Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 864
Kronach (Oberfranken): Städtisches Kleinod in Oberfranken

Kronach: Stadtkirche, Wolfsthal-Grabplatte

An der Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptista befindet sich außen ein zwar beschädigter, aber dennoch interessanter Grabstein der Amalia Maria von Wolfsthal. Die Inschrift lautet: "Hie ruhet die wohlgeborne Fräulein Amalia Maria von Wolfsthal so Anno 1672 am 6. May zu Bam(berg geboren und) alhie (1688) am 20. November auf dem Schloß Rosenberg seelig im Herrn entschlaffen." Oben und unten finden sich weitere Worte eines Sinnspruches: "....Wandersman....Dir und Dich und reise weider" Das Todesdatum ist später mit anderer Schrift eingefügt worden, also wurde der Stein bereits zu Lebzeiten in Auftrag gegeben.

Insgesamt finden wir auf dem beschädigten Stein vier Darstellungen von Vollwappen. In der Mitte prangt innerhalb eines Lorbeergewindes mit Blättern und Früchten das Wappen der Familie von Wolfsthal: Die Familie, benannt nach nach einer Burg "Wolf vom Thal", kam ursprünglich aus Schwäbisch Gmünd (Stadtadel), zog 1427 dann nach Nördlingen und wurde noch später zu einer ratsfähigen und äußerst vermögenden Patrizierfamilie in Nürnberg.

Das Stammwappen der Wolf von Wolfsthal zeigt in Gold einen natürlichen schreitenden Wolf. Eine spätere Variante ist ein natürlicher schreitender Wolf auf grünem Boden. Helmzier der Rumpf eines natürlichen Wolfes, wachsend, rot gezungt. Helmdecken schwarz (wolfsfarben) - golden.

Um 1500 wurde die Familie als Gegenleistung für Kredite als "von Wolfsthal" geadelt.

Das 1706 erhaltene gräfliche Wappen hat auf geviertem Schild einen mit goldener Freiherrenkrone gekrönten Herzschild, darin in Gold ein natürlicher schreitender Wolf, ggf. auf grünem Boden. Der Hauptschild ist geviert aus:

Zum vermehrten Wappen gehören drei Helme:

Mit ihrem Vater, Philipp Gaston Graf von Wolfsthal, kaiserlicher Obrist in den Türkenkriegen, Landrichter in Bamberg und dazu noch Reichsritterschaftshauptmann des Kantons Steigerwald und aller Kantone in Franken, Erbauer des Schlosses in Zeilitzheim, erlosch das Geschlecht der Wolf von Wolfsthal im Jahre 1717, das erst 1706 in den Grafenstand erhoben war. Dessen Wappen finden wir am Laurentius-Altar in der ersten Seitenkapelle zur Rechten der Pfarrkirche St. Martin in Bamberg. Zu seinem Besitz zählten Thannstein, Pilmersried, Schmachtenberg und Schenkenau. Er war Rat für Mainz, Würzburg und Bamberg. Hochangesehen, erfolgreich, vermögend, war er doch der Letzte seines Geschlechtes, durch Erbvertrag ging der Besitz an die Schönborns.

Erbe des Wolfes im Wappen werden die Grafen von Schönborn, der natürliche Wolf in Gold wurde von diesen nach 1717 in den vermehrten Schild aufgenommen.

Das zweite Wappen ist das Wappen der von Murach: In Rot ein silberner Zickzackbalken. Helmzier je nach Darstellung eine oben mit Federn besteckte rote Säule oder ein hoher Hut, mit dem silbernen Zickzackbalken belegt. Helmdecken rot-silbern. Eine Abbildung findet sich u. a. im BSB Cod.icon. 307 (mit Säule als Helmzier), eine weitere im Scheiblerschen Wappenbuch (mit oben köcherartig verbreitertem, gestulpten Hut als Helmzier). Ihr Stammsitz war in Ober- und Niedermurach in der Oberpfalz, wo sich in der Pfarrkirche St. Martin bedeutende Grabmäler der Familie befinden. Schloß NIedermurach ist abgegangen. Burg Murach in Obermurach ist Ruine. Als der letzte des Geschlechtes gilt Karl Freiherr von Murach, der am 21. September 1836 in Neunburg v. W. in Armut starb, nachdem er den gesamten Besitz seiner sparsamen Vorfahren "verlebt" hatte.

In so manchem Gemeindewappen findet sich der Zickzackbalken der Freiherren von Murach wieder, so in dem von Pemfling (unter silbernem Schildhaupt, darin ein blauer Kantenlinksbalken, in Rot über einem silbernen schwebenden Andreaskreuz ein silberner Zickzackbalken), Niedermurach (gespalten, vorne in Rot ein silberner Zickzackbalken, hinten fünfmal gespalten von Silber und Blau), Stamsried (in Rot unter einem silbernem Zickzackbalken eine goldene Flachsbreche), Winklarn (gespalten von Rot und Silber; vorne ein silberner Zickzackbalken, hinten ein aus dem Spalt hervorbrechender roter Fuchs, der in den Tatzen ein aufrechtes schwarzes Winkelmaß hält; darunter schwebt ein grünes Kleeblatt) etc.

Das dritte Wappen ist das der fränkischen Familie Pfersfelder / von Pferdsfeld. Dies sind Stammes- und Wappengenossen der Groß von Trockau, was sich auch im Schildbild widerspiegelt. Die Groß von Trockau (auch die Groß von Rabenstein), die Pfersfelder (auch genannt Großen), die Christanz / Christans (auch Groß von Trockau genannt Chistans) und vermutlich auch die Lochner von Hüttenbach sind alles stammesverwandte fränkische Geschlechter mit sich gleichendem Wappenbild. Ursprünglich handelte es sich bei den Pfersfeldern um Schlüsselfelder Dienstleute. Ihr Sitz war Pferdsfeld bei Staffelstein, heute ein Dorf zwischen Staffelberg und Veitsberg. Erste Erwähnung 1307, damit gehören sie zu den ganz alten fränkischen Geschlechtern. Der Schild ist von Silber und Blau gespalten und von einem roten Balken überdeckt. Die Helmzier zeigt ein Paar roter Büffelhörner, außen mit drei Büscheln schwarzer Hahnenfedern besteckt. Helmdecken rot-silbern. Vgl. Alter Siebmacher, Neuer Siebmacher Bände Thüringen, Bayern, Preußen. Die Familie ist vermutlich im 17. Jh. erloschen, Schöler nennt 1628.

Das vierte Wappen ist das der Familie von Würtzburg: In Gold das Brustbild eines bärtigen Mannes, schwarz gewandet mit silbernem Kragenaufschlag, auf dem Kopf eine spitze, nach hinten umgebogene schwarze Mütze mit silbernem Aufschlag, an der Spitze ein roter sechszackiger Stern (fehlt hier). Helmzier aus einer Krone ein Stoß Pfauenfedern wachsend, normalerweise außen je zwei besonders tingierte umgebogene Hahnenfedern oder Straußenfedern beseitet: rechts gold und schwarz, links schwarz und golden. Hier vereinfacht wiedergegeben. Helmdecken schwarz-golden.

Amalia Marias Vater war Philipp Gaston Wolf von Wolfsthal (1645-1717). Die Großeltern väterlicherseits waren Johann (Hans) Wolf von Wolfsthal (1603-), kaiserlicher Rat und Obrister sowie danach Ritterhauptmann des Ritterkantons Steigerwald, und dessen zweite Frau, Maria von Murach (Maurach). Amalia Marias Mutter war Margaretha Sophia von Würtzburg (-29.1.1684). Sie war die Tochter von Hans Veit III. von Würtzburg (1609-1647) und Sophia Magdalena Groß von Trockau-Pfersfelder (-23.8.1645). Sie hatte Philipp Gaston am 8.7.1671 in Bamberg geheiratet. Sie war die Schwester von Freiherr Hans Veit IV. von Würtzburg (21.12.1638-7.4.1703). Für sie war das die zweite Ehe, denn in erster Ehe war sie 1641 mit Johann (Hans) Wolf von Streitberg (-1650), Herr von Greifenstein und Burggrub, hochfürstlicher bambergischer Geheimer Rat und Oberstallmeister, vermählt. Margaretha Sophia war nicht die erste Frau von Philipp Gaston. Zuvor hatte er am 7.2.1668 auf Schloß Geyerswörth Anna Margaretha Voit von Rieneck geheiratet, die Nichte des damaligen Bamberger Fürstbischofs Philipp Valentin Voit von Rieneck. Sie starb 1669 im Kindbett bei der Geburt ihres Sohnes Johann Philipp, der das Kindesalter nicht überlebte. Nach Margaretha Sophias Tod nach 15 Jahren Ehe heiratete Philipp Gaston im Jahre 1688 Freiin Maria Agnes von Ostein (-5.7.1708), Tochter von Johann Jakob II. von Ostein (-13.11.1664), fürstbischöflich-baselscher Geheimrat und Landhofmeister zu Pruntrut (Porrentruy), und Anna Magdalena Kämmerer von Worms genannt Dalberg (-7.4.1672). Das Wappen von Amalia Marias Eltern befindet sich über dem Eingang von Schloß Zeilitzheim.

Ungewöhnlich an der Anordnung auf der Platte ist, daß hier die Wappen der näheren Verwandtschaft, also Wolf von Wolfsthal (zerstört) und von Würtzburg, unten zu finden sind, die entfernteren Familien der beiden Großmütter, Murach/Maurach und Pfersfelder, oben. Normalerweise wäre es umgekehrt zu erwarten: Eltern und Großväter oben, Großmütter unten.

Literatur, Links und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher, insbesondere die Bände Bayern und Bistümer
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Kirchenführer St. Martin zu Bamberg.
http://www.gradl-altfalter.de/gemschw/altfalge.htm
http://www.hdbg.de/gemeinden2/bayerns-gemeinden_suche-gemeinden.php

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