Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2382
Eiterfeld (Landkreis Fulda)
Burg Fürsteneck
Burg Fürsteneck gehört zu Eiterfeld und liegt 2 km nördlich von diesem bzw. 12 km nördlich von Hünfeld auf einer 402 m über NN gelegenen Basaltkuppe, Teil einer kleinen Hochebene am Südrand des Wittfeldes inmitten des "Hessischen Kegelspiels" in der Vorderrhön. Die Burg besitzt ihren Hauptzugang im Süden. Vor die wuchtige Quermauer mit mehreren vermauerten Fensteröffnungen und einem neuzeitlichen flachen Bogen über der Tordurchfahrt ist in nachmittelalterlicher Zeit noch ein trapezförmiger Zwinger gebaut worden, dessen östlicher Teil überbaut ist als Torhaus; heute wird der sich mit drei Fenstern und einer Tür zum Torweg öffnende Raum als Aufenthaltsraum der Tagungsstätte genutzt. Der westliche Teil des Zwingers läßt die relativ dünne Konstruktion erkennen mit vier Schießscharten, drei nach Süden gerichtet und eine nach Nordwesten, über denen jeweils ein Verstärkungsbogen verläuft, der den Wehrgang trägt. In die Geschütznischen hat man heute Bohlen als Sitzbänke montiert. Das nach außen vorspringende Südwesteck wird durch ein Eckrondell verteidigt. Äußere Wälle und Gräben sind nicht mehr nachzuvollziehen.
Durch das Tor gelangt man in den hier sehr engen Burghof, der wie ein Gang zwischen westlicher und östlicher Randbebauung liegt und sich erst weiter im Norden platzartig öffnet. Im Westen ist die zweistöckige Bebauung durchgehend geschlossen und zeichnet lediglich einen leichten Knick der dicken Außenmauer nach. Von Süden nach Norden folgen hier aufeinander die Burgkapelle, die Burghalle, ein Foyer hinter dem Eingang, der ehemalige Marstall und Remisen, heute als Seminarräume genutzt. Der nördliche Teil ist im Obergeschoß in Fachwerk ausgeführt; der südliche Teil ist ganz aus Stein erbaut. Ganz im Norden befindet sich die Hausmeisterwohnung. An der Nordwestecke ist außen ein Werkstatthof angebaut. Die Integration der Wirtschaftsgebäude macht eine eigene Vorburg überflüssig. Die Außenmauer ist in diesem Bereich sehr dick und weist einige alte Schießscharten auf, die zeigen, daß hier früher nur ein Wehrgang verlief und die Wirtschaftsgebäude später eingebaut wurden.
Die Bebauung im Osten der Anlage ist weniger einheitlich. Direkt an der Schildmauer im Süden befindet sich der südliche Bergfried mit dem Burggewölbe. Man erkennt ihn kaum, weil er gekürzt wurde und mit seinem Satteldach wie ein normaler Wohnbau aussieht, der zudem niedriger ist als der dahinter aufragende Palas. Einzig die Dicke des Mauerwerks und die minimale Durchfensterung im unteren Teil zeigen, was es einmal war. Er steht in der Mauerflucht und dürfte die älteste Bausubstanz der ganzen Anlage sein. Er stammt mindestens aus dem 12. Jh., wenn nicht schon aus dem 11. Jh. Dem Ankommenden fällt neben den Buckelquadern und Eckquadern rechts vom Tor ein heute vermauertes Einstein-Zwillingsfenster auf, ein seltenes romanisches Bauelement, das das angenommene hohe Alter des Turmes stützt. Ein weiteres Fenster dieses Typs ist übrigens in der Westmauer der Burg verbaut. Früher dürfte der südliche Bergfried höher als der nördlich stehende Palas gewesen sein. Den Zwischenraum zum Herrenhaus schließ ein Zwischenbau mit Treppenspindel und Gängen, nach außen nicht als selbständige Einheit wahrzunehmen. Das dreistöckige Herrenhaus, der ehemalige Palas, enthielt früher die Wohnräume des Burgherrn, heute das Foyer, den Empfang und den Kursservice, Verwaltungsräume und das Dienstzimmer der Seminardirektion. Das Mauerwerk ist qualitativ sehr inhomogen und zeigt, wie oft der Palas im Laufe seiner Geschichte umgebaut wurde. Zwei mächtige Treppengiebel grenzen den Palas gegen das Zwischengebäude und den Burghof ab.
Abb.: Blick von Südosten. Von links nach rechts Zwinger, Stumpf des südlichen Bergfriedes, Palas.
In der Mitte der Ostseite springt die Außenmauer mit einem deutlichen Versatz nach außen, zugleich wird die Bebauung wesentlich schmäler, so daß hier die historischen Gebäude quasi Ecke auf Ecke aneinanderstoßen. Der Hof weitet sich hier zum Platz. Früher war hier nur eine Mauer mit Wehrgang, erst später wurden auch entlang dieser Mauer Wirtschaftsgebäude errichtet, im Erdgeschoß aus Stein, im Obergeschoß aber aus Fachwerk, auch im Außenbereich. In der Außenmauer sieht man zugemauerte Schießscharten, die den Umbau belegen. Heute befinden sich in diesem Trakt von Süden nach Norden die Wirtschaftsleitung und im Obergeschoß eine Dozentenwohnung, die Burgküche und ein Speisesaal. Seitlich neben dem Speisesaal befindet sich ein Burgturm, von dem aus man die Nordmauer verteidigen konnte. Die Außenwand ist heute völlig fensterlos. Auf den Mauern sitzt heute ein Pyramidendach bündig auf. Der heutige Zugang erfolgt über eine südlich angebaute Außentreppe. Der Erdgeschoßeingang wurde in der Neuzeit gebrochen; der alte Eingang lag in luftiger Höhe. Früher muß man sich den Turm ganz anders vorstellen, nämlich mit Schießscharten, hochgelegenem Eingang, ohne Erdgeschoßzugang und mit Verteidigungsplattform - alles Funktionen eines Bergfriedes. Wie die Eckquader und die Stellung im Verteidigungssystem zeigen, stammt er etwa aus derselben Zeit wie der südliche Bergfried. Im 19. Jh. war er ohne Dach und halb zerfallen; der gesamte obere Teil ist eine Rekonstruktion. Das neben dem Turm, dem ehemaligen nördlichen Bergfried, in der Mitte der Nordmauer gebrochene Nordtor, das auf die Tanzwiese und auf den Platz unter den drei Linden führt, ist neueren Datums und entstand erst mit der Nutzung der Burg als landwirtschaftliches Gut; in historischer Zeit erfolgte der Zugang einzig von Süden her. Der Speisesaal besitzt als Verlängerung in den Außenbereich jenseits der Burgmauer die Burgterrasse an der Nordostecke.
Bereits im Jahre 845 kam die Abtei Fulda in den Besitz von Fürsteneck und der umliegenden Dörfer, als ein Gebietstausch mit drei Dörfern im Württembergischen stattfand und Ludwig der Deutsche der Abtei die genannten Gebiete überließ. Die als Grenzbefestigung des Hochstifts Fulda erbaute Burg wird erstmals 1309 urkundlich erwähnt; eine Errichtung gegen Ende des 13. Jh. unter Fürstabt Heinrich V. von Weilnau liegt daher nahe. Die Anlage ist älter, denn bereits 1290 wird ein Burgmann verpflichtet. Außerdem zeigen die baulichen Details, daß die Wurzeln der Burg mindestens bis ins 12. Jh. reichen. Neben dem erwähnten romanischen Einstein-Zwillingsfenster ist es vor allem die Tatsache, daß beide Türme bündig mit der Ringmauer stehen; das ist eine Bauweise, die mit der Kreuzzugszeit aufgegeben wurde. 1327 wurde die Burgkapelle von Abt Heinrich dotiert. Seit Mitte des 13. Jh. ist in Eiterfeld bzw. Fürsteneck ein Zentgericht belegt. Zeitweise wurde die Burg wegen stetiger Finanzengpässe verpfändet, manchmal auch nur zur Hälfte, aber immer wieder ausgelöst. 1324 verpfändete der Fürstabt das Amt Fürsteneck an Berthold von Wiesenfeld, 1358 überließ das Stift Burg und Amt an Otto von Buchenau, und 1440 wurde die Burg an das Kloster Hersfeld gegeben, zehn Jahre später an die Herren von der Tann. Hans von der Tann wurde 1460 vom Fuldaer Abt als Amtmann auf Fürsteneck eingesetzt. Erst 1532 kaufte das Hochstift Fulda die Burg zurück, und von da an gab man sie nicht mehr her, sondern setzte nur noch Amtmänner ein. Diese verwalteten von der Burg aus die Ortschaften Arzell, Bodes, Betzenrod, Dittlofrod, Eiterfeld, Hausenmühle, Körnbach, Igelsrod, Leibolz, Leimbach, Malges, Mengers, Ober- und Unteruffhausen, Oberweisenborn, Reckrod und Wölf.
Abb.: Blick von Süden auf Zwinger und Tor. Dahinter der Burghof, zunächst noch schlauchförmig eng.
Die Burg wurde mehrfach belagert und einmal vollständig zerstört. Die erste Belastungsprobe fand 1463 statt, als Graf Heinrich von Henneberg die Burg erobern wollte, aber mit seinem Vorhaben scheiterte. Im Dreißigjährigen Krieg war die Belagerungstechnik schon weiter: Burg Fürsteneck wurde völlig zerstört. Die Ruine ließ man erst einmal rund 70 Jahre liegen; es gab zunächst auch wenig, was man noch verwalten konnte, denn nach dem Krieg und den Pestjahren war die Gegend so gut wie menschenleer: Eiterfeld besaß noch drei lebende männliche Bewohner. 1708-1710 wurde Burg Fürsteneck von Fürstabt Adalbert von Schleifras wiederaufgebaut, wobei aber die den Grundriß bestimmende mittelalterliche Ringmauer übernommen und wiederverwendet wurde, ebenso das Tor. Alle anderen Gebäude stammen aus der genannten Wiederaufbauphase.
Die Burg gehörte der Fürstabtei bzw. ab 1752 dem Fürstbistum Fulda bis 1802 und war Sitz eines Amtes bzw. eines Oberamtes. Nach der Säkularisierung wechselten die Eigentümer öfter, entsprechend dem Spiel der Großmächte jener Zeit: 1803-1806 gehörte Burg Fürsteneck, nun nicht mehr Amtssitz, zum Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda, 1806-1810 zum Kaiserreich Frankreich und stand unter Militärverwaltung und gehörte 1810-1813 zum Großherzogtum Frankfurt. Nach der Neuordnung des Reiches im Wiener Kongreß kam die Burg zum Kurfürstentum Hessen (erst 1816 dem Großherzogtum Fulda, dann 1821 der Provinz Fulda, schließlich 1848 dem Bezirk Fulda und zuletzt 1851 dem Landkreis Hünfeld zugeordnet), von wo sie 1866 an das Königreich Preußen kam und Teil der Provinz Hessen-Nassau wurde. Nach der Auflösung des Staates Preußen wurde Fürsteneck hessisch. Seit 1818 wurde Burg Fürsteneck als Staatsdomäne ("Fürstenecker Herrschaftliche Meyerei") geführt und als landwirtschaftliches Gut verpachtet. Bis 1945 war der letzte Pächter der Kreisbauernführer Salzmann. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Burg in sehr heruntergekommenem Zustand, vor allem durch Flüchtlingsunterbringung. Sie wurde durch den 1952-1953 erfolgten Umbau zur Heimvolkshochschule gerettet. Eine zweite, grundlegende Modernisierung erfuhr die Burg 2003-2007 anläßlich des Umbaus zu einer Tagungsstätte für berufliche und musisch-kulturelle Weiterbildung mit jährlich ca. 175 Kursen und 4000 Teilnehmern, getragen vom 1952 gegründeten Verein Hessische Heimvolkshochschule Burg Fürsteneck e. V.
Abb.: Blick von Nordosten auf die westliche Bebauungszeile
Die Heraldik der Burg wird geprägt vom Wiederaufbau 1708-1710. Einen ersten Wappenstein findet der Besucher gleich linkerhand vom Südeingang an einem langgezogenen, zweistöckigen Bautrakt entlang der Westseite der Burg. Das heutige Tagungsgebäude, über dessen Eingang der Wappenstein angebracht ist, hatte früher seinen Eingang viel weiter links, wo jetzt noch ein vermauerter Spitzbogen zu sehen ist. Erst im Barock wurde der Eingang hierhin verlegt. Wo heute eine Halle in einer ehemaligen Scheune sowie Seminarräume und Zimmer für die Teilnehmer eingerichtet sind, waren früher Wirtschaftsräume der Burg.
Die auf einem kreisbogenförmig nach unten gezogenen und beidseitig außen nach hinten geschlagenen Schriftband angebrachte Inschrift unter dem Wappen lautet: "Adalbertus D(ei) G(ratia) Abbas Fuldensis S(acri) R(omani) Imperii princeps D(ivae) Augustae Archicancellarius per Germaniam et Galliam Primas MDCCIX" - Adalbert von Gottes Gnaden Abt von Fulda des Heiligen Römischen Reiches Fürst, der erhabenen Kaiserin Erzkanzler, Primas für Germanien und Gallien 1709. Zwischen dem Schildrand und dem oberen Bogen des Schriftbandes ist ein geflügelter Engelskopf dargestellt.
Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (regierte 1700-1714) ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda, Feld 2 und 3: gespalten, rechts in Gold eine rote, aufrecht gestellte Axt, Schneide nach links, links in Rot ein schwarzer, höhenverstellbarer Kesselhaken mit Zahnschiene, Familienwappen der von Schleifras. Seitlich sind in den Helmdecken zwei Engelsköpfe zu sehen. Zu den drei Kleinoden siehe unten.
Abb.: Blick von Nordwesten auf den Palas (Herrenhaus)
Den zweiten Wappenstein findet man alten dreistöckigen Palas, dem größten Gebäude der Burg auf der Ostseite des Innenhofs, über dem Türrahmen des Wohnbaus rechts im Bild. Der moderne Anbau links im Bild verdeckt einen weiteren Wappenstein desselben Fürstabtes am dahinterliegenden Wirtschaftsgebäude (Abb. weiter unten).
Die kartuschenförmig gerahmte und von drei geflügelten Engelsköpfen begleitete Inschrift lautet: "anno quo DoMVs haeCCe restaVrata DICtVs soYsberg per prInCIpeM Abbatem Adalbertum ex stirpe de schleifras pleno jure venandi acquisitus est" - in dem Jahr, als dieses Soisberg genannte Haus durch den Fürstabt Adalbert aus der Familie der von Schleifras renoviert worden ist, ist es mit allen Rechten käuflich erworben worden. Die zweite und die dritte Zeile der Inschrift bergen jeweils ein Chronogramm: DoMVs haeCCe restaVrata - DICtVs soYsberg per prInCIpeM = D + M + V + C + C + V und D + I + C + V + II + I + C + I + M = 500 + 1000 + 5 + 100 + 100 + 5 und 500 + 1 + 100 + 5 + 2 + 1 + 100 + 1 + 1000 = 1710 und noch einmal 1710. Man kommt nur zweimal auf die gleiche Jahreszahl, wenn das Y als doppeltes I gelesen wird; daß dies beabsichtigt ist, zeigt die Großschreibung. Der erwähnte Soisberg ist ein 630 m über NN hoher, erloschener Vulkan und gehört zur Kuppenrhön. Er gehört zum sog. Hessischen Kegelspiel. und liegt bei Soislieden. Er ist nicht identisch mit dem Hügel, auf dem Burg Fürsteneck steht, gehört aber zur gleichen Landschaft und liegt im Osten der Burg in Sichtweite.
Das Wappen des Fuldaer Fürstabtes Adalbert I. von Schleifras (regierte 1700-1714) ist inhaltlich identisch mit dem zuvor vorgestellten Wappen. In beiden Fällen wird es mit drei Helmen geführt, Helm 1 (Mitte): auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken auf einem roten Kissen eine goldene Krone, aus der ein schwarzes, lateinisches Kreuz herausragt, Fürstabtei Fulda, Helm 2 (rechts): auf dem gekrönten Helm mit schwarz-silbernen Decken eine Bischofsmütze, aus der noch zwei Fähnchen schräg herausragen, jedes Fähnchen gespalten, vorne in Rot aus grünem Dreiberg wachsend ein grüner Lilienstock mit drei silbernen Blüten und hinten in Gold ein halber schwarzer Adler am Spalt, Fürstabtei Fulda, Helm 3 (links): auf dem gekröntem Helm mit rot-goldenen Decken ein roter Flug mit goldenen Saxen, von Schleifras. Zum Helm 2: Der Adler ist der Reichsadler (Reichsunmittelbarkeit), der grüne Lilienstock steht für das Fuldaer Domkapitel und symbolisiert mit seinen drei silbernen Blüten die drei Märtyrer und Schutzpatrone der Stadt Fulda (Simplicius, Faustinus und Beatrix). Bonifatius brachte einst Reliquien dieser drei Heiligen nach Fulda. Der rote Hintergrund steht für den Märtyrertod, den die drei Schutzpatrone gestorben sind. Neben den äußeren Kleinoden sind die Amtsinsignien des Fürstabtes zu sehen, schrägrechts hinter dem Schild das Abts-Pedum und schräglinks das gestürzte Schwert.
Abb.: Blick von Süden auf den Burghof mit dem nördlichen Bergfried und den östlichen Gebäuden
Adalbert von Schleifras (18.2.1650-6.10.1714) war der älteste Sohn von Georg Lukas von Schleifras und Maria Margareta von Rotzmann. Er trug zunächst den Taufnamen Hermann Otto von Schleifras und wuchs in Reichlos (am Ostrand des Vogelsbergs, heute Freiensteinau) auf. Zur Ausbildung ging er nach Fulda, wo er am dortigen Jesuitengymnasium ca. 1663 seine humanistischen und 1668 seine philosophischen Studien aufnahm. 1665-1669 war er Alumnus des Päpstlichen Seminars in Fulda. Mit 19 Jahren trat er in das Benediktinerstift Fulda ein und wählte den Klosternamen Adalbertus, nachdem er bereits mit 17 Jahren Kleriker geworden war. 1677 schloß er seine Studien ab, die ihn zwischenzeitlich ins Allgäu und nach Admont in der Steiermark geführt hatten, und wurde am 4.4.1677 zum Priester geweiht. Im Stift Fulda wurde Adalbert von Schleifras 1678-1683 Superior und 1683-1700 Dekan. Als weitere Pfründen hatte er 1679-1683 die Propstei St. Michael, 1682-1683 die Propstei Blankenau und 1683-1700 die Propstei Neuenberg inne. Auf die beiden erstgenannten Propsteien verzichtete er anläßlich der Wahl zum Dekan. Die letztgenannte Propstei war im Hochstift Fulda immer mit dem Amt des Dekans verbunden. Sie mußte daher abgegeben werden, nachdem er am 1.7.1700 zum Abt von Fulda gewählt worden war. Die Bestätigung der Wahl seitens des Papstes Clemens XI. erfolgte am 3.1.1701. Am 2.2.1701 wurde Adalbert von Schleifras in der Stiftskirche Fulda als Abt benediziert. Kaiser Leopold I. belehnte den neuen Abt am 5.9.1702 mit den Regalien.
Der dritte Wappenstein dieses Fürstabtes befand sich früher an einer hofseitigen Außenwand, ist aber durch den modernen Café-Anbau in den öffentlich zugänglichen Innenraum desselben gekommen. Das Relief ist kleiner und schlichter als die beiden zuvor beschriebenen; bis auf die Datierung auf das Jahr 1710 ist keine weitere Inschrift vorhanden.
Abb.: Blick von Osten in den westlichen Zwingerbereich mit dem Eckrondell
Vor dem südlichen Eingang, der von seiner Konzeption her noch mittelalterlich ist und nicht besonders wehrhaft erscheint, wurde später noch ein Zwinger erbaut. Die hinter den modernen Bänken zu sehenden Schießscharten liegen sehr tief und sind vom heutigen Bodenniveau aus nicht vernünftig zu bedienen - vermutlich ist der Bereich mit Schutt verfüllt, so daß das ursprüngliche Bodenniveau tiefer anzunehmen ist. Der östliche Bereich ist überbaut, der westliche Bereich ist aufgelassen. Dort sieht man am westlichen Eckrondell auf der Innenseite vermauert einen kaum noch zu erkennenden, kreisförmigen Wappenstein mit einer Spätrenaissance-Kartusche.
Es handelt sich um die stark verwitterte Wappenkartusche des Fuldaer Fürstabtes Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg (lebte 1584-16.11.1632, regierte 1623-1632). Der Inhalt ist geviert, Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes, durchgehendes Kreuz, Hochstift Fulda, Feld 2 und 3: geteilt, oben in Blau ein goldener, schreitender Löwe, unten in Silber vier (3:1) rote Rauten, Stammwappen der Schenk von Schweinsberg. Abt Johann Bernhard ließ die Burg Fürsteneck neu befestigen und vor dem Eingangstor diesen Zwinger erbauen.
Mit dem vorgenannten Abt Adalbert von Schleifras hat er zwei Details des Lebenslaufs gemein: Beide wurden evangelisch aufgezogen, beide konvertierten sie zum Katholizismus und machten dann im Dienste des Hochstifts eine steile Karriere bis auf den Chefsessel. Und beide verbrachten ihr Novizenjahr außerhalb Fuldas, Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg in Erfurt, Adalbert von Schleifras in Kempten.
Literatur,
Links und Quellen:
Burg Fürsteneck https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Fürsteneck - https://heraldik-wiki.de/wiki/Burg_Fürsteneck
Rolf Müller: Schlösser, Burgen, alte Mauern, hrsg. vom
Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden, 1990, ISBN
3-89214-017-0 und 978-3-89214-017-7, S. 96
Im Historischen Ortslexikon: http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/63100705004
Akademie Burg Fürsteneck: http://www.burg-fuersteneck.de/home/
Grundriß: http://www.burg-fuersteneck.de/burg/burgplan/ - http://www.burgenwelt.org/deutschland/fuersteneck/grlie.htm - https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a2/Rundgang_Burg_Fürsteneck.jpg
Geschichte von Burg Fürsteneck: http://www.burgenwelt.org/deutschland/fuersteneck/gelie.htm - https://www.burg-fuersteneck.de/wir-ueber-uns/geschichte/
Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen, 800 Burgen,
Burgruinen und Burgstätten, Wartberg-Verlag,
Gudensberg-Gleichen, 3. Auflage 2000, ISBN 3-86134-228-6,
S. 192.
August Weber: Die Geschichte des Kreises Hünfeld, Fulda, 1960.
Geschichte von Eiterfeld http://www.eiterfeld.de/kultur-und-freizeit/geschichte/index.html
Burg Fürsteneck im Burgenarchiv: http://burgenarchiv.de/Burgen/Burg_Fuersteneck_in_Hessen
Rudolf Christl et al. (Hrsg.): 1150-Jahre Dorf und Markt
Eiterfeld, Amt und Gericht Fürsteneck,. 845-1995, Eiterfeld,
1995
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer und
Klöster
Stefan Alles: Johann Bernhard Schenk zu Schweinsberg (bearbeitet
von Simon-A. Göllner), in: Hessische Biographie http://www.lagis-hessen.de/pnd/11951091X
Josef Leinweber: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Knecht Verlag
Frankfurt am Main, 1989, ISBN 3-7820-0585-6, S. 123-129
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von
Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer,
Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Adalbert von Schleifras: https://de.wikipedia.org/wiki/Adalbert_von_Schleifras
Adalbert von Schleifras: Hessische Biographien: http://www.lagis-hessen.de/pnd/119473909
Die Wappen der Fürstäbte und Fürstbischöfe von Fulda - Teil (1) - Teil (2) - Teil (3)
Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik
©
Copyright / Urheberrecht an Text, Graphik und Photos: Bernhard
Peter 2016, 2018
Impressum