Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2641
Großentaft (zu Eiterfeld, Landkreis Fulda)

Die kath. Pfarrkirche St. Joseph in Großentaft

Großentaft gehört seit 1971 verwaltungsmäßig zu Eiterfeld, liegt aber knapp 5 km südöstlich in Richtung Geisa. Die Kirche gehört zum Pastoralverbund der katholischen Kirchengemeinden Hessisches Kegelspiel und wird von Eiterfeld aus betreut. Die Kirche, ein Satteldachbau mit Chorturm, steht auf einer kleinen Anhöhe im Osten der Ortschaft und ist nach Südosten ausgerichtet, mit der Eingangsfassade nach Nordwesten und einem Chorturm im Südosten. Sie wurde 1736-1739 erbaut, also unter Fürstabt Adolph von Dalberg begonnen und unter Fürstabt Amand von Buseck vollendet. Die Grundsteinlegung fand am 13.5.1736 statt. Bereits im November war das Langhaus bis auf den vorderen Giebel fertiggestellt. 1737 war der Rohbau fertig, die Putzarbeiten im Inneren zogen sich wegen Mangel an Baumaterial bis 1739 hin. Für den Entwurf verantwortlich ist der Baumeister Andrea(s) Gallasini, der hier eine seiner typischen Hausgiebelfassaden schuf (andere Kirchen dieses Typs sind in Burghaun, Borsch und Maria Ehrenfeld zu sehen). Ein weiteres typisches Gallasini-Gestaltungselement ist der kleine Bogen im Hauptgesims der Fassade, wo das Gesims der Rundung des darunter liegenden Rundbogenfensters folgt (syrischer Bogen im Giebelfußgesims), dieses Element hatte er zuvor schon in Mackenzell verwendet. Der ausführende Maurermeister vor Ort war Johann Walck. Amand von Buseck weihte die neue Kirche am 29.9.1740, nachdem er vier Tage zuvor die Kirche in Eiterfeld geweiht hatte. Es war eine Zeit äußerst reger sakraler Bautätigkeit im Fuldaer Land.

An dieser Kirche gibt es nur einen einzigen Wappenstein; er ist über dem Chorbogenscheitel am Übergang zur Decke angebracht. Das Wappen ist das von Amand von Buseck (Fuldaer Fürstabt 1737-1752, Fürstbischof 1752-1756), Sohn von Philipp Franz Edmund Freiherr von Buseck, Herr zu Eppelborn, und Maria Antonia Amalia von Fechenbach zu Sommerau. Als das Wappen angebracht wurde, war er noch Fürstabt. Sein Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Hochstift Fulda), Feld 2 und 3: in Gold ein rot gezungter, schwarzer Widderkopf, Hörner hier auch schwarz, aber auch in anderen Tinkturen vorkommend (Stammwappen der von Buseck). Die drei Helme sind überproportioniert; normalerweise ist die Barockzeit eher für zu kleine Helme und Kleinode bekannt, hier ist es andersherum: Das Wappen scheint nach oben hin gestalterisch zu explodieren, und die ovale Kartusche ist klein. Die zweite Eigenart dieser Wappendarstellung ist das komplette Fehlen von Helmdecken, und die dritte ist, daß nicht nur beim mittleren Helm, was korrekt wäre, sondern bei allen dreien die Krone auf ein rotes Kissen mit goldenen Quasten gesetzt ist. Dazu kommen diverse Tingierungsfehler.

Korrekt wäre: Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes (nicht wie hier goldenes), lateinisches Kreuz herausragt (Hochstift Fulda), Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold (nicht Rot wie hier) ein halber schwarzer Adler am Spalt, Hochstift Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein roter Flug, der beiderseits mit einem in drei Reihen schwarz-silbern geschachten Balken und darüber von einem dreilätzigen goldenen Turnierkragen (fehlt hier) belegt ist, dazwischen Kopf und Hals eines schwarzen Widders, Stammkleinod der von Buseck. Hinter dem Schild schräglinks das gestürzte Schwert und schrägrechts der Krummstab hervorschauend.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.740027,9.8608037,18z - https://www.google.de/maps/@50.7400456,9.8609225,48m/data=!3m1!1e3
Großtentaft bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fentaft
Großentaft im Historischen Ortslexikon:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5852
Adrian Seib, Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Hessen, Landkreis Fulda II: Burghaun, Eiterfeld, Hünfeld, Nüsttal, Rasdorf (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland - Kulturdenkmäler in Hessen), 502 S., Verlag Theiss, Wiesbaden 2011, ISBN-10: 3806226075, ISBN-13: 978-3806226072, S. 190-191.
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Festgabe des Bistums Fulda für Bischof Eduard Schick zum Diamantenen Priesterjubiläum, Frankfurt am Main 1989
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s) Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10: 3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 246-247

Michael Imhof, Burghard Preusler, Gregor Stasch: Barockkirchen in Fulda und im Fuldaer Land mit dem Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem Beitrag von Gerd Weiß, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, 496 S., ISBN-10: 3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 342-345

Die Wappen der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)

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