Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 197
Würzburg
- ein heraldischer Leckerbissen
Dom zu Würzburg, Messingplatte für Albert von Bibra
Dieser Grabplattenbeschlag aus Bronze, der heute die Wand eines Seitenschiffes im Würzburger Kiliansdom ziert, erinnert an Albert von Bibra (1464-1511, je nach Quelle auch Albanus oder Albrecht von Bibra genannt). Die Beschläge messen 230 cm in der Höhe und 111 cm in der Breite. Er trat 1483 als Domicellar in Würzburg in die Klerikerlaufbahn ein und schwor am 7.10. auf. 1484 wurde er Pfarrer in Wettringen. Am 16.8.1496 wurde er Propst am Neumünsterstift, und 1502 wurde er Dompropst in Würzburg. Auch in Bamberg war er Domherr (Domkanonikat 1486-1501), und er amtierte noch als Oberpfarrer in Röttingen. Ein weiteres Kanonikat bestand im Liebfrauenstift in Mainz und in der Nikolaus-Vikarie in St. Sebald in Nürnberg. Er verstarb am 24.8.1511. Die umlaufende erhabene Inschrift, von der im optisch oberen linken Teil ein ganzes Stück fehlt, lautet wie folgt: "Anno d(omi)ni M CCCCC XI (1511) die solis vi(g)esi(m)a quarta Augusti obiit Reverend(us) pater Albertus de bibra maioris et sancti Johannis novi monasterii (= Stift Neumünster) herb(ipole)n(sium) eccl(es)iar(um) pr(a)eposi(tus cuius anima requiescat) i(n) s(an)c(t)a pace ame(n)." Die Inschrift ist in gotischen Minuskeln ausgeführt. Innerhalb dieses von der Inschrift gebildeten Rahmens steht das nur an der unteren Seite mit ersterem verbundene Standportrait des Klerikers mit einem Abendmahlskelch in der Linken, in typischer Geste die Rechte mit zwei ausgestreckten Fingern segnend darüber erhoben. Er trägt Chormantel und Birett. Der Raum zwischen Kopf und oberem Abschluß ist mit spätgotischem Sprengwerk gefüllt. Die aus der Nürnberger Vischer-Werkstatt stammende Platte wurde am 16.3.1945 durch Bombentreffer beschädigt.
Die Eltern des Domherren Albert von Bibra waren Georg von Bibra (erw. 1443-1464), und dessen Frau Elisabeth von Modschiedel (Deutsche Inschriften Band 27 abweichend: Valentin von Bibra und Anna Modschiedler, unzutreffend). Zu Füßen des Klerikers befindet sich ein Vollwappen der Familie, in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz, auf dem gekrönten Helm mit schwarz-goldenen Decken ein goldener, beiderseits mit einem einwärts aufspringenden schwarzen Biber belegter Adlerflug.
Die vier Wappen der Ahnenprobe, jeweils ein Halbrundschild an den Ecken, stehen für die vier Großeltern des Domherrn. Heraldisch rechts oben steht der Schild für den Großvater väterlicherseits, Johann von und zu Bibra (erw. 1383-1429), in Gold ein steigender schwarzer Biber mit geschupptem Schwanz. Oben links steht der Schild für den Großvater mütterlicherseits, Konrad Modschiedel oder Modschiedler, rot-silbern mit Zackenschnitt bogenförmig schräggeteilt. Daß die von Modschiedel in engem Zusammenhang mit den Förtsch von Thurnau standen, erkennt man am ähnlichen Wappenbild. Unten rechts wird die Großmutter väterlicherseits repräsentiert, Margaretha Lemplein/Lamprecht, in Silber ein aufspringender roter oder naturfarbener Fuchs. Die Lamprecht sind ein Zweig der Fuchs. Und der letzte Schild, der unten links, steht für die Großmutter mütterlicherseits, eine nicht näher bekannte Frau von Leonrod, in Silber ein roter Balken. Genealogie nach Wagenhöfer; die Angaben bei Biedermann und Salver sind überholt, und damit auch die in Deutsche Inschriften Band 27.
Literatur,
Links und Quellen:
Bistum Würzburg: http://www.bistum-wuerzburg.de/
Bistum Würzburg bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Würzburg
St. Kilians-Dom: http://www.dom-wuerzburg.de/index.php?r=t/
Beschreibung dieses Epitaphs in: Joh. Octavian Salver, Proben des
hohen deutschen Reichs Adels oder Sammlungen alter Denkmäler http://books.google.de/books?id=ZONWAAAAcAAJ S. 382-384 (genealogische Angaben unzutreffend)
von Vestenberg: http://de.wikipedia.org/wiki/Vestenberg_(Adelsgeschlecht)
Fuchs von Rügheim: http://de.wikipedia.org/wiki/Fuchs_(Adelsgeschlecht)
von Bibra: http://de.wikipedia.org/wiki/Bibra_(Adelsgeschlecht)
Genealogie der von Bibra: Biedermann, Geschlechts-Register der
Reichs-Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken,
löblichen Orts Steigerwald http://books.google.de/books?id=5tJDAAAAcAAJ (genealogische Angaben unzutreffend)
Burg Bramberg: http://www.burgenwelt.de/bramburg/ge.htm
Alfred Wendehorst, das Bistum Würzburg 4: Das Stift Neumünster
in Würzburg, Germania Sacra NF 26, Berlin/New York 1989, online:
http://rep.adw-goe.de/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B bzw. http://rep.adw-goe.de/bitstream/handle/11858/00-001S-0000-0003-16EF-B/NF%2026
Wendehorst%20Stift Neumünster Würzburg.pdf S. 311.
Werner Wagenhöfer: Die Bibra - Studien und Materialien zur
Genealogie und zur Besitzgeschichte einer fränkischen
Niederadelsfamilie im Spätmittelalter, Degener-Verlag, Neustadt
a. d. Aisch, 1998
Herrn Peter Kolb ein herzliches Dankeschön für wertvolle
Hinweise zur Bibra-Genealogie
Die Deutschen Inschriften, hrsg. von den Akademien der
Wissenschaften in Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Mainz,
München und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in
Wien, 27. Band, Münchener Reihe 7. Band, Die Würzburger
Inschriften bis 1525, auf der Grundlage des Nachlasses von
Theodor Kramer, unter Mitarbeit von Franz Xaver Herrmann,
bearbeitet von Karl Borchardt, Dr. Ludwig Reichert Verlag,
Wiesbaden 1988, S. 202 Nr. 437
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