Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 766
Corvey (bei Höxter, Westfalen)

Corvey: Schloß - Schloßgebäude (1)

Geschichte von Corvey (2)
Im ersten geschichtlichen Abschnitt waren wir dabei stehengeblieben, wie der Fürstbischof Galen von Münster die Benediktinerabtei rettete, gemeinsam mit seinen Nachfolgern wiederaufbaute, wieder eigenständige Fürstäbte einsetzte und dem Kloster zu neuem Leben verhalf. Gegen Ende des 18. Jh. war der Bestand der Abtei erneut gefährdet. Die Aufhebung aufgrund von Verwaltungsreformen drohte, doch in einem geschickten Schachzug erreichte Fürstabt Johann Karl Theodor von Brabeck (reg. 1776–1794) die Umwandlung in ein Fürstbistum. Dieses sollte aber insgesamt nur zwei Bischöfe erleben, nämlich ihn selbst und seinen unmittelbaren Nachfolger Ferdinand von Lüninck (Bischof 1794–1802). Nach der Säkularisation büßte Corvey seine weltliche und geistliche Eigenständigkeit ein und kam 1803 an das Königreich Preußen, danach an Nassau-Oranien, und schon 1809 gab es wieder einen neuen Herrn, nämlich das französische Königreich Westphalen. Der Wiener Kongreß ordnete Europa neu und befand, daß Corvey wieder zum Königreich Preußen sollte, und Preußen wiederum trat Corvey 1821 an den Landgrafen Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg ab. Aus der Zeit von 1825 bis 1833 stammt die Ausstattung der Räumlichkeiten, auch verlegte der Landgraf seine Hofbibliothek ins Schloß Corvey. Heute ist das Schloß im Besitz des fürstlichen Hauses Ratibor. Wie kam es dazu? Das Haus Ratibor und Corvey besteht erst seit 1840 und geht auf das Fürstengeschlecht Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst zurück. Landgraf Viktor Amadeus von Hessen vererbte in seinem Testament vom 9.11.1825 Schloß Corvey dem Erbprinzen Viktor von Hohenlohe-Schillingsfürst (18.2.1818-1893), seinem Neffen. Der Landgraf, selbst kinderlos, verstarb am 12.11.1834. Seine Landgrafschaft Hessen-Rotenburg fiel zurück an das kurfürstliche Haus in Kassel. Erbprinz Viktor wurde 1840 vom König von Preußen zum ersten Herzog von Ratibor und Fürsten von Corvey ernannt. Er hielt sich jedoch nur äußerst selten in Corvey auf. Erst 1844 wurden im Westflügel des Schlosses Wohnräume für ihn hergerichtet. Er heiratete am 19.4.1845 Amélie, die Tochter des Fürsten Karl Egon zu Fürstenberg. Unter seiner Herrschaft wurde die Bibliothek beträchtlich erweitert, Hoffmann von Fallersleben war hier Bibliothekar. Auch heute ist das Schloß in Familienbesitz, die Sammlungen sind als Museum der Öffentlichkeit zugänglich.

Wappen am Schloß
Am Schloßgebäude sind sehr viele Wappen. Beinahe jeder Dreiecksgiebel über einer Tür oder fast jede Toreinfahrt ist mit einem Wappen geschmückt. Dabei gibt es zwei Gruppen. Die erste Gruppe von Steinen zeigt das Wappen von Florenz von dem Velde und findet sich entlang der westlichen Fassade (oben im Bilde).

Fürstabt Florenz von dem Velde (reg. 1696–1714, alternative Schreibweisen des Namens: von Velde, von Welden, von Velden) führt ein geviertes Wappen: Feld 1 und 4: Von Rot und Gold geteilt (gefürstete Reichsabtei Corvey), Feld 2 und 3: In Silber ein blauer Sparren (Familienwappen von dem Velde). Er kann drei Helme führen, Helm 1: Auf einem roten Kissen mit goldenen Quasten eine Inful (Reichsabtei Corvey), Helm 2: gekrönt, drei Krummstäbe (Reichsabtei Corvey), Helm 3: gekrönt, zwei silberne Hände, jeweils mit einem blauen Sparren belegt (Stammkleinod von dem Velde). Hier aber schwebt über dem Schild der Fürstenhut, hinter dem Schild Schwert und Krummstab eines Fürstabtes.

Ein zweites Beispiel mit überdimensioniertem Fürstenhut.

Die zweite Gruppe zeigt das Wappen des Fürstabtes Maximilian von Horrich (Fürstabt 1714–1721) und ist im Innenhof sowie auf der Ostseite des Schloßbaues zu finden.

Das Wappen des Maximilian von Horrich (Fürstabt 1714–1721) ist geviert: Feld 1 und 4: Geteilt von Rot und Gold (Fürstabtei Corvey), Feld 2 und 3: In Blau ein goldener Schragen, begleitet von 12 (4 x 3) silbernen Kreuzchen. Über allem der Fürstenhut, hinter dem Schild Krummstab und Schwert.

Ein weiteres Wappen des Fürstabtes Maximilian von Horrich. Die goldene Fläche der Corveyer Felder ist bei diesen untingierten Steinmetzarbeiten stets damasziert.

Noch ein Wappen des Fürstabtes Maximilian von Horrich, hier mit zwei verwitterten Löwen als Schildhalter.

Zur Übersicht: Die Fürstäbte und Bischöfe von Corvey (Ausschnitt)
Arnold III von der Malsburg (Fürstabt 1435–1463)
Hermann II von Stockhausen (Fürstabt 1463–1479)
Hermann III von Bömelberg (Fürstabt 1479–1504)
Franz Ketteler (Fürstabt 1504–1547)
Kaspar I von Hörsel (Fürstabt 1547–1555)
Reinhard II von Buchholz (Fürstabt 1555–1585)
Dietrich IV von Beringhausen (Fürstabt 1585–1616)
Heinrich V von Aschenbrock (Fürstabt 1616–1624)
Johann Christoph von Brambach (Fürstabt 1624–1638)
Arnold IV de Valdois (Fürstabt 1638–1661)
Christoph Bernhard von Galen (Fürstabt 1661–1678)
Christoph von Bellinghausen (Fürstabt 1678–1696)
Florenz von dem Velde (Fürstabt 1696–1714)
Maximilian von Horrich (Fürstabt 1714–1721)
Karl von Plittersdorf (Fürstabt 1722–1737)
Kaspar II von Böselager-Hohneburg (Fürstabt 1737–1758)
Philipp von Spiegel zum Desenberg (Fürstabt 1758–1776)
Johann Karl Theodor von Brabeck (Fürstabt, Bischof, reg. 1776–1794)
Ferdinand von Lüninck (Bischof 1794–1802)

Position der Wappen im Grundriß

Literatur, Quellen und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Schloß Corvey
http://www.schloss-corvey.de/ - http://www.schloss-corvey.de/frm_index.php
Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im Heiligen Römischen Reich 1648-1803, hrsg. von Erwin Gatz, erstellt von Clemens Brodkorb, Reinhard Heydenreuter und Heribert Staufer, Schnell & Steiner Verlag 2007, ISBN 978-3-7954-1637-9
Günter Tiggesbäumker, Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey, Börde-Verlag Werl 2004, Deutsche Fürstenhäuser Heft 5, 3. Auflage, ISBN 3-9807740-0-7

Corvey (Westfalen): Klosterkirche (1) - Klosterkirche (2) - Wirtschaftsgebäude - Schloß - Ostportal - Toreinfahrt - Kirchvorplatz

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