Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 2070
Bruneck (Brunico, Italien, Provinz Bozen, Region
Trentino-Südtirol)
Die bischöfliche Burg in Bruneck im Pustertal
Die vollständig erhaltene Burg Bruneck befindet sich auf einem Hügel südöstlich der Altstadt. Das aus mehreren, rings um einen Innenhof angeordneten Gebäudeeinheiten zusammengesetzte Hochschloß bildet ein unregelmäßiges Fünfeck, das von einem ovalen Zwinger ringsum umgeben ist. Ein Bergfried befindet sich im Osten der Kernburg. Die Zwingermauer ist bis auf ein halbrundes Rondell im Nordosten turmfrei. Nur wenige Gebäude in Tornähe sowie im Norden grenzen an die Zwingermauer an. Der Hauptzugang erfolgt von Süden über eine Bücke zum Zwingertor, über dem sich ein Gußerker befindet. Nach Nordosten führt ein Wehrgang (Schenkelmauer) zu einem abgesetzten, tiefer am Hang gelegenen Turm, der zur 1336 vollendeten Stadtbefestigung überleitet. An insgesamt zwei Stellen hat die Ummauerung eine den Burghügel hinablaufende Anbindung an die Stadtmauer, neben der Stelle im Nordosten eine im Westen. Die Wohnbereiche enthalten schloßartig ausgebaute und aufwendig ausgestattete Gemächer.
Bruneck gehörte den Brixener Fürstbischöfen, die den nach Brixen wichtigsten Ort ihres Territoriums befestigen ließen. Nach Bischof Bruno von Kirchberg sind der Marktort und die 1256 erstmals erwähnte Burg benannt, die zur Wahrung der fürstbischöflichen Territorialrechte erbaut und von Pflegern im Dienst der Fürstbischöfe verwaltet wurde. Auch als das Pustertal im Jahr 1500 durch den Erbvertrag zwischen den Grafen von Görz und den Habsburgern wieder zu Tirol kam, verblieben Stadt und Burg Bruneck weiterhin beim Fürstbistum Brixen. Die Geschichte der Burg ist geprägt von dem Kräftemessen zwischen dem Tiroler Landesherrn einerseits und den Kirchenfürsten andererseits. So wurde die Burg Bruneck nach der Ermordung von Bischof Landulf um 1300/1301 von den Söhnen Meinhards II. von Tirol besetzt, aber 1302 wieder geräumt. Der Brixener Fürstbischof Nikolaus Cusanus hielt sich sehr oft auf der Burg auf, und 1460 explodierte der Konflikt zwischen ihm und Herzog Sigmund: ersterer exkommunizierte letzteren, und letzterer rückte mit Truppen an und zog mit einer Übermacht vor Stadt und Burg. Die Burg, die nie zerstört wurde, mußte an den Tiroler Herzog übergeben werden, und Nikolaus Cusanus sprach über Bruneck und das gesamte Gebiet der Diözese den Interdikt aus und floh nach Ampezzo. Erst 1496 erfolgte die Rückgabe der Burg an den Bischof Georg Golser. Erneut, aber auf friedlichem Weg, kam die Burg an den Tiroler Landesherrn, als Bischof Sebastian Sprenz (Sprenger) 1525 die Verwaltung der Burg Erzherzog Ferdinand übertrug und Georg von Österreich sie 1529 wieder auslöste.
Anlaß zu steten Ausbesserungen der Burg boten sich im Laufe ihrer Geschichte reichlich, so z. B. nach einem Brand im 15. Jh. oder nach der Belagerung 1460. Auch wurde die Befestigung stets verbessert, so wurde 1435 der Bergfried aufgestockt, 1437 der südliche Torturm erbaut, 1518-1521 der Bergfried weiter aufgestockt, 1584 das Südtor unter Fürstbischof Johann Thomas von Spaur neu gestaltet etc. Als die Säkularisierung die Burg ereilte, wurde sie fortan als Kaserne und Gefängnis genutzt. 1825 kam die Burg wieder in den Besitz des Bistums, wurde aber wieder an das Kaiserreich verpachtet. Zeitweise diente die Burg Kaiser Franz Josef als Aufenthaltsort und einigen Brixener Bischöfen als Sommersitz. 1968 wurde die Burg an die Gemeinde vermietet, die hier eine kaufmännische Lehranstalt betrieb. Bis 2004 gehörte sie noch der bischöflichen Güterverwaltung, dann wurde sie an die Stiftung Südtiroler Sparkasse verkauft. Seit 2011 ist auf Burg Bruneck das Messner Mountain Museum Ripa eingerichtet, ein von Reinhold Messner initiiertes Museum zum Thema Bergvölker, das die Alltagskultur der verschiedenen Bergregionen und deren Bewohner (Sherpa, Tibeter, Mongolen, Hunzucuc) zeigt. Der Name "Ripa" ist Programm zugleich, denn er bedeutet "Bergmensch" in der tibetischen Sprache.
Bei dem Fresko über dem auf 1584 datierten, eselsrückenbogigen Südtor handelt es sich um das Wappen des Brixener Fürstbischofs Karl Erzherzog von Österreich (Carlo d'Austria). Er lebte 7.8.1590-28.12.1624 und amtierte 1613-1624, daneben war er noch 1608-1624 Fürstbischof von Breslau (wo er sich meistens aufhielt) und 1618-1624 Hochmeister des Deutschen Ordens, ein Amt, in dem er im Ordensgebiet den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges erlebte. Karl von Österreich, 1615 Herzog von Schlesien-Oppeln und -Beuthen, war der Sohn von Karl II. Erzherzog von Innerösterreich (3.6.1540-10.7.1590) und dessen Frau Maria Anna von Bayern (21.3.1551-29.4.1608). Teile des Wappens sind nicht gut zu sehen, deshalb werden in der unteren Abbildung die Konturen nachgezogen. Unter einem Erzherzogshut erkennen wir einen typischen habsburgischen Schild, dessen Felder unten erklärt werden, und seitlich als eigenständige Einheiten angesetzt sind die beiden jeweils mit einer Inful als fürstbischöfliche Wappen gekennzeichneten Schilde seiner beiden Fürstbistümer. Der heraldisch rechte, von dem nur Feld 4 zu erkennen ist, ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot einwärts ein golden nimbiertes, widersehendes, silbernes Gotteslamm, das mit dem rechten Vorderbein ein silbernes Banner (Osterfahne, eigentlich mit rotem Hochkreuz, hier wie eine Kirchenfahne gestaltet) schultert (geistliches Bistum Brixen), Feld 2 und 3: in Silber ein roter Adler, auf der Brust ein goldener Bischofsstab balkenweise aufgelegt (Hochstift Brixen, Fürstentum). Der heraldisch linke, von dem nur ein roter Feldrest von Feld 1 zu erkennen ist, ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot 6 (3:2:1) silberne Lilien, Feld 2 und 3: in Gold ein schwarzer Adler, auf der Brust belegt mit einem silbernen Mond (Fürstbistum Breslau-Schlesien). Da hier beide Fürstbistümer vertreten sind, aber noch kein Hochmeisterkreuz zu sehen ist, kann diese Form des Wappens dem Zeitfenster 1613-1618 zugerechnet werden.
Die Felder des Hauptschildes zeigen:
Die Felder des gevierten Herzschildes zeigen:
Schematisch:
Das Wappen wird abgebildet im Siebmacher, Band: Bistümer, Seite: 68, Tafel: 111, dort allerdings mit abweichenden Inhalten in den Hauptschild-Feldern 7, 9 und im Herzschild in den Feldern c und d.
In der Literatur wird oft angegeben, es handele sich um das Wappen von Andreas von Österreich, der 15.6.1558-12.11.1600 lebte und 1591-1600 als Brixener Fürstbischof amtierte. Insofern besteht eine Ähnlichkeit zu Karl von Österreich, als er auch ein zweites Fürstbistum innehatte, denn 1589-1600 war er Fürstbischof von Konstanz. Da die Inhalte des zweiten fürstbischöflichen Wappens bis auf ein winziges Restchen roter Farbe nicht mehr zu erkennen sind, gibt es durchaus Raum für diese Überlegung. Andererseits war Andreas von Österreich der Sohn von Ferdinand II. v. Österreich Erzherzog v. Tirol (14.6.1529-24.1.1595) und der nicht standesgemäßen Philippine Welser (-24.4.1580), so daß er, obwohl 1576 päpstlich legitimiert, nicht die Wappen der habsburgischen Kernlande geführt hat. Er war auch kein Erbe dieser Ansprüche an Königreichen, Grafschaften und Herzogtümern. Sein Bruder war Karl Markgraf v. Burgau (22.11.1560-31.10.1618), bei dem die beiden illegitimen Kinder von Andreas aufwuchsen, auch dieser Bruder hatte heraldisch keinen Anspruch auf die habsburgischen Kerninhalte. Diese beiden Brüder konnten die habsburgischen Stammlande nicht erben, und sie konnten die entsprechenden Wappen nicht führen. Das Wappen von Andreas von Österreich als zweifacher Fürstbischof ist anders aufgebaut, Hauptschild: geviert mit eingepfropfter Spitze, Feld 1: Konstanz, Feld 2: das Brixener Agnus Dei, Feld 3: der Brixener Adler, Feld 4: Abtei Murbach (in Silber ein aufspringender schwarzer Windhund mit Halsband), eingepfropfte Spitze: Oehningen. Mittelschild: geviert, Feld 1: Burgau, Feld 2: rot-silbern geteilt, Feld 3: Württemberg, Feld 4: Kirchenfahne. Herzschild: gespalten, rechts Österreich, links Habsburg. Ein solches Wappen hängt in der Burg Meersburg und wird in dem Wappenregister "Wappen der zu Regensburg zur Reichsversammlung 1594 anwesenden Fürsten", Bayerische Staatsbibliothek München, Cod. icon. 326, abgebildet. In Südtirol kann man es ferner als Deckenfresko im Schloß Velthurns sehen.
Weitere als Fresken ausgeführte Bischofswappen sind im Zwinger und im Innenhof der Burg zu sehen (ohne Abb.).
Literatur,
Links und Quellen:
Karte der
Denkmäler in
Bruneck: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Baudenkmäler_in_Bruneck
Geschichte von Bruneck: http://geschichte-tirol.com/orte/suedtirol/pustertal/934-bruneck.html
Schloß Bruneck: http://www.gemeinde.bruneck.bz.it/de/themen/mmm-schloss-bruneck.asp
Schloß Bruneck: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Bruneck
Schloß Bruneck: http://www.messner-mountain-museum.it/messner-mountain-museum,pid,1,lid,de,meid,1227097236,mid,1238423441,smid,1238423485,eid,1238424092.html
Schloß Bruneck: http://www.suedtirolerland.it/de/highlights/burgen-schloesser/schloss-bruneck-mmm.html
Schloß Bruneck: http://www.pustertal.org/de/highlights/burgen-schloesser/schloss-bruneck.html
Schloß Bruneck: http://www.burgen-adi.at/burg_bruneck/bruneck_geschichte.htm
Schloß Bruneck: http://www.dickemauern.de/bruneck/index.htm - Grundriß: http://www.dickemauern.de/bruneck/gr.htm - Geschichte: http://www.dickemauern.de/bruneck/ge.htm
Wilfried Bahnmüller, Burgen und Schlösser in Tirol,
Südtirol
und Vorarlberg, Niederösterreichisches Pressehaus, St.
Pölten,
Wien, Linz 2004, ISBN 3-85326-333-X, S. 215-216.
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
Genealogien:
Prof. Herbert
Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener
Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Walter Pippke, Ida Leinberger, Südtirol, DuMont
Kunstreiseführer, 5. Auflage 2012, Du Mont Reiseverlag,
Ostfildern, ISBN 978-3-7701-6087-7, S. 146-147
Oswald Trapp, Magdalena Hörmann-Weingartner, Tiroler
Burgenbuch,
Bd. IX: Pustertal. Bozen, 2003, Athesia
AG, Verlagsanstalt, ISBN-10: 8882661636, ISBN-13: 978-8882661632
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