Bernhard
Peter
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Photos schöner alter Wappen Nr. 1353
Wiltz (Großherzogtum Luxembourg)
Dekanatskirche Niederwiltz - Epitaph für Anna von Manderscheid-Kayl
Ein weiteres prächtiges und gut erhaltenes Epitaph im Chor der Dekanatskirche ist das für Anna Gräfin von Manderscheid-Kayl. Sie war die erste Frau von Johann v. Wiltz (Jean de Wiltz), Nach ihrem Tod heiratete Johann v. Wiltz (Jean de Wiltz) Claudia Beyer v. Boppard. Gräfin Anna ist also die Schwiegertochter des im letzten Kapitel vorgestellten Hartard von Wiltz, aber nicht die Mutter der im ersten Kapitel vorgestellten Katharina von Wiltz. Anna lebte vom 5.2.1530 bis zum 23.2.1559, Kinder sind keine bekannt. Sie ist als frontal stehende Figur dargestellt, mit vor der Brust zum Gebet zusammengelegten Händen, aus denen ein Rosenkranz herabfällt. Der Figur, hinter deren Kopf eine Muschelnische ist, haftet eine gewisse Starrheit an, was durch die Symmetrie und die beiden schlanken, rahmenden Säulen unterstrichen wird. Ganz anders lebhaft und dynamisch wirken die vier Schildhalter dieses Epitaphs, von denen die beiden unteren mit jeweils beiden Händen die oberen Schildecken erfassen und die beiden oberen mit je einer Hand den nach innen geneigten Schild an seiner obersten Ecke erfassen und mit der anderen Hand das Inschriftenband halten.
Die Inschrift über dem Kopf der Dargestellten lautet: "ANNA GEBOR(EN)E GREVI(N) ZV MANDERSCHIET VND BLANCKENHEIM DOCHTER ZV KEIL GEVES(E)NE FRAV ZV WILTZ V(N)D STAD BREDNIS OBIIT ANNO 1559 DIE 23 FEB(RVARII)" Mit "Stad Brednis" ist Stadtbredimus gemeint, ein Ort in Luxemburg.
Anna hatte mehrere Brüder: Dietrich I. Graf v. Manderscheid-Kayl (1531/1532 - 1577) setzte die Linie fort und heiratete Anna v. Leiningen-Westerburg (1535 - 1590). Christoph v. Manderscheid-Kayl (10.2.1529 - 28.8.1576) wurde geistlich und war 1547-1576 Abt von Prüm, Stablo und Malmedy, wie sein Onkel Wilhelm als Amtsvorgänger 15131546, wobei Christophs Amtszeit nicht wohlwollend bewertet wird, insbesondere weil Prüm nach ihm an das Erzstift Trier fiel und seitdem gegen den Willen der Mönche in Personalunion administriert wurde. Philipp v. Manderscheid-Kayl (- 31.8.1580) wurde ebenfalls geistlich, er wurde 1574 Archidiakon zu Köln und war Domherr und Domdechant zu Köln und Trier, ganz ähnlich war Johann v. Manderscheid-Kayl 1547-1575 Domherr zu Trier. Die letzte der Geschwister, Magdalena v. Manderscheid-Kayl (- 1605), heiratete 1588 Wilhelm v. Braunsberg zu Broelberg (- 19.1.1612).
Eine Ahnenprobe von insgesamt 4 Vollwappen der vier Großeltern umgibt die Figur der Verstorbenen, zwei auf jeder Seite, die der Vaterseite heraldisch rechts = optisch links, die der Mutterseite optisch rechts = heraldisch links, die Männer jeweils oben, die Frauen jeweils unten, so daß der wichtigste Vorfahr, der Großvater väterlicherseits heraldisch rechts oben auf dem Ehrenplatz zu finden ist. Es sind dies die vier Wappen Manderscheid, Moers-Saarwerden, Salm und Haraucourt. Der heraldische Stammbaum der Dargestellten sieht wie folgt aus:
Wilhelm Graf v. Manderscheid-Kayl |
Adelheid v. Moers u. Saarwerden |
Johann VI. Graf v. Salm-Badenweiler |
Anna v. Haraucourt Dame de Brandenbourg |
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Jakob Graf zu Manderscheid-Blankenheim Herr zu Daun u. Wartenstein (1481/1482-26.4.1562) |
Anna v. Salm |
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Anna v. Manderscheid-Kayl |
Die in diesem Stammbaum nicht dargestellten Urgroßeltern sind Dietrich III. Graf v. Manderscheid u. Blankenheim Herr zu Schleiden u. Junkerath (ca.1420 - 20.2.1488), vermählt mit Elisabeth v. Schleiden-Blankenheim, Jakob I. Graf zu Moers u. Saarwerden, vermählt mit Anastasia v. Leiningen (- 20.10.1452), Johann IV. Graf v. Salm-Obersalm (29.6.1431 - 4.6.1485), vermählt mit Margarethe v. Sierck (1437 - 14.2.1520), und die letzten beiden sind mir unbekannt.
Abb. links: Wappen
der Grafen von Manderscheid: In Gold ein
roter Zickzackbalken (Sparrenbalken). Helmzier ein
goldener Hut mit rotem Stulp, darin zwei Stöße von
Pfauenfedern (Gruber, Zobel), ein roter Hut mit goldenem
Stulp, darin zwei Stöße von Pfauenfedern (Siebmacher,
Loutsch). Helmdecke rot-gold. Es gibt bzgl. der Helmzier
weitere Varianten (Gruber, Zobel, Siebmacher).
Französischer Blason: D'or à la fasce vivrée de
gueules. Cimier deux toffes de plumes de paon au naturel
sur un chapeau de tournoi de gueules retroussé d'or.
Im Laufe seiner Geschichte erfuhr das Wappen der Grafen von Manderscheid mannigfaltige Vermehrungen, zwei Beispiele von vielen werden oben gegeben. Manderscheid-Kayl hatte weitere Felder für Reipoltskirchen (in blauem Feld ein silbernes Rad) und Hohenfels (in grünem, mit goldenen Schindeln bestreutem Feld ein gestürzter silberner Anker). |
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Abb. rechts: Wappen
der Grafen von Salm: Ein verwirrendes
Geschlecht, bei der wir drei Familien (Mannesstämme)
unterscheiden müssen: Die ausgestorbenen alten Grafen
von Salm entstanden im frühen 11. Jh. und teilten sich
in die Linien Altsalm = Niedersalm in den Ardennen und
Obersalm mit der Burg Salm bei Schirmeck im Unterelsaß
und der Grafschaft Salm in den Vogesen. Die einen führten silberne Salme
in Rot, die anderen rote Salme in Silber. Als sie
ausstarben, erbten die Wild- und Rheingrafen 1475 den
halben Teil von Ober-Salm, während das Haus Nieder-Salm 1413/1416 ff. mittelbar von den
Herren von Reifferscheidt beerbt wurde
(Salm-Reifferscheidt, seit 1790 und 1804 fürstlich, das
Gebiet kam 1455 über einen Neffen des letzten Herren von
Niedersalm an die Herren von Reifferscheidt). Es handelt
sich um zwei verschiedene Familien, die beide jeweils
einen Teil der Grafschaft Salm erhalten hatten und sich
nach ihr nannten.
Zurück zum Epitaph: Anna von Salm ist die Tochter von Johann VI. Graf v. Salm-Badenweiler, dieser der Sohn von Johann IV. Graf v. Salm-Obersalm (29.6.1431 - 4.6.1485) und Margarethe v. Sierck (1437 - 14.2.1520) und Enkel von Johann III. Graf v. Salm-Obersalm (- 2.7.1431) und Jeanne de Joinville. Das Haus Ober-Salm führte in Rot zwei pfahlweise gestellte, gekrümmte, mit dem Rücken einander zugewandte Salme, bewinkelt von vier (1:2:1) silbernen oder goldenen (Zobel) fußgespitzten Widerkreuzchen, oder das Feld bestreut (wie hier am Epitaph) mit silbernen (Loutsch) oder goldenen (im Loutsch als Variante geführt) Steckkreuzchen. Helmzier die beiden Salme aus dem Schild, aber gestürzt, in einen flachen, roten, hermelingestulpten Hut beißend. Französischer Blason: De gueules à deux saumons d'argent, le champ semé de croisettes recroisettées du même (variante: d'or). Cimier les deux saumons de l'écu, renversées, mordant un bonnet de gueules retroussé d'hermines. Dieses Wappen fand Eingang in das Wappen der Rhein- und Wildgrafen. |
Abb. links: Wappen
der Grafen von Moers-Saarwerden: Hierzu
die Entwicklung dieses Wappens im einzelnen:
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Abb. rechts: Wappen der de Haraucourt (auch de Haracourt, aus der Gegend von Lunéville stammend, Familie des lothringischen und luxemburgischen Adels, der luxemburgische Zweig besaß die Herrschaften Falkenstein und Everlange), in Gold ein rotes Kreuz, in einem silbernen Freiviertel ein goldengekrönter (fehlt hier im Beispiel am Epitaph), rotbewehrter und rotgezungter schwarzer Löwe. Helmzier ein silberner Schwanenrumpf mit goldenem Ring im Schnabel, rücklings mit drei (Gruber) oder vier (Loutsch) roten Kugeln besteckt, die ihrerseits jeweils mit einem schwarzen Hahnenfederbüschel besteckt sind, Helmdecken rot-silbern. Französischer Blason: D'or à la croix de gueules, au franc-quartier d'argent au lion de sable, armé et lampassé de gueules, (couronné d'or). Es gibt mehrere Darstellungsvarianten, a) der Löwe im Obereck ohne Beschneidung des Kreuzes (so im Loutsch abgebildet), b) der Löwe in einem das Kreuz teilweise überdeckenden Freiviertel (wie hier am Epitaph). Entsprechend der französische Blason: le premier quartier / un véritable franc-quartier empiétant sur la croix. Französischer Blason der Helmzier: Une tête et col de cygne d'argent, tenant au bec un annelet d'or, le dos orné de quatre boules de gueules, sommé chacune de plumes de coq de sable. |
Literatur,
Links und Quellen:
Veröffentlichung der
Innenaufnahmen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dechant
Martin Molitor vom 11.5.2010, wofür ihm an dieser Stelle ganz
herzlich gedankt sei.
Siebmachers Wappenbücher
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du pays de Luxembourg, 1974
Rolf Zobel: Wappen an
Mittelrhein und Mosel, Books on Demands GmbH, Norderstedt 2009,
ISBN 978-3-8370-5292-3, 527 S.
Otto Gruber: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels,
Trier 1962-1965, incl. Nachtrag Trier 1967, ebenfalls
veröffentlicht in verschiedenen Jahrgängen der
"landeskundlichen Vierteljahresblätter".
Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital,
WW-Person auf CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN
978-3-7686-2515-9
Emmanuel de Boos, Dictionnaire du Blason, Editions du léopard
d'or, Paris, 2001, ISBN 2-83377-170-1
La Famille seigneurale de Wiltz, 1.) notice historique et
généalogique, S. 1-18, 2.) Archives du Château de Louppy,
Inventaire fait en 1921, S. 19-46, 3.) Généalogie des seigneurs
de Wiltz par l'abbé Jean Clees, S. 47-69, Publications de la
Section Historique de L'Institut G.-D. de Luxembourg, Volume LXV,
1933.
Michel Schmitt, Wegführer zu Luxemburgischen Kirchen und
Kapellen, Editions Saint-Paul Luxembourg, 1996, ISBN
2-87963-258-7.
Territorialgeschichte: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der
deutschen Länder - die deutschen Territorien vom Mittelalter bis
zur Gegenwart. C. H. Beck Verlag München 7. Auflage 2007, ISBN
978-3-406-54986-1
Dekanatskirche Niederwiltz, Epitaph für Katharina von Wiltz - Epitaph für Hartard von Wiltz - Epitaph für Anna von Manderscheid - Schlußsteine im Gewölbe - Gitter im Chor - Françoise Antoinette de Custine Gräfin v. Wiltz - Marianne de Custine Gräfin v. Wiltz
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