Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 1755
Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis)

Ladenburger Bischofshof, Schloßgebäude (Ostfassade)

Das Großartige am Ladenburger Bischofshof ist, daß hier eines der wenigen badischen Schlösser im Stil der Renaissance erhalten ist. Das lag daran, daß es nur zeitweise bischöfliche Residenz war, und ab einem gewissen Zeitpunkt bestand keinerlei Interesse mehr an einem barocken Umbau. Denn zum einen war Ladenburg Ausweichresidenz der Bischöfe, nachdem sie nicht mehr bei den Wormser Bürgern willkommen waren (die Stadt Worms wurde in Zeiten der Reformation zudem protestantisch). Dazu wurde es ab dem 17. Jh. zunehmend üblich, das Hochstift Worms in Personalunion mit einem Inhaber der benachbarten Bischofsstühle zu besetzen, so daß der Bischof von Trier oder von Mainz gleichzeitig Bischof von Worms war, das sparte dem stets klammen Hochstift vor allem Geld. Da diese ihre Residenz eh in Trier, Koblenz und Mainz hatten, brauchte man in Worms keine teuren Repräsentationsbauten. Und irgendwann wurde Ladenburg für die Bischöfe langweilig, denn als Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg Bischof von Worms war, und in der der Kurpfalz die katholische Linie Pfalz-Neuburg an die Macht gekommen war, trat Franz Ludwig Ladenburg 1705 gänzlich an Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz, seinen Bruder, ab. Ladenburg wurde pfälzische Provinz, während sich die Pfalzgrafen Mannheim ausbauten. Der Bischofshof wurde Sitz eines kurpfälzischen Oberamtes. So kommt es, daß das Renaissanceschloß weitgehend verschont von späteren Ausbauten erhalten blieb und dank einer 1987-1990 durchgeführten Restaurierung hervorragend erhalten ist.

Weitere Wappenfundstellen sind an den beiden Standerkern des Schloßgebäudes. Ein Wappen findet sich am linken Standerker, drei am rechten. Am rechten Standerker befindet sich in Höhe des ersten Obergeschosses eine Darstellung eines Wormser Hochstiftswappens mit einer gotischen Figur als Träger mit Petrusschlüssel in der Rechten.

Das Wappen des Hochstifts Worms zeigt in Schwarz einen schräg gestellten silbernen Schlüssel, der oben und unten von jeweils vier goldenen Schindeln (alternativ auch Rauten, Kreuzchen, Sterne, Kleeblättchen) begleitet ist. Bereits in der Züricher Wappenrolle ist der silberne Schlüssel als Hochstiftssymbol zu sehen, allerdings dort noch geradestehend, außerdem in abweichend blauem Feld. Der erste Bischof, welcher das Hochstiftssymbol mit seinem Familienwappen zum Amtswappen kombinierte, war Salmann Cleman (1329-59). Die übliche Stellung des Schlüssels ist die mit Griff unten und Bart nach oben und rechts. In historischen Wappendarstellungen kann die Anzahl der Schindeln von 4:4 auch zu 4:3 oder 3:4 variieren.

Ein großer Sprung ist es zum nächsten hier gezeigten Wappen, sowohl architektonisch zum linken, späteren Standerker, als auch stilistisch und handwerklich, denn dieses Wappen ist um einiges jünger und gemalt, zwischen den beiden Enden eines illusionistisch gemalten Sprenggiebels über dem Drillingsfenster des ersten Obergeschosses. Es handelt sich um das Wappen von Fürstbischof Georg Friedrich von Greiffenclau-Vollraths (reg. 1616-1629). Er war 1616-1629 Bischof von Worms und 1626-1629 auch noch zusätzlich Kurfürst und Bischof von Mainz. Je nach Phase gibt es also Wappen mit oder ohne die Mainzer Komponente. Hier liegt das Wappen des zweifachen Bischofs aus der späteren Phase vor; es besteht aus dem Hauptschild mit den kirchlichen Amtswappen und Herzschild mit dem Familienwappen (vgl. Siebmacher Band: Bi Seite: 2 Tafel: 3). Die Schindeln sind wie so oft im 16./17. Jh. im Schild und in der Helmzier durch Kreuzchen ersetzt worden.

Bezüglich des Oberwappens ist hier die maximal mögliche Variante gewählt worden: Vortragekreuz senkrecht hinter dem Schild, Schwert schrägrechts hinter dem Schild, Krummstab schräglinks hinter dem Schild, vier Helme:

 

Abb. links: linker (südlicher) Standerker mit gemaltem Wappen im Sprenggiebel über den Fenstern des ersten Obergeschosses. Abb. rechts: rechter (nördlicher) Standerker, oben auskragend, mit insgesamt drei Wappenfundstellen: am halbrunden Becken, auf der Wandfläche unter den Fenstern des ersten Obergeschosses sowie unter den Fenstern des zweiten Obergeschosses auf dem auskragenden oberen Teil.

Das interessanteste Wappen ist das am oberen Teil des rechten Standerkers. Es ist das des Wormser Fürstbischofs Georg von Schönenberg (Wahl 22.8.1580, gest. 11.8.1595). Sein Wappen (vgl. Siebmacher Band: Band: Bi Seite: 118 Tafel: 196, Familienwappen alleine: Zobel Tafel 302, Gruber S. 122-123, Siebmacher Band: NaA Seite: 37 Tafel: 60) ist geviert: Feld 1 und 4: in Schwarz ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, hier begleitet von 4:3 goldenen Kleeblättchen anstelle der Schindeln (Hochstift Worms), Feld 2 und 3: in Schwarz drei (2:1) silberne Tatzenkreuze (Familienwappen der von Schönenberg). Dazu werden drei Helme geführt:

Die Inschrift auf dem Aedikulasockel nennt "GEORGIVS DEI GRATIA EPISCOPVS WORMATIENSIS 1590", Georg von Gottes Gnaden Bischof von Worms. Die Inschrift wird von zwei Wappen flankiert, vier weitere befinden sich auf den beiden Seitenflächen der Aedikula. Insgesamt sechs Ahnenwappen - eine ungewöhnliche Anzahl, zumal die Wappen der Eltern des Fürstbischofs fehlen. Man darf davon ausgehen, daß einst zwei weitere Wappenschilde auf einem heute verlorenen Aedikula-Aufsatz waren, an erster und ehrenvollster Stelle, also heraldisch rechts oben, das seiner väterlichen Stammlinie, und gegenüber das seiner mütterlichen Stammlinie.

Wenn wir die vorhandenen sechs Wappen dergestalt auf acht ergänzen, ergibt sich genau die gleiche Kombination von Wappen und Vorfahren wie auf der Grabplatte des Johann von Schönenburg, Herr von Hartelstein und Ulmen (gest. 1540) im Chor der Stiftskirche von Kyllburg, welcher der Vater des Fürstbischofs und Amtmann zu Kyllburg und Schöneck war. Wappen und Genealogie sind absolut entsprechend, in Kyllburg für die Eltern, hier für den Sohn. Eine Teilahnenprobe mit nur vier Ahnen ist am Duisburger Hof im Ruwertal für einen anderen Bruder zu finden, Hugo von Schönenberg, nebst einem Ehewappen für einen dritten Bruder, Joachim von Schönenberg und dessen Ehefrau Clara von Braunsberg. Und natürlich findet man die gleichen Ahnen auch am Epitaph für den vierten Bruder im Trierer Dom, den Trierer Fürstbischof Johann von Schönenberg. Im einzelnen stehen die mehrfach nicht ganz korrekt farblich gefaßten Wappen für:

die Vorfahren väterlicherseits:

und die Vorfahren mütterlicherseits:

Ein weiteres Wappen befindet sich ganz unten am rechten, nördlichen Standerker, an einem dort angemauerten halbrunden Becken auf zentralem Säulenunterbau von polygonalem Querschnitt. Der Schild ist geviert aus dem Wormser Hochstiftswappen, in Schwarz ein schräg aufwärts gerichteter silberner Schlüssel, begleitet von 4:3 goldenen, geviertelten Schindeln, in den Feldern 1 und 4, und dem Familienwappen der von Rodenstein in den Feldern 2 und 3, rot-golden einmal gespalten und zweimal geteilt. Es gab aus dieser Familie zwei Fürstbischöfe auf dem Wormser Thron, die wir allein anhand der Fundumstände nicht unterscheiden können, nämlich erst Philipp I. von Rodenstein (reg. 1595-21.3.1604), und später Georg Anton von Rodenstein (1629-1652), auf dessen Regierungszeit eine zweijährige Sedisvakanz folgte. Hier ist die Farbwahl rot und golden, wie das Wappen auch im Scheiblerschen Wappenbuch wiedergegeben wird, allerdings in inverser Form, also golden-rot einmal gespalten und zweimal geteilt, ebenso im Aschaffenburger Wappenbuch. Der alte Siebmacher von 1612 bringt die Tingierungsvariante silbern-rot ins Spiel, dito im Gatz für den Fürstbischof Georg Anton von Rodenstein, und im neuen Siebmacher finden sich beide Farb-Varianten, so werden im Siebmacher Hessen die drei Varianten rot-golden, golden-rot und silbern-rot genannt.

 

Literatur, Links und Quellen:
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, S. 628
Georg von Schönenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Sch%C3%B6nenberg
Genealogie Schönenberg:
http://www.mueller-kyllburg.de/kurfuersten/kyllburg_wappenstein.html
Genealogie Weyer von Nickenich:
http://www.pfarramt-nickenich.de/Material/Nickenich-Buch-1925/Nickenicher_Buch_S39.shtml
Weyer zu Nickenich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weiher_zu_Nickenich_%28Adelsgeschlecht%29
Johann von Schönenberg:
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_VII._von_Sch%C3%B6nenberg
Ladenburg Geschichte:
http://www.burgenwelt.de/ladenburg_sm/ge.htm
Grundriß historisches Ladenburg:
http://www.burgenwelt.de/ladenburg_sm/gr.htm
Lobdengau-Museum:
http://www.lobdengau-museum.de/
Lobdengau-Museum:
http://www.ladenburg.de/component/content/article/14.html
Lobdengau-Museum:
http://de.wikipedia.org/wiki/Lobdengau-Museum
Lobdengau-Museum:
http://www.heidelberg.city-map.de/03041700
Lobdengau-Museum:
http://www.lehrer.uni-karlsruhe.de/~za3702/akma/ladenburg.pdf
Geschichte der Stadt Worms:
http://www.worms.de/downloads/Chronik.pdf
Ladenburg:
http://www.ladenburg.de/startseite-kunst-kultur.html
Grundriß Bischofshof:
http://www.bildindex.de/obj20730205.html
Für die Genealogie der Familie ist die 16er-Ahnenprobe auf diesem Stich von 1632 wichtig:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e3/Georg_von_Schönenberg.jpg

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