Bernhard
Peter, Gernot Ramsauer und Alex Hoffmann
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1479
Nürnberg (Mittelfranken)
St.
Jakob in Nürnberg (4)
Glasfenster im Ostchor
Abb. links: Auf 1686 datiertes Allianzwappen der v. Murr und der v. Furtenbach. Die v. Murr führen in Blau eine aufspringende silberne Katze mit aufgeworfenem Schwanz, auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken eine silberne Katze wachsend zwischen zwei blauen, mit je zwei goldenen Balken belegten Büffelhörnern (vgl. Schöler S. 76, Tafel 105, Siebmacher Band: Pr Seite: 274 Tafel: 326, Band: BayA1 Seite: 82 Tafel: 58). Die v. Murr gehörten nicht dem Rat an, sie waren in der Diskussion bei den Kooptierungen Ende des 18. Jh., zogen ihren Antrag aber zurück, weil das Geschlecht akut vom Aussterben bedroht war. Die letzten Murr waren die Brüder Georg Friedrich (1723-1785, verheiratet, kein Stammhalter), Christoph Gottlieb (1733-1811, unvermählt) und Johann Karl (1747-1811, unvermählt, letzter im Mannesstamm seines Geschlechts). Das Wappen der v. Furtenbach ist geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein silberner rechtsschräger Wellenbalken, Feld 2 und 3: in Gold ein silberner Schwan ohne Füße. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 78 Tafel: 88, Band: ThüA Seite: 56 Tafel: 43, Band: Wü Seite: 15 Tafel: 19. Dabei ist bemerkenswert, daß es dieses Wappen in zwei Farbversionen gibt. Ursprünglich stammte die Familie aus Feldkirch in Österreich und breitete sich von da aus, wir finden Mitglieder im Patriziat der Städte Nürnberg, Ravensburg, Kempten und Memmingen. Ihren Beinamen erhielt die Familie nach dem 1504 erworbenen Landsassengut Reichenschwand. Das Stammwappen ist in Blau ein silberner Schrägwellenbalken, auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein blauer Flug, rechts mit einem schräglinken und links mit einem schrägrechten silbernen Wellenbalken belegt. Zu einer Wappenvermehrung wie hier beschrieben kam es 1548 unter Kaiser Karl V. Dazu wurden zwei hier nicht dargestellte Helme geführt, Helm 1 (rechts): Stammhelm, Helm 2 (links): auf dem blau-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken ein silberner Schwan ohne Füße. Das Wappen wird beschrieben im Siebmacher Band: Bay Seite: 78 Tafel: 88, Band: ThüA Seite: 56 Tafel: 43 und Band: Wü Seite: 15 Tafel: 19. Eine ganz andere Version mit verwechselten Farben führt eine schwäbische Linie, einer Wappenverbesserung vom 10.3.1623 unter Kaiser Ferdinand II. folgend. Deren Wappen ist geviert, Feld 1 und 4: in Blau ein silberner Schwan, Feld 2 und 3: in Gold ein silberner rechtsschräger Wellenbalken. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein wachsender silberner Schwan mit blauen Flügeln, diese rechts mit einem schräglinken und links mit einem schrägrechten silbernen Wellenbalken belegt. Diese Variante findet sich im Siebmacher Band: Bay Seite: 78 Tafel: 88 abgebildet. Abb. rechts: In Silber eine schwarze Hausmarke, Hinweise willkommen. Diese Hausmarke findet sich auf dem Johannisfriedhof wieder für die 1520 verstorbene Anna, die Frau von Steffan Praun.
Abb. links: Auf 1648 datiertes Allianzwappen der v. Murr (in Blau eine aufspringende silberne Katze mit aufgeworfenem Schwanz, hier gewendet) und der Tucher (Tucher von Simmelsdorf). Deren Schild ist geteilt, oben von Silber und Schwarz fünfmal schräggeteilt, unten in Gold ein schwarzer Mohrenkopf. Abb. rechts: Wappenschild der Praun, in Silber ein schräggestellter, brauner (natürlicher, auch schwarzer) Stamm mit drei (1 oben, 2 unten) gestümmelten Ästen und drei (oben 2, unten 1) Lindenblättern, die eigentlich korrekterweise rot sein sollten, hier aber farblos sind. Das Wappen wird beschrieben bei Schöler, S. 43, Tafel 43, sowie im Siebmacher Band: Bay Seite: 104 Tafel: 125-126. Die Praun waren eigentlich eine schweizerische Familie, wo sie schon im 13. Jh. im Rat der Stadt Zürich saßen, und breiteten sich von dort nach Nürnberg aus. Sie wurden 1730 gerichtsfähig und 1789 unter die ratsfähigen Geschlechter der Reichsstadt aufgenommen (kooptiert). Im Jahre 1813 wurden sie in die bayerische Adelsmatrikel aufgenommen. Das alte, angestammte Wappen der Praun war in Silber ein roter Stern, auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Stern, an den freien Spitzen mit goldenen Kugeln besteckt. Im Jahre 1474 wurde den Nürnberger Praun das Wappen von Kaiser Friedrich in das hier zu sehende geändert. Über die Gründe kann nur spekuliert werden. Jedenfalls ist eine radikaler Motivwechsel durch obrigkeitlichen Eingriff bemerkenswert. Viel später vereinte die Familie beide Wappen in einem gevierten Schild, das neue Wappenbild in den Feldern 1 und 4, das Stammwappen in den Feldern 2 und 3, Helm 1: das neue Kleinod (auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit rot-silbernen Decken ein wachsender silberner Arm, einen Ast wie im Schild haltend), Helm 2: das alte Stammkleinod.
Abb. links: gewendetes Wappen, in Blau mit goldenem linkem Obereck eine silberne, golden bewehrte Gans, auf dem Helm mit blau-goldenen Decken eine silberne, golden bewehrte Gans zwischen einem golden-blauen Flug (Hinweise willkommen). Abb. rechts: Schild der Staiber, in schwarz-golden schräglinksgeteiltem Schild eine aufspringende Bracke in verwechselten Farben. Dieses Wappen wird bei Schöler auf Tafel 88 abgebildet, aber abweichend mit einer normalen Teilung, ferner im Siebmacher Band: Bg1 Seite: 67 Tafel: 97, dort seitenverkehrt. Korrekt wie hier ist es im Siebmacher Band: BayA1 Seite: 109 Tafel: 108. Die hier nicht dargestellte Helmzier des Stammwappens wäre nach dem Siebmacher der Hund zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern zu schwarz-goldenen Decken.
Diese beiden Medaillons zeigen das Wappen der Familie Schwartz, in der linken Abb. gewendet und undatiert, in der rechten Abb. in normaler Stellung und auf dem Rand auf das Jahr 1513 datiert. Das Wappen zeigt in Schwarz eine goldene Mauer mit drei Zinnen, über welche ein grüner wilder Mann mit goldener Kopfbinde mit nach hinten abflatternden Enden steigt, ein Bein über die Mauer schwingend, das andere dahinter (Schöler Tafel 122, Band: Bg10 Seite: 50 Tafel: 57). Die hier nicht dargestellte Helmzier wäre auf dem schwarz-golden bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken der grüne wilde Mannesrumpf mit goldener Kopfbinde mit nach hinten abflatternden Enden wachsend zwischen zwei Büffelhörnern, rechts golden, links schwarz. Die Familie gehörte zu den Ehrbaren in Nürnberg.
Abb. links: auf 1570 datiertes Vollwappen Bernbeck (in Silber drei (2:1) schwarze, rotgezungte Bärenköpfe, auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken ein wachsender schwarzer Bär, Schöler Tafel 85, Siebmacher Band: Bg1 Seite: 45 Tafel: 62, Band: BayA3 Seite: 162 Tafel: 112, Siebmacher III, 127 und V, 275), mit Beiwappen (in Gold ein laufender (hüpfender), nackter, an den Hüften und der Stirn laubumkränzter bärtiger wilder Mann, in der Linken einen Strauß Blumen (oder ein Büschel) haltend, mit der Rechten das rückwärts aufgeworfene Bein fassend. Ein ganz ähnliches Wappen mit der selben charakteristischen, auf einem Bein hüpfenden Haltung des Mannes führt die auch in Nürnberg vorkommende Familie Hopfer, dort steht der Mann jedoch auf einem grünen Dreiberg (hier evtl. fehlend?), vgl. Siebmacher Band: BayA1 Seite: 76 Tafel: 75, Band: BayA3 Seite: 183 Tafel: 130 und Band: Bg1 Seite: 25 Tafel: 29 sowie Band: Bg10 Seite: 42 Tafel: 48). Abb. rechts: Unter der gemeinsamen Helmzier des Ehemannes werden hier die beiden Schilde von Mann und Frau vereinigt. Heraldisch rechter Schild und Helmzier bilden das Wappen des Ehemannes, von Rot und Silber geteilt mit drei (2:1) Kugeln in verwechselten Farben, auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken eine rote, oben mit silberner Straußenfeder besteckte Kugel zwischen zwei rot-silbern geteilten Büffelhörnern, die in der Mündung mit einer silbernen Kugel besteckt sind. Das Wappen wird im Siebmacher Band: Bg2 Seite: 18 Tafel: 31 beschrieben, dort werden die Mündungen als mit silbernen Federn besteckt angegeben. Das Wappen wird dort beschrieben für Johann Köttel, gest. 1648. Ganz ähnlich, aber nicht gleich, wird das Wappen der namensähnlichen und in Nürnberg bekannten Nöttel beschrieben, von Rot und Silber geteilt mit drei (2:1) Kugeln in verwechselten Farben (Schöler Tafel 132). Auf dem rot-silbern bewulsteten Helm mit ebensolchen Decken aber eine andere Helmzier, ein rechts roter, links silberner offener Flug (Siebmacher Band: Bg1 Seite: 39 Tafel: 52). Der Schild der Ehefrau ist der oben beschriebene der Bernbeck (s. o.).
Abb. links: Allianzwappen aus dem Wappenschild der Praun (in Silber ein schräggestellter, schwarzer (natürlicher) Stamm mit drei (1 oben, 2 unten) gestümmelten Ästen und drei (oben 2, unten 1) Lindenblättern, die eigentlich rot sind, hier aber farblos, nähere Beschreibung siehe oben) und dem der Raming (in Schwarz ein goldener Löwe, einen ebensolchen Fensterrahmen in den Vorderpranken haltend). Das Wappen Raming wird beschrieben in Schöler S. 84 und Tafel 77, im Siebmacher als Ramming im Band: Bg7 Seite: 35 Tafel: 34. Die Familie gehörte zu den Genannten in Nürnberg. Abb. rechts: Auf 1648 datiertes Allianzwappen mit den Schilden der v. Murr (in Blau eine aufspringende silberne Katze mit aufgeworfenem Schwanz, hier gewendet) und Tetzel (in Rot eine aufspringende Katze, eigentlich auch silbern, hier sehr dunkel), eine seltene und bemerkenswerte, symmetrische Kombination der beiden Nürnberger Katzenwappen. Zu den namentlichen Zuordnungen überall Hinweise willkommen.
Literatur,
Links und Quellen:
Evangelisch-lutherische
Kirchengemeinde St. Jakob: http://www.st-jakob-nbg.de/
Geschichte der Jakobskirche: http://www.jakobskirche-nuernberg.de/index.php?.....=73
Kunstwerke in St. Jakob: http://www.jakobskirche-nuernberg.de/index.php?.....id=37
Veröffentlichung der Bilder aus dem Innenraum von St. Jakob in
Nürnberg mit freundlicher Genehmigung von Frau Ursula Prankel, wofür ihr an dieser Stelle ganz herzlich
gedankt sei.
Robert Leyh, St. Jakob - Nürnberg, Schnell, Kunstführer Nr.
1699, Verlag Schnell & Steiner GmbH, 4. Auflage 2006, ISBN
3-7954-5408-5
Kurt Pilz, Die St. Jakobskirche in Nürnberg, Nürnberg 1964
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere der Band Bayern
Eugen Schöler, Historische Familienwappen in Franken, Verlag
Degener / Bauer Raspe, Neustadt an der Aisch, 3. Aufl. 1999,
Nachdruck 2002, ISBN 3-87947-112-6
Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Nürnberger
Forschungen, Einzelarbeiten zur Nürnberger Geschichte,
herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg.
Bände 31/1, 31/2, 21/3 (Stammbäume) und 31/4. VDS
Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch. ISBN
978-3-87191-333-4.
St. Jakob (1), Totenschilde - St. Jakob (2), Aufschwörschilde - St. Jakob (3), Glasfenster im Ostchor - St. Jakob (4), Glasfenster im Ostchor - St. Jakob (5), Glasfenster im Ostchor
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