapelle mit offenen Arkaden und mit einer Kreuzigungsgruppe aus Sandstein angebaut, links vom Querhaus sind Anbauten, die mit einer Wendeltrppe im Türmchen zur Empore hochführen.
Höchberg gehörte zur Grundherrschaft des Würzburger Chorherrenstifts St. Burkard und wurde im 14. Jh. zur Pfarrei erhoben. Im ältesten Lehensbuch von St. Burkard wird Höchberg als Filialkirche bezeichnet. Die seelsorgerische Betreuung durch das Chorherrenstift endete erst 1803 mit der Säkularisation. Mit der Kirche ist eine traditionsreiche Marienwallfahrt zwischen St. Burkard und Höchberg verbunden, die seit 1613 existiert und vermutlich auf einem gemeinsam ausgeschriebenen Ablaß beruht. Der spätgotische Polygonalchor stammt noch vom Ende des 15. Jh.. Ebenso stammen die vier Geschosse des Kirchturms aus spätgotischer Zeit. Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg ließ gegen Ende des 17. Jh. das Langhaus vergrößern, wobei Chor und Turm erhalten blieben. Der Turm bekam aber in jener Zeit seine welsche Haube. Das Langhaus wurde 1907-1908 unter Pfarrer Valentin Hußlein neugotisch überformt, umgebaut und erweitert. Querhaus, südliches Seitenportal und Kreuzkapelle stammen aus dem 17. Jh., wobei die Kreuzkapelle allerdings beim neugotischen Umbau versetzt wurde und an die heutige Position zwischen Chor und südlichem Seitenschiff kam. Das Gnadenbild ist um 1470 entstanden. Die Kanzel ist ein Werk von Peter Wagner und wurde 1786 angefertigt. 1986/1987 wurde die Kirche außen renoviert, dabei bekam sie den hellgelben Putz mit rot abgesetzten Sandsteinflächen.
Außen findet man genau zwei Wappensteine. Der ältere ist in der Kreuzkapelle am unteren Teil des Kreuzschaftes angebracht und gehört zum Würzburger Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg (23.9.1583-16.7.1631, amtierte 1623-1631). Die ovale Kartusche ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Silber ein roter Adlerflügel, die Saxen nach oben gekehrt, hier rechts in einen golden geschnäbelten Vogelkopf endend (meistens ist der Kopf links), belegt mit einem goldenen Mond (kann auch fehlen), Stammwappen der von Ehrenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Ein Oberwappen fehlt, dafür ist die Ovalkartusche üppig verziert. Auf den Wangen des Randes sitzen seitlich zwei aus den Ornamenten wachsende Engel, welche die fürstbischöflichen Insignien der Macht, das Schwert und den Krummstab, halten, leider sind die oberen Abschlüsse beschädigt. Unter der Kartusche ist noch ein geflügelter Engelskopf zu sehen. Weil der große Engel mit dem Kelch zu Füßen des Gekreuzigten mit seinen Beinen von oben in das Wappen hineinragt, fehlt der sonst auf dem oberen Schildrand angebrachte Fürstenhut.
Dieser Fürstbischof, einer der glühendsten Hexenverfolger und Gegenreformator, sorgte zusammen mit seinem Nachfolger für einen großen Aufschwung der Volksfrömmigkeit und der Wallfahrt nach Höchberg. Die Kreuzkapelle ist der Abschluß eines kleinen Kreuzweges, der verkürzt ist, insgesamt nur sieben Stationen besitzt und am Hofbräuhaus in Würzburg beginnt und der alten Höchberger Straße folgt. Drei Stationen der sogenannten "Sieben Fälle" stehen in Würzburg, vier in Höchberg. Die Errichtung dieses Kreuzweges diente als eine Art Beweis rechten Glaubens in der Zeit der schlimmsten Hexenverfolgungen. Die Bruderschaft des fürstbischöflichen Hofgesindes, deren Vorsitzender der Küchenmeister Konrad Bauer war, veranlaßte die Errichtung der Bildstöcke, damit die Beteiligten ihren rechten Glauben demonstrieren konnten. Wer von den Würzburger Bürgern Gelder beisteuerte, kaufte sich quasi von einem möglichen Verdacht frei. Die abschließende Kreuzkapelle zahlte der Fürstbischof persönlich; sie kostete ihn 200 Taler. Die Kreuzigungsgruppe entstand 1627. An den Bildstöcken und an der Kreuzkapelle arbeiteten als Künstler Georg Brenk (1564-1635), Michael Kern (1580-1649) und der Kern-Schüler Balthasar Grohe. In der Kreuzkapelle dominiert das wuchtige Kreuz mit dem Corpus Christi, flankiert von Maria und Johannes, und unter dem Kreuz kniet im Vordergrund mit dem Rücken zum Betrachter Maria Magdalena.
Der andere Wappenstein ist über dem Seitenportal am rechten Südgiebel des Querhauses im gesprengten Segmentbogengiebel angebracht und gehört zum Würzburger Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg (6.11.1645-14.12.1698, amtierte 1684-1698). Das Wappen ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit goldenem Butzen, Stammwappen von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Über der barocken Wappenkartusche, deren Rand seitlich von zwei grotesken Masken geschmückt wird, der Fürstenhut, hinter dem Schild schräggekreuzt das gestürzte Schwert rechts und der Krummstab links.
Die Westfassade besitzt hingegen keinen Wappenstein im Portal. Der geschlossene Segmentbogengiebel des Portals aus rotem Sandstein, das in der Mittelachse der Westfassade eingebaut ist und die untere Fassadenzone dominiert, enthält im Bogenfeld ein Relief mit einer Darstellung des auf dem Buch mit den sieben Siegeln liegenden Agnus Dei. Das Portal wird flankiert von zwei gekehlten Maßwerkfenstern. Über dem Portal befindet sich jenseits des Kaffgesimses ein hohes dreiteiliges Maßwerkfenster mit spitzbogigem Abschluß, darüber noch ein kleines Spitzbogenfenster.
Literatur,
Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@49.7810085,9.8759105,18z - https://www.google.de/maps/@49.78094,9.8759003,58m/data=!3m1!1e3
Webseite der Pfarrei: Mariä Geburt in Höchberg https://www.pg-hoechberg.de/pfarreien#mariä-geburt-höchberg
Kirche auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Mariä_Geburt_(Höchberg)
Kirche im Würzburg-Wiki: https://wuerzburgwiki.de/wiki/Mariä_Geburt_(Höchberg)
Als Wallfahrtskirche: https://wallfahrt.bistum-wuerzburg.de/wallfahrtsorte/region-wuerzburg/hoechberg/
Philipp Adolf von Ehrenberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Adolf_von_Ehrenberg
Hans-Wolfgang Bergerhausen: Philipp Adolf von Ehrenberg, in: Neue
Deutsche Biographie, Bd. 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001,
ISBN 3-428-00201-6, S. 387 ff. - https://www.deutsche-biographie.de/gnd119536455.html#ndbcontent - https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016338/images/index.html?seite=401
Winfried Romberg: Die Würzburger Bischöfe von 1617 bis 1684,
Germania Sacra, dritte Folge, 4, die Bistümer der Kirchenprovinz
Mainz, das Bistum Würzburg, 7, Verlag De Gruyter, Berlin 2011,
ISBN 978-3-11-025183-8
Johann Gottfried Freiherr von Guttenberg auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_von_Guttenberg
Alfred Wendehorst: Johann Gottfried Freiherr von Guttenberg, in:
Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Duncker & Humblot, Berlin
1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 352 - https://www.deutsche-biographie.de/gnd118013289.html#ndbcontent - https://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016325/images/index.html?seite=366
Siebmachers Wappenbücher, Band Bistümer
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe.
Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer
Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger
Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974, 192 S.
Die Wappen der Fürstbischöfe von Würzburg - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3) - Teil (4)
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2020
Impressum