Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1896
Stammheim (zu Florstadt, Wetteraukreis)
Schloß Stammheim
Schloß Stammheim liegt am südlichen Ortsrand und ist ein freistehender, rechteckiger, dreigeschossiger Steinbau mit Satteldach und mit malerischen, schwarz-weiß schräggevierten Fensterläden auf allen Seiten. Der rechteckige Bau aus Bruchsteinmauerwerk mit Sandstein-Eckquaderung und Zierelementen, Gewänden und Gesimsen aus Sandstein besitzt auf der nach Nordosten weisenden Längsseite einen oben verschieferten, runden, zur Hälfte vorspringenden Treppenturm, und gegenüber auf der nach Südwesten weisenden Längsseite einen rechteckig vorspringenden Mittelrisalit, der im Erdgeschoß das Hauptportal enthält und ein verschiefertes Fachwerk-Dachgeschoß hat. Man erkennt trotz Verfüllung der umgebenden Gräben noch deutlich, daß es sich einst um eine Wasserburg handelte, und das hohe Untergeschoß besitzt Schießscharten. Vor dem Renaissance-Prunkportal überspannte einst eine Zugbrücke den Graben, deren Anschlag als Falz im Mauerwerk noch deutlich zu sehen ist. Die beiden Löcher für die Rollen sind noch vorhanden, aber vermörtelt. Heute ist hier eine einfache Holzbrücke über dem trockenen Grabenrest.
An der Stelle des späteren Schlosses befand sich zuerst eine Wasserburg der Herren von Düdelsheim. Im 15. Jh. gehört das Anwesen bereits den Herren von Rosenbach, die auch im unweit gelegenen Lindheim als Ganerben saßen. Das Renaissance-Herrenhaus, das an den Giebelseiten je zwei Fensterachsen mit Zwillingsfenstern hat und an den Traufseiten je eine Fensterachse rechts und links des Risalites bzw. Treppenturmes, wurde von den Herren von Rosenbach ab 1587 erbaut (Datierung am Portalwappen auf 1592). Nach diesen besaßen ab 1699 die Grafen von Schlitz, genannt zu Görtz, bis 1850 das Anwesen. Danach wurde das Schloß an die Gemeinde verkauft. Zeitweise waren hier ein Ratssaal und Schulräume eingerichtet. Die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft leitete Verfall und Verwahrlosung ein. Im 20. Jh. ging das Schloß wieder in Privatbesitz über, und die gegenwärtigen Eigentümer bieten das mustergültig restaurierte und gepflegte Herrenhaus als malerischen Rahmen für Hochzeiten an. Zu dem idyllischen Ambiente gehört neben dem Trauzimmer auch ein im Südwesten angelegter, formaler Garten. Das Schloß ist bewohnter Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.
Genealogie der von Rosenbach (nach Biedermann und Kindler von Knobloch, mit Wappen vertretene Bauherren hervorgehoben):
Über dem nach Südwesten gerichteten Haupteingang befindet sich ein Wappenstein, der das Gesims in der Mitte durchbricht. Zwischen zwei unten kannelierten und oben mit Frauengesichtern (Maskenkapitelle) verzierten Wandvorlagen, auf denen der verkröpfte Architrav ruht, sind zwei Wappenplatten aus Sandstein zusammengefügt, beide oben durch eine Inschrift namentlich zugeordnet. Es handelt sich um die Bauherren Dieterich (Diez) von Rosenbach (1528-12.3.1590), Obrist und Regimentsburgmann zu Friedberg, und seine Frau Walburga (Walburgis) von Karsbach, die er am 21.5.1561 geheiratet hatte. Die Jahresangabe findet sich in großen Ziffern jeweils rechts und links der Büffelhörner, wobei 1592 nach dem Tod von Dietrich ist, seine Witwe hatte kurz vor ihrem eigenen Tod diese Baumaßnahem durchführen lassen. Eine falsche Zuordnung findet sich in Dehio, Hessen, 1982, S. 826.
Heraldisch rechts ist das Wappen der Herren von Rosenbach, von Silber und Schwarz geteilt, oben aus der Teilung hervorkommend ein schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken zwischen zwei silbern-schwarz geteilten Büffelhörnern ein wachsender, schwarzer, rotgezungter, golden gekrönter Löwe. Das Wappen wird beschrieben im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 37, Seite 29, 142, 224, 139 und im Siebmacher Band: BayA3 Seite: 47 Tafel: 29. Wie der obige Auszug aus der Genealogie zeigt, hatte die Familie eine hohe Affinität zu den benachbarten Hochstiften Mainz und Würzburg, deren Dienstleute die Familienmitglieder waren, und so sind diese vielfach in entsprechenden geistlichen Ämtern zu finden, daneben dienten viele männliche Mitglieder im Johanniterorden, und weibliche Mitglieder sind oft in den umliegenden Klöstern als Nonnen eingetreten.
Im Siebmacher Band: Ost Seite: 513 Tafel: 217 wird übrigens ein vermehrtes Wappen von 1691 für eine gänzlich andere Familie des Namens beschrieben, wo man bei der Vermehrung in Feld 1 und 4 unübersehbare gestalterische Anlehnungen an das Wappen der hessischen von Rosenbach machte, obwohl dies genealogisch völlig unberechtigt ist, immerhin verwendete man Gold anstelle von Silber als Feldfarbe des oberen Teiles.
Das Wappen der fränkischen von Karsbach ist ein roter Schild, belegt mit einem goldenen Pfahl, auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein Paar Büffelhörner, rechts golden, links rot. Das Wappen wird beschrieben im Aschaffenburger Wappenbuch, Tafel 9, Seite 70, 218; es ist nicht im Neuen Siebmacher, aber unter der Schreibweise "Carsbach" im Rietstap, "de gueules au pal d'or. Cimier: deux proboscides, d'or et de gueules." Die von Karsbach waren ein Dienstmannengeschlecht der Grafen von Rieneck, so tauchen in den Quellen 1159 "Eggihard de Karoldesbach" und 1283 "Gerlach von Karlspach" jeweils als Zeuge auf. Die Güter der Herren von Karsbach lagen in Unterfranken, teils Lehen des Hochstifts Würzburg, teils Eigengüter. Die hier durch das Wappen repräsentierte Walburga von Karsbach, verstorben nach 1592, war die Letzte des Geschlechts. In den Besitzungen folgten nach dem Aussterben der von Karsbach die Wolf von Karsbach mit gänzlich anderem Wappen (Wolf) nach. Diese verloren die Güter erst als Pfand an das Ritterstift Comburg, dann endgültig an das Juliusspital Würzburg. Es gibt nur wenige Spuren der von Karsbach, z. B. noch ein Grabstein des 1517 verstorbenen Christoffel von Karsbach im Würzburger Kloster Himmelspforten.
Literatur,
Links und Quellen:
Biedermann,
Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft
Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
Kulturdenkmäler in Hessen (Landesamt für
Denkmalpflege Hessen):
http://denkxweb.denkmalpflege-hessen.de/cgi-bin/mapwalk.pl?obj=5485&session=455849&event=Query.Details
G. U. Großmann, Hessische Renaissance-Schlösser: http://www.gnm.de/fileadmin/redakteure/Museum/pdf/GUGrossmann_Hessische_Renaissanceschloesser_2004.pdf
Schloß Stammheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Stammheim_(Florstadt)
von Rosenbach: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenbach_%28Adelsgeschlecht%29
Heinz Wionski, Kulturdenkmäler in Hessen, Wetteraukreis II,
Teilband 1, Bad Nauheim bis Florstadt, Denkmaltopographie
Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für
Denkmalpflege Hessen, Vieweg, Braunschweig/ Wiesbaden 1999, ISBN
3-528-06227-4, S. 548.
Wappen v. Rosenbach: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger
Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins
Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 37 Seite 29, 142,
224, 139
Wappen v. Karsbach: Alfred F. Wolfert, Aschaffenburger
Wappenbuch, Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins
Aschaffenburg e. V., Aschaffenburg 1983, Tafel 9 Seite 70, 218
Siebmachers Wappenbücher wie angegeben
von Karsbach: http://www.vgem-gemuenden.de/html/ot_karsbach.html
Schloß Stammheim: http://peterheckert.org/index.php?option=com_content&view=article&id=135&Itemid=136
Schloßtrauung: http://www.schlosstrauung.de/ Fam. A. de Arias
Stammbaum von Rosenbach: Julius Kindler von Knobloch,
Oberbadisches Geschlechterbuch (Band 3): M - R, hrsg. von der
Badischen Historischen Kommission, Heidelberg, 1919
Seite: 620 http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kindlervonknobloch1919bd3/0624/image?sid=84dbd391f2e35d0e14fed2b8986c08fb
Genealogie: Damian Hartard, Die Hoheit des Teutschen
Reichs-Adels, Band 1, online: http://books.google.de/books?id=f-A-AAAAcAAJ&.........q=rosenbach%20karsbach&f=false
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