Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 1184
Gedern
(Wetterau)
Schloß
Gedern
Gedern war zuerst ein Besitz
derer von Trimberg, die mit Konrad von Trimberg 1376 erlosch.
Besitznachfolger waren die Herren von Eppstein bzw. von
Eppstein-Königstein. Mit deren Aussterben kam Gedern an das Haus
Stolberg. Die Schlüsselehe ist die zwischen Bodo (Botho) Graf zu
Stolberg (4.1.1467 - 1538), und Anna Gräfin v.
Eppenstein-Königstein-Rochefort (1481/1482-7.8.1538), die 1535
Königstein erbt. Gemeinsam hatte das Paar 13 Kinder. Ludwig, der
zweite Sohn, war für die Übernahme der
Eppstein-Königstein-Erbschaft bestimmt. Ludwig II von Stolberg
(1505-1574) ist der erste stolbergische Besitzer von Gedern. 1549
kaufte er Würzburger Lehen, 1557 Agimont, 1559 bekam er das
Lehen Schwarzau, und 1563 erwarb er das Lehen Rochefort. Ludwig
war nun Herr von Eppstein-Königstein, Münzenberg, Breuberg,
Rochefort, Agimont und Herbimont. Und als sein Schwiegersohn
starb, bekam er auch noch Wertheim. Das Territorium wurde 1677
zwischen den Brüdern Ernst und Ludwig Christian aufgeteilt.
Ludwig Christian bekam dabei Gedern. Er wurde der erste
Stolberger Graf, der in Gedern resisierte und der die Stadt zur
Residenz ausbaute. Die mittelalterliche Burg wurde zum Schloß
mit entsprechenden Nebengebäuden, Brauerei, Kellerei,
Speicherbauten, Gärtnerei, Gartenhaus, Orangerie und Schmiede.
Er war in zweiter Ehe mit Christina Herzogin v.
Mecklenburg-Güstrow (14.8.1663 - 3.8.1749) verheiratet, sie
gebar ihm in 23 Jahren 24 Kinder, darunter vier Zwillingspaare.
Sie erlebte 92 Enkel und 25 Urenkel. Für ihre Kinder führte sie
die Regentschaft. Nachfolger im Regierungsamt sollte das 13. Kind
werden, Friedrich Carl Fürst zu Stolberg-Gedern (11.10.1693 -
28.9.1767), der die Amtsgeschäfte mit 21 Jahren übernahm. Er
ist der eigentliche Stifter der Linie Stolberg-Gedern und er
baute die Residenz gewaltig aus, wobei das Schloß doppelt so
groß wurde. Dem Schloß sieht man seine zwei Bauphasen deutlich
an, der schlichtere, mächtigere Korpus des Hauptbaus ist noch
der Renaissance verhaftet, während der neue Bau, auch
Prinzeßbau genannt, deutlich barocke Formen hat. Auch das
östlich des Hauptgebäudes gelegene Rentamt wurde 1710 unter ihm
erbaut. 1742 gelang ihm die Erhebung seiner ganzen Familie in den
Reichsfürstenstand. In Folge eines Widerspruchs seines älteren
Bruders Christian Ernst, der in Wernigerode regierte, wurde diese
Erhebung aber geändert und das Diplom nur für Friedrich Carl
und seine Nachkommen sowie für seine Schwester Auguste Marie
ausgefertigt. Die Nachfolge war aber kurzlebig, nach ihm wurde
sein Enkel der zweite Fürst, und mit ihm erlosch das Haus
Stolberg-Gedern. Heute gehört das Schloß der Stadt und
beherbergt ein Schloßhotel mit Restaurant und Gewölbekeller,
die Stadtverwaltung und eine Anwaltskanzlei.
Der Kernbau wurde im Barock
umgebaut: Der im Bild deutlich zu sehende vorgebaute
Mittelrisalit enthält das neue Treppenhaus mit barocker
Holztreppe von 1730. Bei diesem Umbau wurde das Hauptgebäude
einheitlich auf vier Geschosse erhöht. Auch die Fenster wurden
vereinheitlicht. Aus dieser Umbauphase stammt auch das im
folgenden besprochene Allianzwappen über dem mit einem
Dreiecksgiebel bekrönten Eingang.
Wappen des
Ehemannes
Auf dem Allianzwappen sehen
wir heraldisch rechts den Wappenschild des Ehemannes aus dem
Hause Stolberg, in einer Form, die dem Diplom vom 18.2.1742
entspricht. Der Wappenschild entspricht dem älteren Diplom von
1597 mit einer in der Gesamtdarstellung der Stolbergischen Wappen
beschriebenen Verschiebung der Feldgrenzen, woraus sich im Laufe
der Zeit folgende, heraldisch und logisch unrichtige
Beschreibungsweise entwickelt hat, die nicht der historischen
Entwicklung Rechnung trägt, sondern der Verschiebung der
Proportionen durch graphische Bedürfnisse:
Viermal gespalten zu fünf Pfählen:
- Erster Pfahl: im oberen Viertel
geteilt
- ganz oben: in Gold ein
schreitender schwarzer Hirsch (Stammwappen,
Grafschaft Stolberg)
- unten: in Silber zwei rote,
pfahlweise gestellte und in der Mitte nach außen
gekrümmte Fische (Forellen) nebeneinander
(Grafschaft Wernigerode)
- Zweiter Pfahl: dreimal geteilt:
- oben: in Gold ein schwarzer
Löwe (Herrschaft, "Grafschaft"
Königstein).
- Mitte oben: in Silber drei
rote Sparren, alternativ von Silber und Rot
fünfmal gesparrt (Herrschaft Eppstein)
- Mitte unten: ledig und rot
(obere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- unten: ledig und golden
(untere Hälfte Herrschaft Münzenberg)
- Dritter Pfahl: geteilt, und in der
oberen Hälfte nochmals geteilt
- ganz oben: in Gold ein
blaubewehrter, roter Adler (Grafschaft
Rochefort).
- oben: in Gold ein von Silber
und Rot in drei Reihen geschachter Balken (Grafschaft
Mark)
- unten: Von Gold und Rot
siebenmal oder neunmal geteilt (Herrschaft
Agimont, eigentlich Grafschaft Loon/Looz).
- Vierter Pfahl und fünfter Pfahl:
bilden zusammen ein geviertes Wappen mit Herzschild:
- Feld 1 und 4: silbern-rot
geschacht (Grafschaft Hohnstein)
- Feld 2 und 3: in Rot drei
goldene Balken oder siebenmal von Gold und Rot
geteilt, überhöht von einem einwärts
schreitenden goldenen Löwen mit roter Zunge und
ebensolcher Bewehrung (Grafschaft Lauterberg)
- Herzschild: In Silber ein
schwarzer, schreitender Hirsch (Klettenberg)
Die Elemente der Stolbergschen
"Hälfte" wurden also verbreitert, hinten wird das
Hohnsteinsche Wappen zusammengequetscht. Diese Betrachtungsweise,
egal ob darstellerisch oder beschreibend, illustriert den Verlust
des Verständnisses der Herkunft der einzelnen Bestandteile und
der einem Wappen innewohnenden Logik. Eigentlich ist diese
Aufteilung heraldisch unbillig. Diese Aufteilung wird aber nicht
erst seit 1742 benutzt, wie das Beispiel von 1735/36 an der
Rentkammer Wächtersbach belegt. Vielmehr trägt das Diplom einer
stattgefundenen Entwicklung Rechnung. Seitens der Linie
Wernigerode wurde übrigens das im Reichsgrafendiplom 1597
verliehene, heraldisch richtigere Wappen durch gräflichen Erlaß
aus dem Jahre 1875 restituiert!
Genealogie
des Ehemannes:
- Bodo (Botho) Graf zu Stolberg
(4.1.1467 - 1538), Bodo II., Bodo der Jüngere, der
Glückliche, 1502-1503 Pfleger zu Coburg, 1510
herzoglich-sächsischer Rat, vermählt mit Anna Gräfin
v. Eppenstein-Königstein-Rochefort (1481/1482-7.8.1538),
die 1535 Königstein erbt und an das Haus Stolberg
bringt.
- Heinrich Graf zu
Stolberg-Wernigerode (1509 - 12.11.1572), erst
geistliche Laufbahn, 1525-1527 Student in
Leipzig, 1523 Domherr in Mainz, 1528-1537 Domherr
in Köln, 1539-1544 Dompropst in Halberstadt,
1542-1546 Domdekan, 1543-1546 Propst an St.
Severin in Köln, 1545 Propst an St. Maria ad
gradus in Köln, 1538 Propst an St.Peter in
Mainz, Resignation zwecks Fortführung der
Familie, erbt Schwarza durch ein Testament des
Grafen Albrecht von Henneberg; vermählt mit
Elisabeth v. Gleichen-Rembda (-26.6.1578)
- Christoph Graf zu
Stolberg-Wernigerode (1.12.1567 -
21.11.1638), 1587 Graf, erbt den gesamten
Stolbergischen Besitz: 1572 zu
Wernigerode, 1587/1592 zu Schwarza und
Gedern, 18.4.1597 Graf zu Hohnstein, Herr
zu Lohra und Klettenberg, 1608 in halb
Kelbra und Heringen, 1613 zu Rossla, 1635
in Grafschaft Hohnstein, vermählt mit
Hedwig v. Regenstein u. Blankenburg
(23.2.1571/20.1.1572 - 20.11.1634)
- Heinrich Ernst
I. Graf zu Stolberg-Wernigerode
(20.7.1593 - 4.4.1672), 1645 in
Wernigerode mit Anteil Honstein,
seit 1657 in Gedern, Schwarza und
Ilsenburg, Gründer der Linie
Stolberg-Wernigerode, 31.5.1645
Teilung mit dem Bruder, vermählt
mit Anna Elisabeth Gräfin zu
Stolberg (6.8.1624 - 17.10.1668)
- Ludwig
Christian Graf zu
Stolberg-Gedern (8.9.1652
- 27.8.1710), 1677 in
Gedern, Schwarza und
Anteil Honstein,
vermählt mit Christina
Herzogin v.
Mecklenburg-Güstrow
(14.8.1663 - 3.8.1749)
- Friedrich
Carl Fürst zu
Stolberg-Gedern
(11.10.1693 - 28.9.1767),
27.8.1710 zu Gedern,
18.2.1742 Reichsfürst,
vermählt mit Louise
Prinzessin v. Nassau
(6.12.1705 - 28.10.1766)
Wappen der
Ehefrau
Hier das Nassauer Wappen
(Walrams Stamm), wie es ab 1660 geführt wurde, im Vergleich zur
Vorgängerversion um die Elemente Weilnau und Merenberg vermehrt.
Es ist wie folgt aufgebaut:
- Hauptschild: einmal gespalten und
zweimal geteilt mit einem oben eingeschobenem Feld
- Feld 1: Grafschaft
Saarbrücken: In blauem, mit silbernen,
fußgespitzten Kreuzchen (Steckkreuzchen, können
auch widergekreuzt sein) bestreutem Feld ein
silberner, gekrönter Löwe.
- Feld 2: Grafschaft Saarwerden,
in Schwarz ein silberner, rot bewehrter
Doppeladler.
- Feld 3: Grafschaft Moers, in
Gold ein schwarzer Balken
- Feld 4: Grafschaft Weilnau, in Gold zwei
rote, blau bewehrte Leoparden (hersehende,
schreitende Löwen) übereinander.
- Feld 5: Herrschaft Merenberg:
In Grün ein goldener Schragen, bewinkelt von 12
(4x 3) goldenen Kreuzchen
- Feld 6: Geroldseck-Lahr, in
Gold ein roter Balken
- Feld 7: Lahr-Mahlberg, in Gold
ein schwarzer, gekrönter Löwe
- Herzschild: Grafschaft Nassau: In blauem und mit goldenen
aufrechten Schindeln bestreuten Feld ein goldener Löwe,
rot gezungt, rot bewehrt und auch golden gekrönt.
Dieses Wappen wurde von allen
übriggebliebenen Linien des Walramschen Stammes bis 1805 in
dieser Form geführt. Zu diesem Wappen gehören 7 Helme (siehe
allgemeine Monographie Haus Nassau, Walrams Stamm).
Genealogie
der Ehefrau:
- Ludwig I. Graf v. Nassau-Weilburg
(1466 - 28.5.1523), vermählt mit Maria v.
Nassau-Wiesbaden (9.8.1487 - 2.3.1548)
- Philipp III. Graf v.
Nassau-Weilburg (20.9.1504 - 4.10.15593),
vermählt mit Anna v. Mansfeld-Hinterort (-
26.12.1537)
- Albrecht Graf v.
Nassau-Weilburg (26.12.1537 -
11.11.1593), vermählt mit Anna v. Nassau
((13/21).9.1541 - 12.2.1616)
- Ludwig II.
Graf v. Nassau-Weilburg (9.8.1565
- 8.11.1627), vermählt mit Anna
Maria Landgräfin v.
Hessen-Kassel (27.1.1567 -
21.11.1626)
- Wilhelm
Ludwig Graf v.
Nassau-Saarbrücken
(18.12.1590 - 22.8.1640),
vermählt mit Anna Amalia
Markgräfin v.
Baden-Durlach (9.7.1595 -
18.11.1651)
- Gustav
Adolph Graf v.
Nassau-Saarbrücken
(27.3.1632 - 9.10.1677),
vermählt mit Eleonore
Clara Gräfin v.
Hohenlohe-Neuenstein
(16.7.1632 - 4.5.1709)
- Ludwig
Crato Graf v.
Nassau-Saarbrücken
(28.3.1663 - 14.2.1713),
vermählt mit Philippine
Henriette Fürstin v.
Hohenlohe-Langenburg
(15.11.1679 - 14.1.1751)
- Louise
Prinzessin v. Nassau
(6.12.1705 - 28.10.1766),
vermählt mit Friedrich
Carl Fürst zu
Stolberg-Gedern
(11.10.1693 - 28.9.1767),
27.8.1710 zu Gedern,
18.2.1742 Reichsfürst
Nachkommen
des Paares:
- Friedrich Carl Fürst zu
Stolberg-Gedern (11.10.1693 - 28.9.1767),
27.8.1710 zu Gedern, 18.2.1742 Reichsfürst, vermählt
mit Louise Prinzessin v. Nassau
(6.12.1705 - 28.10.1766)
- Ludwig Christian Fürst zu
Stolberg-Gedern (31.7.1720 - 4.3.1770) - schlug
die Regierungsnachfolge aus, k. u. k.
Generalfeldwachtmeister, 1761 Resignation
- Gustav Adolph zu
Stolberg-Gedern (6.7.1722 - 5.12.1757) -
Gouverneur von Nieuport, fiel in der Schlacht bei
Leuthen als kaiserlicher Generalmajor, vermählt
am 22.10.1751 mit Elisabeth Philippine Claudine
Prinzessin v. Horn (10.5.1733 - 25.1.1826)
- Louise Maximiliane
Caroline Emanuela zu Stolberg-Gedern
(21.9.1752 - 29.1.1824)
- Carolina Augusta von
Stolberg-Wernigerode (10.2.1755 -
21.1.1829)
- Franziska Claudia von
Stolberg-Gedern (27.6.1756 - 1836)
- Theresia Gustavina von
Stolberg-Gedern (27.8.1757 - 15.5.1837)
- Christian Carl Fürst zu
Stolberg-Gedern (14.7.1725 - 21.7.1764),
kaiserlicher Generalfeldzeugmeister,
kommandierender Generalfeldwachtmeister des
Oberrheinischen Kreises, Kommandant der
Reichsarmee, Gouverneur von Philippsburg,
Generalmajor der Generalstaaten, Obrist eines
Infanterieregimentes, vermählt am 8.6.1760 mit
Eleonora Maximiliana Christina Gräfin
Reuss-Lobenstein (5.12.1736 - 21.1.1782), die
für ihren beim Erbfall sechsjährigen Sohn die
Regierungsgeschäfte führte und zur beliebten
Landesmutter wurde.
- Carl Heinrich
Fürst zu Stolberg-Gedern (24.10.1761
- 5.1.1804), zweiter Fürst, trat 1786
die Regierung an, weilte aber nur selten
in Gedern, königlich französischer
Oberst, unvermählt, verlor durch die
französische Revolution Rochefort, mit
ihm starb das Haus Stolberg-Gedern aus
und Gedern fiel wieder an die Hauptlinie
Stolberg-Wernigerode
- Luise Prinzessin zu
Stolberg-Gedern (13.10.1764 - 24.5.1834),
vermählt in erster Ehe am 5.6.1780 mit
August Friedrich Carl Wilhelm Herzog v.
Sachsen-Meiningen (19.11.1754 -
21.7.1782) und in zweiter Ehe am
21.1.1787 mit Eugen Friedrich Franz
Heinrich Herzog v. Württemberg
(21.11.1758 - 20.6.1822)
- Carolina zu Stolberg-Gedern
(27.6.1731 - 28.5.1796), vermählt mit Christian
Albrecht Ludwig Fürst zu Hohenlohe-Langenburg
Graf v. Gleichen (27.3.1726 - 4.7.1789)
Schilde
mit Monogrammen:
Auf 1679 datierter Schild mit
den Initialen des Bauherrn Ludwig Christian Graf zu
Stolberg-Gedern (8.9.1652 - 27.8.1710) am Torbogen des Gebäudes
jenseits der Straße
Undatierter Schild mit den
Initialen des Bauherrn Friedrich Carl Fürst zu Stolberg-Gedern
(11.10.1693 - 28.9.1767) an der Rückseite des Torgebäudes
Literatur
und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Grafen und Hoher Adel (Fürsten)
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Schloß Gedern: Vor Ort befindliche Informationstafeln
Schloßhotel Gedern: http://www.schlosshotel-gedern.de/ - Geschichte: http://www.schlosshotel-gedern.de/pages/schloss-amp-mehr/schloss-und-park.php und http://www.schloss-gedern.de/schloss.html sowie http://www.wfg-wetterau.de/downloads/PDF-Archiv/museenfuehrer/50_Schloss-Gedern.pdf
Haus Nassau - walramsche Hauptlinie
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