Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1900
Staden (zu Florstadt, Wetteraukreis)
Schloß Ysenburg in Staden
Das sog. Schloß Ysenburg, eine ehemalige Wasserburg, liegt am nördlichen Ortsrand des Stadtteiles Staden. Mehrere Gebäude verschiedenen Alters umstehen einen rechteckigen Hof. Trotz des Namens handelt es sich bei dem Herrenhaus um den ehemaligen Sitz der Herren von Carben, einer der wichtigsten Anteilseigner an der Ganerbschaft Staden neben dem Haus Isenburg-Büdingen, der Burg Friedberg und den Löw von Steinfurth. Eine mittelalterliche Burg, die 1156 erstmals erwähnt wird, von deren Hauptgebäude aber heute nur noch Grundmauern vorhanden sind, war ursprünglich zwar eine Anlage der Herren von Isenburg-Büdingen, gelangte aber 1405 an die Ganerbschaft, und dann errichteten die Herren von Carben ihren Herrensitz unweit der alten Hauptburg (im westlichen Talgrund) nun auf dem Gelände der ehemaligen Vorburg. Sie waren nicht die einzigen, die anderen Ganerben errichteten vermutlich desgleichen Herrensitze innerhalb der Ganerbschaft, die aber nicht mehr erhalten sind. Die Löw von Steinfurt errichteten schließlich im Barock ein Schloß außerhalb der ehemaligen Burg (siehe vorheriges Kapitel). Von der spätmittelalterlichen Burg ist nur noch der viergeschossige Torturm erhalten, unten mit einfachen Schlitzschießscharten, im obersten Stockwerk mit Schlüssellochschießscharten, rückseitig ursprünglich als offener Schalenturm gestaltet, später mit Mauerwerk verschlossen. Das spitzbogige Einfahrtstor mit tiefem Falz auf der Südseite ist heute ebenfalls vermauert. Zwischen dem Torturm und dem Herrenhaus befand sich einst ein Brauhaus. Die heutigen Brücken über den Wassergraben, die große neben dem Torturm und der Fußgängersteg zum Restaurant, sind neuzeitlich.
Die Herren von Carben errichteten 1574 (Datierung am zur Hofseite gelegenen Portal) den großen Wohnbau auf der Südseite der Anlage, einen dreigeschossigen, verputzten Massivbau mit Eckquaderung im unteren Bereich, mit unregelmäßiger Fensterstellung und mit zurückhaltenden Renaissanceschmuckformen und mit Stufengiebeln an beiden Schmalseiten. Hofseitig ist ein dreigeschossiger, runder Treppenturm mit einfach gewundener gekehlter Spindel vorhanden. Schönstes Gebäudedetail ist ein zweistöckiger Renaissance-Standerker zum Mühlgraben (Wassergraben) hin mit Blendmaßwerk an der Brüstung des Obergeschosses, das ganz von einem Drillingsfenster eingenommen wird. Der spitzbogige Eingang ist unpassend und eine Zutat des Historismus, entstanden am Anfang des 20. Jh. Das zweite Obergeschoß des Herrenhauses ist eigentlich verputztes Fachwerk, zu erkennen an der leichten Vorkragung. Erst mit dem Aussterben der Herren von Carben mit Franz Emmerich Lotharius Burkhard Adolph von Carben zu Staden im Jahr 1729 kam Staden wieder verstärkt unter den Einfluß der Ysenburger, 1756 wurde Staden dem ysenburgischen Amtmann unterstellt, und 1788 wurde das Haus Ysenburg alleiniger Besitzer. 1821 wurde das Gut verpachtet, und 1852 wurde das Anwesen an Johannes May II. verkauft. Es befindet sich seitdem in Privatbesitz der Familie May und wird seit 1949 als Hotel und Restaurant genutzt.
Auszug aus der Genealogie der Herren von Carben (im wesentlichen nach Biedermann, Humbracht et al., hervorgehoben die mit Wappen vertretenen Mitglieder der Familie):
Am südlich vorgebauten Erker sind auf der Brüstung in Höhe des ersten Obergeschosses zwei Wappenschilde in das Blendmaßwerk eingefügt. Heraldisch links ist der Wappenschild für Emmerich von Carben zu Staden, Regimentsburgmann und Baumeister zu Friedberg, Sohn von Emmerich von Carben zu Staden, ebenfalls Regimentsburgmann zu Friedberg, und dessen Frau Ruprechta von Heddersdorff. Das aus Courtoisie gewendete Wappen von Carben ist geteilt, oben in Gold ein wachsender roter Löwe, unten in Blau eine silberne Lilie (Aschaffenburger Wappenbuch Tafel 37 Seite 88, 52, Siebmacher Band: NaA Seite: 19 Tafel: 26, Zobel Tafel 62).
Heraldisch links ist der Wappenschild für Margaretha Wolfskehl von Vetzberg, Tochter von Vinzenz Wolfskehl von Vetzberg und Catharina Clara Spiegel von Diesenberg, Ehefrau des zuvor genannten Emmerich von Carben zu Staden, Regimentsburgmann und Baumeister zu Friedberg. Die Ehe blieb kinderlos, und Emmerich von Carben heiratete nach dem Tod seiner ersten Frau erneut, diesmal Maria von Weiler, Tochter von Philipp von Weiler und Amalia von Neideck. Der Wappenschild der Wolfskehl von Vetzberg zeigt in Blau einen aus dem linken Schildrand hervorkommenden silbernen Frauenarm mit sackartig herabhängendem Hängeärmel, die Hand hält einen goldenen Fingerring. Die hier nicht dargestellte Helmzier bestünde aus zwei silbernen Armen mit sackartig gepufften Ärmeln, wobei die Hände gemeinsam einen Ring emporhalten. Die Helmdecken werden blau-silbern geführt (Beschreibung bei Hauptmann, Gruber S. 64-65 und Zobel Tafel 377).
Rückseitig findet man im Hof eine moderne Schieferplatte mit aufgemaltem Wappen der heutigen Besitzer, der Familie May, mit einem redenden Wappen: In Silber ein schwarzer Balken, überdeckt von einem aus rotem Dreiberg wachsendem grünen Maiglöckchen mit zwei Blättern und sechsblütiger Blütenrispe dazwischen, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken aus silbernem Dreiberg wachsend das Maiglöckchen wie beschrieben.
Literatur,
Links und Quellen:
Kulturdenkmäler
in Hessen
(Landesamt für Denkmalpflege Hessen): http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5383&session=464228&event=Query.Details
G. U. Großmann, Hessische Renaissance-Schlösser: http://www.gnm.de/fileadmin/redakteure/Museum/pdf/GUGrossmann_Hessische_Renaissanceschloesser_2004.pdf - dort wappen falsch zugeordnet
Biedermann: Geschlechts-Register Der Reichs Frey unmittelbaren
Ritterschafft Landes zu Francken löblichen Orts Ottenwald http://books.google.de/books?id=jiZRAAAAcAAJ
Geschichte
von Staden: http://www.sv-staden.de/ortgeschi.htm
Genealogische Tafeln von Humbracht
http://de.wikipedia.org/wiki/Staden_%28Florstadt%29
http://www.florstadt.de/index_main.php?unid=1575&websiteid=normal
http://www.schloss-ysenburg.de/index.html - http://www.schloss-ysenburg.de/Schloss_Ysenburg/schloss_ysenburg.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Staden
Staden: http://peterheckert.org/index.php?option=com_content&view=article&id=135&Itemid=136
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