Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 2383
Eiterfeld (Landkreis Fulda)
Die katholische Pfarrkirche St. Georg in Eiterfeld
Die katholische Pfarrkirche St. Georg liegt direkt im Ortszentrum der 10 km nördlich von Hünfeld gelegenen Gemeinde Eiterfeld an der Kreuzung von Marktstraße, Bahnhofstraße, Hünfelder Straße und Fürstenecker Straße. Es handelt sich um eine barocke Saalkirche mit eingezogenem, fünfseitig geschlossenem Chor im Westen und einem Turm in der Mitte der eindrucksvollen Hauptfassade im Osten, die hinter dichten Bäumen verborgen liegt. Die Fassade beeindruckt durch ihren schlichten Anschein und ihre doch komplexe Gestaltung: Vier Wandvorlagen gliedern die Mittelturmfassade in drei Abschnitte, wovon der mittlere das über eine Freitreppe zu erreichende Hauptportal enthält und darüber ein Halbrundfenster und ein Ochsenauge im Giebelbereich. Die beiden seitlichen Abschnitte schwingen konkav zurück und geben der Fassade Tiefe und Bewegung und lassen sie noch schlanker wirken als sie der Turm mit achteckiger, geschweifter Haube und Laterne ohnehin schon macht. Diese Seitenflächen haben jeweils nur eine Figurennische als Gestaltungselement und Blickfang, rechts mit einer Statue des hl. Sebastians, links mit einer Statue des hl. Georg, wovon der erstgenannte Märtyrer als "römischer" Soldat gekleidet (cum grano salis, z. B. mit Säbel anstelle des Gladius) und mit dem Baumstamm seines Martyriums dargestellt wird und der zweitgenannte als Drachentöter, der seine Lanze dem sich zu seinen Füßen krümmenden Drachen in den Schlund stößt. Die Fassade wird durch ein Gesims in der Horizontalen gegliedert, das über dem mittleren Abschnitt segmentbogenartig nach oben gezogen ist. Dies und die Perspektive des Betrachters lassen die Seitenteile noch stärker nach hinten fliehend erscheinen, was der Wahrnehmung der Fassade zusätzliche Dynamik verleiht. Diese Fassade spielt mit dem Blickwinkel des Ankommenden und verstärkt geschickt perspektivische Effekte, um die Kirche noch höher, noch schlanker, noch eleganter wirken zu lassen. Dies ist ein großartiger Wurf, für den kein Geringerer als der Fuldaer Hofbauinspektor Andrea Gallasini verantwortlich war, nach dessen Plänen die Kirche St. Georg in den Jahren 1730-1731 errichtet wurde. Man kann diese Kirche als eine der gelungensten Landkirchen dieses Baumeisters bezeichnen. Es gibt stilistisch eine große Verwandtschaft mit den Kirchen in Zella, Dermbach und Bremen. Typische Gestaltungselemente des Baumeisters wie die Schabrackenkapitelle, die geschuppten Triglyphen oder das Portal mit den Figurenkonsolen sind an den genannten Kirchen ebenfalls zu finden. Der Maurermeister vor Ort war Matthias Böhm. Die kurze Bauzeit ließ eine Kirche entstehen, die gestalterisch aus einem Guß ist, und ebenso ist die bauplastische Heraldik auf nur einen einzigen Bauherrn zugeschnitten.
Die politische Geschichte des Ortes wurde bereits im Kapitel zu Burg Fürsteneck dargestellt (siehe dort). Eine St.-Georgs-Kirche ist bereits 1295 in Eiterfeld, das seit 845 zum Hochstift Fulda gehörte, urkundlich bezeugt. Wann diese erste Pfarrkirche entstand, ist nicht bekannt. Das Patronat lag zuerst beim Würzburger Bischof und wechselte im 16. Jh. zum Abt von Fulda. Ca. 1555 wurde Eiterfeld evangelisch; 1603 wurde im Zuge der Gegenreformation wieder ein katholischer Pfarrer eingesetzt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Eiterfeld fast völlig zerstört, darunter auch die alte Pfarrkirche. Der Niedergang durch Krieg und Pestjahre war so gravierend, daß der Ort an seinem Tiefpunkt nur noch drei männliche Einwohner zählte. Die Erholung ging langsam voran, 1677 gab es bereits wieder 43 Herdstellen (= Haushalte) in Eiterfeld. Der Fuldaer Fürstabt Placidus von Droste wertete Eiterfeld am 29.3.1697 zum Marktflecken auf, um das wirtschaftliche Leben wieder in Schwung zu bringen. Der Vorgängerbau muß in so schlimmem Zustand gewesen sein, daß Pfarrer Johann Adam Breun am 11.2.1730 an den Fürstabt schrieb mit der Bitte, die Messe im Pfarrhaus lesen zu dürfen und auch dort die geweihte Hostie in der Monstranz aufbewahren zu dürfen, weil er am liebsten die alte Pfarrkirche bis auf den Grund abreißen wurde. Jedenfalls wurde der Neubau nun Chefsache, und der Fürstabt legte am 26.4.1730 den Grundstein zur neuen Kirche. Schon am 29.1.1930 hatte er Matthias Böhm vertraglich als Maurer verpflichtet. Da mit ihm eine Pauschalsumme vereinbart worden war, verlief der Bau nicht ohne Komplikationen, was in der Summe inbegriffen war. Der Rohbau ging dennoch zügig voran, die Innenausstattung danach eher schleppend. Der Neubau der großartigen Barockkirche St. Georg, die am 25.9.1740 von Fürstabt Amand von Buseck geweiht werden konnte, war sichtbares Zeichen der wirtschaftlichen und bevölkerungsmäßigen Erholung des Ortes unter direkter Betreuung des Fuldaer Fürstabtes. 1803 wurde das bisher zum Dekanat Geisa gehörende Eiterfeld selbst Dekanat.
Beginnen wir die Besichtigung beim Ostportal: Die in der obersten Zeile durch Verwitterung unleserlich gewordene Inschrift auf dem Schlußstein lautet: "........ET B(EATO) GEORGIO PATRONO ILLVSTRE STRVIT ET ERIGIT OPVS R(EVERENDISSI)MUS AC CEL(SISSI)MUS D(OMI)NUS, D(OMINUS) ADOLPHVS S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINC(EPS) ET ABB(AS) FULD(ENSIS) D(IVAE) AUG(USTAE) ARCHICANC(ELLARIUS) PER GERM(ANIAM) ET GALL(IAM) PR(IMAS) HUIUS LOCI ORDINARIUS" - das .... und dem Kirchenpatron St. Georg geweihte Werk hat vortrefflich errichtet und erbaut der ehrwürdigste und erhabenste Herr, Herr Adolph (von Dalberg), des Heiligen Römischen Reiches Fürst und Abt von Fulda, der erhabenen Kaiserin Erzkanzler, Primas für Germanien und Gallien und Ordinarius dieses Ortes. Die ersten vier Zeilen weisen einige vergrößerte Großbuchstaben und den Buchstaben "V" statt "U" auf, was auf ein Chronogramm hindeutet: In der Tat ergeben die als römische Zahlzeichen interpretierbaren Buchstaben der drei lesbaren Zeilen "........ET B(EATO) GEORGIO PATRONO ILLVSTRE STRVIT ET ERIGIT OPVS" = I + I + L + L + V + V + I + I + I + V = 1 + 1 + 50 + 50 + 5 + 5 + 1 + 1 + 1 + 5 = lediglich 120, so daß in der verwitterten ersten Zeile die restlichen 1610 oder 1611 Jahre als Zahlzeichen zu vermuten sind, denn das Baujahr war 1730/31.
Der Bauherr Anton Adolph Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (29.5.1678-3.11.1737) war der Sohn von Philipp Franz Eberhard Freiherr Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (15.3.1635-24.12.1693), geheimer Rat, Reichskammerrichter, 6.4.1657 Reichsfreiherr, 1671 Reichskammergerichtspräsident, und dessen Frau, Anna Katharina Franziska Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (4.12.1644-31.7.1679). Die Großeltern des Fürstabtes waren väterlicherseits Philipp Balthasar Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (1597-10.4.1639), 1624 Erbe von 1/10 Clervaux, 1629 zu Schüttburg, und dessen Frau, Magdalena von Warsberg (-26.12.1647), sowie mütterlicherseits Johann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-13.1.1670), kurmainzischer Rat und Oberamtmann zu Niederolm und Gaualgesheim, und dessen Frau, Anna Antoinette von der Leyen (-18.9.1659).
Beide Elternteile stammen aus der gleichen Familie; sie waren jedoch nur weit entfernt verwandt, denn man muß vier Generationen zurückgehen, bis man zu den gemeinsamen Ahnen gelangt. Philipp Balthasar Kämmerer von Worms gen. von Dalberg war der Sohn von Wolfgang Friedrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-9.1.1621), 1585 zu Herrnsheim, zu Dalberg, 1605 Herr zu Schüttburg und Mitherr zu Clervaux in Luxemburg, kurmainzischer Rat und Oberamtmann zu Niederolm und Gaualgesheim; dieser war der Sohn von Friedrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1577), und dieser wiederum der Sohn von Friedrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-21.2.1574), kurmainzischer Amtmann zu Oppenheim, und dessen Frau Anna von Fleckenstein (-12.12.1564). Von Johann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg ausgehend gelangt man über dessen Vater Wolf Dietrich Freiherr Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-1.7.1618), kurmainzischer Rat, Oberamtmann der Grafschaft Rieneck zu Niederolm und Gaualgesheim, und dessen Vater Johann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-29.7.1607), kurmainzischer Rat und Amtmann zu Lahnstein, ebenfalls zu Friedrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-21.2.1574) und dessen Frau Anna von Fleckenstein (-12.12.1564). Des Fürstabtes Eltern waren also sozusagen um genau acht Ecken verwandt.
Der Fürstabt hatte insgesamt 12 Geschwister. Der wichtigste Bruder war Franz Eckbert Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (28.2.1674-14.8.1741), der erst eine geistliche Karriere einschlug, Domherr zu Trier wurde, dann aber resignierte, um die Familie fortzusetzen. Er wurde 1699 bischöflich speyerischer Oberamtmann zu Kirrweiler und Deidesheim, war kurtrierischer, kurmainzischer, würzburgischer und kaiserlicher Geheimer Rat, Vitzthum zu Mainz, Reichshofrat sowie Ritterhauptmann der Oberrheinischen Ritterschaft. Er heiratete zweimal, in erster Ehe Maria Franziska Juliana Freiin Fuchs von Bimbach (-1706) und in zweiter Ehe innerhalb der weitverzweigten Familie, nämlich Maria Luisa Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (5.8.1686-12.9.1760). Ein anderer Bruder des Fürstabtes, Damian Kasimir Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (11.11.1675-1718), wurde Deutschordensritter und Komtur zu Aachen, ferner kaiserlicher Generalwachtmeister und k.k. General-Major. Er fiel bei Belgrad. Ein weiterer Bruder, Wolf Eberhard Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (30.5.1679-12.12.1737), saß auf Herrnsheim, war kaiserlicher Geheimer Rat, kurpfälzischer Hof- und Geheimer Rat und Kammerpräsident, 1722-1737 Oberamtmann zu Oppenheim, zu Lauterecken und Veldenz. Er vermählte sich mit Maria Anna von Greiffenclau zu Vollraths (9.11.1695-8.10.1768). Die anderen Geschwister waren Damian Eckbert (11.6.1665-28.12.1725), Johann Karl, Johann Franz Eckbert, Johann Heribert (20.8.1668-29.12.1712), Franz Anton (16.10.1669-27.2.1725), Hugo Ferdinand, Philipp Wilhelm (22.3.1671-22.5.1721), Friedrich Eckbert und Maria Katharina Ernestina (-1703).
Im verkröpften Segmentbogengiebel über dem Haupteingang ist ein schräg nach außen geneigter Wappenstein des Bauherrn, des Fuldaer Fürstabtes Adolf von Dalberg, angebracht, der aufgrund seiner Größe weit über den oberen Giebelrand hinausragt. Der farbig korrekt gefaßte Schild ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: unter einem goldenen, mit drei Spitzen abgeteilten Schildhaupt in Blau sechs (3:2:1) silberne Lilien, Stammwappen der Kämmerer von Worms, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz, Stammwappen der von Dalberg, Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda.
Das Oberwappen besteht aus insgesamt fünf gekrönten Helmen, von denen die drei mittleren Helme unter der Krone jeweils ein rotes, golden bequastetes Kissen tragen, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein aufrechtes schwarzes Kreuz, Hochstift Fulda, Helm 2 (innen rechts): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken eine silberne, golden verzierte Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, die Fähnchen hier ohne Feinstruktur, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (innen links): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein Fürstenhut, mit goldenen Bügeln, rot gefüttert und hermelingestulpt, Helm 4 (außen rechts): auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein Flug, unter einem mit drei Spitzen abgeteilten goldenen Haupt in Blau sechs (3:2:1) silberne Lilien, Stammkleinod der Kämmerer von Worms, Helm 5 (außen links): auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, beiderseits belegt mit jeweils einem schwarzen Ankerkreuz, Stammkleinod der von Dalberg. Hinter dem Schild, außen neben den äußersten Helmen, ragen rechts der Krummstab und links das gestürzte Schwert hervor. Die ganze Komposition wird ummantelt von einem aus einem Fürstenhut herabfallenden, beiderseits mit goldenen Kordeln hochgerafften, roten, hermelingefütterten Wappenmantel.
Wir sehen hier das umfangreichste und vollständigste Wappen des Fürstabtes in einer Form, wie sie ansonsten in Hammelburg am Roten Schloß (aber Helme 2 und 3 vertauscht) sowie in Bad Brückenau an Schloß Römershag und in Fulda an der Alten Universität im dreieckigen Giebel (jeweils ebenfalls andere Reihenfolge der Helme, aber ohne Wappenmantel) vorkommt. Mit der gleichen Helmreihenfolge wie hier, aber ohne Wappenmantel ist das Wappen in Fulda an der Heilig-Geist-Kirche über dem Haupteingang zu sehen. Genau wie hier ist es jeweils außen an der Kirche der Propstei Zella und auch an der Pfarrkirche Dermbach angebracht, innen noch einmal ohne Wappenmantel. Weitere Wappenvorkommen sind am Grabdenkmal des Fürstabtes im Dom zu Fulda, an einer Spolie im Lapidarium des Vonderau-Museums im ehemaligen Päpstlichen Seminar zu Fulda und schließlich noch jeweils außen und innen an der evangelischen und an der katholischen Kirche und außen am katholischen Pfarramt in Burghaun.
Auch das Innere der Pfarrkirche St. Georg (Abb. oben) ist eine bauplastische Verherrlichung des fürstäbtlichen Bauherrn: Insgesamt sehen wir am gesamten Bauwerk fünfmal sein Wappen. Außer an der bereits beschriebenen Stelle über dem Eingangsportal ist es über dem Chorscheitelbogen zu finden, am Hochaltar und an beiden schräg in die Ecken gestellten Seitenaltären. Dabei findet eine Abstufung der Darstellung hinsichtlich der dargestellten Elemente statt: Die vollständigste Form mit allen fünf Helmen und Wappenmantel kommt zweimal vor, über der Eingangstür und über dem Chorscheitelbogen. Das Wappen am Hochaltar läßt den Wappenmantel weg, zeigt aber noch alle fünf Helme. Die beiden Wappen an den Seitenaltären sind hingegen eine reduzierte Form ohne Helme, nur mit Fürstenhut. Somit ergibt sich eine Steigerung von der Seite zur Mitte, und in der Mitte noch einmal eine Steigerung von unten nach oben in der Blickrichtung des Besuchers.
Abb. oben: Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adolph von Dalberg über dem Chorscheitelbogen, eine Arbeit von Hofstuckateur Andreas Schwarzmann. Es folgt in allen Details dem eingangs beschriebenen Wappen über dem Haupteingang und ist mit diesem identisch hinsichtlich des Aufwandes an Helmen und Prunkstücken. Es gibt nur winzige Unterschiede: So sind hier die Helme 2 und 3 nicht gekrönt; das Kleinod steht so harmonischer auf seinem Kissen. Bei Helm 1 ist kein Kissen vorhanden; das Kreuz ist golden angestrichen, müßte aber eigentlich schwarz sein, denn es steht für das Hochstift Fulda. Bemerkenswert ist die in mehreren Lätzen herabfallende Schabracke unter dem Fürstenhut des Wappenmantels, die hier Dekorationselemente eines Wappenzeltes in die Komposition einbringt. Unter dem Wappenschild hängt ein weiteres Zierelement über das horizontale Gesims herab; auf den drei goldenbordierten Lätzen ist die Jahreszahl 1731 zu lesen, das Jahr der Fertigstellung des Kirchengebäudes.
Abb. unten: Wappen des Bauherrn am Hochaltar vor schwarzem Marmor. Im Gegensatz zu den beiden zuvor vorgestellten Wappendarstellungen wird hier auf einen Wappenmantel verzichtet. Aufgrund des Materialwechsels sehen wir hier aber eine besonders kunstvoll geschnitzte ornamentale Einfassung des Wappenschildes. Wie beim Wappen über dem Chorscheitelbogen sind auch hier die Helme 2 und 3 ungekrönt und der Helm 1 ohne Kissen. Auch hier sei darauf hingewiesen, daß das Kreuz auf dem mittleren Helm eigentlich schwarz sein müßte.
Anton Adolph Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (29.5.1678-3.11.1737) wurde in Speyer geboren. Mit 16 Jahren wurde er Kleriker. Nach seinen philosophischen Studien in Mainz, die er 1694 begann und 1697 mit der Promotion zum Bakkalaureus der Philosophie abschloß, trat er ins Benediktinerstift Fulda ein. Sein Noviziat währte von 1697 bis 1698. In letzterem Jahr legte er die Profeß ab. Er schloß theologische und kanonistische Studien in Fulda und Leuven an, wo er unter anderem bei dem Kanonisten Zeger Bernard van Espen lernte. 1701 kehrte er nach Fulda zurück. Am 12.6.1702 empfing er die Priesterweihe im zu Kurmainz gehörenden Erfurt. 1704 wurde er ins Fuldaer Stiftskapitel aufgenommen. Als Ordensname präferierte er seinen zweiten Vornamen. 1715 wurde Pater Adolph Propst zu Zella, und dort ließ er 1717-1719 das Propsteigebäude erbauen, wo sein voräbtliches Wappen zu finden ist. Das Amt bekleidete er bis zu seinem nächsten Aufgabenwechsel: Am 8.4.1726 wurde er in Fulda zum Nachfolger des Abtes Konstantin von Buttlar gewählt; die Wahl war ein glatter Erfolg im ersten Wahlgang, denn er vereinte alle Stimmen der Kapitulare außer seiner eigenen auf sich. Nach der Bestätigung durch Papst Benedikt XIII. vom 1.7.1726 wurde er am 8.9.1726 durch den Erfurter Weihbischof unter Assistenz der Äbte von Marienmünster und Neustadt am Main als Abt benediziert. Am 12.5.1728 erfolgte die offizielle Belehnung mit den Regalien durch Kaiser Karl VI., wodurch er offiziell Landesherr wurde. Sein Wahlspruch für seine Amtsführung war "Candore et Amore" - mit Aufrichtigkeit und Liebe. Er wurde einer der hervorragendsten Fürstäbte von Fulda.
Die erste Tat des frischgebackenen Fürstabtes Adolph von Dalberg direkt nach der Wahl war die Verabschiedung einer Regulativordnung zur Beendigung des bisherigen Kompetenzstreites zwischen Abt und Kapitel. Eine weitere, am 9.11.1726 eingeführte Neuerung war die Neuordnung des Noviziats im Stift Fulda. Das Studium der jungen Professen wurde ferner an die Regelstudienzeit der künftigen Weltpriester angepaßt, um eine angemessen gute Qualifikation sicherzustellen. Er schaffte zur Förderung des sozialen Friedens im Stift die von seinem Vorgänger aufgestellte, sogenannte Geheime Konferenz ab, eine Art internes Überwachungssystem. 1729 berief er eine Diözesansynode ein zwecks Einführung einer zeitgemäßen Seelsorge im Hochstift. Die bedeutendste Leistung von Anton Adolph Freiherr von Dalberg während seiner Fuldaer Amtszeit war jedoch die Gründung der Universität Fulda im Jahre 1734 auf der Basis eines Papstprivilegs von 1732. Die Uni ist nach ihrem Gründer benannt: Alma Mater Adolphiana oder auch Adolphs-Universität Fulda. Zunächst bestand sie aus nur vier Fakultäten, der theologischen, der philosophischen, der juristischen und der medizinischen. Für die Ausbildung der Mädchen sorgte er durch Berufung der Maria-Ward-Schwestern im Jahre 1733.
Beide Abb. oben: linker (südlicher) Seitenaltar; beide Abb. unten: rechter (nördlicher) Seitenaltar. Die beiden gleich konzipierten und sich nur in den jeweils zwei Gemälden und in der exakten Haltung der beiden Putten auf den seitlichen Teilen des Sprenggiebels unterscheidenden, jeweils schräg ins Eck des Langhauses gestellten Seitenaltäre tragen in der Mitte des doppelt verkröpften Gebälks aus schwarzem und grauem Stuckmarmor je ein Wappen des Bauherrn. Die Inhalte des Schildes sind die oben beschriebenen. In beiden Fällen ist der Hintergrund des Herzschildes unzutreffenderweise nicht silbern, sondern golden. Auf ein Oberwappen mit Kleinoden wird verzichtet; auf den Schild wird hier direkt der hermelingestulpte Fürstenhut mit goldenen Bügeln und rotem Futter gesetzt. Auch die Amtsinsignien für die geistliche und die weltliche Macht sucht man vergeblich. Dafür beeindrucken diese Seitenaltarwappen durch den aufwendig geschnitzten und mehrfach durchbrochenen, äußerst dynamisch gestalteten ornamentalen Rahmen. Seitlich setzt direkt die aus vergoldeter Schnitzerei geschaffene Umrahmung des oberen Gemäldes an, so daß das Wappen kompositorisch mit dieser verschmilzt.
Im Kräftemessen zwischen der Fürstabtei Fulda und dem Hochstift Würzburg ging Fürstabt Adolph von Dalberg klug vor. Eigentlich waren die Streitigkeiten um die geistliche Oberhoheit im Stiftsgebiet (der Abt besaß keine Bischofsweihe, hätte sie aber gerne gehabt; der Würzburger Fürstbischof wiederum sah die fehlende Bischofsweihe in Fulda stets als Anlaß zur Einmischung) bereits von seinem Amtsvorgänger Konstantin von Buttlar mit dem Würzburger Bischof Johann Philipp Franz von Schönborn im Karlstädter Vertrages geregelt worden, der seinerseits den Hammelburger Vertrag von 1662 zwischen Abt Joachim von Gravenegg und Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn zur Grundlage hatte. Doch der neue Würzburger Fürstbischof Christoph Franz von Hutten versuchte das Abkommen zu unterlaufen, indem er die päpstliche Bestätigung des Vertrages absichtlich verschleppte. Umgekehrt war die Versuchung groß, die Bischofswürde für den Fürstabt zu reklamieren. Natürlich ging es auch um Prestige, um die Angleichung der Tatsachen an die ohnehin quasibischöfliche Stellung des Fuldaer Abtes, aber es ging vor allem auch um pastorale Verantwortung.
Doch Adolph von Dalberg wählte klugerweise einen indirekten Weg, indem er sich von Rom Weihbischöfe für das Stiftsgebiet geben ließ, den ersten bereits im Wahljahr, nämlich den gerade erst zum Generalvikar beförderten Kapitular Stephan von Clodh (21.1.1674- 5.9.1727), vorerst noch ein unverfänglicher Kandidat. So kam es zu der paradoxen Situation, daß der geistliche Landesherr selbst kein Bischof war, aber Personal zur Erledigung bischöflicher Aufgaben besaß. Der Papst ernannte Clodh zum ersten Weihbischof in Fulda und zum Titularbischof von Derbe; und Clodh empfing in Mainz vom dortigen Weihbischof am 23.3.1727 die Bischofsweihe, unter Assistenz der Weihbischöfe in Speyer und Worms. Doch im selben Jahr erlag Stephan von Clodh seinem Nierenleiden. Nach Stephan von Clodh kam der bisherige Stiftsdekan Amand von Buseck als nächster Weihbischof ins Amt, und das war der nächste Schritt zum Fürstbistum. Papst Benedikt XIII. ernannte den nächsten Kandidaten am 26.1.1728 zum Weihbischof in Fulda und zum Titularbischof von Themiscyra, und die Bischofsweihe fand am 9.5.1728 in der Stiftskirche zu Fulda statt. Das war insofern eine sehr weitsichtige Taktik, weil dieser zugleich der aussichtsreichste Kandidat auf die Nachfolge im Amt des Abtes war: Gelang es, einen Abt zu bekommen, der vorher schon die Bischofsweihe bekommen hatte, der Abt also de facto bereits Bischof ist, wäre es nur eine logische Konsequenz, daß er nicht nur Bischof in Fulda, sondern auch von Fulda würde, daß aus der Fürstabtei irgendwann ein Fürstbistum würde, und genau so geschah es dann auch im Jahre 1752, schlau eingefädelt von Adolph von Dalberg.
Im vorletzten Absatz fiel bereits das Wort der pastoralen Verantwortung, der sich dieser Fürstabt besonders verpflichtet sah. Er baute das Pfarrnetz aus, erhöhte die Anzahl der Pfarreien und ließ in seiner Regierungszeit insgesamt 11 Pfarrkirchen vor allem im ländlichen Raum neu errichten, darunter auch diese in Eiterfeld. Dieser Fürstabt gründete weiterhin ein Orchester in Fulda und die Propstei Sannerz. Im caritativen Bereich gründete er ein Spital, das 1729-1733 erneuerte Heiliggeist-Hospital in Fulda, nun als barocke Zweiflügelanlage mit zentral gelegener Kirche. Ferner ließ er in Fulda neben der Stadtpfarrkirche das Kollegiatshaus für die Alumni des Priesterseminars und die Chorvikare an der Stadtpfarrkirche errichten. Auf diesen Fürstabt geht auch die Sommerresidenz bei Eichenzell zurück, die zunächst Adolphshof, dann Adolphseck genannt wurde und erst später den Namen Schloß Fasanerie erhielt. Er starb auf seinem Schloß in Hammelburg und wurde im Dom zu Fulda beigesetzt.
Literatur,
Links und Quellen:
Eiterfeld (Gemeinde),
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Eiterfeld, Landkreis Fulda, im Historische Ortslexikon http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5575
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Geschichte von Eiterfeld http://www.eiterfeld.de/kultur-und-freizeit/geschichte/index.html
Rudolf Christl et al. (Hrsg.): 1150 Jahre Dorf und Markt
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Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer und
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W. Möller: Stammtafeln westdeutscher Adels-Geschlechter im
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Aisch
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Neudruck der 1. Ausgabe Marburg 1926, Marburg 1974, S. 2 u. 136
Stefan Alles (bearbeitet von Simon-A. Göllner): Stephan von
Clodh, in den Hessischen Biographien http://www.lagis-hessen.de/pnd/13799480X
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Buseck, in den Hessischen Biographien http://www.lagis-hessen.de/pnd/173446981
Pfarrgemeinde St. Georg: http://www.sankt-georg-eiterfeld.de/ - http://www.sankt-georg-eiterfeld.de/eiterfeld/
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s)
Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister
in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10:
3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 190-193
Veröffentlichung der Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung
von Herrn Pfarrer Markus Blümel vom 5.11.2016, wofür ihm an
dieser Stelle herzlich gedankt sei.
Michael Imhof, Burghard Preusler,
Gregor Stasch: Barockkirchen in Fulda und im Fuldaer Land mit dem
Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem
Beitrag von Gerd Weiß, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020,
496 S., ISBN-10: 3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 306-312
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