Bernhard
Peter
Galerie:
Photos schöner alter Wappen Nr. 515
Lebenhan
(Unterfranken)
Lebenhan bei Neustadt (Teil 1)
Geschichte
der Forstmeister von Lebenhan
Den Herren von
Lebenhan begegnen wir erstmalig in der Geschichte im 13. Jh. Im
Jahre 1246 beauftragte der Würzburger Bischof Hermann von
Lobdeburg (reg. 1225-1253) einen Lutolfus de Lewenhagen mit der
Abgrenzung eines Walddistriktes, das er zuvor dem
Zisterzienserinnenkloster Wechterswinkel geschenkt hatte. Der
Hintergrund ist, daß die Bischöfe von Würzburg hier in dieser
Gegend ausgedehnten und wertvollen Waldbesitz hatten (Salzforst),
der aus einer Schenkung aus dem Jahr 1000 durch Kaiser Otto III
herrührt. Früher hatten die Grafen von Henneberg diese
bischöflichen Wälder verwaltet. Jene aber, die zu den
Mächtigsten der Gegend gehörten, versuchten, dieses Lehen zu
ihre eigenen Vorteil zu "privatisieren". Bischof
Manegold von Neuenburg (reg. 1287-1303) rettete
"seinen" Wald vor dem allzu vereinnahmenden Zugriff der
Henneberger dadurch, daß er das Amt des bischöflichen
Fortsmeisters schuf. Er wählte 1291 zur Besetzung einen Mann aus
dem weniger mächtigen und bedeutenden niederen Adel, der weder
die Hausmacht noch die Wirtschaftskraft besaß, um den Bischöfen
erneut die Wälder streitig zu machen, der aber duch das Amt
soweit aufgewertet wurde, daß eine treuer Vasall zu erwarten
wäre: Konrad von Wittelshausen bekam das erbliche Amt des
Forstmeisters im Salzforst. Die Herren von Wittelshausen, auch
genannt von Rothenkolben, entstammen dem Neustädter Stadtadel
und gehören dort zu den Patriziergeschlechtern. Sie stellten den
Schultheißen, gingen aber genauso einfachen bürgerlichen
Berufen wie dem eines Müllers nach. So kam es, daß aus den
Herren von Wittelshausen die Forstmeister von Lebenhan wurden und
der Amtsname zum Familiennamen wurde. Als Bischof Manegold von
Neuenburg am 29.7.1303 starb, bestätigt sein Nachfolger dieses
Lehen. Empfänger der Urkunde ist damals ein Dietrich von
Rothenkolben, Forstmeister von Lebenhan. Zeitgleich wird er mit
einem Teil der bischöflichen Salzburg belehnt. Durch das Amt
stieg die Familie in den Ritteradel auf und diesem Amt verdankt
sie ihren Wohlstand und Einfluß. Die von Rothenkolben hatten
fast 300 jahre lang das erbliche Amt inne. UInd wenn man so lange
auf einem Besitz schaltet und waltet, wird man immer
selbständiger und betrachtet den Salzforst irgendwann fast schon
wie ein Stück Eigentum - und als die Gelegenheit durch die
Reformationswirren besonders günstig war, kam man dem Versuch
eines Eigentumsüberganges schon sehr nahe, bis Fürstbischof
Julius Echter von Mespelbrunn die Nase gestrichen voll hatte von
diesen Eigenmächtigkeiten (man wollte durch wilde Rodung eine
eigene Herrschaft errichten), das Lehen entzog und das Amt des
erblichen Forstmeisters 1587 abschaffte. Im Salzforst war wieder
Ruhe eingekehrt, der Name blieb der Familie. Lange überlebte
diese den schweren Schlag aber nicht. Mittlerweile gab es drei
Zweige der Familie. Mit Wilhelm von Rothenkolben, Forstmeister
von Lebenhan zu Lebenhan im Jahre 1603 und mit Melchior Adolf von
Rothenkolben, Forstmeister von Lebenhan zu Steinach erlischt die
Familie 1629 im Mannesstamme.
Lebenhan
kommt an die von Gebsattel
Ursula, die Tochter
von Wilhelm von Rothenkolben, Forstmeister von Lebenhan zu
Lebenhan, heiratete den fürstbischöflichen Amtmann zu
Fladungen, Otto Wilhelm von Gebsattel. Die Lebenhaner Güter
fallen damit an die Familie von Gebasattel und bleiben ihr bis
1865. Otto Wilhelm von Gebsattel baut den alten Herrensitz nach
seinem Geschmack um: 1603 wird an das "Hintere Schloß"
ein großer Keller angebaut, wovon die Bauinschrift unter einem
großen Wappenstein erzählt. Das Wappen selbst ist ein
Allianzwappen von Ursula von Rothenkolben, Forstmeisterin zu
Lebenhan, und Otto Wilhelm von Gebsattel. Auf den Seiten sind je
drei Wappenschilde angebracht, eine ungewöhnliche Anzahl.
von Bibra |
von Berlichingen |
von Heßberg |
Optisch linke Seite (alle Schilde gewendet):
Voit von Salzburg | von Heldritt | Stein von Ostheim |
Optisch rechte Seite:
Die Inschrift unter dem Wappen lautet: "Anno Domini ein Tausend jhar / Sechs hunderdt und drey zuwar / Durch Gottes guete und gnadt / Dieser Keller aufgebauet wardt / Von dem Edlen und vesten / Otto Wilhelmen von Gebsattel zum besten / Und zu Ehren seinem Adelichen Stamb / Gott gebe inen hier zu alle samb / Gluck Heil Segen gedeien und wolfardt. / Bewar sie auch vor übel frue und spat / Alß man das fuder weins eben / umb ein hunderdt und zwantzig gulden thet geben / so zuvor / Anno 1599 erwachsen war / Kostlich gut und von zimlicher anzal / welches zuvor nicht war gehort / In dieser .... an keinem orth."
Literatur
und Links:
Siebmachers Wappenbücher
Eugen Schöler, Historische
Familienwappen in Franken, Verlag Degener 3. Aufl. 1999
Anton P. Rahrbach, Reichsritter in
Mainfranken. Zu Wappen und Geschichte fränkischer Adelsfamilien.
Bauer & Raspe Verlag - Die Siebmacherschen Wappenbücher, die
Familienwappen deutscher Landschaften und Regionen, Band 2, 2003,
ISBN 3-87947-113-4
P. Hermann Keul, Geschichte des Herrensitzes Lebenhan, des
Missionshauses St. Kilian, der Missionare von der Hl. Familie,
Jahresbericht 1988, sowie freundliche Erklärungen und wertvolle
Hinweise auf dem Gelände
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