Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 604
Engers bei
Neuwied am Rhein
Das Speehaus in Neuwied-Engers am Rhein
Direkt am Rheinufer neben dem spätbarocken Schloß Engers liegt das sog. Spee-Haus, heute genutzt vom Rehabilitationszentrum Heinrich-Haus Neuwied als Verwaltungszentrum. Das Spee-Haus wurde vermutlich zwischen 1530 und 1600 erbaut. Die Spee sind nicht die ursprünglichen Besitzer. Es ist bekannt, daß das Haus 1637 von Graf Hermann von Hatzfeld erworben wurde. Sein Sohn war General im dreißigjährigen Krieg und Oberbefehlshaber der kaiserlichen und kursächsischen Truppen, und dieser Melchior von Hatzfeld ließ sich nach dem Westfälischen Frieden 1648 hier nieder. Andere Besitzer sind die namengebenden Spee, und später die von Hillesheim.
Um das Spee-Haus herum gruppieren sich heute Wohnstätten und Sozialbereiche für Behinderte. Das alte Spee-Haus ist eingebunden in eine 1991-1994 entstandene Gesamtanlage für Behinderte, deren Neubauten in lockerer Form in den Schloßpark eingefügt sind. Bezüglich der Harmonie des Ensembles kann man sehr geteilter Meinung sein, der 2005 völlig modern mit Glas und Stahl neu gestaltete Eingangs- und Versorgungsbereich des Spee-Hauses (im Bild nach Kräften abgeschnitten) ist für mich als Liebhaber alter Bausubstanz schlicht schockierend, auch wenn es den Segen der Denkmalpflege Rheinland-Pfalz erhalten hat. Kontrast zwischen alten und neuen Bauten kann sehr interessant wirken, wenn sich die Baustile gegenseitig respektieren, und genau das ist hier am Eingang m. E. nicht mehr gegeben. Zum Glück haben wir ja noch die drei anderen Seiten des Hauses, um uns daran zu erfreuen, denn diese sind in tadellos restauriertem Zustand.
Das Wappen von Hillesheim am Speehaus
Am seitlichen Eingang (der alte Eingang, nicht der in meinen Augen das Haus verschandelnde neue Zugang auf der rheinabgewandten Breitseite), befindet sich über der Tür das Wappen derer von Hillesheim, der vorletzten Besitzer. Dabei handelt es sich um ein altes niederländisches Adelsgeschlecht, das in Gold drei pfahlweise gestellte gestümmelte schwarze Äste führt. Die hier nicht gezeigte Helmzier wäre ein schwarzer Bocksrumpf mit goldenem Stern im Maule und einem goldenen Halsband, darin die drei schwarzen Äste. Die Helmdecken wären schwarz-golden. Die die Schildkartusche umspielenden beiden Tiere haben ihre Wurzel in einer Jagdgeschichte.
Der Spee-Wappenstein im Gartes des Speehauses
Im Nordwesten des Hauses lehnen an einer Gartenmauer mit Gitter zwei ältere Wappensteine, leicht verwittert und mit Flechten besetzt. Dadurch, daß sie hier schräg an der Mauer im Unkraut lehnen, sind sie der Witterung schutzlos ausgeliefert. Es wäre dringend zu wünschen, daß diese Steine angemessen untergebracht und präsentiert werden.
Der eine der beiden Steine zeigt das Wappen der Familie Spee. Das Stammwappen der aus Westfalen stammenden und später im Rheinland ansässigen Spee, deren berühmtester Sproß (zumindest für einen Trierer) Friedrich Spee zu Langenfeld ist, und deren Mitglied Ambrosius von Spee 1739 von Kaiser Karl VI die Reichsgrafenwürde erhielt, ist in Silber ein schreitender roter Hahn. Dieses Wappen können wir z. B. am Grab des Friedrich Spee von Langenfeld in der Trierer Jesuitenkirche sehen. Hier handelt es sich um das vermehrte Wappen, das vom Stammwappen Spee und Troisdorf geviert ist. Die Darstellung der Helmdecken und insbesondere der Helme läßt einige Fragen offen.
Aufbau des vermehrten Wappens der Spee (früher sollen sie sich Spede geschrieben haben): Geviert:
Zwei Helme:
Devise: Spes durat avorum
Der Walderdorff-Wappenstein im Garten des Speehauses
Aufbau des Wappens von Johann Philipp von Walderdorff (reg. 1756-1768)
Das Wappen hat zwei Ebenen, die untere ist der Hauptschild mit den Kirchenämtern, die obere ist der Herzschild mit dem Familienwappen. Beide sind aus je zwei Komponenten geviert, was das Wappen insgesamt sehr symmetrisch wirken läßt. Es ist im Detail wie folgt aufgebaut:
Der Zeit entsprechend fehlen bei der Darstellung die Helmzieren. Stattdessen ist das Wappen in eine prächtige Kartusche eingearbeitet, über dem Herzschild eine Krone, über dem Hauptschild der Fürstenhut und dahinter Kreuz, Schwert und Krummstab. Man beachte die beiden reliefartigen Ornamente jeweils zwischen dem Trierer Kreuz und dem Prümer Lamm - sie sind kein heraldischer Bedeutungsträger und füllen einfach nur den Leerraum, der sich durch die eingezogenen Seiten des Schildes ergibt, vergleichbar einer Damaszierung.
Literatur
und Quellen:
Siebmachers Wappenbücher
http://www.heinrich-haus.de/
Schloß Engers - Spee-Haus
in Engers
Die Wappen der Fürstbischöfe und
Bischöfe von Trier - Teil (1) - Teil (2)
Die Wappen der
Herren, Freiherren und Grafen von Walderdorff
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