Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1330
Stadt Luxembourg (Großherzogtum Luxembourg)
La Maison de Raville in Luxembourg
Unweit des großherzoglichen Palastes in der Stadt Luxembourg befindet sich das ehemalige Hôtel der de Raville (Rue de la Reine Nr. 4), einst eines der prächtigsten Renaissance-Anwesen der Altstadt. Die hier gezeigten Wappendarstellungen befinden sich in dem unzugänglichen, aber durch ein modernes, ebenfalls wappengeschmücktes Gittertor einsehbaren Innenhof, in dem man rechterhand einen fast 12 m langen Renaissance-Balkon wahrnimmt. Das Anwesen wurde 1575 erbaut, und der Stil ist genauso spanisch-plateresk beeinflußte Renaissance wie der damals direkt gegenüberliegende großherzogliche Palast. Nach den de Raville wohnten hier seit 1638 die Seigneurs d'Everlange, seit 1651 war es im Besitz der Abbaye d'Orval, es folgten als Bewohner 1682 die Seigneurs de Cassal, dann 1756 Nicolas Loutz-Eydt, 1810 Joseph-Antoine Neu, 1816 Alexandre Cary, 1900 Eugène Ruppert-Cary, schließlich 1975 die Banque UCL und seit 1998 die Dresdner Bank Luxembourg S.A. Im Jahr 1980 wurde das Gebäude komplett restauriert. Über einer Pforte ist ein Allianzwappen angebracht, dessen beide Teile nicht original in situ sind, sondern mit eisernen Klammern nachträglich eingefügt wurden.
Das vermehrte Wappen der Edlen Herren von Rollingen, bzw. der de Raville, heraldisch rechts ist geviert, Feld 1 und 4: in Rot drei silberne Sparren (Stammwappen Raville). 2 und 3: in Rot ein silbernes Ankerkreuz (Herrschaft Siebenborn). Helmzier ein silberner Pfauenhals (oder auch als blau beschrieben). Helmdecken rot-silbern. Das alte Dynastengeschlecht, das zu den wichtigsten Luxembourgs zählte, ist in der letzten Linie mit Peter Ernst de Raville 1750 erloschen. Der französische Blason lautet: écartelé, aux I et IV de gueules à trois chevrons d'argent, aux II et III de gueules à la croix ancrée d'argent. Cimier une tête et col de paon d'azur ou d'argent.
Das andere Wappen auf der heraldisch linken Seite zeigt das Wappen der de Bassompierre (deutsch: von Bettstein). Es hat in Silber drei rote Sparren (d'argent à trois chevrons de gueules), als Helmzier auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bez. Schildchen zwischen einem roten oder silbern-roten Flug (sur le casque couronné un écusson aux armes de l'écu entre un vol de gueules ou d'argent et de gueules). Bassompierre ist heutzutage ein Ortsteil von Boulange westlich von Thionville (Lothringen, Département Moselle).
Eine Margarete von Bettstein (Marguerite de Bassompierre) hatte einen Jakob von Rollingen (Jacques de Raville) geheiratet, der Herr von Ansembourg, Septfontaines und Koerich war und als Berater des Kaisers, justicier de nobles, Lieutenant-Général des Herzogtums Luxembourg und der Grafschaft Chiny fungierte; der Stein paßt zu diesem Paar, das 1564 die Ehe einging. Interessanterweise findet sich über dem Portal der alten Ansembourg in situ ein formal nicht nur ähnliches, sondern identisches Allianzwappen (vgl. Loutsch S. 664), das haargenau die gleichen formalen Eigentümlichkeiten wie die beiden nach rechts offenen Helme und andere Details zeigt. Ob dort Abgüsse angefertigt wurden, um den leeren, supraporten Raum zu füllen?
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers
Wappenbücher
Dr. Jean-Claude Loutsch, Armorial du
pays de Luxembourg, 1974
Hinweistafel im Durchgang zum Hof
André Haagen, Jean-Pierre Koltz, Paul Margue, Raymond Weiller:
Maison de Raville - Ein Zeitdokument. Luxemburger Geschichte um
ein Renaissance-Haus. Luxemburg: Interpublicité, 1990.
Geschichte der de Raville: http://www.raville.net/histoire/histoire.php?idHistoire=54
Genealogie der de Raville: Jean-Claude Loutsch, La famille de
Raville, Intermédiaire des Généalogistes, Nr. 83, 84, 85 und
86.
Jean Harpes, Vieilles demeures
nobiliaires et bourgeoises de la ville de Luxembourg, 1959.
Roger Bour, Stadt und Festung Luxemburg von A-Z, 1992.
Hôtel Saint Maximin - ehem. Hôtel de Feller - Hospice Saint Jean - Großherzoglicher Palast - Eglise Saint Michel
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