Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2356
Nordheim vor der Rhön (Landkreis Rhön-Grabfeld, Unterfranken)

katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer

Die auf einer Anhöhe auf dem Platz der ehemaligen Burg der Herren von der Tann errichtete kath. Pfarrkirche St. Johannes der Täufer (Kirchberg 2) hat sich aus einer ehemaligen Chorturmkirche des 14. Jh. entwickelt. Der Kirchhof ist ummauert, und in Teilen ist noch die Grundmauer der äußeren Burgmauer zu sehen. Die Kirche war früher eine Kirchenburg mit Gaden. Im Ostbereich wurden die teilweise noch vorhandenen Gaden auf die äußere Burgmauer aufgesetzt. Insgesamt haben sich noch 20 Gaden im Südosten und 4 Gaden im Westen der Anlage erhalten. An einigen Gadeneingängen lassen sich die Jahreszahlen 1547, 1607 und 1629 erkennen. Ein äußerer Mauerring mit ursprünglich sieben Türmen schützte die Kirchenburg; von denen hat sich ein einziger erhalten, den man passiert, wenn man von der Von-der-Tann-Straße den Kirchberg hochsteigt. Dort befand sich auch das ursprüngliche Tor der Anlage.

Der älteste Baubestand der Kirche ist der untere Teil des fünfgeschossigen Turmes mit Eckquaderung, der einst unten den kreuzrippengewölbten Chor der Kirche enthielt und 1565 nach einem Brand ein Obergeschoß mit gekuppelten Rundbogenfenstern und einen Spitzhelm aufgesetzt bekam. Bei der barocken Kirchenerweiterung wurde aus dem Chorturm ein Chorseitenturm, weil die neue Kirche daneben erbaut wurde. Der neue, eingezogene Chor mit polygonalem Abschluß und das neue Langhaus zu vier Fensterachsen entstanden 1696-1698 unter Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg. Eine kleine, am Turm angebaute Seitenkapelle, die Abendmahlskapelle, früher auch Nikolauskapelle genannt, stammt aus dem 15. Jh. und geht wahrscheinlich auf die ehemalige Burgkapelle zurück. 1972-1974 wurde die Kirche erweitert (Rückbau 2008). Dabei entstand auch ein Sakristeianbau auf der Nordseite gegenüber dem Turm.

An der westlichen Giebelseite ist über dem Kirchenportal ein barocker Wappenstein des Würzburger Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg (regierte 1684-1698) angebracht. Die Kartusche ist geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Blau eine goldene Rose mit doppelter Blattlage und mit goldenem Butzen, Stammwappen der von Guttenberg, Feld 4: "Rennfähnlein" = in Blau eine (von der Stange aus gesehen) rot-silbern gevierte, an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte, schräggestellte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Über der Wappenkartusche ist der Fürstenhut zu sehen, hinter dem Schild schräggekreuzt gestürztes Schwert und Krummstab. An diesem Portal ist auch die Jahreszahl 1696 zu finden.

 

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Liste der Baudenkmäler:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Nordheim_vor_der_Rhön
Pfarrkirche:
http://www.nordheimvdrhoen.rhoen-saale.net/internet/index.php?page=12135&&detailID=6247
Gemeindechronik: Heimat an der Streu, 1200 Jahre Nordheim v. d. Rhön
Johann Gottfried von Guttenberg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_von_Guttenberg
Alfred Wendehorst: Johann Gottfried von Guttenberg, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 352 -
https://www.deutsche-biographie.de/gnd118013289.html#ndbcontent - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016325/images/index.html?seite=366
Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Philipp_von_Greiffenclau_zu_Vollraths
Johannes Kreuzenbeck: Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 31, Bautz, Nordhausen 2010, ISBN 978-3-88309-544-8, Sp. 537-538.
Winfried Romberg (Bearb.): Die Würzburger Bischöfe von 1617 bis 1684, Germania Sacra, Dritte Folge Nr. 4, die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, das Bistum Würzburg 7, De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-11-025183-8
https://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0023-999A-2 - https://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0023-999A-2/3.F.%204%20Romberg%20Bischoefe.pdf?sequence=1

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