Bernhard Peter
Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 73
Würzburg - ein heraldischer Leckerbissen

Dom zu Würzburg, Moritz von Hutten, Wanddenkmal

Im südlichen Querschiff links neben dem Apostelaltar befindet sich das Wanddenkmal für den Dompropst Moritz von Hutten (26.11.1503-6.12.1552), seit 1539 Bischof zu Eichstätt, angefertigt von Martin Hering. Die Hauptzone im Zentrum des Epitaphs ist von hervorragender künstlerischer Qualität und zeigt den Kleriker in betender Stellung kniend mit vor sich gefalteten Händen, den Bischofsstab mit Velum sowie seine Mitra vor sich auf dem Boden, den Blick leicht nach oben richtend auf eine Darstellung von Gottvater im Wolkenkranz, welcher den hingestreckten Christus auf den unter dem weiten Gewand verborgenen Armen hält.

Diese Hauptzone wird flankiert von zwei Halbsäulen, auf deren Kämpfern je ein Wappenschild der Ahnenprobe von einem Putto gehalten wird. Die zwei weiteren Wappenschilde der Ahnenprobe befinden sich in einem von einem durchgehenden Sims abgetrennten, unteren Bereich rechts und links der Inschrift; auch diese Schilde werden von je einem Putto gehalten. Moritz von Hutten bekam eine Dompräbende in Würzburg am 22.11.1516, Mitglied des Kapitels wurde er 1530, und am 9.9.1536 wurde er Dompropst, und 1539 wurde er Fürstbischof von Eichstätt. Er war der Stifter des Hospitals zu Arnstein. Begraben ist er im Dom von Eichstätt, nicht hier in Würzburg. Die Inschrift lautet: "MAURICIO AB HUTTEN BERNHARDI F PRAEPOSITO WIRCEBURGEN(SIS) MAGNA PIETATE PRAESTANTI INGENIO ET SINGULARI ERGA DOCTOS ATQUE STUDIOSOS AMORE COGNITO QUI ANNO GESTAE PRAEPOSITURAE III IN EPISCOPUM EYSTETTEN UNANIMITER ELECTUS QUAMQUE DIU RELUCTARETUR PRECIBUS TAMEN CAPITULARIUM ET GRAVI AMICORUM ADMONITIONE VICTUS ONERI SUBIIT AC XIII ANN ITA LABORAVIT UT QUONIAM COMMISSI GREGIS INCOLUMITATI CUM ALIAS SEMPER TUM IN GRAVISSIMIS SUI TEMPORIS GERMANIAE TUMULTIBUS SUMMA SOLICITUDINE ATQUE PRUDENTIA CONSULERET DOMI CHARUS ET FORIS INTER IMPERII CONVENTUS TAM IN RELIGIONIS CONTROVERSIA QUAM ALIIS REI PUBLICAE NEGOCIIS SPECTATUS ET OPTIMIS QUIBUSQUE GRATUS ESSET MORIENSQUE MAGNUM OMNIBUS PRAECIPUE DE ECCLESIA CONCORDIA RECTE COGITANTIBUS DESIDERIUM RELINQUERET SUI EXECUTORIS EX TESTAMENTO P VIXIT ANNIS XLIX D XI OBIIT VIII IDUS DECEMBR ANNO DOMINI MDLII".

Oben im Zentrum befindet sich das Stammwappen der von Hutten in einer kreisförmigen Umrahmung auf dem halbkreisförmigen Aufsatz, es zeigt in Rot zwei goldene Schräglinksbalken. Helmzier ein wachsender bärtiger Männerrumpf, rot gekleidet mit goldenen Aufschlägen, auf dem Kopf eine mit drei Hahnenfederbüschen an der Spitze und im Stulp geschmückte rote Spitzmütze mit goldenem Aufschlag. Helmdecken rot-golden.

Die Richtung der Schrägbalken variiert. Das erste Wappen der Ahnenprobe zeigt sie schräglinks, ist aber genau wie das Bibra-Wappen darunter gewendet, so daß die Balken eigentlich schrägrechts sind. Desgleichen ist bei dem vierten Wappen der Ahnenprobe zu finden. Nur hier im obersten Wappen verlaufen die Schrägbalken schräglinks.

Ringsum sind die vier Wappenschilde der Ahnenprobe zu sehen. Heraldisch rechts oben ist das der Vater Bernhard von Hutten (1474-1539), auf Birkenfeld, würzburgischer Amtmann zu Königshofen, bzw. der Großvater väterlicherseits des Probanden, Conrad von Hutten (-1513), würzburgischer Amtmann zu Arnstein. Der Schild zeigt das Hutten-Wappen wie beschrieben. Heraldisch oben rechts sehen wir in Blau eine silberne Lilie, das Wappen steht für die Mutter des Probanden, Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544) bzw. für den Großvater mütterlicherseits, Eberhard von Ebersberg gen. Weyhers.

Heraldisch rechts unten sehen wir den Wappenschild der von Bibra (in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, hier gewendet), der hier für die Großmutter väterlicherseits steht, Ursula von Bibra, Ehefrau des Conrad von Hutten. Heraldisch links unten begegnet uns der Wappenschild für die Großmutter mütterlicherseits, Elisabeth von Hutten, Ehefrau des Eberhard von Ebersberg.

Die Freiherren von Hutten:
In dieser Familie gibt es viele Personen, die in der Geschichte eine herausragende Rolle gespielt haben. Bischöfe, Offiziere, Äbte, hohe Beamte - die Freiherren von Hutten machten Geschichte. Urahn ist Freiherr Rudolph von Hutten, 1179 AD. Das Geschlecht der Freiherren von Hutten spaltete sich unter seinen Enkeln, Frowin und Friedrich, in zwei verschiedene Linien auf.

Wappen der Hutten von Steckelberg: In Rot zwei goldene Schrägbalken, selten eine Linie mehr und damit fünfmal rot-golden schräggeteilt. Die Richtung der Balken kann offensichtlich wechseln. Helmzier ein offener roter Flug, beiderseits mit zwei goldenen Schrägbalken belegt, sparrenweise gegeneinander gewendet. Helmdecken rot-golden.

Linie der Hutten von Steckelberg: Begründet von Friedrich, benannt nach Burg Steckelberg bei Schlüchtern, ihrem Stammsitz seit dem 13. Jh. Im Mittelalter u. a. als Raubritter bekannt. Die Steckelburg wurde schließlich als Raubnest geschleift. Einige Mitglieder der Familie sind in Gewalttaten verwickelt. Der Familienbesitz lag in Steckelburg, Schlüchtern, Volmers etc., dazu im Sinngrund und im Jossatal. Die Linie erlosch 1422 und wird von der Gronauer Linie fortgesetzt. Der berühmteste Vertreter dieser Linie ist Ulrich von Hutten, der Humanist und Reformationskämpfer, der auch maßgeblich an der Vertreibung Herzog Ulrichs von Württemberg beteiligt war.

Wappen der Hutten von Stolzenberg und Frankenberg (hier): In Rot zwei goldene Schrägbalken, selten eine Linie mehr und damit fünfmal rot-golden schräggeteilt. Helmzier Rumpf eines bärtigen Mannes, rot gewandet, mit einer silbernen Mütze, rot gestulpt, hier rote Mütze mit goldenem Stulp, farbliche Variationen möglich, oben und an beiden Seiten mit schwarzen Hahnenfedern besteckt. Helmdecken rot-golden.

Linie der Hutten von Stolzenberg und Frankenberg (hier): Gegründet von Frowein, brachte im 14. Jh. die Burg Stolzenberg, eine fuldische Burg über dem Tal der Kinzig, an sich und benannte den Familienzweig nach seiner neuen Stammburg. Auch diese Burg wird 1252 zerstört, auch hier darf als Grund Raubrittertum angenommen werden. Der Familienbesitz der Stolzenberger Linie lag im wesentlichen in Romsthal, Eckardroth, Kerbersdorf, Marborn, Wahlert, Steinbach. Weiterhin hatte die Familie die Amtmannschaft Arnstein inne, dazu Birkenfeld im Kanton Baunach. Das hohe Ansehen der Familie liegt aber in den erstaunlich vielen und hochangesehenen Klerikern begründet, die die Familie hervorbrachte: der hier besprochene Moritz v. H., Bischof von Eichstätt (1539-1552), Dompropst von Würzburg, weiterhin Philipp von Hutten, Gouverneur in Venezuela, gest. 1546, Christoph Franz v. H., Bischof von Würzburg, Peter Philipp v. H., Domscholaster von Würzburg, Franz Christoph v. H., Bischof von Speyer (1743-1770), 1769 Kardinal etc. Die Familie stellte weiterhin drei Ritterhauptleute in den Kantonen Baunach und Odenwald.

Übersicht über die Vorfahren des Moritz von Hutten:

Eltern:
  • Bernhard von Hutten (1474-1539)
  • Gertraud von Ebersberg gen. Weyhers (-1544)

Großeltern:

  • Conrad von Hutten (-1513)
  • Ursula von Bibra
  • Eberhard von Ebersberg gen. Weyhers
  • Elisabeth von Hutten
  Urgroßeltern:
  • Conrad von Hutten
  • Anna von Rechberg
  • Georg von Bibra
  • Anna Fuchs von Burglemniz
  • Hans von Ebersberg gen. Weyhers
  • Barbara von Steinau gen. Steinrück
  • Lorenz von Hutten
  • Elisabeth von Thüngen

Links:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_W%C3%BCrzburg
St. Kilians-Dom:
http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien. Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003, ISBN 3-87947-113-4
Heinrich Grimm, Moritz von Hutten, in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S.98,
http://www.deutsche-biographie.de/pnd119063905.html
Moritz von Hutten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Hutten
Biedermann, Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Baunach
http://books.google.de/books?id=ayZRAAAAcAAJ
von Hutten:
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45739
Moritz von Hutten (GSN: 059-01126-001), in: Germania Sacra,
http://personendatenbank.germania-sacra.de/index/gsn/059-01126-001
Veröffentlichung der Photos aus dem Innenraum mit freundlicher Erlaubnis des Bischöflichen Ordinariates, Presse- und Informationsstelle, Domerschulstraße 2, 97070 Würzburg, vom 24.01.2007.
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 369-371

Dom, Erasmus Neustetter gen. Stürmer - Dom, Veit Gottfried von Wernau - Dom, Richard von der Kere - Dom, Albert von Bibra - Dom, Johannes von Guttenberg - Dom, Petrus von Aufseß - Dom, Georg von Giech - Dom, Johann Konrad Kottwitz von Aulenbach - Dom, Franz Ludwig Faust von Stromberg - Dom, Neidhardt von Thüngen - Dom, Georg Heinrich von Stadion - Dom, Konrad Friedrich von Thüngen

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