Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1899
Staden (zu Florstadt, Wetteraukreis)

Löw'sches Schloß Staden

Der zu Florstadt gehörende Stadtteil Staden wird durch die Bundesstraße in zwei Teile zerschnitten, wobei der nördliche der alte Ortskern mit den hier zu besprechenden Herrenhäusern ist. Am südlichen Ortseingang dieses nördlichen Teiles befindet sich das Löw'sche Schloß, ein langgestreckter, rechteckiger, zweistöckiger Bau mit flach geneigtem Walmdach und dreiachsigem Mittelrisalit und jeweils fünfachsigen Seitenteilen (Parkstraße 2). Die Löw von Steinfurth waren eine wichtige Partei in der Stadener Ganerbschaft, die 1405 durch Verkauf des Besitzes durch das Haus Ysenburg-Limburg an Ritterfamilien der Wetterau entstand und Ober- und Nieder-Florstadt, Stammheim, Staden umfaßte, insgesamt waren es 19 Anteilseigner, darunter auch die Burggrafschaft Friedberg und das Haus Isenburg-Büdingen, die Löw von Steinfurth, die von Carben, die von Buches, die von Cleen, die von Düdelsheim, die von Stockheim, die von Ursel und die Wais von Fauerbach etc. Durch Aussterben einer Partei wuchsen jeweils die Anteile der anderen Parteien, bis am Ende des 16. Jh. nur noch das Haus Isenburg-Büdingen, die Burg Friedberg, die von Carben und die Löw von Steinfurth übrig waren. Die drei Familien besaßen alle einen Sitz im Ort. Da die von Carben 1729 ausstarben, waren es dann nur noch drei Parteien in der Ganerbschaft. Diese drei rangen juristisch um eine vernünftige Aufteilung der jeweiligen Interessenssphären, und das dauerte sehr lange. Unter Johann Friedrich Ferdinand Reichsfreiherr Löw von und zu Steinfurth (1709-2.10.1794) wurde ab 1746 das neue Löw'sche Schloß am südlichen Ortseingang erbaut. Erst nach der Mediatisierung und dem Ende des Alten Reiches hörte die Ganerbschaft 1819 zu bestehen auf.

Früher besaß dieses barocke, 1746 begonnene Gebäude, welches ein älteres Herrenhaus aus dem 17. Jh. ersetzte, ein Mansarddach, welches später durch das jetzige ersetzt wurde. Auf der Nord- und auf der Südseite befindet sich jeweils in der Gebäudemitte eine Tür. Nur der Mittelrisalit wird durch ein Gesims horizontal gegliedert. Die Ecken des Mittelrisalites und die der Seitenteile werden durch gequaderte Ecklisenen betont. Im Westen ist ein flacherer Anbau angesetzt. Die Lage des Herrenhauses ergab sich aus der alten Ortsummauerung, denn es nahm die Linie der alten Mauer auf, und an der östlichen Schmalseite befand sich einst direkt anschließend das die Parkstraße unterbrechende Obertor, das 1825 abgebrochen wurde. Im Norden des Hauptgebäudes ist der Wirtschaftshof, der ehemals auf den drei verbleibenden Seiten von Wirtschaftbauten umstanden war, die aber nicht in ihrer ursprünglichen Form und Anlage erhalten sind. Im Süden und Westen des Herrenhauses befindet sich ein weitläufiger, verwilderter Park, der im Barock als formaler Garten angelegt wurde und im 19. Jh. zu einem Landschaftspark nach englischem Vorbild gemacht wurde.

Auszug aus der Genealogie der Löw von Steinfurt (hervorgehoben die mit Wappen vertretenen Mitglieder der Familie):

Auf der Nordseite befindet sich über dem in der Mittelachse des Mittelrisalites positionierten Eingang ein barockes Wappen, eine von zwei herschauenden Löwen gehaltene Kartusche, die zweimal vom selben Motiv gespalten ist, weil Ehemann und Ehefrau aus zwei unterschiedlichen Linien der gleichen Familie stammten. Heraldisch rechts ist der Wappenschild für Johann Friedrich Ferdinand Reichsfreiherr Löw von und zu Steinfurth (1709-2.10.1794), Sohn von Johann Reichsfreiherr Löw von und zu Steinfurth (10.9.1662-28.3.1710) und dessen zweiter Frau Hedwig Reichsfreiin Riedesel zu Eisenbach (22.2.1684-11.6.1741); und heraldisch links ist der Wappenschild für seine 1745 geehelichte erste Frau Charlotta Lucia Helena Löw von und zu Steinfurth (1724-1747), Tochter von Lothar Franz Löw von und zu Steinfurth (1671-1735) und Friederike Charlotte Grote (1697-). Über dem zusammengeschobenen Allianzwappen ruht eine Rangkrone. Da das Portal mit seinem Oberlicht an das Horizontalsims zwischen Erdgeschoß und Obergeschoß heranreicht, befindet sich der Wappenstein oberhalb des trennenden Gesimses, und der geschwungene obere Abschluß reicht an das Fenster des Obergeschosses heran.

Beide Wappenhälften sind inhaltlich identisch und zeigen in Blau einwärts einen silbernen Kranich, hier mit einem Stein in der erhobenen rechten Klaue, das Feld mit goldenen Steckkreuzen bestreut, meist sieben an der Zahl und oft dolchförmig gestaltet. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein silberner Kranichrumpf zwischen einem blauen, ggf. mit goldenen Steckkreuzen belegten Flug; die Helmdecken wären blau-silbern. Das Wappen wird beschrieben im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 56 Seite 29, 35, 76, 219, sowie im Siebmacher Band: Na Seite: 7 Tafel: 8.

Nach dem Tod des Bauherrn Johann Friedrich Ferdinand Reichsfreiherr Löw von und zu Steinfurth (1709-2.10.1794) übernahm sein Sohn Karl Georg Hermann Wilhelm Löw von und zu Steinfurth (3.9.1750-27.12.1811) den Besitz. Er war zuerst Offizier in Diensten Hannovers, doch 1803 kehrte er als Gutsherr nach Staden zurück und widmete sich seinem Garten. Dessen Sohn wiederum, Hermann Löw von und zu Steinfurth (1809-1842), war der Letzte der Familie im Mannesstamm auf Schloß Staden. Des Letztgenannten Erbin und Tochter, Luise Löw von und zu Steinfurth (6.1.1839-19.9.1896), hatte 1857 Bernhard Ferdinand von Stein zu Nord- und Ostheim (24.7.1827-29.10.1901) geheiratet, und so kam Schloß Staden an die Freiherren von Stein. 1872 wurde das Schloß renoviert, und der Garten wurde umgestaltet. Man reiste sogar 1874 eigens nach Muskau, um den Landschaftspark des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau zu studieren. Parkdirektor Eduard Petzold (1815-1891) wandelte daraufhin den Stadener Park dem neuesten Geschmack englischer Gartenkunst entsprechend um und schuf durch neue Baumgruppen und Wegenetze verschiedene, in sich geschlossene Landschaftskulissen. Die Freiherren von Stein hielten jedoch das Schloß nicht lange, sondern verkauften erst 1885 die zugehörige Landwirtschaft an mehrere Stadener und Leidhecker Bauern und schließlich 1903/04 das Herrenhaus und den angrenzenden Park an die Gemeinde Staden, die im alten Herrenhaus eine Schule einrichtete. Heute ist hier das Stadener Bürgerhaus.

Auf der Südseite des Herrenhauses gegenüber der großen Rasenfläche befindet sich über dem in der Mittelachse des Mittelrisalites positionierten, gartenseitigen Eingang ein auf 1872 datiertes Wappen, bestehend von zwei separaten, einander zugeneigten Wappenschilden, die von einem geflügelten Engelskopf überhöht werden. Heraldisch rechts ist der Wappenschild für Bernhard Ferdinand Freiherr von Stein zu Nord- und Ostheim (24.7.1827-29.10.1901) aus dem Hanse Völkershausen, Kgl. Bayer. Bezirksgerichtsrat a. D., Mitbesitzer von Völkershausen, Ehrenritter des Johanniter-Ordens, Sohn von Dietrich Carl August von Stein zu Nord- u. Ostheim und Henriette Friederike Luise Sophie Auguste von Günderrode. Das Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Schrägbalken. Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre ein beiderseits wie der Schild bez. offener Flug, Schrägbalken sparrenweise gegeneinander geneigt, zu schwarz-silbernen Helmdecken. Seit 1669 sind die von Stein im Freiherrenstand. Das Schloß Völkershausen ist seit 1378 in Familienbesitz. Da die Gartentüre im Gegensatz zu der auf der Nordseite kein Oberlicht besitzt, kommen diese Wappendarstellungen unterhalb des Gesimses zu liegen.

Heraldisch rechts ist der Wappenschild für seine Ehefrau Luise Löw von und zu Steinfurth (6.1.1839-19.9.1896), Tochter von Hermann Löw von und zu Steinfurth (1809-1842) und dessen Frau Adelheid Mathilde Henriette Dorothea Freiin Schenck zu Schweinsberg. Das Wappen entspricht dem oben beschriebenen für die Löw von Steinfurth.

Literatur, Links und Quellen:
Kulturdenkmäler in Hessen (Landesamt für Denkmalpflege Hessen): http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5365&session=464221&event=Query.Details
Löw von Steinfurth:
http://de.wikipedia.org/wiki/Löw_von_Steinfurth
Wappen Löw von Steinfurth: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 56 Seite 29, 35, 76, 219
Wappen Löw von Steinfurth: Siebmacher Band: Na Seite: 7 Tafel: 8
Genealogien: http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13313 - http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13311 - http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13307 - http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13314 - http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13315 - http://www.worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=13310 etc., http://www.lagis-hessen.de/pnd/1023466228 etc., http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69427 - http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69426 - http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69444 - http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69448 - http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69449 - http://www.frankfurter-patriziat.de/node/69450 etc.
Geschichte von Staden:
http://www.sv-staden.de/ortgeschi.htm
Hermann Freiherr von Stein
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Freiherr_von_Stein
Hermann Freiherr von Stein
http://home.comcast.net/~jcviser/akb/steinfh.htm
Hermann Freiherr von Stein
http://www.geneall.net/D/per_page.php?id=249897
Löw'sches Schloß Staden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Löw'sches_Schloss_(Staden)
Staden: http://peterheckert.org/index.php?option=com_content&view=article&id=135&Itemid=136

Schloß Stammheim - Mönchhof Nieder-Florstadt - ev. Pfarrkirche Nieder-Florstadt - Schloß Ysenburg in Staden

Ortsregister - Namensregister - Regional-Index
Zurück zur Übersicht Heraldik

Home

© Copyright / Urheberrecht Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2013
Impressum