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Photos schöner alter Wappen Nr. 2166
Bad Brückenau (Landkreis Bad Kissingen)
Schloß Römershag
Schloß Römershag (Schloßstraße 14) im Südosten des gleichnamigen Bad Brückenauer Stadtteiles, vom Stadtzentrum ca. vier Kilometer flußaufwärts im Sinntal gelegen, ist eine Vierflügelanlage rings um einen fast quadratischen Hof. Dabei bilden die Gebäude der Nord-, der West- und der halben Südseite ein geschlossenes Ensemble, wobei am östlichen Ende des Nordflügels die Schloßkapelle integriert ist. Mit kleinen, über den Zugängen brückenartigen Zwischenbauten miteinander und mit den vorgenannten Flügeln verbunden, schließen der Ostflügel und der L-förmig sowohl nach Osten als auch in der Mitte der Südseite nach Süden über die Begrenzungen des Quadrates hinaus vorspringende, östliche Südflügel das Ensemble. Zwei kleine Anbauten befinden sich in der nordwestlichen und südwestlichen Hofecke. Der historische Zugang liegt im Norden, wo die Schloßbrücke, eine im 17./18. Jh. errichtete Bogenbrücke aus Hausteinmauerwerk, über die Sinn den Besucher zu einer Durchfahrt leitet. Im Osten des Schlosses befindet sich ein teilverlandeter, ehemals annähernd quadratischer Schloßweiher.
Die geschichtlichen Wurzeln dieses Schlosses liegen in einer mittelalterlichen Burg, die aber noch am Nordufer der Sinn stand. Einst lag hier eine von Wirtschaftsgebäuden umgebene Talburg, die im 12. Jh. erbaut worden war und Sicherheit gegen den Salzforst hin bot. Es war Besitz der Fürstabtei Fulda, welche die Burg an verschiedene Familien zu Lehen gab. Fürstabt Heinrich von Hohenburg gab sie z. B. am 27.2.1334 an Heinrich von Sterbfritz zu Lehen, und in dieser Familie, die sich 1441 in zwei Linien spaltete, blieb die Burg bis zu ihrem Erlöschen im ausgehenden 16. Jh. Die nächsten Besitzer des Lehens ab 1580 waren Martin von der Tann und Johann Melchior von der Tann. Die von der Tann bauten ihren Besitz in der Gegend aus und hatten schließlich neben Römershag Gerode, Schildeck, Unterriedenberg und halb Mitgenfeld unter ihrer Herrschaft. Unter Friedrich und Martin von der Tann, denen die alte Burg zu eng wurde, entstand der erste Schloßbau auf dem südlichen Sinn-Ufer, wo reichlich Platz in der Flußniederung zu einem Neubau verlockte. Der älteste Teil der heutigen Bebauung ist die südwestliche Baugruppe, die Keimzelle des Schlosses war ein zweiflügeliger Bau, stilistisch an der Schwelle zwischen Spätrenaissance und Frühbarock, der nach dem 30-jährigen Krieg 1648-1669 entstanden ist. Dieser Bau entspricht dem heutigen westlichen Südflügel und der südlichen Hälfte des Westflügels. Ein Volutengiebel, einst der nördliche Abschluß des Schlosses, trennt noch heute das Dach des Westflügels etwa in der Mitte als sichtbare Zäsur zwischen zwei Bauabschnitten. Der Ostgiebel des Südflügels hingegen ist ein Fachwerkgiebel.
Hervorhebenswert ist die dekorative Gestaltung des östlichen Eingangs in den südwestlichen Trakt. Über dem Portal befindet sich ein Beschlagwerk-Ornament, aus dem oben ein bärtiger Gerüsteter herausblickt. Seine beiden gerüsteten Arme ragen ebenfalls aus dem Ornament heraus, die Hände ruhen auf der Einfassung des ovalen Schriftfeldes. Die Sage sagt, es sei ein italienischer Alchimist, der sich von den klammen Herren von der Tann aushalten ließ und dann verschwand. Das ist insofern unwahrscheinlich, als die Rüstung der Arme und der Helm auf dem Kopf eher für die Darstellung eines Ritters sprechen, die Darstellung also eine symbolische Abwehr von Unbill ist. Unten ist eine Inschrift im ovalen Feld zu lesen: "Ecce tibi nisi veneris amicus" - sieh dich vor, wenn du nicht als Freund ankommst.
Ein Wappen der von der Tann, ein einfacher Schild, ist am Portal der Südseite des Durchganges zwischen Nordflügel und Ostflügel zu finden (ohne Abb.). Die Zeit der von der Tann endete am 19.3.1692, als Heinrich von der Tann wegen finanzieller Engpässe (Schlösser sind teuer!) seinen gesamten Besitz in Römershag samt neuem Schloß, das nur wenige Jahrzehnte zuvor errichtet worden war, an seinen Lehnsherrn, den Fuldaer Fürstabt Placidus von Droste, verkaufte.
Römershag wurde nicht mehr als Lehen vergeben, sondern von den Fürstäbten zu einer standesgemäßen Sommerresidenz ausgebaut. Schon in den 1720er Jahren diskutierte man einen Umbau. 1729 baute man an einem neuen Marstall. Unter Fürstabt Adolf von Dalberg (regierte 1726-1737) wurde das Schloß, das bisher ein einfaches Landadelsschlößchen war und offensichtlich bereits nach ca. einem halben Jahrhundert nicht mehr den repräsentativen Anforderungen der Barockzeit entsprach, ab 1730 von den Barockbaumeistern Andrea(s) Gallasini und Johann Adam Flachner erweitert. Neben diesen Baumeistern, die während der ganzen Bauzeit auch mehrmals vor Ort waren, waren an der Ausführung beteiligt Johann Meyer aus Brückenau als Maurermeister, Konrad Zimmermann aus Hammelburg als Zimmermeister und Kilian Schüssler als Bildhauer für drei Wappensteine am Außenbau. Es entstand eine Dreiflügelanlage (eigentlich zwei lange und ein kurzer Flügel), indem der Westflügel um etwa die gleiche Länge nach Norden verlängert wurde und an diesen rechtwinklig der Nordflügel in gleicher Länge wie der gesamte Westflügel angebaut wurde. Die Bebauung wirkt trotz der unterschiedlichen Entstehungszeiten harmonisch, weil alle die genannten Flügel zweigeschossige Mansarddachbauten sind. Profilierte Hausteinumrahmungen umschließen die Fenster der neuen Trakte. Da die Bebauung nach Osten noch offen war, wurde sie hier mit einer Mauer abgeschlossen. Aus dieser bis 1733 dauernden Bauphase stammt das rundbogige, von seitlichen Pilastern und einem profilierten Gesims rechteckig umrahmte Hauptportal des Schlosses (Abb. unten), das ebenfalls Andreas Gallasini zugeschrieben wird. Der Innenausbau fand 1732-1733 statt. Der Hofstuckateur Andreas Schwarzmann arbeitete im Saal, im Audienzzimmer und in der Kapelle. Der Maler Lukas Anton Flachner fertigte 1733 die Tapeten im Audienzzimmer an.
Das Wappen des Fürstabtes Adolf von Dalberg (regierte 1726-1737) ist geviert mit Herzschild, Feld 1 und 4: unter einem goldenen Schildhaupt, in das drei blaue Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien, Stammwappen der Kämmerer von Worms, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzes Ankerkreuz, Stammwappen der von Dalberg, Herzschild: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Fürstabtei Fulda.
Das Wappen wird mit fünf Helmen dargestellt, wobei die eigentlich heraldisch erforderlichen Helmdecken nicht zu erkennen sind, Helm 1 (Mitte): auf dem gekrönten Helm mit eigentlich schwarz-silbernen Decken ein stehendes schwarzes Kreuz, Hochstift Fulda, Helm 2 (innen rechts): auf einem Kissen ein Fürstenhut, mit goldenen Bügeln, rot gefüttert und hermelingestulpt, Helm 3 (innen links): auf dem Helm mit eigentlich schwarz-silbernen Decken auf einem Kissen eine Bischofsmütze, hier ohne Fähnchen, für die Fürstabtei Fulda, Helm 4 (außen rechts): auf dem gekrönten Helm mit eigentlich blau-goldenen Decken ein Flug, unter einem goldenen Haupt, in das drei Spitzen aufwärtssteigen, in Blau 6 (3:2:1) silberne Lilien, Stammkleinod der Kämmerer von Worms, Helm 5 (außen links): auf dem gekrönten Helm mit eigentlich schwarz-goldenen Decken ein goldener Flug, beiderseits belegt mit jeweils einem schwarzen Ankerkreuz, Stammkleinod der von Dalberg. Es gibt leichte Abweichungen zu anderen Darstellungen, insbesondere was die Verwendung von Kissen und Kronen betrifft.
Über dem Wappen steht auf einem Schriftband die Devise des Fürstbischofs: "CANDORE ET AMORE" - mit Aufrichtigkeit und Liebe. Hinter dem Schild sehen wir schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks den Krummstab. Vergleichswappen befinden sich in Hammelburg (mehrfach am Roten Schloß) und in Fulda (Alte Universität, im dreieckigen Giebel, über dem Haupteingang der Heilig-Geist-Kirche, Grabdenkmal im Dom, Lapidarium des Vonderau-Museums im ehemaligen Päpstlichen Seminar).
Ein weiteres Wappen dieses Fürstabtes befindet sich über der nördlichen Eingangstür des Westflügels, welche zu einem quadratisch konzipierten Stiegenhaus führt. Hier wird die ovale Kartusche mit den oben beschriebenen Inhalten ohne Helme und Helmkleinode geführt, aber mit Fürstenhut, Schwert und Krummstab. Leider sind hier Schwertgriff und Fürstenhut beschädigt. Eine solche Wappendarstellung für diesen Fürstabt ohne Helme finden wir mehrfach in Hammelburg (am Roten Schloß) und in Fulda (in den historischen Räumen des Stadtschlosses, Päpstliches Seminar).
Weil es thematisch zu diesem Fürstabt paßt, gehen wir noch einmal aus dem Schloßgeviert heraus und überqueren die Schloßbrücke, denn gegenüber auf der anderen Seite der Bundesstraße befindet sich ein weiterer sehenswerter Wappenstein dieses Fürstabtes an einem Privathaus (Abb. oben). Heute wird durch die in Ost-West-Richtung verlaufende Hauptstraße der Kontext zwischen dem südlich der Straße liegenden Schloß und den nördlich der Straße liegenden, ehemaligen Wirtschaftsgebäuden zerschnitten. Einen Hinweis auf die Zugehörigkeit der dort liegenden Bebauung zum Gesamtensemble entdecken wir an der ansonsten modernen straßenseitigen Fassade des Hauses in der Schloßstraße 13, vis-à-vis des Schlosses. Ein undatierter Wappenstein aus Sandstein mit den oben beschriebenen Inhalten verweist ebenfalls auf Anton Adolph Freiherr von Dalberg (lebte 29.5.1678-3.11.1737) und seinen Ausbau des von der Tann'schen Schlosses zur Sommerresident der Fürstäbte ab 1727.
Der in Speyer geborene Bauherr war der Sohn von Philipp Franz Eberhard Freiherr Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (15.3.1635-24.12.1693), geheimer Rat, Reichskammerrichter, seit dem 6.4.1657 Reichsfreiherr, ab 1671 Reichskammergerichtspräsident, und dessen Frau, Anna Katharina Franziska Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (4.12.1644-31.7.1679). Beide Ehepartner waren verwandt und hatten die gleichen Ururgroßeltern, nämlich Friedrich Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (-21.2.1574) und Anna von Fleckenstein (-12.12.1564). Nach seinen Studien in Mainz, die er 1694 begann und 1697 mit der Promotion zum Bakkalaureus der Philosophie abschloß, trat er ins Benediktinerstift Fulda ein. Sein Noviziat währte von 1697 bis 1698. In letzterem Jahr legte er die Profeß ab. Er schloß Studien in Fulda und Leuven an. 1702 empfing er die Priesterweihe in Erfurt. 1704 wurde er ins Fuldaer Stiftskapitel aufgenommen. Als Ordensname präferierte er seinen zweiten Vornamen. 1715 wurde Anton Adolph Propst zu Zella, und dort ließ er 1717-1719 das Propsteigebäude erbauen. Am 8.4.1726 wurde er in Fulda zum Nachfolger des Abtes Konstantin von Buttlar gewählt, und nach der päpstlichen Bestätigung vom 1.7.1726 wurde er am 8.9.1726 zum Abt geweiht. Am 12.5.1728 erfolgte die offizielle Belehnung mit den Regalien durch Kaiser Karl VI., wodurch er offiziell Landesherr wurde. Die bedeutendste Leistung von Anton Adolph Freiherr von Dalberg während seiner Fuldaer Amtszeit war die Gründung der Universität Fulda im Jahre 1734 auf der Basis eines Papstprivilegs von 1732. Die Uni ist nach ihrem Gründer benannt: Alma Mater Adolphiana oder auch Adolphs-Universität Fulda. Zunächst bestand sie aus nur vier Fakultäten, der theologischen, der philosophischen, der juristischen und der medizinischen. Für die Ausbildung der Mädchen sorgte er durch Berufung der Maria-Ward-Schwestern im Jahre 1733. Im caritativen Bereich gründete er ein Spital, das 1729-1733 erneuerte Heiliggeist-Hospital in Fulda, nun als barocke Zweiflügelanlage mit zentral gelegener Kirche. Auf diesen Fürstabt geht auch die Sommerresidenz bei Eichenzell zurück, die zunächst Adolphshof genannt wurde und erst später den Namen Schloß Fasanerie erhielt.
In einer nächsten Bauphase unter dem Nachfolger Adolfs von Dalberg, Amand von Buseck (regierte 1737-1756), wurde der Ostteil des Nordflügels um 1750-1752 zur Kapelle umgebaut. Hintergrund ist wohl die schließlich 1752 erfolgte Veränderung im Status des Fürstabtes, der nun Fürstbischof war. Aber bereits am 18.8.1748 war Gallasini anwesend, um den Zustand zu besichtigen, vermutlich erörtete man schon damals neben Reparaturarbeiten an einem Giebel die Möglichkeiten eines weiteren Ausbaus. Im Dezember 1749 war Gallasini erneut vor Ort, zusammen mit Hofkammerrat Hügel. Damals wurde definitiv eine Erweiterung geplant. In der zweiten Bauphase waren neben Andrea(s) Gallasini als Architekt noch Johann Georg Linck als Maurermeister, Martin Heil als Zimmermeister und Johann Georg Wagenfeller als Bildtauer tätig. An den Nordflügel entlang der Sinn wurden nach Osten sieben weitere Achsen angesetzt. Die Kapelle, ein einschiffiger Saalbau mit Mansardwalmdach, nimmt die ganze Breite des angesetzten Flügels ein. Natürlich hatte man bereits in der ersten Bauphase eine Kapelle ins Schloß eingebaut, doch der Bauherr rechnete mit wichtigen Kurgästen, die er zu empfangen gedachte, und wollte eine repräsentativere Kapelle haben. Unter Amand von Buseck wurde das nahe Bad Brückenau zunehmend wichtig als Kurort, und dieser Abt ließ ab 1747 das Staatsbad Brückenau ausbauen. Die neue Kapelle wurde mit einem prächtigen Portal zum Hof hin ausgestattet und in der Dachlandschaft mit einem hölzernen Dachreiter-Türmchen mit Zwiebelhaube akzentuiert. Der Raum wird im Osten gerade abgeschlossen; der Chorraum wird nur durch einen breiten Gurtbogen auf etwas weiter vorspringenden Wandvorlagen vom restlichen Kirchenschiff abgesetzt. Rechts und links des Hochaltares führen zwei seitliche Türen in die Sakristei. Fünf Fensterachsen gliedern die Längsseite. Eine flache Tonne mit Stichkappen wölbt den Kirchenraum. Kräftige Wandpilaster, denen kannelierte Halbsäulen mit toskanischen Kapitellen vorgesetzt sind, tragen das Gewölbe. Im Westen trägt eine kleine Empore die Orgel. Die Innenausstattung zog sich bis 1755 hin. Die ehemalige Schloßkapelle ist heute die katholische Kirche St. Benedikt. Ihre Ausstattung im Innern stammt noch aus der Barockzeit, so daß die Kirche sich heute noch weitgehend im Zustand aus der Zeit von 1755 befindet. 2008 wurde nach insgesamt fünfjähriger Arbeit die Innenrenovierung der Schloßkirche abgeschlossen, dabei wurden die alten Dispersionsanstriche abgelaugt und Putzuntergrund ausgebessert, der Stuck ergänzt und danach die Wände und Decken neu - und diesmal dampfoffen - gestrichen, auch der hölzerne Hochaltar wurde von Georg Hille neu verleimt, fixiert, ausgebessert und gereinigt. Mit der Altarweihe 2008 wurde das renovierte Gotteshaus wieder in Betrieb genommen.
Über dem vom Innenhof in die Schloßkapelle führenden Portal ist ein Wappenstein des Bauherrn, Amand von Buseck (lebte 2.2.1685-4.12.1756, regierte 1737-1756) angebracht. Er war der älteste Sohn von Philipp Franz Edmund von Buseck, Herr zu Eppelborn (-1700) und Maria Antonia Amalia von Fechenbach zu Sommerau (-1693). Amand von Buseck war 1737-1752 Fürstabt und ab 1752 Fürstbischof, denn am 5.10.1752 wurde die Fürstabtei durch Papst Benedikt XIV. (Prospero Lorenzo Lambertini, regierte 1740-1758) in den Rang eines Bistums erhoben. Die Wappenkartusche zeigt einen gevierten Inhalt: Feld 1 und 4: in Silber ein schwarzes durchgehendes Kreuz, Hochstift Fulda, Feld 2 und 3: in Gold ein rot gezungter, nach innen gewendeter schwarzer Widderkopf, Hörner typischerweise golden, Stammwappen der von Buseck. Auf der üppig verzierten Kartusche ruht ein mit Hermelin aufgeschlagener Fürstenhut, hinter dem Schild stehen schrägrechts das gestürzte Schwert und schräglinks der Krummstab. Das Wappen taucht in Fulda (im Stadtschloß, im Dom innen, Grabdenkmal im Dom, dort mit allen Helmen) und in Eichenzell (Schloß Fasanerie) mehrfach auf.
Amand von Buseck trägt seinen angenommenen, klösterlichen Namen. Geboren und getauft wurde er als Friedrich Franz Ludwig von Buseck, und nach dem Eintritt in den Benediktinerorden (Ablegung der Profeß am 1.11.1705) wählte er den Ordensnamen Amand. Am 17.9.1710 wurde er ins Stiftskapitel Fulda aufgenommen. Am 21.9.1724 wurde er zum Dekan gewählt, ebenso zum Propst von Neuenberg. Auf Betreiben seines Vorgängers wurde er am 26.1.1727 durch Papst Benedikt XIII. zum Titularbischof von Themiscyra und zum Weihbischof von Fulda ernannt. 1736 wählte man ihn zum Rector Magnificus der frisch ins Leben gerufenen Universität. Als sein Amtsvorgänger am 3.11.1737 verstarb, wählte man Amand von Buseck am 11.12.1737 zum Fürstabt. Die päpstliche Bestätigung erfolgte 1738, die Verleihung der Regalien durch den Kaiser 1739. Die niederen Weihen hatte Amand von Buseck 1707 erhalten, die Subdiakons-, Diakonsweihe und Priesterweihe am 21./22.9.1708 durch den Mainzer Weihbischof Johann Jakob Senft (1645-1721) in Erfurt, die Bischofsweihe am 9.5.1727. Das von seinem Amtsvorgänger begonnene Schloß Fasanerie in Eichenzell ließ er weiter ausbauen. Der Höhepunkt seiner politischen Laufbahn war die Mitwirkung als Erzkanzler bei der Krönung Maria Theresias im Jahre 1742, der Höhepunkt seiner geistlichen Laufbahn war die oben erwähnte Umwandlung der Fürstabtei in ein Fürstbistum. Doch seine größte Leistung im Amt war die wirtschaftliche Konsolidierung Fuldas angesichts des von seinem Vorgänger hinterlassenen Schuldenberges, wozu die Förderung des Handwerks und die Ansiedlung und Gründung etlicher Manufakturbetriebe für Fayencen, für Damast, für Wollherstellung etc. im Fürstbistum beitrug.
Das Wappen des Fürstabtes Amand von Buseck (regierte 1737-1756) ist im Inneren der Schloßkapelle einmal im Scheitel des Chorbogens angebracht (ohne Abb.) und einmal über dem Hochaltar inmitten eines reichen, geschlungenen Rocailledekors. Der Hochaltar zeigt auf seinem vermutlich vom Fuldaer Hofmaler Johann Andreas Herrlein geschaffenen Altarbild den Tod des hl. Benedikt, der zum Altar schreitet, von seinen Mitbrüdern gestützt, und dessen Seele von der Hand Gottes entgegengenommen wird. Auch die Bilder über den seitlichen Türen stammen vermutlich von diesem Maler, sie zeigen die den hl. Sturmius und den hl. Rabanus Maurus.
Etwas abseits vom Gebäudegeviert liegt rückseitig im Süden der Anlage eine Brunnenstube, ein in den Boden eingetiefter Massivbau mit seitlich dem Gebüsch aufsitzenden Satteldach. Im dreieckigen Giebel ist ein stark verwittertes Wappen des Fürstabtes Amand von Busek aus der Zeit um 1750 zu sehen.
Mit dem fürstäbtlichen und später fürstbischöflichen Glanz im Schloß und im nahen Staatsbad war es mit dem Reichsdeputationshauptschluß 1803 endgültig vorbei. Nach der Säkularisation diente Schloß Römershag zunächst 1810-1886 als Sitz des bayerischen Forstamtes, dazu 1816-1862 als Sitz des bayerischen Rent- bzw. Finanzamtes. Das Gebäude war für diese Zwecke ziemlich überdimensioniert. Ab 1884 war das Schloß Kreisanstalt des Bezirks Unterfranken für Unheilbare, und die Bewohner wurden von der Kongregation der Erlöserschwestern in Würzburg betreut und gepflegt, und seit 1948 dient das Schloß nach der Umbenennung als Alten- und Pflegeheim. Es ist heute auf die Unterbringung pflegebedürftiger Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen, chronisch mehrfach- beeinträchtigten Abhängigkeitserkrankten und Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen spezialisiert, um die sich ca. 75 Beschäftigte kümmern. Entsprechend der Nutzung wurden moderne Zubauten wie das aus den Jahren 1962/63 stammende und von Architekt Horst Jäckel geplante, dreistöckige Schwesternhaus im Osten errichtet, die das Ensemble zur Vierflügelanlage ergänzen. Ab 1965 fanden weitere Umbau- und Ausbaumaßnahmen der Schloßanlage statt, und 1987 entstand im Südosten ein größerer Erweiterungsbau mit 32 Betten, der mit einem verglasten Wintergarten mit den Altgebäuden des Südflügels, der bis dahin nur halb so lang wie die anderen Flügel war, verbunden wurde. Bis weit ins 20. Jh. leiteten noch Ordensschwestern das Heim, erst 1992 quittierte die letzte Ordensschwester den Dienst im Heim.
2009-2012 wurden die Schloßgebäude unter Heimleiter Roberto Ranelli umfassend über einen Zeitraum von insgesamt 43 Monaten in drei aufeinander folgenden Abschnitten bei laufendem Betrieb saniert, wobei insgesamt 53 Zimmer renoviert und mit einer Naßzelle ausgestattet wurden, eine beschützende Abteilung eingerichtet wurde, ein Teil des Westflügels und das dort befindliche Treppenhaus komplett entkernt und innen erneuert wurden und die alten Gemäuer auch energetisch saniert wurden mit Wärmedämmung und mit einem neuen, in den Wänden liegenden Heizsystem, das auf einer Holzpelletheizung mit Gas-Unterstützung für Stoßzeiten basiert. Problematisch und teuer waren vor allem strukturelle Fehler aus vergangenen Zeiten, die statisch einwandfrei beseitigt werden mußten. Die Architektin für den Umbau war Sandra Räder aus Haßfurt. Begonnen wurde mit dem Nordflügel entlang des Flusses Sinn, dieser erste Bauabschnitt kostete allein 1,6 Millionen Euro. In diesen Nordflügel zog auch die vorher im Südflügel untergebrachte Verwaltung des Heimes ein. Der zweite Bauabschnitt war der gegenüberliegende Teil im Süden, und der dritte Abschnitt war der Westflügel, und hier wurde es am problematischsten. Eigentlich hatte man gedacht, hier im Westflügel leichtes Spiel zu haben, weil bereits in den 1960ern und 70ern renoviert worden war. Weit gefehlt. Die Wände erwiesen sich als nicht tragfähig, die Decken waren marode, und hier lief die Zeit- und Kostenplanung des Projekts quasi über Nacht aus dem Ruder. Hier mußte nämlich, eine böse Überraschung, massiver Pfusch aus den 1970er Jahren beim fehlerhaften Einzug der Stahlbetondecken (Stahl nicht überlappend, sondern nur aneinanderstoßend verlegt, horizontal verlegte Wasserleitungen durchtrennten die Bewehrung der Decken) aufwendig in Ordnung gebracht werden, eine statische Katastrophe, was einen Abbruch aller Geschoßdecken aus dieser Zeit erforderlich machte und die Sanierung um eine halbe Million verteuerte und in die Länge zog. Insgesamt schlug die Sanierung des gesamten Schlosses mit 5,7 Millionen Euro zu Buche. Durch die weitestgehende Erhaltung der historischen Bausubstanz ist eines der einzigartigsten Altenheime in Unterfranken entstanden, das Bewahrung des architektonischen Charmes der historischen Gemäuer einerseits und Wohnlichkeit für die derzeit 91 Bewohner andererseits gelungen verbindet.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher, Band Bistümer und Klöster
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im
Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz,
erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert
Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN
978-3-7954-1637-9
Leonhard Rugel: St. Bartholomäus Bad Brückenau, Schnell
Kunstführer Nr. 1313 (von 1982), 2. Auflage 1999, Verlag Schnell
& Steiner GmbH, Regensburg, ISBN 3-7954-5024-1, S. 11-14
ein herzliches Dankeschön an Herrn Ranelli für seine engagierte
Privatführung und seine liebenswürdige Unterstützung
Adolf von Dalberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Dalberg - http://www.adolphiana.de/index.php?id=510
Adolf von Dalberg, in: Hessische Biographie, online http://www.lagis-hessen.de/pnd/11887862X (Stand: 1.9.2014)
Amand von Buseck: http://de.wikipedia.org/wiki/Amand_von_Buseck - http://www.saarland-biografien.de/Buseck-Amandus-Friedrich-Franz-Ludwig-von
Baudenkmäler in Römershag: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Bad_Brückenau#R.C3.B6mershag
Ulrike Müller: Römershag - Im Schloß Römershag zuhause,
Artikel in der Mainpost vom 7.2.2013, online: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Pflegeheim-Schloss-Roemershag-Sanierung;art433641,7964651
Schloß Römershag macht die Welt menschlicher, Artikel in der
Mainpost vom 14.9.2009, online: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Schloss-Roemershag-macht-die-Welt-menschlicher;art23460,5288795
Michael Mahr: Schloß Römershag - Alte und Kranke hinterm
Torbogen, Artikel in der Mainpost vom 13.8.2008, online: http://www.mainpost.de/freizeit/burgenschloesser/burgen/Schloss-Roemershag-Alte-und-Kranke-hinterm-Torbogen;art29157,5773615
Roland Pleier: Entkernt, saniert, modernisiert - Pflegeheim
Schloß Römershag, Artikel in der Mainpost vom 13.2.2013,
online: http://markt.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Entkernt-saniert-modernisiert;art764,7298011 - http://em.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Entkernt-saniert-modernisiert;art23460,7298012
Barbara Bedacht: Römershag - Spatenstich im Pflegeheim, Artikel
in der Mainpost vom 30.6.2009, online: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Spatenstich-im-Pflegeheim;art23460,5187882
Gabriele Sell: Römershag - der Nordflügel ist saniert, Artikel
in der Mainpost vom 21.7.2010, online: http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/rhoenaktuell/Der-Nordfluegel-ist-saniert;art21915,5660597
Franz Nickel und Steffen Standke, Römershag - Böse
Überraschung im Pflegeheim, Artikel in der Mainpost vom
30.10.2011, online: http://www.markt.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Boese-Ueberraschung-im-Pflegeheim;art764,6400088
Renovierung: http://www.bezirk-unterfranken.de/informationen/veroeffentlichungen/m_2935
Renovierung: http://www.baurconsult.com/de/aktuelles/news/alle/pflegeheim-im-schloss-erstrahlt-in-neuem-glanz/
Pflegeheim Schloß Römershag: http://www.ph-schloss-roemershag.de/ und www.pflegeheim-roemershag.de
Schloßkirche: http://www.sanktbartholomaeus-brk.de/bwo/dcms/sites/bistum/pfarreien/homepages/pfr/bad_brueckenau_st_bartholomaeus/GemeindeSanktBartholomaeus/roemershag.html
Geschichte des Schlosses: http://www.ph-schloss-roemershag.de/ueber_uns/historisches/index.html
Norbert Steiche / BR http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/roemershag-eroeffnung-pflegeheim-100.html
Michael Mott: Römershag und sein Buseck-Wappen, in:
Buchenblätter Fuldaer Zeitung, 73. Jahrgang, Nr. 21, Ausgabe vom
24.8.2000, S. 82-83.
Volker Rößner, Sabine Wagner, Sabine Fechter: Andrea(s)
Gallasini 1681-1766: Vom Stuckateur zum fürstlichen Baumeister
in Fulda, 320 S., Verlag Michael Imhof Verlag, 2018, ISBN-10:
3731907178, ISBN-13: 978-3731907176, S. 282-285
Michael Imhof, Burghard Preusler,
Gregor Stasch: Barockkirchen in Fulda und im Fuldaer Land mit dem
Geisaer Amt, Dermbach, Hammelburg und Hünfelder Land, mit einem
Beitrag von Gerd Weiß, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020,
496 S., ISBN-10: 3731908050, ISBN-13: 978-3731908050, S. 379-381
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