Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2634
Neuhof (Landkreis Fulda)

Schloß Neuhof

Neuhof entstand durch eine 1928 erfolgte Zusammenfassung der Gemeinden Ellers, Opperz und Neustadt mit Teilen des Gutsbezirks Forst Neuhof. Schloß Neuhof, oder vielmehr das, was noch von ihm nach dem Abriß des Hauptgebäudes und der anderen inneren Bauten im Jahre 1953 übrig ist, steht im mittleren Ortsteil von Neuhof nördlich des Zollweges, im ehemaligen Bereich Neustadt. Vier mächtige Rundtürme bilden die Eckpunkte eines unregelmäßigen Vierecks mit ca. 90, 58, 83 und 82 m Seitenlänge. Es handelte sich einst um eine Wasserburg; die Gräben sind aber heute größtenteils verfüllt. Die fast vollständig eingeebneten Gräben wurden früher von der Fliede gespeist. Der weitläufige Bereich innerhalb der Mauern enthält mehrere randständige Gebäude der 1958 erbauten Schloßschule Neuhof (eine Grundschule); rückwärtig sind spätere Erweiterungsbauten auch jenseits des historischen Mauerverlaufs angebaut. Die zwischen den Türmen verlaufende Wehrmauer ist stark erniedrigt worden und besitzt nur noch eine geringe Höhe.

Der Name erinnert an eine erloschene Familie, die sich von Neuhof nannte und die vermutlich zu den Burgmannen auf der fürstäbtlichen Burg gehörte. Fürstabt Heinrich IV. von Erthal (1249-1261) befestigte die Burg um 1250 mit Mauern und Gräben. Zunächst war die Burg als Lehen vergeben, erst 1317 kam sie durch Tausch zurück in den tatsächlichen Besitz des Stifts Fulda. Mehrfach wurde Neuhof verpfändet, z. B. an die von Hutten, an die von Küchenmeister, an die von Eberstein. Erst im 15. Jh. wurden die Verpfändungen von Fulda eingelöst, bis es wieder alleiniger Besitzer war. Die vier noch im Unterbau erhaltenen Rundtürme entstanden Anfang des 16. Jh. Am sogenannten Küchenturm ist eine Inschrift mit folgendem Wortlaut angebracht: "Anno domini 1519 uff montag nach Kiliani ist dieser turm mit der mur gemacht". Die hölzernen Obergeschosse mit Holzschindelverkleidung und die geschweiften Dächer entstanden in der gegenwärtigen Form erst bei einer Restaurierung. Alle vier Türme wurden in den letzten Jahren vom Landkreis saniert, die ersten beiden in den Jahren 2004 und 2006 mit Kosten von jeweils rund 75000 €, der dritte (der Werkturm) und der vierte folgten 2007-2009. Für die Fürstäbte war die zum Schloß ausgebaute Burg nicht nur eine Festung, sondern auch eine Nebenresidenz und ein Fluchtort, wenn Fulda selbst durch Krieg und Pest bedroht war, wie z. B. in den Pestjahren 1597 und 1611. Fürstabt, Kanzlei und Regierungsapparat zogen dann zeitweise hierhin um. Im 18. Jh. erfolgte ein Neubau des Hauptgebäudes.

Einen einzigen Wappenstein gibt es, er ist als Blickfang im Zentrum des Schulhofs unter einer Baumgruppe in ein Mäuerchen eingebaut. Das Wappen gehört zum Fuldaer Fürstbischof Heinrich VIII. von Bibra (amtierte 1759-1788), Sohn von  Heinrich Karl von Bibra und dessen Frau Maria Johanna Theresia von Eyb. Die ovale Schildkartusche ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz (Fürstbistum Fulda), Feld 2 und 3: in Gold ein einwärts aufspringender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz (Stammwappen der von Bibra). Die Kartusche mit reichverziertem Rand wird von einem Fürstenhut überhöht. Schrägrechts steckt das gestürzte Schwert hinter der Kartusche, schräglinks ragt der Krummstab hinter ihr heraus. Auf ein Oberwappen mit Helmen und Kleinoden wurde verzichtet. Der Wappenstein ist nicht datiert.

 

Wappen dieses Fürstbischofs mit ähnlichem Aufbau sind beispielsweise in Bad Brückenau an der Pfarrkirche, in Fulda an der ehemaligen Hof- und Klosterbibliothek, im Fuldaer Stadtschloß im Fürstensaal am Bilderrahmen mit seinem Portrait und in Fulda am Brunnen auf dem Platz von der Stadtpfarrkirche St. Blasius zu finden.

Neuhof war ein Fuldaer Oberamt. Dem Amt, das räumlich etwa der Zent Flieden entsprach, gehörten 20 Dörfer an, nämlich Büchenberg, Buchenrod, Döllbach, Dorfborn, Eichenried, Ellers, Flieden, Hattenhof, Höf und Haid, Kauppen, Magdlos, Mittelkalbach, Neustadt, Niederkalbach, Opperz, Rommerz, Rückers, Schweben, Stork, Veitsteinbach und Zillbach, weiterhin einige verstreut liegende Höfe und die Wüstungen Abtschwinden, Lauchendorf, Neurödern und Weimes, so nach dem Neuhöfer Amtsregister von ca. 1560.

Literatur, Links und Quellen:
Position in Google Maps: https://www.google.de/maps/@50.4535346,9.6163972,18z - https://www.google.de/maps/@50.4537326,9.6160695,141m/data=!3m1!1e3
Neuhof bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Neuhof_(bei_Fulda)
Geschichte von Neuhof:
https://www.nhf.de/neuhof-unsere-gemeinde/geschichte/
Neuhof an der Via Regia:
https://geo.viaregia.org/testbed/index.pl?rm=obj&objid=14243
Schloß-Schule Neuhof:
https://www.schloss-schule-neuhof.de/ - Geschichte: https://www.schloss-schule-neuhof.de/newpage
Schloß Neuhof:
http://www.burgen-und-schloesser.net/hessen/schloss-neuhof/geschichte.html
Neuhof im Historischen Ortslexikon:
https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/6521
Hans und Doris Maresch: Hessens Burgen und Schlösser, Husum Verlag 2005, ISBN 3-89876-158-4, S. 193

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