Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 2355
Stralsbach (zu Burkardroth, Landkreis Bad Kissingen, Unterfranken)

kath. Pfarrkirche St. Oswald in Stralsbach

Weithin sichtbar auf einem Hügel steht in Stralsbach, welches seit 1972 in das nördlich gelegene Burkardroth eingemeindet ist, die kath. Pfarrkirche St. Oswald. Stralsbach wurde 1594 eigenständige Pfarrei, nachdem der Ort zuvor zum Kloster Frauenroth gehört hatte. Eine erste Kirche im Ort ist wohl im 12. Jh. entstanden. Nacheinander folgten mehrere Kirchenbauten mit jeweiligen Erneuerungen in den Jahren 1594-1618 und 1801. Der Neubau 1801 wurde nötig, nachdem der alte Kirchturm 1793 eingestürzt war. Diese letzte Kirche ist heute nur noch ein Torso, weil sie 1973-1974 im Westen aufgerissen und mit einem erheblich breiteren, verklinkerten Betonklotz als Erweiterungsbau versehen wurde, ein ästhetischer Schock, der die schlichte Eleganz der Bergkirche ruiniert hat. Die Dachneigung wurde beibehalten, das Dach aber höher gesetzt als bei der alten Kirche und wegen der größeren Breite seitlich tiefer herabgezogen, was zur Folge hat, daß die Decke innen im Neubau einfach nur erdrückend wirkt.

 

Über dem Seitenportal der alten Kirche von 1801 befindet sich das Wappen des Würzburger Fürstbischofs Georg Karl von Fechenbach (regierte 1795-1802/1808), des letzten Würzburger Fürstbischofs vor der Säkularisation. Gegenüber seinen Amtsvorgängern ist neu, daß die Personalunion der Hochstifte Würzburg und Bamberg 1795 aufgehoben wurde. Somit sehen wir hier nur sein Wappen als Würzburger Fürstbischof. 1802 kam es zur Niederlegung der Würzburger Ämter. 1805 wurde er zum Bischof von Bamberg als Nachfolger seines Onkels gewählt. Also kann dieses Wappen nur in der Zeit zwischen 1795 und 1802/1805 geführt worden sein, denn seine späteren Wappen, wie das an seinem Epitaph im Würzburger Dom, enthalten noch die Bamberger Symbole und sind daher geviert mit Herzschild.

 

Der Schild ist hier geviert, Feld 1: "Fränkischer Rechen" = von Rot und Silber mit drei aufsteigenden Spitzen geteilt, Herzogtum zu Franken, Feld 2 und 3: in Silber ein schwarzes Steinbockshorn, Stammwappen der von Fechenbach, Feld 3: "Rennfähnlein" = in Blau eine rot-silbern gevierte, schräglinksgestellte und an den beiden senkrechten Seiten je zweimal eingekerbte Standarte mit goldenem Schaft, Hochstift Würzburg. Das gestürzte Schwert und der Krummstab sind hinter der Kartusche schräggekreuzt. Auf der Kartusche ruht der Fürstenhut. Zeittypisch sind die klassizistischen Laubgirlanden, die aus dem Fürstenhut herabhängen und um den Schildrand geschlungen sind, als gäbe es keine Kohärenz zwischen diesem und dem Schildinhalt. Ebenfalls zeittypisch sind die mißgestalteten Proportionen mit viel zu kleinen Prunkstücken in Relation zur Kartusche. Unter der Kartusche sieht man einen Palmwedel und ein Blütengebinde, von einer Schlinge der Laubgirlanden gehalten.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere Band Bistümer
Peter Kolb: Die Wappen der Würzburger Fürstbischöfe. Herausgegeben vom Bezirk Unterfranken, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. und Würzburger Diözesangeschichtsverein. Würzburg, 1974. 192 Seiten.
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Stralsbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stralsbach
St. Oswald:
http://www.burkardroth.de/geschichte/ortschronik/stralsbach/334.Kirche_St._Oswald_in_Stralsbach.html
St. Oswald:
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Oswald_(Stralsbach)
Georg Karl von Fechenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Karl_von_Fechenbach
Georg Karl von Fechenbach:
http://www.wissen.bistum-wuerzburg.de/kirchenwissen/bedeutende-bisch--fe
Hanns Hubert Hofmann: Freiherren von Fechenbach, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 36 f.
https://www.deutsche-biographie.de/gnd122736893.html#ndbcontent - http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00016321/images/index.html?seite=52
von Fechenbach:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fechenbach_(Adelsgeschlecht)
Franz Xaver von Wegele: Georg Karl von Fechenbach, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 15, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 791 f.
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Georg_Karl

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