Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 923
Kirchberg
(Landkreis Schwäbisch Hall)
Kirchberg:
Stadttor
Fürst Friedrich Christian Carl gab diesem
ehemals baufälligen Eingang die gegenwärtige Gestalt im Jahre
1774, wie eine Bauinschrift erzählt. An der Südecke der ein
langgezogenes, von Nordosten nach Südwesten verlaufendes Trapez
bildenden Altstadt von Kirchberg befindet sich dieses Tor mit dem
Wahrzeichen der Stadt, dem 45 m hohen Turm von 1440.
Mittelalterlicher Turm und barockes Tor bilden hier eine bauliche
Einheit. Hier ist auch das alte Gefängnis aus der Erbauungszeit
(zwei Zellen mit Pritsche).
Über dem Tordurchgang von 1774 befindet
sich das Wappen des Fürstenhauses. Der in der Bauinschrift
Genannte wurde 1767 Fürst. Das zugehörige Wappen ist in einem
Diplom vom 24.5.1772 beschrieben. Der Schild ist wie folgt
aufgebaut:
- Hauptschild: geviert mit eingebogener
Spitze über Schildfuß
- Feld 1: In Gold ein schwarzer
Doppeladler (kaiserliches Gnadenzeichen)
- Feld 2: In Blau 3 (2:1)
silberne Lilien (Bedeutung unbekannt)
- Feld 3: Stammwappen Hohenlohe:
In Silber zwei schwarze Leoparden, rotgezungt.
- Feld 4: Langenburg: Geteilt,
oben in Schwarz ein schreitender goldener Löwe,
rot gezungt, golden gekrönt, unten gold-schwarz
gerautet.
- eingebogene Spitze: In Blau
ein silberner Löwe, golden gekrönt. Seine Krone
ist eigentlich mit 3 Straußenfedern in den
Farben blau-silbern-blau geschmückt (hier nicht,
wohl aus Platzgründen). Die Hauptlinie
Neuenstein nahm in Folge einer 1621 mit dem
Grafen Johann Ludwig von Gleichen, dem 1631
verstorbenen Letzten seines Geschlechts,
geschlossenen Erbverbrüderung den Titel eines
Grafen von Gleichen an.
- Schildfuß (nicht mehr als ein
verbreiterter Rand): rot (Regalienfeld)
- Herzschild, mit rotem Fürstenhut
bekrönt, hermelingestülpt, ohne Bügel und ohne
Reichsapfel: Rot mit silbernem Schildfuß. Früher waren
das einmal in Rot drei aufsteigende silberne Spitzen,
angenommen wegen einer vermuteten (keinesfalls
verifizierten) Abstammung von den Herzögen von
(Ost-)Franken.
Das Wappen wird von zwei Hohenlohern
Schildhaltern flankiert, die beide ein Fähnchen in der freien
Pranke tragen, heraldisch rechts ein rotbewehrter, goldener,
hersehender Löwe mit einem hermelingestülpten, blauen
Fürstenhut auf dem Kopf, mit hochgeschlagenem Schweif, in der
freien Pranke an goldbespitzter brauner Turnierlanze eine goldene
Fahne mit dem schwarzen Doppeladler darauf (in anderen
Darstellungen sind hier 3 Flammen stattdessen), heraldisch links
ein gekrönter Löwe (nach dem Diplom eigentlich ein schwarzer
Leopard), in der freien Pranke an goldbespitzter Turnierlanze
eine schwarze Fahne, darin übereinander zwei goldene, gekrönte,
schreitende Löwen. Devise: Ex flammis orior.
Auf dem Schild befinden sich 5 Helme:
- Helm 1 (Mitte): Auf einem Fürstenhut
drei Straußenfedern, die mittlere mit einer silbernen
Lilie belegt (Herkunft unklar)
- Helm 2 (optisch Mitte links):
ungekrönt, ein silberner Phönix mit roten
Schwungfedern, Helmdecken rot-silbern, Stammkleinod
Hohenlohe. Es handelt sich eigentlich dabei um ein
später als die Büffelhörner mit den Kleestengeln
auftretendes Kleinod, zuerst auf einem Siegel von 1360
bekannt (Gerlach), ab 1370 wird der Phönix von allen
Familienmitgliedern geführt. Von diesem Phönix leiten
sich die Hohenloheschen Hausfarben Rot und Silber ab. Es
sei auch angemerkt, daß wir hier einen Fall haben, wo
sich die Helmdecken nicht nach dem Schildinhalt, sondern
nach der Helmzier richten. Die klassische Darstellung ist
ein silberner Vogel mit roten Schwungfedern. Seit dem 17.
Jh., bei einigen Linien früher, wird der Phönix so
abgebildet, daß er sich aus rot-goldenen Flammen erhebt.
- Helm 3 (optisch Mitte rechts):
Einziger Stechhelm in der Reihe, ungekrönt, zwei
silberne Büffelhörner, außen mit je 4-7 Kleestengeln
bzw. Lindenzweigen besteckt (ein alternatives, relativ
altes Hohenloher Kleinod, 1258-1347 von den Herren von
Hohenlohe geführt. Ursprünglich waren das wohl grüne
Lindenzweige, und als das Kleinod für die vermehrten
Helmgalerien wiederentdeckt wurde, wurden daraus goldene
Spieße, an denen Rauten hängen.)
- Helm 4 (optisch ganz links): gekrönt,
Helmzier der silberne Löwe aus dem Schild, sitzend,
seine Krone ist mit 3 Straußenfedern in den Farben
blau-silbern-blau geschmückt. Helmdecken blau-silbern
(Grafschaft Gleichen).
- Helm 5 (optisch ganz rechts):
gekrönt, ein goldener Löwe, golden gekrönt, rot
gezungt, zwischen zwei schwarzen Büffelhörnern.
Helmdecken schwarz-golden (Kleinod Langenburg)
Über allem Wappenmantel mit Fürstenhut.
Teilgeschichte
des Hauses Hohenlohe
Die Linie Hohenlohe-Kirchberg
ist eine 1699 durch Teilung aus der Linie Langenburg als
Nebenlinie entstanden. Sie war gräflich Wolfsteinischer
Allodialerbe, denn 1740 beerbten die Grafen von Kirchberg die
Grafen von Wolfstein, gemeinsam mit den Grafen von Giech. Das
Herrschaftsgebiet von Hohenlohe-Kirchberg beschränkte sich auf
Stadt und Amt Kirchberg an der Jagst und das Amt Döttingen. 1861
erlosch die Nebenlinie, die 1764 den Reichsfürstenstand erlangte
und insgesamt vier regierende Fürsten hatte.
- Heinrich Friedrich Graf v.
Hohenlohe-Langenburg u. Gleichen (5.9.1625 - 5.6.1699),
1631 Erbverbrüderung mit Gleichen, Miterbe, 1650 in
Langenburg, Kirchberg und Ingelfingen, vermählt mit
Juliana Dorothea v. Castell-Remlingen (30.1.1640 -
5.5.1706)
- Friedrich Eberhard Graf v.
Hohenlohe-Kirchberg (24.11.1672 - 23.8.1737),
Graf v. Hohenlohe-Langenburg, 1701 in Kirchberg,
1722-1726 Direktor im fränkischen
Reichsgrafenkollegiums, Begründer der
Linie zu Kirchberg, vermählt mit
Friederika Albertina Gräfin v. Erbach-Fürstenau
(1683 - 19.1.1709)
- Carl August Fürst zu
Hohenlohe-Gleichen Graf zu Kirchberg
(6.4.1707 - 17.5.1767), 1737
Regierungsübernahme, 7.1.1764 Reichsfürst,
kaiserlicher Wiklicher Geheimrat,
vermählt in erster Ehe mit Charlotta
Amalia v. Wolfstein-Sulzbürg (19.6.1706
- 24.10.1729), in zweiter Ehe mit Susanna
Margareta Luisa Gräfin v. Auersperg
(17.2.1712 - 12.9.1748) und schließlich
in dritter Ehe mit Carolina Sophia zu
Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen (8.1.1715
- 21.8.1770)
- Christian
Friedrich Carl Fürst zu
Hohenlohe-Kirchberg (19.10.1729 -
18.8.1819), aus erster Ehe, 1767 zweiter
Fürst, k. u. k.
Kämmerer, Direktor des
fränkischen
Reichsgrafenkollegiums, vermählt
in erster Ehe mit Luise Charlotte
v. Hohenlohe-Langenburg
(20.12.1732 - 5.8.1777) und in
zweiter Ehe mit Philippina Sophia
Ernestina Gräfin zu Ysenburg u.
Büdingen in Philippseich
(1.11.1744 - 6.10.1819)
- Georg
Ludwig Moritz Fürst zu
Hohenlohe-Kirchberg
(16.9.1786 - 25.12.1836),
aus zweiter Ehe, 1819 dritter
Fürst, Mitglied
der Kammer der
Standesherren im
Königreich Württemberg,
württembergischer
Generalmajor, vermählt
mit Adelheid Sophie Luise
Prinzessin zu
Hohenlohe-Ingelfingen
(20.1.1787 - 20.8.1858),
kinderlos
- Friedrich Carl
Ludwig Prinz zu
Hohenlohe-Kirchberg (1751 -
12.9.1791), aus 3. Ehe,
württembergischer
Oberstleutnant, k. u. k.
Kämmerer, vermählt mit
Friederike Karoline Wilhelmine
Amöne Prinzessin zu
Löwenstein-Wertheim-Virneburg
(17.3.1757 - 19.12.1839)
- Karl
IV. Friedrich Ludwig
Heinrich Fürst zu
Hohenlohe-Kirchberg
(2.11.1780 - 16.12.1861),
1836 vierter
Fürst,
württembergischer
Generalleutnant und
Reichserbmarschall,
Mitglied der Kammer der
Standesherren im
Königreich Württemberg,
Gouverneur von Stuttgart,
vermählt mit Marie
Gräfin v. Urach
(15.12.1802 - 22.1.1882),
ohne Nachkommen. Mit ihm erlischt
die Linie Kirchberg.
Literatur,
Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher,
insbesondere die Bände Fürsten
Genealogien: Prof. Herbert Stoyan, Adel-digital, WW-Person auf
CD, 10. Auflage 2007, Degener Verlag ISBN 978-3-7686-2515-9
Stadt Kirchberg: http://www.kirchberg-jagst.de/data/historischeAltstadt.php, http://www.kirchberg-jagst.de/data/historischeAltstadt.php#1, http://www.kirchberg-jagst.de/data/zeittafelBis1900.php
Burgen und Schlösser in Hohenlohe: http://www.hohenlohekreis.de/de/hohenlohekreis/tg/sehens/burgen/burgen.html
Schloß - Torbau
Die Wappen des Hauses Hohenlohe
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